5200 km von Johannesburg bis Kapstadt in Südafrika

Reisezeit: Oktober / November 2006  |  von Leonhardt H.

Mit dem eigenen Fahrzeug von Johannesburg über den Krügerpark, Swasiland, Durban, Drakensberge, Garden-Rute, Weinland bis Kapstadt

Reisebericht

Facettenreiches Südafrika

Reiseverlauf:
31.10.06 19:30 Abflug in Frankfurt mit Iberia-Air
01.11.06 00:30 Zwischenlandung mit Umsteigen in Madrid. Zweieinhalbstündiger Aufenthalt. Dieser Flughafen ist gegenüber Frankfurt eine Augenweide.
01.11.06 11:30 Ankunft auf dem International-Airport in Johannesburg. Bei Regenwetter und nicht gerade warmer Witterung war der erste Eindruck von Südafrika eher etwas negativ. Geschafft durch den langen Flug wäre Sonnenschein ein besserer Empfang gewesen. Die Stimmung hat sich aber nach der ersten Übernachtung in Hazyview auf der Panoramaroute grundlegend geändert.
In Johannesburg wurden wir dann sofort nach der Landung von einem einheimischen Schwarzfarbigen empfangen und haben über Europcar das Fahrzeug übernommen (nagelneuer Golf I mit 210 km, im Grunde nicht gerade das ideale Fahrzeug für Pistenfahrten). Nach kurzer Dokumentenübergabe und der Auskunft: Nach dem Parkhaus im Kreisverkehr links (das war auch alles) sind sofort weiter Richtung Hazyview gefahren (ca. 400 km). Irgendwie hatten wir aber die Entfernungen völlig unterschätzt. Auch zuviel Zeit in die neue Gegend investiert. Jedenfalls sind wir erst spät abends bei Dunkelheit, ich glaube, es war so 21:30 Uhr, an unserer ersten Unterkunft angekommen. Kein Wunder, liegt sie etwas außerhalb Hazyview und man muss noch ca. 5 km einem ungeteerten Feldweg folgen um an die Lodge zu gelangen. In Deutschland hätte man schon längst umgekehrt. Aber, und das muss ich sagen, die Beschreibung des Reiseveranstalters ist außerordentlich präzise und wenn man sich darauf verlässt kommt man ans Ziel. Auch wenn es hin und wieder unwahrscheinlich aussieht. Nur die angegebenen Zeiten passen nicht. Sie würden bedeuten: rein ins Auto, Vollgas bis zur maximal zulässigen Geschwindigkeit, Aussteigen......

01.11.-03.11.06 die 1. und 2. Übernachtung in Hazyview im Haus Kopatsch, übrigens überraschenderweise ein Konstanzer Ehepaar, 1999 ausgewandert. Wir waren ganz schön überrascht. Öffnet uns doch ein Ehepaar aus unserer Stadt die Tür. Sie gaben uns dann auch einige Tipps zur Strecke, und gerade in Bezug Trinkgelder lagen wir etwas falsch.
02.11.06 Am ersten Tag in Südafrika konnten wir auch gleich die Tipps der Familie Kopatsch nutzen. Wir fuhren die Panoramaroute, eine sehr sehenswerte Strecke (God`s Windows, Wasserfälle, Blyde River Canyon, Three Rondavels, Goldgräberstadt Pilgrim`s Rest usw.). Es war schon faszinierend, gerade bei God`s Windows, 1500 Meter fast senkrecht abfallend und auf der Hochebene bildet sich durch die verschiedenen Temperaturen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit mit Regenwald. Der erste Ort Graskop den wir besuchten mit seinen vielen "Schwarzen" und den Märkten wird mir immer in Erinnerung bleiben. Pilgrim`s Rest, die Goldgräberstadt ist im Grunde eine authentisch nachgebaute Stadt mit einem östlichen und westlichen Teil. Die Tour beanspruchte auch den gesamten Tag und abends kamen wir etwas erschöpft an der Unterkunft an.
03.11.06 (180 km) Fahrt über das Orpen Gate in den Krüger Nationalpark bis zur 3. Übernachtung im Satara Rest-Camp. Auf dieser Strecke haben wir die meisten Tiere gesehen. Springböcke, Giraffen, Elefanten, Hyänen, Nashörner, Wasserbüffel, Affen, Zebras, Schildkröten, Straussenvogel und vieles mehr. Sehr nahe und sehr erlebnisreich. Mir persönlich hat es die Giraffe am meisten angetan. Graziös steht sie vor mir, keine 4 Meter weit, schaut mich über einen Busch mit ihren Augen und langen Wimpern mal von links, mal rechts vom Busch an. Und wir beide wissen nicht wie wir uns verhalten sollen. Am Abend (17:00-20:00 Uhr) nahmen wir an der Sunset-Drive, eine Abendsafari teil. Der dunkelhäutige Fahrer zeigte aber recht wenig Lust und Interesse und so war die gesamte Safari nicht so ganz überzeugend obwohl wir doch einige Tiere zu sehen bekamen. Trotzdem ist sie empfehlenswert.

03.11.-04.11.06 die 3. Übernachtung im Satara-Camp. Eine sehr schöne Anlage mit relativ gut eingerichteten Unterkünften, Selbstverpflegung. Besonders die außenliegende Küche, das Frühstück im Freien in Begleitung recht vieler zutraulicher Vogelarten hat uns begeistert. Hier möchte ich sagen: Auf unserer gesamten Reise waren übrigens alle Unterkünfte bestens und es gab nie eine Reklamation.
04.11.06 (165 km) Weiterfahrt durch den Nationalpark Richtung Süden, Berg en Dal. Man darf die Strecke allerdings nicht unterschätzen. In Südafrika geht alles viel gemächlicher zu. Keine Hektik, kein Stress, Strassen menschenleer und sehr gut zu befahren. Wir haben uns unterwegs zwar einmal verfahren, als wir einen Aussichtspunkt im Park anfuhren. Beim Zurückfahren statt links, rechts abgebogen - Gott sei Dank musste ich im Nachhinein sagen, denn nach ca. 15 Km hatten wir eine Anhöhe mit einem herrlichen Aussichtspunkt erreicht. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick über die Weite des Parks. Das wichtigste Utensil auf unserer gesamten Reise war übrigens ein sehr gutes Fernglas. Immer griffbereit vorn im Wagen. Es war der wärmste Tag unseres gesamten Urlaubs: 40 Grad im Schatten. Den ganzen Tag die Sonne über uns, keine einzige Wolke.
04.11.-06.11.06 Zwei Übernachtungen (4. und 5.) im Camp Berg en Dal im Südlichen Krügerpark. Wieder ein Camp mit guter Einrichtung. Bei einer Wanderung am Rande des Camps konnten wir im angrenzenden angestauten Gewässer ein Flusspferd entdecken und ein Krokodil schaute uns groß mit seinen aus dem Wasser ragenden Augen an. Als jedoch eine Echse oder etwas ähnliches, (ich beschreibe es immer als "Riesiger Regenwurm mit 4 Beinen") unser Weg kreuzte drehten wir vorsichtshalber wieder um.

04.11.06 Sunset-Drive, Abendsafari wieder von 17:00 bis 20:00 Uhr. Diesmal mit einer Südafrikanerin, auch viel interessierter und engagierter. Diesmal sahen wir noch die zwei fehlenden Tiere der "Big5", der Löwe und der Gebhard. Trotzdem würde ich nächstes Mal eher eine "Morning-Drive", eine um 4:30 Uhr beginnende Safari am nächsten morgen mitmachen. Erstens ist man von der ganzen Tagesfahrt durch den Park doch recht k.o. und zweitens wären beide Tagesabschnitte der Tiere abgedeckt. Jedenfalls war die 2. Safari wesentlich eindrucksvoller und erlebnisreicher.
05.11.06 den Tag verbrachten wir mit eigenen Unternehmungen und Fahrten im Park. Abseits der geteerten Strassen, auf Feldwegen durchstreiften wir den Park, hielten an Seen und Flüssen. Wieder viele Tierarten, aber nicht mehr so überwältigend wie am ersten Tag nach der Fahrt durch das Orpen-Gate. Der südliche Teil des Nationalparks ist wesentlich gebirgiger und die Weiten erscheinen einem nicht gar so extrem.
06.11.06 (460 km) Weiterfahrt über die Südliche Ausfahrt Malelane-Gate nach Swasiland. Die Einreise ins Königreich erinnerte mich an frühere Zeiten der DDR. Strenge Kontrollen, Papierkrieg, Autoinspektion usw. Trotzdem problemlose Einreise.
Ein Halt in der Hauptstadt Mbabane und in Manzini brachte uns die Eindrücke der "Schwarzen" näher. Hier trafen wir überhaupt keine Weißen mehr, nur Schwarze. Märkte und Handel waren die Hauptteile der Städte. Ein Einkaufsbummel sollte nicht fehlen. Das nächste Mal würde ich nach 3 Tagen Park mit Tieren hier in Swasiland eine Übernachtung einlegen. Mich hat die Atmosphäre außerordentlich beeindruckt. Das Gehupe und Treiben am Busbahnhof in Manzini, wir ganz alleine unter den Einheimischen.....alles ganz eigenartige Gefühle. Die Währung ist übrigens eine andere, allerdings werden südafrikanische Rand 1:1 überall angenommen. Zum damaligen Zeitpunkt konnten wir gut umrechnen: 10 südafrikanische Rand waren etwas mehr als ein Euro. Wir rechneten daher meist mit 1:10. In Südafrika und Swasiland liegen die Preise für Lebensmittel und Gebrauchswaren so zwischen 1/3 und 1/2. Das heißt, es war ein preiswerter Urlaub. In Swasiland würde ich gefühlsmäßig sagen, geht es etwas hektischer zu. Im Geschäftsleben wie auf den Strassen.

Weiterfahrt ins Zululand nach Hluhluwe.
06.11.-08.11.06 zwei Übernachtungen (6. und 7.) in Hluhluwe, Drifters Zululand Inn.
Eine Unterkunft im Park, welchen man auch zu Fuß begehen kann. Von der Terrasse aus hat man einen sagenhaften Blick auf weite Sümpfe der False Bay und den Park. Tiere wie Zebras und Affen sind dort zu finden. Allerdings waren wir am Abend von der Fahrt und den Eindrücken in Swasiland recht geschafft und unternahmen deshalb nur einen kurzen Fußmarsch durch den Park. Es wurde dann auch schnell dunkel. Am nächsten morgen fuhren wir für diesen Tag nach St. Lucia und ich muss sagen, wir haben es nicht bereut. Das erste mal Kontakt mit dem Meer, dem indischen Ozean. Auch wenn es durch Stürme aufgewühlt und nicht zum Baden einlud war es ein Erlebnis. Ein recht langer Fußmarsch am Strand, ohne irgendwelchen Leuten zu begegnen, völlig einsam, hat die Fahrt lohnend gemacht.
Der Besuch des "Great Wetland Parks" ist zwar lohnend, alleine der Vegetation wegen, trotzdem waren wir - vermutlich durch den Besuch des Krügerparks - etwas zu erwartungsvoll.
Die Fahrt Richtung Durban (280 km) nach der 2. Übernachtung in Hluhluwe ging flott von statten. Die autobahnähnliche Strasse ließ uns schnell nach Durban fahren. Unterwegs auf der Schnellstrasse sahen wir jede Menge Verkäufer von Obst. Bei einem Mädchen, welches Ananass verkaufte hielten wir an und begannen zu Handeln. Sie wollte uns den gesamten Korb Ananass verkaufen, aber das konnte kein Mensch essen. Zuviel des Guten. Also einigten wir uns auf 2 Stück. Ihre Augen waren dabei immer Richtung Rücksitz unseres Wagens gerichtet. "Bag vor school", sie wollte unbedingt unseren Rucksack haben. Was machte sie für Freudensprünge als wir ihn ausräumten und ihr einfach so schenkten. Ganz stolz war sie damit. Wir kauften uns dann schlussendlich für umgerechnet 4 € in Durban einen Neuen. Die "Zulus" übrigens sind noch heute in ihrer Kriegsbemalung unterwegs. Man sieht jede Menge Marktfrauen mit weiß oder rot angemalten Gesichtern. Hauptsächlich auch an den "handbedienten" Baustellen auf der Straße. Die Regelung wird von Frauen übernommen. Eben auch meist angemalte Zulus.

08.11.-09.11.06 (8.)Übernachtung in Durban im Beach-Hotel.
Das nahe am Strand und der Promenade gelegene Mittelklasse-Hotel war sehr leicht zu finden und durch seine zentrale Lage zum Strand und zur Stadt empfehlenswert. Vom Zimmerfenster aus konnten wir das Treiben auf der Promenade sehr gut beobachten. Ein Balkon wäre vielleicht noch von Vorteil gewesen. Durban selbst mit seinen 3,9 Mio. Einwohnern, überwiegend dunkler Hautfarbe war für mich die interessanteste und schönste Stadt während unserer Reise gewesen. Im Gegensatz zu mir wurde von meiner Lebensgefährtin eher Cap-Town, Kapstadt als Favorit angesehen.
In Durban sollte man unbedingt den indischen Markt besuchen. Man fühlt sich in dieser Gegend wie in einem Ameisenhaufen. Der Markt selbst ist so ein Genuss für sich. Fleisch, das Aussehen eher vergammelt als wohlschmeckend, Köpfe von Ziegen und Kühen.......meine Lebensgefährtin empfand es als total ekelerregend und hat sich seitdem bei jedem Steak oder sonstigem Fleischgericht Gedanken gemacht. Ich bin da eher etwas abgehärteter. Mir hatte der Anblick nichts ausgemacht.
Es war übrigens die einzige Situation, wo wir etwas besser auf unsere Wertsachen legen mussten. Mir wurde während des Gehens der Reißverschluss des Rucksackes geöffnet. Es war aber nichts zu holen darin. Das nächste Mal werde ich den Reißverschluss ganz einfach mit einer Büroklammer oder einem Kofferschlösschen verschließen - erledigt. Uns wurde im Vorfeld ja schon ständig Angst gemacht, aber wenn man, wie in jedem südlichen Land auf seine Sachen aufpasst, ist es nicht gefährlicher wie anders wo.

Wenn möglich, würde ich auch hier in Durban zwei Nächte verbringen. Wie gesagt, eine herrliche Stadt mit viel Sehenswürdigkeiten und einer tollen Atmosphäre.
09.11.06 Weiterfahrt, weg vom Meer ins Landesinnere zu den Drakensbergen, KwaZulu Natal, unserer nächsten Unterkunft (290 km). Hier folgten wir zum ersten Mal nicht den uns beschriebenen Strassen sondern fuhren parallel zur Schnellstrasse auf der Landstrasse. Auch dies war eine gute Entscheidung, zumal die Wegstrecke nicht wesentlich länger war und wir sehr viel mehr und konzentrierter die Landschaft auf uns einwirken lassen konnten. Tanken ist im Übrigen nirgends ein Problem, fährt man das Fahrzeug nicht gerade bis zum letzten Tropfen leer, der Sprit kostet umgerechnet 60 Cent. Man kann allerdings nirgends mit Karte zahlen und ein Trinkgeld von 2 Rand ist obligatorisch. Dafür hat man aber hinterher wieder klare Scheiben, sehr von Vorteil, denn bei den staubigen Strassen ist der Durchblick schnell weg. Zum ersten Mal stimmten die angegebenen Entfernungen nicht und wir verpassten die Abzweigung zu unserer Unterkunft. War aber nicht weiter schlimm denn es ist nie langweilig und man entdeckt immer wieder neue Dinge auf dem Weg. (Hier die Wohnweise in Berghütten mit Wäscheleine vor dem Haus). Zudem laufen ständig Leute auf der Fahrbahn herum. Dabei spielt es keine Rolle ob Schnellstrasse oder abgelegenster Feldweg. Irgendwann kommt einem garantiert ein Schwarzer auf der Strasse entgegen. Dafür sieht man Radler eher selten. Eigentlich unverständlich bei den großen Entfernungen.
Die Überraschung der Unterkunft stand uns jedoch noch bevor: Wir mussten im Tal bei einer Hotelanlage unser Wagen parken und das Gepäck auf einen herbeigerufenen Allrad umladen und ab ging es auf einem extrem steilen und unbefestigten Fahrweg den Berg hinauf. Bis auf 1720 Meter Höhe, direkt unter den Drakensbergen fuhren wir in 20-minütiger Fahrt auf holpriger Strecke bis wir unsere Unterkunft "Drifters Drakensberg Inn" für die nächste zwei Tage erreichten. Mehrere recht gemütliche Hütten, allerdings ohne Strom, erwarteten uns. Also, wer Ruhe und Erholung sucht, völlig Abseits jeglicher Zivilisation ist hier genau an der richtigen Stelle.

09.11.-11.11.06 zwei Übernachtungen (9. und 10.) im "Drifters Drakensberg Inn"
Die Bergwelt ist schon sehr beeindruckend. "Wo ist den der so angepriesene Blick auf das Amphitheater?" fragte ich mich, bis mir erklärt wurde, dass es die gegenüberliegende Bergkette, aussehend wie ein Amphitheater ist. Der erste Spätnachmittag war gefüllt mit einer kleinen Wanderung zu einem Felsüberhang an welchem früher Buschmänner Höhlenzeichnungen hinterließen. Und da meine Lebensgefährtin sich mit Schlangen und sonstigem Getier nicht gerade angefreundet hatte, musste ich die letzten paar Meter selbst zurücklegen. Der Empfehlung unserer Vermieterin, noch die letzten paar Meter fast senkrecht auf einen Berg zu klettern um die Nester der Raubvögel zu sehen sind wir dann doch nicht mehr gefolgt. Der Tag war einfach wieder etwas anstrengend und so war das Bett diesmal schon um 19:30 Uhr unser Begleiter. Wir waren ja auch ganz alleine ohne weitere Reisende in dieser, den Schweizer Alpen ähnelnden Gegend. Nur die Besitzerin, eine weiße Südafrikanerin war anwesend.
Der 2. Tag wurde mit einer 5-Stündigen Wanderung verbracht. Die herrliche Gegend, das sonnige, warme Wetter und die Tiervielfalt ließen den Tag schnell vergehen. Eine Schlange zwischen den Beinen meiner Lebensgefährtin und ihr Schrei ließen uns irgendwann umkehren und wieder zurückgehen. Ich traute mich sogar in einem Bergsee zu baden und mit einem alten Kanu etwas hinaus zu schippern. "Es ist möglich" war die Auskunft der Einheimischen. Hinterher sah ich allerdings die Krebslein im Wasser und Aus war's mit dem Baden. Sie sind aber nicht gefährlich.

11.11.06 Rückfahrt ins Tal und Weiterfahrt Richtung Oldenburg Guest House bei Ladybrand (280 km). Die meines Erachtens schönste Fahrstrecke durch das "Golden Gate", ein gebirgiger riesiger Nationalpark mit Seen und ganz außergewöhnlichen Felsformationen. Und alles in einem goldenen Farbton. Leider fehlte uns auch hier ein Tag. Ich wäre gerne noch auf einen Abstecher ins angrenzende Königreich Lesotho mit Übernachtung gefahren.
11.11.-12.11.06 (11.) Übernachtung im Drifters Oldenburg Inn wieder inmitten eines riesigen Parks. Die schönste aller Unterkünften, eine alte Farm. Wir hatten ein komplettes Haus mit ca. 8 Zimmern für uns alleine. Kaminstube, Wohnzimmer, Küche, 2 Bäder - Rundbadewanne, mehrere Schlafzimmer, einfach alles vorhanden. Wir konnten uns das Zimmer aussuchen. Wir waren auch hier wieder alleine. Diesmal fuhren wir mit dem Auto im Park, auf Feldwegen und auch nur auf Graswegen. Ein Büffel wusste nicht recht was tun, schaute uns an, kam auf uns zu, ging wieder zurück......es war interessant ihn zu beobachten. Eine Herde Springböcke kreuzte unseren Weg. Kurzum es hatte wieder jede Menge der unterschiedlichsten Tiere. Nur Giraffen sahen wir keine. Auf meine Frage, wo sie steckten die Antwort "wir haben nur noch eine Giraffe, die 2. ist uns abgehauen. Na gut, finde mal in diesem großen Park die Giraffe???
Von einer Wanderung hinter unserem Haus wurde uns dringend abgeraten: Läufige Affen beißen jeden, der ihnen in den Weg kommt. Wir hörten auch abends das laute Gebrüll der Affen und verschlossen die Fenster so gut es ging. Klang schon ein wenig unheimlich, das Gebrüll. Auch hier hatte es in einer Höhle Wandmalereien von Buschmännern.

Das Abendessen war diesmal eine negative Überraschung. Fisch oder Afrikanische Platte? fragte uns die Wirtin. Wenn in Afrika, dann schon Afrikanische Platte dachte ich mir und anschließend saßen wir vor Kartoffelbrei mit Hackfleisch und Käse, aber alles etwas seltsam gemischt, fremd duftend und nicht so ganz unser Geschmack. Meine Lebensgefährtin ging jedenfalls dann auch etwas hungrig ins Bett.
Da am nächsten Tag eine etwas größere Strecke (640 km) vor uns lag frühstückten wir schon recht früh, um 06:30 Uhr um rechtzeitig los zu fahren. Es erwies sich aber als eine schnelle und leicht zu fahrende Strecke, meist auf der Schnellstrasse. Ich habe einmal die Kilometer gemessen: 26 km ohne irgendeine Kurve, nur gerade aus und auf dieser Strecke sind uns gerade mal 2 oder 3 Fahrzeuge entgegen gekommen. Zudem fährt jeder, der überholt wird ganz links und so ist es kein Problem zu überholen, auch falls doch einmal überraschenderweise ein Fahrzeug entgegen kommen sollte. Es herrscht übrigens Linksverkehr, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran. Nur bei Kreisverkehr mit vielen Einfahrten kommt man hin und wieder ins schleudern. Auch morgens beim Losfahren musste ich mir ein- oder zweimal den Linksverkehr nach kurzer Fahrt wieder ins Gedächtnis rufen.
12.11.-13.11.06 (12.) Übernachtung im Karoo, Drifters Inn.
Eigentlich hätten wir gerne nach der ganzen Tierwelt mal wieder etwas Abwechslung. Mehr Stadtgeschehen oder Einheimische. Aber nach der Fahrt landeten wir im Karoo-Drifters Inn, wieder abseits aller Zivilisation. Wieder die absolute Ruhe und Einsamkeit ohne Strom. Zuvor durchfuhren wir Graaff Reinet, eine sehr sehr schöne Stadt mit vielen kleinen Häusern, alles sehr gepflegt. Da es aber Sonntag war, war die ganze Stadt wie ausgestorben. Was müsste unter der Woche hier für ein Treiben und Handeln herrschen? Hier hätten wir uns vorstellen können zu übernachten. Stattdessen lag unsere Unterkunft 46 km weiter im Niemandsland, wieder mitten im Park. Also Bummelten wir durch die menschenleeren Strassen von Graaff Reinet und fuhren erst spät abends zur Unterkunft. Morgens nach dem Frühstück - wir mussten so oder so denselben Weg wieder zurück - nach Reinet. Aber trotz der Schönheit des Städtchens und wochentags war es nicht so überraschend belebt.

13.11.-16.11.06 (13. 14. und 15.) drei Übernachtungen in Wilderness, Garden Route.
Die Weiterfahrt (430 km) am 13.11. brachte uns wieder Richtung Meer ins kleine Örtchen Wilderness. Etwas außerhalb gelegen am Ortsende von Wilderness befand sich unsere Unterkunft im Nationalpark. Wieder ein kleines schnuckeliges Häuschen auf Stelzen. Ein kleiner Balkon lud zum Verweilen ein. Auch hier besuchten uns hautnah die Vögel während des Essens.
Um den Park selbst zu besuchen fehlte uns einfach die Zeit. Den ersten Abend wanderten wir eine kleine Runde im Park, anschließend eine Strandwanderung auf dem kilometerlangen, menschenleeren Strand. Hier fällt mir ein: Alles in Südafrika ist sehr sauber. Die Strände sind nicht verschmutzt und auch die ganzen Strassen werden regelmäßig gereinigt.
14.11.06 55 km weiter Richtung Port Elizabeth besuchten wir das Städtchen Knysna. Belebte Strassen mit vielen Märkten prägen hier das Stadtbild. Weiterfahrt zur Plettenberg Bay mit herrlichem Strand, zum Baden geeignet und am Abend wieder zurück nach Wilderness.
15.11.06 Die Stadt George selbst, ca. 10 km westlich gelegen, ist im Grunde eine Industriestadt mit keinem arg schönen Stadtbild. Und so nutzten wir den Tag zu einer historischen Dampflockfahrt ins 45 km südwestlich gelegene Hartenbos.
Bis vorletztes Jahr sollte diese Bahnfahrt in die umgekehrte Richtung gehen, über Wilderness bis Knysna, aber Unwetter haben der Bahnlinie arg zugesetzt. Schon bei Wilderness, bei unserer Unterkunft sieht man die ruinierte und verschüttete Bahnstrecke. Laut Einheimischen wird sie aber nicht mehr hergerichtet.

Die Fahrt selbst war wiederum ein Erlebnis anderer Art. Teils durch das Landesinnere, teils auf einem Höhenrücken dem Meer entlang schlängelte sich der keuchende Zug. Winkende Arbeiter und Kinder finden sich auf der gesamten Strecke entlang. Es ist ratsam nicht allzu gute helle Kleidung zu tragen. Der Russ belegt alles mit einem Schleier. Auch den Kopf lieber nicht aus dem Fenster halten, Büsche schlagen sonst dagegen.
Die Endstation selbst, der Ort Hartenbos bietet allerdings wenig zur Aktivität. Da die Aufenthaltsdauer jedoch sowieso recht kurz ist, war es kein Problem.
16.11.06 sehr kurze Weiterfahrt (80 km) nach Oudtshoorn ins Landesinnere.
16.11.-17.11.06 (16.) Übernachtung in Oudtshoorn im Best Little Guest House
Hier hatten wir das beste, umfangreichste Frühstück der gesamten Reise. Auch die Unterkunft selbst war wie gewohnt heimelig und nett. Das Städtchen Oudtshoorn bietet mit seinen 3-4 Längsstrassen viele Geschäfte und Marktstände. Ein Rundgang ist lohnenswert. Ebenso sehr interessant der Besuch der Tropfsteinhöhlen Cango Caves, ca. 30 km nördlich gelegen. Man kommt dabei an riesigen Straussenfarmen vorbei. Ein Stopp ist empfehlenswert.
17.11.-18.11.06 (17. und 18.) Übernachtung in Stellenbosch, Rosenview Guesthouse.
Die Hauptstadt der Weingegend ist Stellenbosch. Hier muss man gewesen sei, hier ist die Herzgegend des Weinlandes. Unsere Unterkunft lag inmitten eines Weinanbaugebietes kurz vor Stellenbosch. Riesige Weinberge bzw. Hänge ziehen sich hier kreuz und quer durchs Land. Übrigens: in der Unterkunft hier kostete eine "gute" Flasche Rotwein 30 Rand (ca. 3,20 €), in den Lokalen unterwegs war sie für 60-80 Rand zu haben, also recht erschwinglich. Eine Wanderung durch die Weinfelder ist ebenso empfehlenswert wie ein Rundgang durch das idyllische Stellenbosch mit seinen Kneipen und Läden. Der Rundgang durch die Weinberge wurde nach einiger Zeit allerdings abrupt durch zwei fletschende, freilaufende große Hunde beendet. Und so mussten wir unseren Rückweg auf Umwegen antreten. Dabei gerieten wir in die Unterkünfte der "schwarzen" Arbeiter. Und hier sieht man wieder einmal: Die schwarze Bevölkerung ist - trotz großer Mehrzahl immer noch unterworfen. So jedenfalls ist mein Eindruck. Auf der ganzen Reise sahen wir fast keine leitende Tätigkeit, welche durch einen Schwarzen ausgeführt wird. Es sind meist die Weißen in diesen Positionen. Auch hier auf dem Weingut lebten die Arbeiter in erbärmlichen Verhältnissen während die weißen Besitzer sich des Wohlstandes erfreuen.

18.11.-21.11.06 (19. 20. und 21.) drei Übernachtungen im Don-Hotel in Kapstadt, Beach-Road.
Entgegen der Beschreibung, über die N2 den Weg nach Kapstadt zu nehmen fuhren wir über die N1 auf Empfehlung der Weingutbesitzerin (40 km). Ohne Probleme fanden wir unser Hotel direkt am Strand kurz nach dem Hafen in Kapstadt. Durch die kurze Fahrzeit waren wir schon recht früh in Kapstadt und konnten deswegen nicht ins Hotel einchecken. Gleich bei der Einfahrt fällt einem der "Tafelberg" ins Auge. Ein großer Berg, oben wie ein Tisch abgeflacht, das Wahrzeichen von Kapstadt. Eine Seilbahn führt nach oben und man hat bestimmt bei schönem Wetter den besten Ausblick rund um Kapstadt und den Atlantik. Am ersten Tag, das Wetter war super und wolkenlos, war die Talstation völlig überlaufen. Die anderen Tage waren zwar schön jedoch der Berg selbst war ständig in den Wolken und eine Auffahrt lohnte sich nicht. Jedoch der Signal-Hill auf der anderen Seite - nicht ganz so hoch - bietet ebenfalls einen schönen Rundblick und kann mit dem Wagen befahren werden. Deshalb setzten wir unsere Fahrt vom Tafelberg Richtung Süden, Kap der Guten Hoffnung fort. Dabei landeten wir in einem der großen Townships, dem ärmeren, schwarzen Teil Südafrikas. Es ist schon einprägend, wie arm dort die Bevölkerung der unteren Schichten wohnt. Welche Lebensbedingungen dort herrschen. Uns wurde schon recht mulmig in der Gegend. Man traut sich nicht den Fotoapparat heraus zu holen. Enge Gässchen und Wege, ungeteert und voll mit herumlaufenden Leuten und spielenden Kindern prägen das Bild. Besuchen sollte man unbedingt die Hafengegend, die Waterfront in Kapstadt, besonders spätnachmittags und abends herrscht dort eine umtriebige schöne Atmosphäre. Musikdarbietungen, Tänze und vieles mehr wir dort angeboten. Essen ist dort in allen Geschmacksrichtungen möglich im Gegensatz zur Innenstadt. Dort hatten wir ein bis eineinhalb Stunden verbracht um abends eine vernünftige Lokalität zu finden: ergebnislos. Ich glaube die Südafrikaner ernähren sich nur durch Fastfood und Take Away. Und dies an jeder Ecke dutzendfach. Jedenfalls sind wir am Schluss doch wieder am Hafen gelandet. Und konnten auf der Terrasse im Freien mit Meerblick ein super Essen zu uns nehmen. Jeder europäische Gourmet würde sich über die Esskultur in Südafrika wundern.

Ebenfalls sehenswert ist das alte ursprüngliche Kapstadt. Am Fuße des Signal-Hill reihen sich bunte, einstöckige Häuser aneinander. Kopfsteinpflaster in den Strassen passen zum Bild. Eine Tour durch diese Strassen lohnt sich alle mal. Der Botanische Garten ist etwas außerhalb, ca. 15 km zu fahren. Am 20.11. war unser Vormittag ausgefüllt damit. Jede Menge einheimischer Gewächse sind zu finden. "Urwald pur" würde ich sagen.
Kapstadt und die Umgebung bieten jedenfalls eine Menge zum Besichtigen und unsere 3 Tage waren eindeutig zu kurz. Wir flogen ja dann auch am 21.11. abends mit der einheimischen Kulula-Air nach Johannesburg. Der Flughafen in Kapstadt hat uns eher etwas enttäuscht. Wir erwarteten einen großen Flughafen mit vielen Hallen, stattdessen eine Abflughalle und direkt daran eine Ankunftshalle. Man findet sich sofort zurecht, auch ein Vorteil. Unser Fahrzeug war schnell abgegeben, eingecheckt und schon hätte es losgehen können. Aber: Verspätung. In Johannesburg hatten wir dann noch eine rechte Hektik, um unser Gepäck entgegen zu nehmen und bei Iberia-Air wieder einzuchecken. Wir waren schlussendlich auch die letzten in der Schlange und die nette Dame der Fluggesellschaft hatte noch recht große Mühe uns im Flugzeug zwei nebeneinander liegende Sitze zuzuordnen. Hat aber dann doch noch alles geklappt und nach einer Zwischenlandung mit Umsteigen in Madrid sind wir wohlbehalten am 22.11.2006 um 11:30 Uhr in Frankfurt gelandet. Die einstündige Zeitumstellung (Frankfurt ist eine Stunde später dran) haben wir ohne weiteres verkraftet und unser Arbeitgeber kann sich mit unserer wieder hergestellten Arbeitskraft vollauf zufrieden geben.
Vielleicht würde ich das nächste mal 3-4 Tage mehr einplanen, zeitweise war es etwas hektisch und eventuell, der Steigerung wegen, die gesamte Tour in umgekehrter Reihenfolge durchführen. Alles in Allem möchte ich aber sagen, war es einer der schönsten Erlebnisse und ich möchte es nicht missen. Unfallfrei 5200 km und das bei Linksverkehr, kein einziger negativer Zwischenfall, wir werden diese Art von Reisen jederzeit wiederholen.

© Leonhardt H., 2006
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 31.10.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 22.11.2006
Reiseziele: Südafrika
Der Autor
 
Leonhardt H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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