Mein Praktikum in Ghana

Reisezeit: August - Oktober 2007  |  von Florian B.

"...most of the time it is zero"

So ich bin angekommen, die Reise dauerte 36 Stunden...
Natuerlich hat der IAESTE Verantwortliche nicht am Flughafen in Accra gewartet, aber er hat mir nachdem ich ihn angerufen habe, seine Exfreundin vorbeigeschickt, Madlene, und sie hat mich in einen Bus nach Kumasi gesetzt.
Die Busfahrt nach Kumasi hat dann nochmal 5 Stunden gedauert, obwohl es nur 100km Luftlinie waren (Luftlinie 100km, wenn man das Auf und Ab der Schlagloecher mitbedenkt waren es gut 200km). Ueberrascht hat mich auch der Musikgeschmack, ich wusste gar nicht, dass Whitney Houston und Celine Dion so viele Lieder geschrieben haben, dass man tatsaechlich 5 Stunden damit fuellen kann. In Kumasi haben mich dann zwei IAESTE Studentinnen (Jenny und Brita) abgeholt, die gluecklicherweise aus Deutschland kommen, es ist unglaublich angenehm hier im "Dschungel" ein paar Worte deutsch sprechen zu koennen.
Ich wohne auf dem Campus der Universitaet von Kumasi zusammen mit einem Belgier (Stef). Das Zimmer ist eigentlich sehr gut, von den beiden Madels werde ich um die Dusche beneidet, da sie in Gastfamilien untergebracht sind, und fliessendes Wasser hier nichts selbstverstaendliches ist.
Ausserdem war es an unserem ersten Abend dunkel, da die Elektrizitaetswerke alle 3 Tage den Strom fuer 24 Stunden ausschalten. Taschenlampe ist Gold wert.
Am Wochenende machen die IAESTE Studenten immer irgendwelche Ausfluege, die sie weitgehend selbst organisieren. Ich wurde dann am Samstag gleich zu einer Affenfarm mitgeschleppt... war aber ein sehr schoener trip.

Unsere kleine Reisegruppe, bis auf Jenny, die steht hinter der Kamera

Unsere kleine Reisegruppe, bis auf Jenny, die steht hinter der Kamera

Man lernt dort auch das Hauptverkehrtmittel kennen, das trotro...
das ist so eine Art Kleinbus, meistens um die 30 Jahre alt, und da werden dann Leute reingestopft, und wenn man fragt, wann der denn endlich abfaehrt bekommt man als Antwort: "if it's full".
Die Affenfarm war interessant, auch wenn unser Fuehrer uns staendig nur Baeume gezeigt hat, obwohl das doch eine Affenfarm sein sollte... wenn man ihn nach Affen gefragt hat, dann meinte er nur, "ja die springen hier ueberall rum". Das war zwar auch richtig, und ich hab jede menge Affen gesehen, aber wie die heissen... keine Ahnung... dafuer weiss ich jetzt jede Menge ueber "Parasitenbaeume" und Colabaeume und...

Ein Affe... mehr weiss ich auch nicht

Ein Affe... mehr weiss ich auch nicht

Die Affenfarm war sehr weit im Outback, so dass wir auch an einigen sehr urigen Doerfern vorbeigekommen sind. Das ist wie im Film, dort wird an Grillstellen gekocht, in Lehmhuetten gewohnt, und wenn eine Ghanaerin oder ein Ghanaer etwas transportiert, dann tut sie/er das auf dem Kopf...

Wir in einem Dorf 20 Minuten von Techiman

Wir in einem Dorf 20 Minuten von Techiman

Es ist auch eine ganz nette Erfahrung durch ein Lemhuettendorf zu laufen, und ploetzlich hoert man in irrsinniger Lautstaerke wie ein Windows PC runtergefahren wird, denn auch wenn das hier urig aussieht, Sterioanlage und Fernseher findet man in vielen Lehmhuetten.

mehr Affen...

mehr Affen...

Das Essen ist anscheinenend nicht so der Renner, ich hab das in den ersten Tagen jetzt nicht so mitbekommen, aber wenn man gesehen hat, wie sich die anderen Studenten ueber die Spagetti hergemacht haben, nur weil sie seit 2 Wochen keine Spagetti mehr gesehen haben, dann wird einem Angst und Bange. Ausserdem ernaehren sich die, die das Nationalgericht FuFu nicht moegen zu 50% von Keksen... naja mal sehen wie das laeuft. Ich werde vermutlich morgen oder am Dienstag mit dem Praktikum beginnen. Das Firmenhaus in Downtown Kumasi hab ich schon gesehen und es ist wohl das hoechste und nobelste Haus dort(3 Stockwerke).
Ach ja und das mit der Kapitelueberschrift bezieht sich auf die trotros. Das muss man sich so vorstellen: Keine geteerte Strasse, sondern Lehmboden... ueberall Schlagloecher und alles nass, da es alle halbe Stunde regnet (ich dachte eigentlich die Regenzeit ist vorbei... einen Sonnenbrand hab ich trotzdem, denn 10min Sonne reichen um einen zu bekommen). Und auf dieser Strasse schafft es der Fahrer mit 120km/h (mehr schafft das Auto nicht) slalom um die Schlagloecher zu fahren. Die beiden Madels erzaehlen mir, dann jede halbe Stunde, dass sie, im Falle eines Unfalls, unbedingt nach Deutschland wollen, die haben einen riesigen Bammel vor den Krankenhaeusern in Ghana.
Und Stef, dem die Geschwindigkeit garnichts ausmacht sagte treffend: "the average speed is not very fast, most of the time it is zero". Weil meistens geht es garnicht vorwaerts, man verbringt hier sehr viel Zeit mit warten, aber wenn der Fahrer dann Lust hat mal weiterzufahren, dann richtig...

© Florian B., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich mache ab 1. August 2007 ein zwei monatiges Praktikum in einem ghanaischen Softwareunternehemen in Kumasi, Ghana.
Details:
Aufbruch: 01.08.2007
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 01.10.2007
Reiseziele: Ghana
Der Autor
 
Florian B. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.