AB IN DEN SÜDEN

Reisezeit: August / September 2008  |  von Uwe Decker

Ball der Debütantinnen Teil 2

Von rechts marschieren die Mädchen ein, manche haben eine Machete, mit der sie das Schilf geschnitten haben, dabei, einige eine Taschenlampe, als Zeichen, dass sie auch nachts im Schilf unterwegs waren. Die mit roten Federn im Haar gehören zur königlichen Verwandtschaft. Es ist eine nicht enden wollende Prozession. Die Mädchen singen und tanzen, einmal um die Aschenbahn, am König vorbei, dann sammeln sie sich auf der Rasenfläche. Unmöglich zu schätzen, wie viele es sind. 10.000, 20.000, 30.000, auf jeden Fall bietet sich dem Zuschauer ein wunderbares buntes Bild, mit den Bergen im Hintergrund, die sich hinter dem Valley auftürmen.

Als alle durchmarschiert sind, folgt der Auftritt vom Mswati III. Der stürmt, in Mitten seiner Krieger und begleitet von Sicherheitsbeamten, durch die Reihen der Mädels. Ich glaube aber nicht, dass er nun spontan seine Wahl für Gemahlin Nr. 14 trifft.

Nun folgt einer der brenzligsten Momente meiner gesamten Reise. Der lange rote Teppich, auf dem der König zum Rasen schritt, liegt wie ein mächtiges Hindernis zwischen mir und der anderen Hälfte des Stadions, zu der ich möchte. Einen großen Umweg will ich nicht machen, und so nehme ich Anlauf und springe - zu kurz und lande mitten drauf. Ich sehe die entsetzten Gesichter derjenigen, die die Szene verfolgt haben. Glücklicherweise sind aber die Sicherheitsleute alle auf dem Rasen unterwegs und keiner hat es gesehen. Das hätte schlimm ausgehen können. Ist wahrscheinlich übelste Majestätsbeleidigung, einfach auf den Teppich vom König zu latschen.

Als seine Hoheit schließlich auf seinen Thron zurückkehrt neigt sich das Fest langsam seinem Ende.

Ich muss mich sputen vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf die Straße zu kommen. Von dort aus finde ich zurück zu meinem Hotel. Die meisten Mädchen bleiben gleich da zum Feiern. In ein paar Tagen ist "40/40". Das heißt, der König wird 40 und Swaziland feiert seinen 40. Unabhängigkeitstag. Da ist wieder große Party angesagt. Die Geburtstagsfete soll mehrere Millionen Euro kosten. Das wird Mswati allerdings bei seinen Politkumpels in den Nachbarländern einigen Ärger bringen. Ihm wird ja ein Hang zum Luxus nachgesagt, zu einem ausschweifenden Lebensstil und dem Hang zu schnellen Autos und schönen Frauen. Jeder seiner Haremsdamen spendiert er eine luxuriöse Villa und einen BMW. Er selbst fährt lieber Maybach und Mercedes. Derlei Dingen gilt sein Hauptaugenmerk, weniger dem Wohlergehen seiner größtenteils nach wie vor in Armut lebenden Untertanen.

Auch in Bezug auf den Reed Dance hat sich der Schlawiner schon einen dicken Klops geleistet. Verkündet angesichts der grassierenden AIDS-Welle ein fünfjähriges Sexverbot für alle Minderjährigen des Landes, sucht sich aber beim nächsten Fest eine 17-Jährige als nächste Frau aus. Das bringt ihm auch im eigenen Lande Kritik ein. An das Charisma seines vom Volk immer noch hoch verehrten Vaters reicht er nicht heran.

Das mag alles stimmen. Das Umhlanga-Fest, das traditionell die Verbundenheit zwischen König und Volk zeigt, wird aber auf jeden Fall gut angenommen. Es ist schön, dass Swaziland wie kaum ein anderes Land großen Wert auf Tradition legt. Und wenn man die Freude sieht, mit der die Mädchen und jungen Frauen daran teilnehmen, verbietet sich eigentlich jegliche Kritik, die gerade in der heutigen Zeit aufkommen mag. Für mich war es jedenfalls ein toller Tag und eines der schönsten Erlebnisse meiner bisherigen Afrika-Aufenthalte.

© Uwe Decker, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Wochen allein durch den Süden Afrikas Gaborone/Botswana - Johannesburg - Swasiland - Mosambik Von Nashörnern, einem Ball der Debütantinnen, den größten Fischen der Welt und vielem mehr ...
Details:
Aufbruch: 25.08.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 15.09.2008
Reiseziele: Botsuana
Südafrika
Swasiland
Mosambik
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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