Mit der Enfield durch Indien & ohne Enfield durch Nepal

Reisezeit: Mai - November 2006  |  von Meike Oppermann

Wie alles begann: Delhi Special

Wir steigen in Delhi aus dem Flugzeug und kommen ins Flughafengebaeude, wir denken: Es ist warm hier.
Um vier Uhr morgens verlassen wir das Flughafengebaeude und uns schlagen 40 Grad entgegen.

Chaos.
Inder.
Taxis.
Rickschas.
Heiss.
Was nun?
Wohin?

Erstmal eine rauchen.

Dann der Plan; Geld wechseln und ein Taxi zum Bahnhof nehmen um nach Agra zu fahren. Also zurueck ins Flughafengebaeude - aber halt! Inder in Uniform halten uns auf. Wir erklaeren unser Vorhaben, duerfen wieder rein. Waehrend dem Geldwechseln geraten wir in die Faenge eines Taxifahrers und nachdem wir nun im besitz unserer ersten Rupien sind willigen wir ein mit ihm fuer 300 Rupien zum Bahnhof zu fahren. Also los zum Taxi, Chef faehrt selbst weil der angestellte schlaeft.
Der erste Kontakt mit Indiens Strassen, Menschen, Lkws, Rickschas, Elefanten, Muell ueberall und was fuer ein Fahrstil!

Angst kommt auf, wo sind wir hier gelandet?

Nach 20 Minuten halsbrecherischer Fahrt erklaert uns unser Fahrer dass wir gerade am Bahnhof vorbei fahren - halten aber nicht an.

Angst wird groesser! Wo bringt er uns hin?

"Die Tourist Information ist erst da hinten" erklaert er uns. Hhhmmm, in unserem Reisefuehrer steht, die einzigst serioese Tourist Information waere IM Bahnhof.
Durch enge Gassen kommen wir zu einem fragwuerdigen Buero, wo wir in ein Separe gebracht werden und Tee serviert bekommen. Wo wir denn hin wollen? Nach Agra wollen wir, wir haetten gerne ein Zugticket dahin.
Jaaa, kein problem, dafuer braucht er dann jetzt bitte unsere Paesse. Hhhmmm, Nagut.
Ja aber haben wir denn nicht schon mal daran gedacht nach Kashmir zu fahren?

Wir haben schon drueber nachgedacht genau NICHT nach Kashmir zu fahren.

In den naechsten 1,5 Stunden bekommen wir unsere Paesse nicht zurueck und kein Zugticket. Zugequatscht, muede, genervt und mit dem Gedanken "Raus aus Delhi" willigen wir schliesslich ein nach Kashmir, nach Srinagar zu fahren.
Der Bus geht um Eins, es ist jetzt 6 Uhr morgens und wir werden durch die Gassen von Delhis Slums zu einer Wohnung gebracht, in ein kleines, heisses Zimmer mit wiederlichem Bad. Das erste Mal ein wenig Ruhe.

Panik unterdruecken, wo sind wir hier reingeraten?

Ein wenig Schlaf.

Irgendwann werden wir abgeholt, vom versprochenen Fruehstueck keine Spur, aber egal, vor lauter Angst sowieso kein Hunger.

Zurueck zum Buero, wir treffen Nick, ein Englaender, er soll mit uns fahren. Wir werden zu dritt mit Gepaeck in eine Rickscha gepackt, und los geht die Fahrt. Wir bemerken wie anstaendig doch unser Taxifahrer letzte Nacht im Vergleich zur Rickscha gefahren ist.

Wo sind wir hier gelandet, um uns herum herrscht ein einziges riesiges Chaos wie es scheint. Bei Tageslicht betrachtet ist Delhi fuer Asien Neulinge wie uns schlicht und ergreifend die Hoelle auf Erden.

Erste Gedanken an Rueckflug.

Wir halten an einem Geldautomaten, der ist auf der anderen Strassenseite.

Oh Gott, muss Meike da alleine rueber? Weg von der sicheren Rickscha und Martin?

Vorsichtig einen Schritt vor den anderen, die Kreditkarte fest umklammert. Am Geldautomaten dann Erleichterung, Nick holt auch geld. Ich bin zuerst dran, warte aber auf Nick weil ich nicht bereit bin die 7 Meter zur Rickscha noch einmal alleine zurueck zu legen. Nick hat sein Geld, schnell zurueck. Weiter gehts.

Zuviele Eindruecke auf einmal, wir sind definitiv ueberfordert.

Am Busbahnhof bemerken wir das erste Mal dass wir angestarrt werden. Das Gepaeck wird auf den Bus geladen, Abfahrt dauert aber noch. Kaufen eine Flasche Wasser, dann noch eine. Es sind ca. 45 Grad.
Zwei ca. 8 jaehrige Schuhputzer sprechen uns an, wollen scheinbar unsere Trekkingsandalen mal aufpolieren.

Meike hat Angst vor ihnen.

Wir steigen ein, sitzen zwischen Hindu-Indern und Moslem-Indern und Nick und zwei Schweizern. Durch Buswand getrennt vom HoellenDelhi, Pseudosicherheit, raus aus Delhi!

Zwei Monate spaeter...

Wir planen im Oktober bevor wir zurueck fliegen noch einpaar Tage in Delhi zu verbringen. Mittlerweile sind wir etwas abgehaertet und haben keine Angst mehr vor grossen Staedten. Aber in unserem ganzen Leben werden wir wohl nie die ersten 9 Stunden in Indien vergessen in denen wir uns hilflos, ausgeliefert und wie gehetzte Tiere gefuehlt haben.
Fuer alle die vorhaben nach Indien zu reisen und noch nie da waren; auf jeden Fall Hotel vorher buchen und den Aufpreis fuer die flughafenabholung bezahlen!!!

Spaeter haben wir von anderen Reisenden erfahren, dass sie auf die selbe Tour nach Kashmir gebracht wurden. Es ist wirklich eine superschoene Landschaft dort um Srinagar, aber in jeder zweiten indischen Tageszeitung die wir in den letzten zwei Monaten in die Finger gekriegt haben fanden sich berichte ueber Aufstaende, Erschiessungskomandos und Bomben.

Wir haben zwei Deutsche getroffen die mit dem Bus von Srinagar nach Jammu gefahren sind (wie wir auch). Da kamen ploetzlich bewaffnete Soldaten in den Bus und fragten wer nicht Inder sei. Die beiden deutschen durften sitzenbleiben, aber 8 Nepalesen und einer aus Bhutan mussten aussteigen und sich in einer Reihe aufstellen. Vor den Augen aller im Bus sitzenden wurden sie alle erschossen.

48 Stunden nachdem wir in Jammu auf dem Weg nach Dharamsala den Bus gewechselt haben gingen am Busbahnhof von Jammu drei Bomben hoch.

Drei Tage spaeter wurde bei einem Aufstand in Srinagar ein 17jaehriger erschossen.

© Meike Oppermann, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Geplant war eine Rucksacktour, doch ploetzlich wurde daraus eine Motorradtour durch Indien. Ueber die staendig Flucht vor dem Monsun, jede Menge Tiervolk auf der Strasse und die schlimmste aller verkehrsteilnehmenden Spezies'; der Inder!
Details:
Aufbruch: 31.05.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 16.11.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Meike Oppermann berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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