Celebifamilie auf dem Weg nach Indien

Reisezeit: September 2013 - Juni 2014  |  von Ceyno Celebi

Gorakhpur

Ein finsteres Kapitel

Gorakhpur ist eine größere Stadt, die eine Art Verkehrsknotenpunkt für Reisende nach Nepal darstellt. Viele kommen von Varanassi mit dem Zug hierher, um dann mit dem Bus die ca. 70-100 km weiter nach Sunauli an der nepalesischen Grenze zu fahren. Auf unserer Fahrt mit dem Bus von Faizabad nach Gorakhpur hatte ich irgendwie ein seltsames Gefühl. Ich weiß nicht, ob es das Bild der vielen nackten Kinderfüße im knöcheltiefen Müllschlamm war, das mir in jedem Dorf auf dieser Strecke ins Auge sprang, oder die winzigkleinen Bretterverschläge am Wegesrand, in denen die auf Kundschaft wartenden Verkäufer in eine Decke gehüllt saßen, die vor der nassen Kälte kaum schützen konnte. Der Regen verwandelte die mit großen Schlaglöchern durchsiebte Straße in eine matschige Rumpelbahn und die sonst so bunten und fröhlichen Menschen ähnelten immer mehr grauen, finsteren Gestalten, die ihre Umwelt nicht mehr wahrzunehmen schienen. Die Krönung war dann nach vier Stunden Busfahrt die Stadt Gorakhpur. Den Dreck und die Armut zu beschreiben, dazu fehlen mir fast die Worte. Wir stiegen in der Nähe des Bahnhofs aus, um uns dort nach einem Hotel umzusehen. Gleich der erste Eindruck war im Prinzip eine geballte Zusammenfassung meiner Eindrücke während der Busfahrt: knöcheltiefer (teilweise knietiefer) Müllschlamm an den Wegesrändern; mittendrin kleine Händler, die verschiedene Dinge zum Verkauf anboten - vor allem lecker lecker selbstgemachtes Essen ; viele Menschen liefen barfuß durch die Straßen (Es regnete und war kalt!); Tiere, sowohl tot als auch lebendig, lagen auf den Müllhügeln; Ratten liefen eigentlich überall herum; etc. ... .
Wir versuchten zuerst ein Hotelzimmer zu finden, was sich wiederum sehr schwierig gestaltete, da einige Hotels schon ausgebucht, andere zu teuer oder zu schmutzig waren und in einem Hotel meinte der Besitzer, er könne nicht vier bzw. fünf Personen in einem Zimmer unterbringen (Das war bis dato niemals ein Problem .).
Nach langem Suchen fanden wir dann endlich ein Hotel (Amit Hotel - Zimmer 600,- Rs) gleich gegenüber vom Bahnhof, allerdings ohne warme Dusche und eigentlich ziemlich ungemütlich. Wir wollten aber endlich etwas essen, also warfen wir unsere Sachen ins Zimmer und fielen im erstbesten "Futterladen" ein. (Hakan hatte es mittlerweile entschärft - er lag mit Fieber im Bett.) Ich bestellte ein Thali und während ich es hinunterschlang, versuchte ich zu vergessen, dass das Geschirr nicht richtig abgewaschen war, dass das Essen mit der Hand auf den Teller geklatscht wurde, dass Ratten über die Regale huschten und alles viel zu scharf gewürzt war. Uns war klar, dass wir in diesem Ort zwei Tage bleiben müssen, um uns zu erholen, doch wir wussten nicht, was wir machen sollten. Keiner wollte raus, da alles so dreckig war, wir konnten nichts mehr essen, da wir alle Durchfall hatten. Wir ernährten uns nur noch von Obst und Zwieback. Am zweiten Tag bekam auch ich Fieber und Schüttelfrost - irgendwie waren wir alle sehr niedergeschlagen. Wir mussten weg von diesem Ort und setzten uns dann am 16. Februar endlich in einen Bus, der uns nach Nepal bringen sollte.

© Ceyno Celebi, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach einem 3-4-wöchigen Aufenthalt in der Türkei werden wir gemeinsam mit unseren Kindern (14, 8) auf dem Landweg nach Indien reisen.
Details:
Aufbruch: 24.09.2013
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 02.06.2014
Reiseziele: Türkei
Deutschland
Iran
Pakistan
Indien
Nepal
Der Autor
 
Ceyno Celebi berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.