Freeride to Asia

Reisezeit: Juli 2007 - Oktober 2008  |  von Lucia Dettli / Berny Ackermann

Indien: 5.11.07: Dehli - Agra - Jaipur

Km 15119

Namaste!

Nach vielen imposanten Himalayaerlebnissen sind wir mittlerweilen so richtig in den indischen Alltag eingetaucht.

Die grösste Demokratie der Welt wird unter dem Slogan "incredible India" äusserst ehrlich vermarktet...wie wir in den letzten Tagen zu Hauf erlebt haben..

nein nicht im Zirkus, auf dem National Highway..noch  cool man kann sich dann auch besser grüssen

nein nicht im Zirkus, auf dem National Highway..noch cool man kann sich dann auch besser grüssen

...so zum Bsp beim Abschliessen unserer Haftpflichtversicherung (weil die europäischen Versicherer nur innerhalb Europa Haftpflichtversicherungen verkaufen, lösen wir in jedem Land seit dem Iran eine solche vor Ort).

Natürlich dauerte der Akt der Beschaffung so an die 4 Stunden und zwischendurch wurde uns ein volles Menue offeriert.
Interessant war aber die Frage unsererseits, wieviel denn die Versicherung im Falle eines verursachten Todesfalles berappen müsste - der freundliche Inder erläuterte uns Unwissenden:

-Eine Kuh (natürlich auch in der Personenhafpflicht beinhaltet) kostet ca 1000 USD
-bei den Menschen komme es stark darauf an, wie wichtig derjenige gewesen seie. So kostet ein "einfacher Buetzer" nur so 2000 USD, währenddem bei einem Geschäftsmann so an die 5 mio USD bezahlt werden müssen (je nach Wichtigkeit halt).

Schon erstaunlich wie die Gleichberechtigung in Indien ignoriert wird...eine Last des Kastendenkens.

Die Gleichberechtigung ist hier entgegen der üblichen Meinung (wir sind ja nicht mehr in der muslimischen Welt) auch zwischen den Geschlechtern völlig nicht gewährleistet.

unser Bus ist schon verdammt praktisch..

unser Bus ist schon verdammt praktisch..

Incredible ist fuer uns aber auch die Gelassenheit und Coolness der Inder. Egal wie viel gehupt wird oder wieviele Menschen umherirren (und es gibt hier wirklich verdammt viele Menschen)...der Puls scheint ihnen nie in den 3-stelligen Bereich zu steigen.

Man stelle sich vor, in Indien würden 1.1 mrd Europäer leben...wir denken das Land wäre in einer kriegerischen Anarchie.

aber weiter zum incredible India..

..als weitgereiste, erfahrene Traveller wissen wir ja: der clevere Tourist kauft sich vor Ort eine Sim-Karte (Model Prepaid) und spart dann einiges an Kommunikationsgebühren....

nach dem uns das 5te Geschäft, welches wir besucht haben, dann eine solche verkaufen wollte, dauerte es kurze 3 Stunden und das Prepaid-Abi funktionierte....leider nur während 3 Tagen. Wie wir später beim nächsten "Natelsolljetztendlichfunktoinieren-Marathon" lernten, wird der Vertrag aus Sicherheitsgründen annuliert, wenn der Antragsteller keinen offiziellen Wohnsitz in Indien angeben kann.... schade wenn man dies erst in der Retrospektive erfährt (der Verkäufer des ersten Abis hatte gerade bei diesem Punkt vehemennt genickt und gesagt, dies sei kein Problem)...in Indien passiert einem dies noch häufig.

Es gäbe noch viel mehr Stories dieser Art..spannender ist nun aber, dass halt auch unsere Reise per se incredible ist.

So wollte es der Zufall, dass Schetty (im Zeichen der Zermatter Bergbahnen auf "Werbetour") in Dehli weilte.

Erstaunlich leicht viel uns das Erreichen unseres Meeting-points in Mitten der 15 mio Metropole...

Auch wenn wir noch nicht so aussehen, ich glaube wir fahren schon fast wie Locals..und dass auch ohne unseren Rückspiegel. Den haben wir leider bei einem knappen Kreuzmanöver dankend abgegeben.

Diese 2 Meterröhre gehört nicht einem Klemptner, sondern nennt sich Dosa, ist eine südindische Spezialität uns schmeckt sehr lecker. Lucy hatte hier ihr Cap gerade nicht auf.

Diese 2 Meterröhre gehört nicht einem Klemptner, sondern nennt sich Dosa, ist eine südindische Spezialität uns schmeckt sehr lecker. Lucy hatte hier ihr Cap gerade nicht auf.

Wir starteten sofort ins dehlianische Nightlife, denn das ist um 2400 bereits vorbei.

Passender oder sollen wir schreiben typischerweise fand dazu gerade vor unserer Hoteltüre ein Riesenumzug statt..

...die vielen bunten Wagen kennen wir von der Fasnacht.

Hier war das Tobuwahobu mit wirklicher extrem lauter Musik (wenn in Indien einer Boxen hat, so dreht er prinzipiell voll auf) einem Göttergeburtstag gewidmet...irgendeinem der tausenden von indischen Göttern...welcher genau konnte niemand wirklich sagen...das ist in Indien auch nicht so wichtig.

die grösste Moschee Indiens (kommt nicht ganz an die iranischen Wunderwerke ran) Jami Masjid. Die spannensten Sights in dieser Ecke sind meistens muslimisch

die grösste Moschee Indiens (kommt nicht ganz an die iranischen Wunderwerke ran) Jami Masjid. Die spannensten Sights in dieser Ecke sind meistens muslimisch

Die Zeit verging wie im Fluge und Schetty musste wieder zum Flughafen...zurück in die Schweiz und wir fuhren weiter gegen Faridabad (südlicher Edelvorort von Dehli) wo wir bei Bekannten eingeladen waren.

Schetty es hat uns riesig gefreut dich zu treffen..zieh ein paar Lines im Zermatter Powder für uns - oder komm wiedermal vorbei.

so viel zur Fernsicht in Dehli bei gutem Wetter - schon übel diese Verschmutzung....da ist der Seoner Nebel direkt angenehm im Vergleich.

In Faridabad wurden wir sehr herzlich von der Familie Jindal empfangen (Kumar Kamlesh aus ihrer Familie wohnt in Sursee).

Unser Programm startete gleich mit einer konventionellen Hauseinweihungszeremonie mit Priester und etwa 30 Gästen (es waren nur die engsten Familienmitglieder eingeladen).

Toll zu erleben wie die Inder auch während solchen Ritualen völlig keine Berührungsängste zeigen. Im Gegenteil, sie sagten unser Erscheinen bringe speziell viel Glück für das neue Heim des Onkels und wir sassen in der Mitte des ganzen Zeremoniells, kriegten spzielle Armbänder und nen Punkt auf die Stirne und waren beim Entzünden des Altars feuerführend.

Das spirituelle Happening wurde dann obligaterweise mit einem fetten (wortwörtliche, alle indischen Festmahle sind sehr fettig) Mahl gefeiert.

beim Mehrauli Archaeological Park - dem Urstein des Islams in Indien (wo heute übrigens mehr Muslims wohnen als in Pakistan / ca 12% der Bevölkerung)

beim Mehrauli Archaeological Park - dem Urstein des Islams in Indien (wo heute übrigens mehr Muslims wohnen als in Pakistan / ca 12% der Bevölkerung)

Es war natürlich ne spannende Abwechslung mal mit lokalen "Reiseführern" auf Sightseeingpirsch zu sein...und wir realisierten: auch das Fahren mit Chauffeur ist noch entspannend in Indien..

Weiter cruisten wir südlich nach Agra, um das meistfotografierte Bauwerk der Welt, den Taj Mahal abzulichten..ist ja sozusagen Pflicht. Ne echt imposante!!

Der Taj ist übrigens eines der grössten Gräber der Welt und und wurde von 20'000 Arbeitern in 12 Jahren errichtet. Der Shah Jahan liess diesen für seine beim gebären des 14 Kindes verstorbene Lieblingsfrau errichten (er hatte immerhin 72 Frauen).

Und wiedermal schlug "incredible India" zu: Inder bezahlen 20 Rupees, Touristen 750 (ca 25 CHF)!!krass, wir gaben für den Eintritt halb so viel aus, wie ein Arbeiter im Monat verdienen kann!!

Und zum zweiten: immerhin das grösste je aus Liebe gebaute Monument.

Nach Agra führte unser mittlerweilen wieder zur Kulturreise mutierte Trip erstmals gegen Westen - nach Rajasthan. Die meistbesuchte Ecke von Indien.

Unsere erste Station war hier Jaipur.

...the Swimming Palace: Jal Mahal. Wir sind froh, müssen wir nicht schwimmen in dieser Brühe...

Lucy im Sternbild des Stiers

Lucy im Sternbild des Stiers

Spannend ist in Jaipur auch dieser riesige astrologische Park (1728 erbaut). Einige dieser Geräte zur Bestimmung jeglicher Geschehnisse am Himmel werden noch heute für Analysen verwendet.

Diese mit 23 Metern grösste Sonnenuhr sollte die zu erwartenden Ernteerträge anzeigen..unser Buch erzählt leider nicht ob dem auch so war..

..wir gönnten uns hier in Jaipur - im grössten Kino von Indien - auch noch unsere Bollywood-Prmiere...und incredible India hatte schon wieder zugeschlagen:

das Happening beginnt bereits beim stundenlangen Anstehen für die Tickets (wo mit Stöcken bewaffnete Securities (amüsanterweise dicke alte Frauen) lautstark für Ordnung sorgen (ist auch nötig...jeder 2te Inder versucht sich andauernd sehr hartnäckig vorzudrängeln)

...und äusserst sich dann während satten 3 Stunden mit viel Geschrei, Gepfeiffe und wiedermal völlig überdrehter Lautstärkereglern in einem Werbefilm für die Schweiz. Unser Movie brachte uns nach Bern, Zürich, natürlich ins schöne Luzern und ins Tessin.

Incredible wie die Inder auf die Schweiz abfahren. In jedem 3ten Film kommen anscheinend Schweizersequenzen vor...

..der Movie war übrigens nur auf Hindi, weil die Handlung aber so banal ist, auch ohne Sprachverständnis (ausser unserer 10 obligater Fremdwörter natürlich) völlig verständlich.

Keiner zu klein um kuhl zu sein.

Keiner zu klein um kuhl zu sein.

Unsere Reise bringt uns in den nächsten Tagen weiter gegen Westen, in die Wüste Thar. Wir freuen uns bereits darauf nach soviel Cityaction wiedermal ein bisserl Ruhe zu haben.

An dieser Stelle möchten wir allen Guestbookwritern ein grosses Dankeschön aussprechen. Freut uns immer riesig auch was von euch zu lesen!!

Carpe Diem

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Aus Interesse für Natur, Kultur, Religion, Unplanbarem und vor allem unserer Selbst, sind wir mit unserem kleinen 4x4 Camper über den Iran, Pakistan und Indien nach Südostasien gereist. Weil wir noch nicht zurück wollen freuen wir uns jetzt riesig über den spontanen Versuch, quer durch Russland, die Mongolei und Kasachstan zurück nach Europa zu cruisen...hoppla hoffentlich hält das unser Bus aus.
Details:
Aufbruch: 15.07.2007
Dauer: 15 Monate
Heimkehr: 10.10.2008
Reiseziele: Schweiz
Kambodscha
Bulgarien
Griechenland
Türkei
Iran
Pakistan
Indien
Malaysia
Thailand
Laos
Japan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Kasachstan
Ukraine
Italien
Der Autor
 
Lucia Dettli / Berny Ackermann berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Lucia Dettli / sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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