One Way Indien, ohne Plan quer durchs Land...

Reisezeit: Dezember 2016 - März 2017  |  von Oliver Sabisch

1 Woche Delhi...

Die ersten Tage.

Da wären wir also, Delhi!
Der Flug von Frankfurt war recht angenehm und so setzte ich nach knapp
7 Std den ersten Fuß auf Indischen Boden. Die Stadt hielt sich verschleiert
im dicken Dunst des hiesigen Smogs, was letztlich wohl immer so sein wird, meinen zumindest meine hiesigen Locals.

Ich kämpfte mich also ohne Plan vom Flughafen mit der Metro Delhis, die im übrigen eine sehr gute ist, zum Stadtviertel meiner Gastfamilie.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten wie, welche Bahn muss ich nehmen, auf welcher Ebene fährt sie und welche Richtung hab ich schließlich den Weg finden können. Ohne Internet und Smartphone
Angekommen an der Zielstation rief ich meinen Local an da er mich abholen wollte. Dieser meinte dann lässig das einer seiner Brüder mich mit dem Motorrad abholt. Ach verdammt dachte ich, muss ich jetzt wohl wirklich aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, den ich schon in meiner Wartezeit staunend beobachtete.
Nun gut alles geklappt und ich machte mich als Mitfahrer auf einem für mich nicht verkehrstüchtigem Motorrad auf den Weg zur Unterkunft.
Mit wilden Schlängerlinien und immer wiederkehrenden Hupen bahnte man sich also den weg durch Delhis Linksverkehr. Kreuzungen wurden einfach überfahren, allerdings aus allen Richtungen gleichzeitig, Vorfahrtsregeln schien es nicht zu geben, außer vielleicht wer öfter und lauter Hupt, Geschwindigkeiten und Geschwindigkeitshuckel einfach ignoriert.
Letztlich aber kam ich heile an. Ich wurde herzlich begrüßt und bekam auch gleich etwas zu essen und nen Tee. Gastfreundschaft ganz groß geschrieben, auch durfte ich als Gast als erster essen, halt so üblich hier.

Mein Zimmer klein aber sauber und schick, Teil ich mir die Wohnung mit den drei Brüdern und dem Opa des Hauses. Ein Stockwerk tiefer wohnen die Eltern mit Dienstmädchen. Jede Mahlzeit, jedes Getränk wird von Ihr serviert und gebracht bzw das Geschirr auch wieder weggebracht. Etwas seltsam aber auch daran gewöhnt man sich. Den Abend verbrachten wir dann plaudernd in der Stadt, mit Freunden der Brüder und auf der Dachterrasse.

Innenstadt erster Tag.

Meine erste Nacht war sehr gut und so schlief ich bis fast 12Uhr mittags.
Kein wunder auch, ist es doch erst 8Uhr in Deutschland, durch die Zeitverschiebung. Ich machte mich also kurz vor Zwölf auf den Weg in Delhis Innenstadt. Mein Local hatte mir noch am Vorabend einige Tipps gegeben, auch jenen ich solle seinen Bruder früh mitnehmen um dem Rikschafahrer
den Preis zu verdeutlichen, bezahlen doch alle Europäer paar Rupien mehr.
Wieder ging es also wie wild durch den Straßenverkehr. Mit umsteigen in die Metro gelangte ich dann in die Innenstadt. Ziel war Old Delhi.

Old Delhi beschreiben wohl nur Bilder und Videos am besten, dennoch versuch ichs mal. Ein Haufen Leute, ein Haufen Rikschas, Auto-Rikschas, Taxies und andere Verkehrsteilnehmer und nen Haufen streunende Hunde. Alles in einer heruntergekommenen Altstadt mit vielen kleinen Seitenstraßen und Gassen, wo man lieber allein nicht hinnein geht. Dennoch viel Flair und Charme gepaart mit enormer Freude und nem breiten Grinsen meinerseits wegen der für mich Chaotischen Zustände...
Kurzerhand ging es über die mehr als belebte Chandni Chowk Straße in
Richtung Red Fort, ein Überbleibsel aus der Blütezeit der Moguldynastie.
Die Briten haben leider das innere Abgerissen und Kasernen errichten
lassen, dennoch kann man die damalige Herrlichkeit dies Bauwerkes
erahnen. Weiter ging es mit Rikscha zum Raj Ghat, einen schönen, ruhigen
Park in der Stadt, wunderbar zum relaxen und erholen von dem Chaos
der Stadt. Diesen erlebte ich dann wieder auf dem Heimweg, diesmal ging es für mich durch die Chawri Bazar Road. Abartiges Chaos, Dreck, Bettler,
Streetfood, Auto-Rikschas, Rikschas und Menschen, nur auf einer noch
schmäleren Straße. Begeisterung und Entsetzen wechselten sich ab bei mir.

Ich fand den Weg zu einer Metro Station so das ich letztlich wieder mit
Auto-Rikscha bei meiner Gastfamilie ankam. Wieder gibt es leckeres Curry
vegetarisch mit Reis und Tandoori Brot mit ebenfalls nettem Plausch
auf dem Dach, zu Füßen die wohl chaotischste Stadt die ich bis jetzt
besucht habe und die dennoch funktioniert wie ein Uhrwerk...

Der tägliche Wahnsinn...

Der tägliche Wahnsinn...

Delhi halt

Delhi halt

Red Fort in Old Delhi.

Red Fort in Old Delhi.

Innenstadt zweiter Tag / Streetfood

Ziel des zweiten Tages war der Süden Delhis.
Natürlich bezahlte ich diesmal nicht den günstigen, sondern den
Touripreis. Naja ankommen wollte ich und das bin ich letztlich auch.
Nach einer Stunde Metro und nem kurzen Fußmarsch, kam ich an
meinem ersten Ziel an. Der Mehrauli Archaeological Park im Süden Delhis.
Da dieser von Touristen eher wenig beachtet wird, war ich so ziemlich
allein unterwegs. Überall in diesem bewaldeten Areal liegen die Ruinen
Dutzender Gräber, Palast und Prunkbauten aus der Kolonialzeit. Sehr
beliebt bei Einheimischen gerade wegen der Ruhe und Abgeschiedenheit. Direkt angrenzend daran der Qutb Minar Komplex, um diesen wiederum
zu betreten muss man mal eben 500rs, etwa 7eur Eintritt bezahlen. Inder bezahlen 20rs! Schon verrückt In diesem Areal ist ein 73m hoher Turm
das über alles Herrschende Bauwerk. Dieser gibt dem Areal seinen Namen, Qutb Minar. Der Komplex selbst ist übervoll mit zerfallenen Grabstätten
und Denkmälern. Als ich so vor mich hin lief fragte mich ein Inder ob ich
als Fotomotiv dienen kann. Nach je einem Foto mit Ihm und seiner
Tochter bedankte er sich und ging seines Weges. Scheint etwas besonderes
zu sein hehe... Da ich noch Zeit hatte ging es via Rikscha und Metro zum nächsten Ziel nicht weit entfernt.

Mehrauli Archaeological Park im Süden Delhis.

Mehrauli Archaeological Park im Süden Delhis.

Mehrauli Archaeological Park im Süden Delhis.

Mehrauli Archaeological Park im Süden Delhis.

Cutb Minar im gleichnamigen Komplex...

Cutb Minar im gleichnamigen Komplex...

Ich wollte zum Hauz Khas.
Aus der Metro ausgestiegen kamen sie schon wie die Fliegen,
Rikschefahrer. Einer wollte gar 150rs haben, ich nur 50rs bezahlen.
Nach der Drohung mich nach einem Kollegen um zu sehen willigte er ein.
Am Ende der etwa 2km langen fahrt wollte er gar 60rs haben. Auch mit
wildem Zappeln und Meckern bekam er nur wie vorher abgemachten 50rs. Schon frech manchmal...
Hauz Khas selbst ist ein Park mit großem, sehr idyllischen See und
alten wundervollen Ruinen. Mittlerweile hat sich rundherum um diesen Park
ein kleines Viertel entwickelt, Hauz Khas Village. ich machte meine Runde
und verließ bei Anbruch der Dunkelheit das Areal.
Abends dann gegen 22Uhr wollten wir noch Bier fürs Neujahr kaufen fahren.
Hier in Indien ein kleines Abenteuer. Zu zweit mit Motorrad teils gegen den
Straßenverkehr entlang auf nicht wirklich hellen Straßen. Muss man mal
erlebt haben, der Wahnsinn.

See Hauz Khas...

See Hauz Khas...

dazugehörige Ruinen...

dazugehörige Ruinen...

und Hauz Khas Village.

und Hauz Khas Village.

Der darauffolgende Neujahrstag verlief ruhig, ich schlief aus, bekam mein
erstes Indisches Frühstück und gesellte mich zu den Gasteltern.
Zum mittag gabs Streetfood was mir einer der Brüder zeigte und empfahl.
Auch hier gilt, wenn es der Inder selbst isst, vertrag ich es auch.
Es war so was von lecker, an allen drei Ständen gab es eine Leckerei
nach der anderen... Man muss sich nur trauen und am besten den Kopf
ausschalten, denn einige Stände sehen schon sehr abenteuerlich und
hygienisch nicht Einwandfrei aus...

Stand eins... Im Hemd einer meiner Gastbrüder.

Stand eins... Im Hemd einer meiner Gastbrüder.

Es gab einen vegetarischen Brei mit Fladenbrot. MEGALECKER und Scharf.

Es gab einen vegetarischen Brei mit Fladenbrot. MEGALECKER und Scharf.

Stand zwei... Es gab ein Nudelgericht, auch hier lecker und scharf.

Stand zwei... Es gab ein Nudelgericht, auch hier lecker und scharf.

Außerdem eine gefüllte Teigtasche mit verschiedenen Currys...

Außerdem eine gefüllte Teigtasche mit verschiedenen Currys...

Stand drei... so etwas wie Pommes nur in scharf mit Curry... Au lecker.

Stand drei... so etwas wie Pommes nur in scharf mit Curry... Au lecker.

Die letzten Tage in der Hauptstadt...

Sieh an sieh an, so schnell vergehen dann doch 7 Tage in Delhi.
5 Tage unterwegs gewesen und 2 Tage pausiert hatte ich. Brauch man auch.
Wobei ich selber sagen muss, 5 Tage würden es auch tun.
Letztlich war es eine sehr schöne Zeit, mit verdammt vielen Eindrückren,
die ich jedoch fast immer mit einem Lächeln bewältigen und verarbeiten
konnte. An den letzten Tagen besuchte ich einige Tempelanlagen
(davon ist Delhi voll), unter anderem den Lotustempel im Osten der Stadt.
Beeindruckend, aber an dem Tag wo ich da war, wollte gefühlt die halbe
Stadt rein. Besser wäre hier ein Wochentag gewesen. Außer Montags, da
haben die meisten öffentlichen Einrichtungen zu.
Angrenzend an den Lotustempel liegt ein Park, durch den man gemütlich
zum Iskcon Tempel laufen kann, liegt lediglich am anderen Ende des Parks.
Einen Tag später Besuchte Ich den Swaminarayan Akshardham Tempel.
Angeblich der teuerste Tempel des Landes. Auch relativ neu,
erst vor 15 Jahren eröffnet. Aber was ein Herrliches Bauwerk.
300Mio. Arbeitstunden von 11.000 Handwerkern, komplett in rotem
Sandstein und weißem Marmor. Muss man mal gesehen haben, denn die
Skulpturen und Verzierungen im Stein und Marmor, reichen vom Boden
bis zur Decke, Wahnsinn. Reichlich einen Tag braucht man um diesem
Bauwerk gerecht zu werden.

Auf dem Heimweg dann wieder totales Chaos in der Metro.
Die Wagen schon voll, wurde gedrängelt, gedrückt und gepresst was das
Zeug hielt. Nach kurzer Fahrt schien die Metro ihren Endhaltpunkt
erreicht zu haben, kommt vor das sie nicht bis durch fährt.
Also alle raus... nach kurzem Wieso, Weshalb, Warum von allen Insassen,
kam dann der Metroführer mit Pfeife und Pfiff sprichwörtlich alle zurück.
Also alle wieder rein... Ein Herrlicher Anblick. Aber man muss schon in
Delhis Metro Durchsetzungsvermögen haben um rein und auch wieder
raus zu kommen. Nach einer Woche hab ich das jetzt au raus, nimmt man
ja als Westler am Anfang Rücksicht...

Für meine Weiterreise musste ich jetzt dann doch mehr vorausplanen
als angenommen. Tickets für Züge bekommt man wenn überhaupt nur
mit sehr viel Glück. Mein Glück hieß Avinash. Der älteste der Brüder
buchte mir alle drei Tickets die ich brauchte um weiterzukommen.
Und Zug fahren in Indien ist ein muss Mit Hilfe von Locals sogar
ohne eigenen Account bei der Betreibergesellschaft möglich.
So heißt es jetzt für mich, auf nach Agra. Heimat des Taj Mahal...

Lotustempel

Lotustempel

Iskcon Tempel

Iskcon Tempel

Mit dem Zug von Delhi nach Agra. (ca. 4h für 207km für 510rs etwa 8€)

© Oliver Sabisch, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ohne richtigen Plan geht's 8 Wochen einmal quer durch's Land. Gestartet wird in Delhi, der Rest wird sich vor Ort ergeben... Off the Path soll gereist werden um so Land und Leute kennen zu lernen!
Details:
Aufbruch: 27.12.2016
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 06.03.2017
Reiseziele: Indien
Österreich
Der Autor
 
Oliver Sabisch berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.