Nepal - Annapurna Runde 2011

Reisezeit: März / April 2011  |  von Michael V.

Montag 05.04.2011

Yak Kharka 4000m - Thorong High camp 4850m, bergauf: 850 Hm, Gehzeit 4 ½ h

Um 7 Uhr blicken wir erwartungsvoll aus dem Fenster. Schneit es noch, wie ist die Sicht? Wir werden positiv überrascht! Wolkenlos strahlt uns der blaue Himmel entgegen, Annapurna III und Gangapurna erstrahlen in der Morgensonne.
Beim Frühstück erkundigt sich unser Guide Ramesh, ob wir gutgeschlafen haben und ob wir uns wohl fühlen. Wir können beides nur bejahen und somit ist es so gut wie fix, wir werden auf knapp 4900m im High camp schlafen. Die letzte Entscheidung werden wir beim Mittagessen in Thorong Phedi treffen.
Aufgrund der Minusgrade in der Nacht und jetzt auch nur 0°C, gibt es einige eisige Stellen am Weg, welche aber keine größere Schwierigkeit darstellen. Am Wegrand weiden Yaks. Nahe eines Teehaus treffen wir auf eine Gruppe Blauschafe. Schön sind sie anzuschauen, aber auch nicht ganz ungefährlich. Da sie über die lockeren Geröllhänge oberhalb des Weg klettern, treten sie schon mal kleine Steinlawinen los. In Thorong Phedi wird uns ein schwedischer Trekker erzählen, dass er von so einem Stein am Rücken getroffen wurde. Sein Tagesrucksack hat den Stein abgefedert, aber man mag nur einmal daran denken, was passiert wäre, hätte der Stein ihn am Kopf getroffen.

Die Aussicht auf der gesamten Strecke ist fantastisch. Es lohnt sich auch immer wieder mal stehen zu bleiben und einen Blick zurück zu werfen. Die SD-Cards füllen sich ständig mehr. Das Nachbearbeiten der Fotos und der Film wird wohl viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber was gibt es schöneres als die ganze Reise so noch mehrmals durchzugehen und die Eindrücke zu festigen. Kurz vor Thorong Phedi müssen wir durch einen Abschnitt der als land slight area gekennzeichnet ist und wo es häufig zu Steinschlägen kommt. Wir überwinden auch diese Stelle ohne besondere Vorkommnisse. In Thorong phedi stärken wir uns bei Noodle soup und fried macaroni. Während sich die meisten Trekker häuslich einrichten und auf den Pass - Tag vorbereiten, steigen wir Richtung High camp auf. Steil geht es dem Camp entgegen und wir sind froh diesen Abschnitt nicht morgen Früh mit Stirnlampen zurücklegen zu müssen. 1 Stunde später erreichen wir das Highcamp (4850m). Hier oben liegt einiges an Schnee, alles ist tief verschneit.

Um 15:30 setzt wieder leichter Schneefall ein und wir vertrauen darauf, dass morgen so wie heute der Schneefall über Nacht aufhört. Trotzdem bleiben leichte Zweifel, dass das Wetter morgen auch so schön ist. In der Lodge treffen wir auch auf einen Schwaben, der nur mit einem Träger unterwegs ist. Mit ihm ist nett plaudern und er hat auch schon einige Trekkingerfahrung. Vor einigen Jahren hat er die Annapurnarunde von Muktinath aus (!!!) alleine gemacht. Das bedeutet 1700m Aufstieg an einem Tag und mindestens 500m Abstieg bis zur ersten Übernachtungsmöglichkeit.
Gegen Abend sitzen wir wie gestern in einem kalten Raum um den Poller - Ofen und hoffen, dass er irgendwann in den nächsten Stunden eingeheizt wird. Ob er dann auch warm werden wird steht in den Sternen, denn gestern blieb der Raum kalt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und somit ist der Platz neben dem Ofen gesichert.
Einige Nepali empfehlen uns später einen anderen Tisch und wenig später steht ein Elektrostrahler unter diesem Tisch, der zumindest die Beine etwas wärmt. So ist es doch deutlich angenehmer als gestern. Der Ofen hingegen bleibt kalt.
Wir fühlen uns gut und fit, so sind wir froh, das High camp erreicht zu haben. Das bringt uns für den morgigen Pass-Aufstieg einen Vorsprung und macht die ohnehin lange Strecke bis Muktinath um 1Stunde kürzer.
Spannend könnte in der Nacht nur der Toilettegang werden. Die beiden Plumpsklos liegen neben einem kleinen Teich (ob sie auch wirklich dicht sind, denn das Wasser wird aus diesem Teich entnommen!!!). Aber das wirkliche Problem ist, dass mit Wasser nachgespült wird und es Minusgrade hat. Somit ist der Innenraum der reinste Eislaufplatz und eigentlich nur mit Steigeisen sicher zu benützen.

Die Nacht:
Im Raum hat es knackige -8,8°C, im Freien -15°C oder tiefer. Es kommt wie es kommen muss und die Blase meldet sich. Man versucht das unweigerliche hinauszuschieben um den warmen Schlafsack nicht verlassen zu müssen, aber das macht keinen Sinn. An Einschlafen ist aufgrund des Harndranges nicht zu denken und so schälen wir uns aus dem Schlafsack. Es geht hinaus in die kalte Luft und in Erinnerung an das vereiste Klo muss die verschneite Böschung neben unserem Zimmer herhalten. Aber wer möchte sich schon den Spott zuziehen, im Finsteren auf einem vereisten Plumpsklo verunglückt zu sein. Der Himmel ist inzwischen sternenklar - ein gutes Zeichen für morgen.
Zurück geht es in den nun ausgekühlten Schlafsack, der erst wieder durch unseren Körper angewärmt werden muss. Das Spiel wiederholt sich noch 1-2x in der Nacht.

Thorong phedi

Thorong phedi

high camp

high camp

© Michael V., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Beschreibung unseres Trekking von Besisahar 855m über den 5416m hohen Thorong La Pass bis nach Jhomosom. Stichwörter: Annapurna Runde, Nepal, Trekking, Thorong La
Details:
Aufbruch: 26.03.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.04.2011
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Michael V. berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.