Burkina Faso im Schnelldurchgang - ein westafrikanisches Tagebuch

Reisezeit: November 2001  |  von Uwe Decker

In und um Ouagadougou

Mittwoch, 21.11.2001

Ich beginne den Tag im Luxus, mit einem Frühstück im "La Bonbonnière" an der Ave. Mandela, der besten Patisserie der Stadt. Drei Croissants, mit Schoko bzw. Rosinen gefüllt, Weißbrot, Butter, Marmelade, Ei, frisch gepreßter Orangensaft, Kaffee, für 9 DM. Teuer, aber lecker. Das reicht bis zum Abend.

Der Tag in Ouaga selbst ist eigentlich überflüssig, aber ich möchte unbedingt mit dem Zug nach Bobo fahren und der geht erst morgen. Die Umgebung Ouagas ist nicht besonders reizvoll, einzig der See der heiligen Krokodile in Bazoulé interessiert mich. Eine Fahrt dorthin ist schnell organisiert, mit einem Fahrer, der sich oft in der Lobby des Hotels wahrscheinlich gerade für solche Zwecke aufhält. Wir einigen uns schnell auf 10.000 CFA, gut 30 DM. Wohl zuviel, aber mir egal, ich will unbedingt heute morgen dorthin.

Bazoulé ist 16 km entfernt, die Fahrt ist kurz aber interessant, sehe ich doch zum ersten Mal kleine Dörfer und einzelne Gehöfte mit Lehmhäusern und die Menschen, die dort wohnen.

Am See muß man erst einmal Eintritt bezahlen, 1.000 CFA, dann kauft man ein paar -lebende- Hühnchen, pro Stück 500 CFA. Damit bewaffnet gehe ich mit einem Guide mit langem Stock und meinem Fahrer zum See. Was an den Krokos heilig sein soll, habe ich nicht herausbekommen, ist wahrscheinlich nur ein gelungener Werbegag. Trotzdem wird das Ganze sehr interessant. Zunächst lockt unser Führer die Krokos an, es kommen auch nach und nach ca. 15 aus dem Wasser, dann wirft er ihnen ein Hühnchen nach dem anderen zu, die schnellsten schnappen sich eins und springen in großen Sätzen davon, um ihre Beute zu sichern. Der Führer geht mitten in das Rudel hinein, ganz nahe an die Tiere heran, haut manchen aufs Maul. Ich bin in seinem Schlepptau, mache einen auf obermutig und streichele sogar ein Kroko von hinten. Hoffentlich hat mein Fahrer ein vernünftiges Foto davon gemacht. Hat er, wie auf dem Bild zu sehen. Nun ja, der Guide steht neben mir, da kann man so etwas wagen. Außerdem kann ich ja auf meine reichhaltigen Erfahrungen mit den Kaimanen im Amazonasgebiet zurückgreifen.

Bei der Krokodil-Fütterung in Bazoulé.

Bei der Krokodil-Fütterung in Bazoulé.

Zum Schluß wirft dann der Guide das letzte Huhn ein paar mal so, daß es eine Chance hat, den Krokos zu entwischen, bis es schließlich doch zwischen den Zähnen des Schnellsten endet.
Ist schon etwas makaber, klar. Gefallen hat es mir trotzdem, man konnte auch schöne Nahaufnahmen von den Tierchen machen.

Nach einer langen Siesta verbringe ich einen Teil des Nachmittages mit Ansichtskarten schreiben, die ich mir in einer mühsamen Feilscherei für letztendlich teures Geld ergattert habe. Es lohnt sich aber, die Karten kommen auch tatsächlich schon nach etwa einer Woche zu Hause an.

Mit den übrigen Händlern habe ich mittlerweile keinerlei Probleme mehr, sie kennen mich, wissen, daß bei mir nichts zu holen ist und grüßen mich sogar. Freundlichkeit zahlt sich aus. Ich hatte mir vorab vorgenommen, niemals unfreundlich zu sein, niemanden, egal, wie penerant oder agressiv er auch ist, zu beschimpfen oder davon zu jagen. Ich gebe zu, das ist mir bei manchen Typen schwer gefallen, hab ich aber durchgehalten. Sie machen ja auch nur ihren Job, wollen oder müssen etwas verkaufen, um zu (über)leben.

Den Rest des Nachmittags bin ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung anzutreffen, in den Straßen spazierenzugehen, dieses mal im Regierungsviertel, das man tunlichst ohne Fotoapparat durchstreifen sollte. Unglaublich, was für Behörden und Ämter sie hier eingerichtet haben. Leider habe ich mir keine Beispiele aufgeschrieben und bekomme besonders kreative Schöpfungen auch nicht mehr zusammen. Auffällig ist, daß man dort auf den Parkplätzen richtig schicke Autos sieht .

Am späten Nachmittag ist die Luft kaum noch erträglich und ich beginne zu verstehen, warum sehr viele Leute Atemschutzmasken, ähnlich wie in Japan, tragen. Nach zwei Stunden zu Fuß wird mir plötzlich übel, ich habe Kopfschmerzen, die Augen brennen, habe Hustenanfälle und kann kaum noch atmen. Ich flüchte für die nächsten zwei Stunden in eines der vielen Internetcafes und nehme Kontakt mit dem Rest der Welt auf.

Abends gönne ich mir das teuerste und beste Restaurant in Ouaga, das "L'Eau Vive", von französischen Nonnen betrieben, mit einem wunderschönen Innenhof mit Springbrunnen und Mariafigur aus Marmor, Menu du Jour mit Omelette als Vorspeise, Steak mit Gemüse und Weißbrot, Joghurt als Dessert, dazu das obligatorische Bier, alles zusammen ca. 18 DM. Um 21.30 Uhr kommen die Nonnen in den Innenhof und singen das Ave Maria, danach ist Feierabend.

Ich mache einen kleinen Verdauungsspaziergang und will dann wieder in den Zaka Club. Unterwegs lese ich Agnès auf, die unvermittelt aus dem Nichts auftaucht, fragt, wo ich hin will und sich mir anschließt. Sie ist 28 Jahre und wohnt in Ouaga 2000, einem neuen Vorort.
Im Zaka Club spielt diesen Abend eine Band Reggae und ähnliches, gefällt mir sehr gut. Agnès nicht so sehr, sie wirkt nach einem Bier ziemlich betrunken. Als wir gehen, verfrachte ich sie, noch bevor sie irgendwelche anders gelagerten Wünsche äußern kann, in ein Taxi, sage dem Fahrer "Ouaga Deux Mille", gebe ihm ein gutes Trinkgeld und weg ist er. Agnès auch. Das ging fix. Glück gehabt.

© Uwe Decker, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise durch Burkina Faso im November 2001.
Details:
Aufbruch: 19.11.2001
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 29.11.2001
Reiseziele: Burkina Faso
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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