Back in Namibia 2014

Reisezeit: August - Oktober 2014  |  von Onkel Achmed

Besuch einer namibischen Hochzeit

Rahmendaten

Hochzeitspaar: Tuhafeni und Rocco
Die Namibianerin Tuhafeni ist Angehörige der Volksgruppe der Ovambo.
Der Italiener Rocco ist Angehöriger der Volksgruppe der Tourguides.
Austragungsort: das Örtchen Ongwediva, ganz im Norden Namibias, im Ovamboland.
Anzahl der Gäste: nur 150 geladene Gäste, ein kleines Fest, was daran liegt, dass sich von Roccos Seite nur sehr wenige Gäste (nämlich nur seine Eltern) auf die lange Reise von Italien nach Namibia gemacht haben.
Meine Verbindung zum Brautpaar: keine; ich wurde von der Made of Honor, der für die Feierlichkeiten verantwortlichen Trauzeugin, eingeladen.

Unser Reiseweg zum Dorf der Braut

Anreise mit Hindernissen

Freitagmorgen 6:25 Uhr. Mein Handy klingelt. Ich bin nicht schnell genug. Packe noch schnell die letzten Sachen in den Tagesrucksack und rufe dann Ndeshi zurück. Ndeshi ist eine der Brutjungfern und nimmt heute Fenny, Justine und mich von Windhoek mit in den Norden nach Ongwediva. Als ich sie an der Strippe habe ist sie völlig fassungslos und sag: "Du hattest Recht!" ich fange an zu lachen. Am Tag zuvor hatten wir eine kurze Diskussion darüber, ob es in Windhoek morgens und abends eine Rushhour mit erhöhtem Verkehrsaufkommen, auch Stau genannt, gibt. Ndeshi war der felsenfesten Überzeugung: In Namibia gibt es keine Staus. Ich war der Überzeugung, da schon einige Male am eigenen Leib erfahren: in Windhoek gibt es sehr wohl Stau. Naja, Ende vom Lieb war eine total verdatterte Ndeshi und eine Abfahrt aus Windhoek mit mehr als einer Stunde Verspätung.
Also, wer an einem Freitagmorgen von Windhoek über die B1 die Stadt in Richtung Swakopmund oder Oshakati verlassen möchte, tut gut daran, sich gegen 5 Uhr in der Früh auf den Weg zu machen. Nämlich dann, wenn der Berufsverkehr nicht am Start ist.
Die gut 430 km bis Tsumeb verbringen wir mit wenigen Pausen, guter Musik aus dem südlichen Afrika und ordentlich Kilometern pro Stunde. Kurz nach Tsumeb endet die so genannte white farming area, also das Gebiet hauptsächlich von Weißen geführter Großfarmen, an einer Straßensperre der Polizei. Dieser raodblock trennt das kommerziell genutzte Farmland mit Zaun drum herum vom gemeinschaftlich genutzten Farmland im Ovamboland und Caprivi. Unglaublich aber wahr: der gesamte Norden des Landes wird durch einen Veterinärzaun vom Rest des Landes getrennt. So soll verhindert werden, dass die Tiere aus den Herden des Nordens sich mit den Tieren auf den Farmen mischen. Aber zurück zur Straßensperre der Polizei. Diese ist fester Bestandteil der Strecke. Ndeshi zeigt ihren Führerschein, die Polizistin geht ein Mal um den Wagen und zuschauen, ob das Auto auch verkehrstüchtig ist und checkt zu guter Letzt noch, ob der Wagen auch "TÜF" hat. Alles gut - wir dürfen weiter fahren. Auch wenn ich weiß, dass ich nichts verbrochen habe, so machen mir Polizeikontrollen doch immer wieder ein ungutes Gefühl. Ich bin es schlicht weg nicht gewohnt.

Die Strecke vom roadblock nach Ongwediva zieht sich. Das hat zwei Gründe. Erst einmal liegt es am frei herum laufenden Vieh. Und mit Vieh meine ich Ziegen, Rinder und Esel. Und die Esel sind ja so was von bescheuert. Diverse Male kommen wir auf der B1, also einer gut ausgebauten Straßen, auf der 120 km/h erlaubt sind, zum Stehen. Ein Weiterfahren ist nicht möglich, da entweder ein Esel sich entschieden hat, einfach mal auf der Mitte der Straße stehen zu bleiben oder aber eine ganze Rinderherde die Straße kreuzt. Der zweite Grund, und da müssen wir alle sehr lachen, es ich rushhour und wir stehen in Ondangwa im Stau. Die einzige, die immer noch fassungslos ist und der nicht zum Lachen zu mute ist, ist Ndeshi. Mehrfach wiederholt sie wie ein Mantra: "Ich habe einfach keine Geduld. Ich kann das nicht." Lachend berichte ich vom werktäglichen Stau auf der A 40 und dass es Freunde von mir gibt, die diesen Teil der Autobahn liebevoll auch ihr "Wohnzimmer" nennen.
Nur noch einige Kilometer weiter, in Ondangwa trennen sich unsere Wege. Fenny fährt mit dem Taxi weiter in das Dorf ihrer Oma, Justine trifft in Ongwediva ihre Schwester, die hier mit Ihrem Mann lebt und erst Morgen zum offiziellen Teil der Hochzeit wieder dazu kommt, Ndeshi fährt weiter ins Hotel und wird später bei der "Kofferübergabe" in Tuhafenis Village auftauchen und ich, ja ich werde jetzt das erste mal die Braut treffen. Gene, die Made of Honor also Trauzeugin und meine Freundin, hat es nämlich so eingerichtet, dass ich auf der Seite der Braut die Hochzeit erleben darf. Ich werde ab jetzt Genes Schatten sein und immer da mit anpacken, wo meine Hilfe gebraucht wird.

Ndeshi: "Ich habe einfach keine Geduld. Ich kann das nicht."

Ndeshi: "Ich habe einfach keine Geduld. Ich kann das nicht."

Stau in Ondangwa

Stau in Ondangwa

© Onkel Achmed, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Seit 2001 bereise ich nun schon in unregelmäßigen Abständen immer wieder Namibia. Bei der diesjährigen Reise wird einiges anders sein, als bei den Reisen zuvor. Ihr werdet sehen.
Details:
Aufbruch: 15.08.2014
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 31.10.2014
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Onkel Achmed berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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