In 208 Tagen um die Welt

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Helena Graf

Jaipur

Zurueck vom Meditationskurs quatierten wir uns wieder in dem selben Hotel ein, in dem wir schon vor dem Kurs eine Nacht geschlafen hatten. Als erstes wollten wir "mal eben" Zugtickets fuer unsere Weiterreise besorgen, und da es noch recht frueh war (etwa 9 Uhr), nahmen wir uns vor, danach noch ein wenig die Stadt zu erkunden.
Am Bahnhof angekommen, kamen wir auch schon recht schnell an die Reihe, da wir uns an einem extra Touristenschallter anstellen konnen. Der maessig freundliche Bahnangestellte verwies uns allerdings an einen anderen Schallter, vor dem eine ewiglange Schlange stand. So genau wussten wir nicht warum wir uns da anstellen sollten, denn schliesslich waren wir ja eindeutig Touristen, aber daran haben wir uns hier ja schon gewoehnt. Bevor wir uns an den anderen Schallter begaben, wollten wir erst noch Geld abheben, was sich als nicht so einfach erwies. Nachdem wir etwa eine Stunde nach einem Geldautomaten gesucht hatten, fuellten wir das Reservierungsformular aus und stellten uns wieder am Touristenschallter an, an dem nun auch eine lange Schlange war. Als wir an der Reihe waren stellte sich heraus, dass der Zug mit dem wir fahren wollten ausgebucht war und so wurden wir wieder an den naechsten Schallter verwiesen. Dieses Mal wollten wir uns nicht so leicht abschuetteln lassen, und fragten nach einem anderen Zug, woraufhin uns der Bahnangestellte nur ein Schild vor die Nase stellte auf dem stand: "Counter closed". "Na dankeschoen! Arschloch!" dachten wir nur, woran wir leider feststellen mussten, dass der Vipassanakurs nicht besonders viel gebracht hatte.
Da es so schien als ob der Typ Mittagspause machte, gingen wir auch erstmal was essen.

Das Chapati-Brot wird im Restaurant gebacken

Das Chapati-Brot wird im Restaurant gebacken

Dannach stellten wir uns also wieder am allgemeinen Schallter an um nach freien Plaetzen zu fragen und dann wieder am Touristenschallter. Nach insgesammt 4 Stunden hielten wir dann endlich gluecklich und erleichtert unsere Zugtickets in der Hand!!! Was fuer ein Morgen! Von der Stadt haben wir an diesem Tag auch nicht mehr gesehen, als ein Kaufhaus und ein Internetcafe.
Am Abend haben wir dann erstmal unsere Liebsten angerufen, denn nach 10 Tagen Schweigen hat man so einiges zu erzaehlen. Waehrent Helena also mit Philipp telefonierte, setzte ich mich ins Hotelrestaurant wo mich nach einiger Zeit ein Kanadier ansprach. Er war um die fuenfzig, hatte eine Wollmuetze auf und eine ziehmlich ruhige und freundliche Ausstrahlung. Ich erzaelte ein wenig vom Meditationskurs und wo wir so rum gereist sind und er erzaehlte, dass er jedes Jahr fuer mehrere Monate nach Indien kommt, um sich hier spirituell weiter zu entwickeln. Zunaechst war das Gespraech ganz nett, aber dann wurde es immer abgedrehter. Irgendwann meinte er, dass es Gurus gibt die durch das Universum zu andern Planeten fliegen koennen. ?!?! Aha! Nach einer halben Stunde kam dann endlich Helena um mich in diesem wirren Gesprach zu unterstuetzen. Wir haben dann ueber das Leben nach dem Tod geredet und er glaubt, genau wie die Hindus und Buddisten, an die Wiedergeburt. Dann meinte er auf einmal spoettisch und mit einem unglaeubigen Lachen: "Es gibt doch tatsaechlich Leute, die daran glauben, dass der Mensch vom Affen abstammt! Vom Affen! Hast du sowas bloedes schonmal gehoert? Was finden die denn an den Affen so toll?" Spaetestens jetzt war uns klar, dass der Typ total abgedreht ist und ich konnte ihn ueberhaupt nicht mehr ernst nehmen. Seine Theorie war naehmlich, dass die ersten Menschen auf der Erde von einem andern Planeten gekommen waren um die Erde zu besiedeln. Als wir dann mit unserem Geschichtswissen diese Theorie wiederlegen wollten meinte er nur: "Ach diese Wissenschafftler, die aendern doch sowieso alle zwei Jahre ihre Buecher, denen kann man doch nicht glauben. Die beluegen uns doch nur!!" Er meinte dann noch, dass wir nur in einer Spiegel-Welt der wirklichen Welt leben und sein grosses Ziel sei es, eines Tages die reale Welt zu erreichen. Dies koenne man zum Beispiel mit Hilfe von Mantras, da diese besondere "vibrations" haetten. Er koenne uns auch eins beibringen: "Sprecht mir nach! Oooooo... na los, sprecht mir nach! Ooooooooommmmmmmmmm"

So langsam musste ich mich bemuehen nicht in einen Lachkrampf zu verfallen! Ich war sichtlich erleichtert, als das Restaurantpersonal so langsam den Buergersteig hoch klappen wollte und wir endlich ins Bett gehen konnten! Er war ja ganz nett, aber eben von einem anderen Stern!

Am naechsten Tag war Sight-seeing angesagt:
Der City Palace ist der Wohnsitz eines Maharadschas, der in einem reichverzierten Ford liegt. Es war ganz nett sich hier umzusehen, aber im Prinzip nichts Neues.
Das Observatorium wurde 1728 erbaut und dient unteranderem der Zeitbestimmung (eine riesige Sonnenuhr) und der Sternzeichenbestimmung. Sogar eine Sonnenfinsternis soll mit den Instrumenten vorraussagbar sein. Ausnahmsweise haben wir uns mal einen Fuehrer gegoennt, der uns auch wirklich interessante Sachen erzaehlen und uns die Instrumente erklearen konnte.
Zum Sonnenuntergang ging es dann zum Tiger Fort, von wo aus man eine gigantische Aussicht ueber die riiiiesige Stadt hatte!
Ein schoener Abschluss, denn am Abend ging es dann auch schon weiter Richtung Goa.

City Palace von oben

City Palace von oben

Observatorium - Hiermit kann man den Monat bestimmen

Observatorium - Hiermit kann man den Monat bestimmen

Sonnenuhr

Sonnenuhr

Sonnenuntergang ueber Jaipur

Sonnenuntergang ueber Jaipur

Jaipur bei Nacht

Jaipur bei Nacht

© Helena Graf, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nepal-Indien-Neuseeland-Chile-Peru-Bolivien-Argentinien
Details:
Aufbruch: 02.10.2006
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 27.04.2007
Reiseziele: Indien
Nepal
Varanasi
Australien
Neuseeland
Chile
Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Helena Graf berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.