Komm! Draussen wartet die Welt ...

Reisezeit: September 2007 - September 2008  |  von Nicola Stratmann

Delhi und andere Katastrophen

WAO!!! Diese Stadt ist der Hammer. Es ist tatsaechlich Chaos pur und Dreck ohne Ende, aber ich mag es!

Nachdem Or und ich fast den Flug verpasst haetten, weil ich den Wecker im Halbschlaf ausgemacht habe, sind wir heile und totmuede in Delhi gelandet.

Ich sage es ja immer wieder: lieber gar nicht schlafen, als "nur nochmal fuer nen Stuendchen hinlegen...". Nie, nie, nie klappt das bei mir.

Aber es ist ja nochmal alles gut gegangen, denn der Taxifahrer hat erstens brav auf uns gewartet und anschliessend aber so alles gegeben was geht - Dhanyawad nochmal!

Ok, Delhi. Die Taxifahrt war ein reinstes Abenteuer. Zuerst war alles ganz easy. Wie schon in Mumbai zuerst am Prepaidschalter im Flughafn ein Taxi "kaufen", dann mit dem Wisch raus und genau dieses Taxi nehmen ... ganz einfach. Wir haben unseres mit zwei anderen geteilt, die auch in das gleiche Hotel wollten wie wir.
(Das "Yes Please HOTEL" im Main Bazar kann ich echt empfehlen, aber aufgepasst: es gibt mehere Yes Please - guest house, cottage, was weiss ich.)

Der Fahrer war anfangs total ok, etwas schuechtern vielleicht, aber gut. Kurz vor dem Main Bazar dann die erste Katastrophe in Delhi - mitten auf der Strasse, ich meine tatsaechlich mitten im uebelsten Verkehrschaos, hielt der Fahrer an und gab uns zu verstehen, dass er kein Benzin mehr habe. Wir koennten laufen, es seien nur 5 Minuten ... haben wir natuerlich nicht gemacht, sind ja nicht lebensmuede und ausserdem: woher wissen wir, dass er uns die Wahrheit erzaehlt?
Es haetten ebensogut 5 Stunden sein koennen. Wir sind also sitzengeblieben und wollten mit ihm bereden, wie wir das Problem loesen koennten. Benzin mit einer Rikscha kaufen fahren, Benzin von einem anderen Auto auspumpen, ein neues Taxi ordern (dann haette er das aber zahlen muessen, weil wir fuer die Fahrt ja schon im voraus gezahlt hatten). Nix, keine Idee fand er gut. Er war sowieso nicht besonders gespraechig.

Ok, dann hiess es doch aussteigen und eine Rikscha nehmen. Wir fingen an misstrauisch zu werden. Und siehe da, kaum war unser Gepaeck raus aus dem Taxi, zuendete er den Motor und brauste davon ... gut fuer uns, das Delhi ein extremes Verkehrsproblem hat, denn er kam nicht weit und Or und der andere Typ sind hinter ihm hergerannt und haben mitten auf der Strasse einfach seinen Autoschluessel geklaut.

Dann wieder alles rein ins Auto und weiter gings. Der Main Bazar ist so ungefaehr das uebelste Chaos, was ich jemals gesehen habe. Ich konnte es dem Fahrer fast nicht mehr veruebeln, dass er sich weigerte dort hinein zu fahren. Aber so wie er sich verhalten hatte, war auch ich nicht mehr faehig Mitleid zu empfinden. Er wusste offensichtlich nicht wo das Hotel war und wir gurkten fast 1 Stunde durch die engen Bazargassen und fragten so ungefaehr jeden auf der Strasse nach dem Weg ...
wie bereits erwaehnt, es ist nicht einfach in Indien den richtigen Weg zu finden, wenn jeder einem etwas anderes erzaehlt (dazu noch das Problem, das "Yes Please" sehr beliebt ist in Delhi) - rechts, links, geradeaus, umdrehen, zurueck, doch rechts, wieder umdrehen, ...
zum Schluss haette ich echt vor Wut heulen koennen, entschied mich dann aber doch fuers Lachen. Besser fuers Karma!

Wir haben uns dann erstmal im Hotelzimmer von den ersten Stunden in Delhi erholt und prompt bekam ich Durchfall. Bloed, wenn man sich das Zimmer mit jemandem teilt und noch bloeder, wenn dann die Klospuelung nicht funktioniert

Aber da man sich hier sowieso sehr viel offener ueber Verdauungsprobleme unterhaelt, als beispielsweise in Deutschland, war es nicht ganz so unangenehm. In Arambol konnte man im Restaurant zu seinem Chai und dem Curry eine Rolle Klopapier ordern - warum auch nicht!

Soll aber nicht heissen, das es mir egal war! Or fands lustig ...

Ich habe dann allein den Main Bazar erkundet, weil Or sich noch nicht dazu faehig fuehlte, wieder in dieses Chaos einzutauschen.
Das erste, was ich auf der Strasse mitbekommen habe war, wie eine Masse Inder schimpfend und spuckend hinter einem kleinen Jungen hergerannt ist. Er hatte angeblich etwas geklaut. Es war schrecklich, denn sie schlugen nach ihm, hielten ihn fest, spuckten ihm ins Gesicht. Ich rief ihnen zu sie sollten den Jungen in Ruhe lassen und zur Polizei bringen. Da riefen sie nur, was ich denn glaubte, was die Polizei mit ihm machen wuerde.
Im Endeffekt haben sie ihn dann laufenlassen und er ist ohne groessere Verletzungen davon gekommen, aber ich war geschockt und bin es immer noch. Diese scheiss Selbstjustiz und die Korruption innerhalb der Polizei ist echt zum Kotzen! (sorry, aber es ist so!)
Ein Inder sagte mir dann hinterher, ich sollte mich besser aus solchen Dingen raushalten, denn das sei nunmal so in Indien und da koenne ich nichts gegen tun. Der Junge brauchte nunmal seine Lektion. Ok, ich halte mich da wirklich besser raus.

Nachdem ich mich dann wieder mit einem Chai beruhigt hatte, liess ich mir ein Henna-Tattoo auf dem Fuss machen, habe zum Leidwesen meiner Verdauung dann doch diverse Snacks auf der Strasse probiert und geshoppt und gehandelt, was das Zeug haelt ... und mich wieder richtig wohl gefuehlt. Dieses Chaos kann ich zwar nicht lange ertragen, aber fuer zwei-drei Stunden ist es genial!

Abends sind wir dann in ein schickes Roof-Top-Restaurant gegangen und haben dort mehr fuer ein Bier bezahlt, als ich den ganzen Tag beim Shopping ... naja, man goennt sich ja sonst nix.

Der naechste Tag war im Grunde gleich - durch die Strassen schlendern, etwas shoppen, sich durch den Verkehr wuseln. Eine Strasse zu ueberqueren kann schonmal ne halbe Stunde in Anspruch nehmen, wenn nicht zufaellig ein Inder zugegen ist, dem man hinterherlaufen kann ...
In Panjim ist es mir passiert, dass tatsaechlich niemand in meiner Naehe war, der die gleiche Strasse ueberqueren wollte wie ich. Ich stand ungelogen fast 20 Minuten an einer Stelle, bis ich dann einfach mit halboffenen Augen langsam losgegangen bin ... die Autos bremsen zwar nicht wirklich ab, aber sie versuchen zumindest einen Schlenker um dich zu machen. Dieses Mal hat's funktioniert, aber ich wuerde es nicht unbedingt empfehlen! InderInnen sind definitiv die besseren Lotsen!

Nachts ging es dann um 3.30 Uhr mit der Riksha los zum Bahnhof. Unser Zug nach Haridwar (Bahnstation vor Rishikesh)sollte um 5.00 Uhr fahren und wir wollten ganz sicher gehen, ihn auch nicht zu verpassen. Es sind zwar nur ca 10 Kilometer vom Main Bazar bis zum Bahnhof Nizzamuddin, aber man weiss ja nie, schliesslich sind wir in Indien!
Wir waren allerings tatsaechlich viel zu frueh und haben dann noch erfahren, dass unser Zug ca 1 Stunde Verspaetung hat - fast wie in Deutschland, gell ?!

Aus der einen Stunde sind dann allerdings 2 1/2 geworden und als der Zug einfuhr, haben wir unseren Waggon (Reservierung fuer Sleeper-Sitze) nicht gefunden.
Mussten dann schnell in einen anderen reinspringen - dritte Klasse, direkt am Klo. Na toll -
Es stinkt erbaermlich, wenn man direkt am Klo sitzt. Wir hatten aber noch nichtmal einen Sitzplatz, sondern standen im Durchgang zur Toilette, wie auch zum Waschbecken.

Als ein Mann direkt vor unseren Augen anfing, sich wuergend und spuckend diesem Waschbecken zu naehern, wurde mir echt anders. Es ist normal, dass die Inder spucken, rotzen und furzen. Daran habe ich mich schon gewoehnt, auch wenn ich gerade daneben sitze und esse.
Aber wenn jemand direkt neben dir erbricht und dich danach laechelnd ansieht, als ob nicht er das Problem haette, sondern du, dann ist das noch ne andere Liga. Or war leichenblass, ich bekam Sodbrennen und wir entschieden uns am naechsten Bahnhof unsere Plaetze zu suchen. Die Fahrt sollte schliesslich ca 5 Stunden dauern.
Gut, dass wir das gemacht haben, denn die Fahrt dauerte im Endeffekt 11 Stunden.

Ich glaube wir haben den langsamsten Zug in ganz Indien erwischt! Or hat die ganze Zeit in seiner Koye gelegen und dahinvegetiert und ich habe mal liegend, mal sitzend, mal stehend die Zeit verbracht. Ist schon echt aetzend, so ne Zugfahrt. Aber wie viel aetzender ist sie, wenn man noch nichtmal nen Sitzplatz hat?!

Aber gut. Wir sind heile in Haridwar angekommen und haben dann auch spaeter in Rishikesh unser neues "zu Hause" gefunden ... ein huebsches Zimmer mit einer Terasse direkt am Ganges. Ideal um sich von den Strapazen in und um Delhi zu erholen!

Dazu bald mehr ... auch Photos aus Delhi werden noch "nachgereicht"!

© Nicola Stratmann, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Reise nach Indien, Sri Lanka, Thailand ... und was mir sonst noch begegnen möchte.
Details:
Aufbruch: 15.09.2007
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 03.09.2008
Reiseziele: Indien
Havelock Island
Thailand
Der Autor
 
Nicola Stratmann berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Nicola sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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