AB IN DEN SÜDEN

Reisezeit: August / September 2008  |  von Uwe Decker

Jozi, Apartheid, Soweto Teil 2

Kurze Zeit später halten wir vor einem Straßenschild: "Welcome to Soweto".

Eines vorweg, Fahrten nach Soweto, organisiert und mit Guide, sind sicher. Nicht nur sicher, sondern auch empfehlenswert, ja sogar ein Muss. Der Ort hat noch immer einen kraftvollen Klang. Von hier aus begannen die Schwarzen, für ihre Rechte zu kämpfen. Ohne Soweto, ohne den Widerstand gegen das Apartheid-Regime mit seinen politischen Köpfen wäre Südafrika wohl nicht dort wo es jetzt steht.

Wer sich Soweto als riesigen Slum vorstellt, liegt definitiv falsch. Es ist eine Stadt mit geschätzten 4 Mio. Einwohnern, die meisten sicherlich in Armut lebend.

Aber der wirtschaftliche Aufschwung des Landes macht auch vor dieser Township nicht Halt. Es gibt eine schwarze Mittelschicht.

Und einen Stadtteil, der im Volksmund Beverly Hills genannt wird, mit den Villen der Reichen.

In der Nähe kann man das Wohnhaus von Winnie Mandela sehen, in das Nelson Mandela nach seiner Freilassung für gerade einmal neun Tage zog, bevor er in sein altes, bescheidenes Häuschen zurückkehrte.

Kürzlich ist die erste Shopping Mall in Soweto eröffnet worden, Baukosten 400 Mio. Dollar. Sie wird gut angenommen, der riesige Parkplatz ist gut gefüllt.

Manche Grundstücksbesitzer haben, nachdem ihnen in den 90er Jahren Haus und Grundstück übereignet worden sind, ihr Land untervermietet. Häufig sieht man Wellblechhütten, in denen die neuen Mieter hausen und die sich auf einem Areal drängen.

Auch bunt angemalte Läden fallen auf, mit denen sich die Menschen einen kleinen Nebenverdienst sichern wollen.

Weiße kommen nur in Form von Tagestouristen vor, die sich an den interessanten Orten drängen, am Hector Peterson Memorial und Museum z.B. Es erinnert an die Vorfälle im Juni 1976, als die Schüler Sowetos gegen die Einführung von Afrikaans als Schulsprache protestierten. Die Polizei ging mit aller Härte gegen die Kinder vor, es gab viele Tote und Verletzte. Als erster starb der 13-jährige Hector, durch Polizeikugeln. Ein Fotograf, der sich in unmittelbarer Nähe aufhielt, hielt fest, wie der sterbende Junge von einem Nachbarssohn Hilfe suchend zu einer Ambulanz getragen wurde, daneben seine verzweifelte Schwester. Das Bild ging um die Welt. Die Schwester ist im angrenzenden Museum angestellt und sitzt gerade auf einer Bank davor. Abi macht uns mit ihr bekannt.

Von vielen Orten Sowetos aus sind die bunt angemalten Kühltürme des Kraftwerkes zu sehen, das früher -natürlich- lediglich die Viertel der Weißen mit Elektrizität versorgte.

An der Regina Mundi Kirche machen wir Halt, ebenso am Chris Hani Barathgwana Hospital, einem der größten Krankenhäuser der Welt. Und selbstverständlich fahren wir durch die einzige Straße der Welt, in der zwei Friedensnobelpreisträger wohnen bzw. wohnten.

Das Haus von Nelson Mandela wird gerade zu einem Museum umgebaut, 200 Meter weiter steht das schicke Anwesen von Erzbischof Desmond Tutu.

Um aber mit einem realitätsnahen Eindruck vom Leben in Soweto nach Joburg zurückzukehren, gehen wir zum Abschluss in eine Elendssiedlung, "informelle Siedlungen" nennt man sie hier. Die Menschen dieses Viertels leben in Holzbaracken oder Wellblechhütten, selbst hier mit Stacheldraht gesichert. Vielleicht auch gerade hier. Nach Ende der Apartheid kam Euphorie auf. Dann kam die Wirklichkeit und viele Hoffnungen wurden enttäuscht. Wer hungrig ist, wird leichter kriminell.

Selbst im bescheidensten Heim gibt es offensichtlich noch etwas zu holen. Der Kindergarten ist laut Schild am Eingang nur unbewaffnet zu betreten.

In eine Behausung dürfen wir eintreten, den einfachen Raumteilen sich acht Familienangehörige, im Sommer wird es hier brütend heiß, im Winter bitterkalt, klagt unser Gastgeber.

© Uwe Decker, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Wochen allein durch den Süden Afrikas Gaborone/Botswana - Johannesburg - Swasiland - Mosambik Von Nashörnern, einem Ball der Debütantinnen, den größten Fischen der Welt und vielem mehr ...
Details:
Aufbruch: 25.08.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 15.09.2008
Reiseziele: Botsuana
Südafrika
Swasiland
Mosambik
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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