Einmal noch nach Bombay

Reisezeit: November / Dezember 2014  |  von Walter Wolf

Aurangabad

Bin inzwischen schon weiter, etwas unterhalb von Mumbai, komme gerade zurück vom Abendessen. Kaum hatte ich mich in dem "vegeterian only"-Restaurant hingesetzt begann der Wirt ein qualmendes Räucherfass durch das ganze Lokal zu schwenken, mein T-Shirt riecht jetzt noch danach. Hinter der Kasse ein kleiner Haustempel mit Räucherstäbchen und Bildnis eines Hindu-Heiligen. Dazu begann über Lautsprecher eine Art Gebet, lange wurden immer wieder dieselben Worte wiederholt, ganz wie auf dem Hindu-Fest. Das Lokal war gut besucht, die Gäste reagierten nicht auf die
Beräucherung. Ich bestellte chinesische Nudeln, als ich auf der Speisekarte "hot milk" fand bestellte ich "cold milk". Der verstand nicht was ich wollte!? trotz mehrerer Versuche. Als serviert wurde bekam ich überhaupt keine Milch. Bestellte dann "hot milk", das klappte. Bei den cold drinks entdeckte ich später "butter milk", bestellte die dann auch, klang ähnlich wie kalte Milch. Die war ganz schön spicy!

...Vor ein paar Tagen also hatte ich Orchha verlassen. Dort gibt es keinen Bahnhof. Das Ticket von Jhansi nach Aurangabad hatte mir ein Bahnagent besorgt - Sleeper-Class. Dasselbe wie die AC-Klasse nur ohne Vorhang, meinte mein Agent. Mit Provision 1000 Rs für 1000 km, verdächtig billig.
Also mit dem Tuk-Tuk die 30 km nach Jhansi, nahm noch eine junge Israelin mit, die sich beim Hotelier nach dem Busbahnhof erkundigte.

Am Bahnhof war dann wieder erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Es gab eine elektronische Anzeigetafel, auf der im Wechsel immer einer der demnächst abfahrenden Züge angezeigt wurde. Um 20 Uhr hätte es losgehen sollen, um 21 Uhr hörte ich über Lautsprecher dass mein Zug verspätet ist, noch eine halbe Stunde später tauchte der Zug erstmals auf der Anzeigetafel auf, Abfahrt voraussichtlich 22 Uhr auf Gleis 2. Tatsächlich traf dort dann ein langer Zug ein. Glücklicherweise hielt mich mein Sitznachbar - der mich schon die ganze Zeit betreute - vom Einsteigen zurück, denn auf Gleis 2 waren 2 Züge für 22 Uhr angekündigt, dies aber war nicht der meinige.
Es gab da direkt am Gleis noch eine Anzeige der Zugnummer, die ich übersehen hatte. Sag nochmal einer was gegen die Bundesbahn. Übrigens "graste" zwischendurch mal auf Gleis 2 eine Kuh, ich fragte mich ob die den Fahrplan kennt und wie die da wieder hoch kommt. Als ich später das Signalhorn eines eintreffenden Zuges hörte, lies jedenfalls die Deutlichkeit
dieses Signals keine Fragen offen. Vermutlich hat sich Peter Jackson für den "Herrn der Ringe" diesen Ton ausgeliehen wenn das Heer in die Schlacht zog.

Um 23 Uhr traf dann endlich mein Zug ein. Liegewagen, 3-stöckig, ich ganz unten. Vielleicht sollte ich doch etwas mehr planen, denn bald stellte ich fest, dass jeder Inder eine Decke dabei hatte. Ich zog so viele Kleidungsstücke an wie möglich, dennoch war in dieser Nacht "waiting for the sun" angesagt. Kein Schaffner zu sehen, Decken gab es nur in den AC-Klassen und die Fenster konnte man nicht ganz schließen. Nach der 15-stündigen Zugfahrt war ich dann fix und foxi.

so angezogen und noch dazu ein Decke, die haben gut lachen

so angezogen und noch dazu ein Decke, die haben gut lachen

am anderen Morgen ... fix und foxi

am anderen Morgen ... fix und foxi

Ich blieb 2 Tage in Aurangabad, das Hotel war mäßig, dafür ein gutes Restaurant ganz in der Nähe. Am 2.Tag war Stadtbesichtigung angesagt. Auf den Straßen viele verschleierte Damen. Die in Schwarz waren Moslems, die in farbiger Kleidung Moslems oder Hindus wurde mir gesagt. Hübsch
anzusehen, fotografieren aber unerwünscht. Ich fragte mich ob der Schleier seinen Ursprung hatte im Schutz gegen den vom Wind aufgewirbelten Staub.

Aurangabad hielt mir noch die Möglichkeit zu einem 2.Schachturnier in Nipani offen, also Richtung Goa. Ich hatte aber keine Lust auf eine weitere lange Zugfahrt, hätte wohl auch kein gutes Turnier zustande gebracht, obwohl es mir gesundheitlich gut geht. Der eigentliche Grund hier zu sein waren natürlich die Höhlentempel in Ellora.
Doch auch Aurangabad hat einen Anziehungspunkt - das 1679 errichtete Mausoleum Bibi-qa-Maqbara, auch als das "Taj Mahal für Arme" bekannt. Jedenfalls wird es von einem gepflegten Park umgeben und ist gut besucht.

das Mausoleum Bibi-qa-Maqbara

das Mausoleum Bibi-qa-Maqbara

hübsche Inderinnen

hübsche Inderinnen

Weiterfahrt nach Ellora

Die meisten Touristen nehmen in Aurangabad ein Hotel und kommen von dort die 30 km nach Ellora. Ich fuhr per Tuk-Tuk direkt nach Ellora.

auf halbem Weg kommt man an der Hügelfestung Daulatabad vorbei, 12.Jhd.

auf halbem Weg kommt man an der Hügelfestung Daulatabad vorbei, 12.Jhd.

.. ganz in der Nähe des Eingangs zu den Höhlen nahm ich ein sehr einfaches Zimmer für 500 Rs, hartes Bett, kaltes Wasser. Die freundliche Hotelbesatzung lies es eher ruhig angehen, bei meiner Ankunft galt es aber eine Schulklasse zu bewirten, da waren 3 Köche am Werk, ich durfte mich in der Küche umsehen:

alles ist an seinem Platz

alles ist an seinem Platz

Bei meiner letzten Umfrage tippten alle auf das Taj Mahal in Agra, da frag ich mal lieber nicht, wer der Herr hier ist.
Er wurde mir vorgestellt als "a good man"

Bei meiner letzten Umfrage tippten alle auf das Taj Mahal in Agra, da frag ich mal lieber nicht, wer der Herr hier ist.
Er wurde mir vorgestellt als "a good man"

.. das hier ist der Brotbäcker am heißen Herd

.. das hier ist der Brotbäcker am heißen Herd

Die sogenannte raffinierte Küche geht anders... aber dennoch bitte mal alles auffahren !

Die sogenannte raffinierte Küche geht anders... aber dennoch bitte mal alles auffahren !

demnächst mehr über die Felsentempel

Im Innern des Kailash-Tempels

Im Innern des Kailash-Tempels

Krishna, umringt von Verehrerinnen

Krishna, umringt von Verehrerinnen

in einem der buddhistischen Felsentempel

in einem der buddhistischen Felsentempel

© Walter Wolf, 2015
Du bist hier : Startseite Asien Indien Aurangabad
Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Vorruhestand erstmals nach Indien. Ich will in Delhi ein Schachturnier spielen und danach mir das Land etwas ansehen.
Details:
Aufbruch: 01.11.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 17.12.2014
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Walter Wolf berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors