Mit dem Zug nach Südostasien

Reisezeit: August 2017 - Juni 2018  |  von Helmut V.

Auf dem Ganesh- Himal-Trekk

Es kann losgehen.

Es kann losgehen.

Kulturlandschaft bis weit über 3000 m

Kulturlandschaft bis weit über 3000 m

Pflügen wie im Mittelalter

Pflügen wie im Mittelalter

Fast alle Häuser sind neu oder provisorisch aufgebaut.

Fast alle Häuser sind neu oder provisorisch aufgebaut.

Mit der Dorfjugend entstehen gleich interessante Gespräche.

Mit der Dorfjugend entstehen gleich interessante Gespräche.

Dunchet

Dunchet

Der Manaslu grüßt am frühen Morgen.

Der Manaslu grüßt am frühen Morgen.

Mi.21.3.
Nachdem wir uns gestern Abend mit unserem Freund Angelo in Kathmandu wieder getroffen haben sitzen wir heute gemeinsam mit Angelo im Bus nach Sirthi Khola. Mit dabei sind Rahul, ein junger Guide und Ramsandra Lama, ein Träger, der wegen der benötigten Zelte und der Kochutensilien benötigt wird. Wir wollen eine Variante des Ganesh-Himal-Trekks gehen, auf der es noch nicht überall Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Durch überfüllte Strassen quält der Bus sich aus Kathmandu. Die Luftverschmutzung ist so hoch, dass wir auch im Bus Atemschutzmasken tragen. Leider sind draussen auf dem Land viele Strassen nach dem grossen Erdbeben noch immer Baustellen und der aufgewirbelte Staub lässt die Sichtweite auf unter 10 m sinken. Durch zahleiche undichte Fenster und Rostlöcher im Fußboden quillt der feine Staub in den Bus, so dass wir bald von einer Staubschicht bedeckt sind. In der Straße gibt es Löcher in denen man problemlos etliche Sandsäcke verstecken könnte. Gluecklicherweise haben wir einen sehr guten Fahrer, der der sein Bestes gibt uns sicher ans Ziel zu bringrn. Nach 8 Stunden Fahrt kommen wir endlich in Sirthi Khola an und finden im Chum Valley Guesthouse eine einfache aber schöne Unterkunft für die erste Nacht. Rotwein aus Italien unter einem schönen Sternenhimmel.
22.3.
Nach einer erholsamen Nacht und einem Frühstück begrüßt uns erst mal ein kräftiges Gewitter mit Regenschauer. Als der Regen nachlässt, brechen wir, gut verpackt, auf. Mit uns verlassen auch einige andere Trekker das Guesthouse, sie wollen alle ins Tsum Valley oder zum Manaslu Circuit. Bereits nach kurzer Zeit biegt unser Weg ab und wir überqueren über eine lange Hängebrücke den Budhi Gandaki. Langsam aber stetig aufwärts führt uns unser Weg durch lichten Wald, durch terassierte Felder und kleine Dörfer. Überall werden wir herzlich gegrüßt, es wird gerufen und gewunken. Die Spuren des Erdbebens sind noch überall sichtbar. Die Häuser, meist aus blauen Wellblechplatten schnell zusammengebaut, kleben förmlich in den steilen Hängen. Wo irgend möglich sind Terrassenfelder angelegt und überall wird auf den Feldern gearbeitet. Nur vereinzelt sehen wir Baustellen, auf denen Häuser aus Stein die provisorischen " Blechbüchsen " ablösen sollen. Am Nachmittag kommen wir in Dunchet an, wo wir nur mit Mühe eine ebene Fläche finden auf der wir unsere Zelte aufbauen können. Es ist ein Teil des Schulhofes auf dem jetzt Baumaterial für den Bau der neuen Schule gelagert wird. Im Nu sind wir von Schülern umgeben, die neugierig unserem Treiben zuschauen.

Eine junge Frau bereitet uns in ihrem Haus ein spätes Lunch zu: Dhal Bat, Reis mit Linsen. Am Nachmittag können wir noch unsere verstaubte Wäsche von der Busfahrt waschen. Abends werden wir von der Dorfgemeinschaft zu einer Feier eingeladen. Eine Art Initialisierung, bei der zwei junge Mädchen in den Kreis der Frauen aufgenommen werden. Auf einem überdachten Dorfplatz müssen sie, die ganze Zeit mit verschlossenen Augen, verschiedene Tänze vorführen, welche scheinbar die verschiedenen Tätigkeiten der Frauen darstellen. Die Dorf-ältesten stimmen immer wieder in neue Lieder an und die Mädchen tanzen wie in einer Art Trance dazu. Ein sehr eindrucksvoller Abend, bei dem auch reichlich Raksi, hausgemachter Schnaps, fliesst.

Wie im " Zauberwald "

Wie im " Zauberwald "

Am Abend gibt es noch einen Blick auf den Ganesh Himal.

Am Abend gibt es noch einen Blick auf den Ganesh Himal.

Unser Weg führt durch einen wunderschönen Rhododendronwald.

Unser Weg führt durch einen wunderschönen Rhododendronwald.

Von Hand gehackte Balken werden zum Trocknen auf Gerüste gelehnt,........

Von Hand gehackte Balken werden zum Trocknen auf Gerüste gelehnt,........

Und dann, einzelnd, mühsam.........

Und dann, einzelnd, mühsam.........

....,ins Tal getragen.

....,ins Tal getragen.

Auch Brennholz und......

Auch Brennholz und......

Tierfutter wir mit dem Stirnband ins Dorf getragen.

Tierfutter wir mit dem Stirnband ins Dorf getragen.

Auch die Kinder müssen mit ran.

Auch die Kinder müssen mit ran.

Von Dunchet über den Managipass nach Lapagaon

23.3.
Langsam verlassen wir Dunchet, über steile Treppen aufwärts. Nach einiger Zeit wechseln wir von Reis-, Mais-, Gersten- und Kartoffelfeldern in eine feuchte Waldlandschaft. Wir kommen uns vor wie bei " Herr der Ringe". Überall hängen die unterschiedlichsten Flechten wie lange Haare von den Bäumen. Umgestürzte, von Moos überzogene Baumstämme bedecken den Boden. Es ist wie ein Märchenwald.
Nach gut 7 Stunden laufen erreichen wir kurz hinter dem Managipass einen wunderschönen Lagerplatz wo wir unsere Zelte aufbauen. Während Rahul und Ramsandra Lama eine Suppe für's Abendessen zubereiten zaubert Angelo ein großes Stück Peccorino, knusprige italienische Brotkringel und eine Flasche Genepi, einen italienischen Kräuterlikör, aus seinem Rucksack. Zu diesem wundervollem Abendessen werden wir noch kurz mit einem Blick auf den Ganesh Himal verwöhnt, bevor ein Gewitter uns frühzeitig in unsere Zelte schleicht.
24.3.
Da wir gestern schon sehr früh im Bett waren sind wir alle schon früh wach und werden mit Rauhreif auf den Wiesen und einer wunderbar klaren Sicht auf das Massiv des Manaslu begrüßt. Das unsere Wegstrecke heute nicht so weit ist, können wir noch ausreichend lange in der Umgebung herumstromern und die gewaltigen Rhododendron Bäume sowie Mengen an Seidelbast bewundern. In der ersten Morgensonne scheinen scheinen die Rhododendron regelrecht zu brennen. Nachdem die Zelte getrocknet und eingepackt sind, führt uns der Weg weiter durch diesen Rhododendronwald der immer wieder durch, wie weisse Kerzen leuchtende, Magnolien aufgelockert wird. Nach kurzer Zeit erreichen wir eine Alm auf der es Schafe, Ziegen und Kälber gibt. Hauptsächlich werden hier aber in der Nähe gefällte Baumstämme bearbeitet. Die Stämme werden in händelbare Längen geschnitten und dann mit Beilen zu Balken verarbeitet. Anschließend werden sie an Trockengestelle gelehnt. Von den Arbeitern , drei Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahre sowie einem jungen Mann werden wir zum Essen eingeladen. Es gibt Hirsebrei mit Linsen. Nach dem einfachen Mahl bietet mir der jüngste noch von seinem selbstgemachten Popcorn an und ich kann mich mit meinem Taschenmesser revanchieren, was er sehr erfreut annimmt.

Die Lebensbedingungen sind einfach unglaublich hart hier oben. Später laden sich alle vier je einen dieser zwischen 40 und 70 kg schweren Balken auf die Schulter um ihnen hinab in die nächste Ortschaft zu bringen. Bergaufstrecken werden getragen, bergab werden die Balken an einem Seil gezogen bzw. an einigen Stellen mit aller Kraft gebremst, damit sie nicht zum Geschoss werden. Unterwegs überholen wir erwachsene Männer, die kurze aber sehr dicke Balken von mehr als 100 kg mit ihrem Stirnband tragen.
Nach 5 Std. Laufzeit ereichen wir die Ortschaft Lapagaon. Nachdem wir uns frisch gemacht haben machen wir mit Rahul einen Rundgang durchs Dorf und haben sehr schöne Begegnungen mit Menschen, die mit unglaublichen Mühen ihre vom Erdbeben zerstörten Häuser neu aufbauen. Überall im Dorf werden Steine gespalten, zugehauen, oder mit dem Hammer zu Kies geklopft. In schwerster Arbeit stellen die Frauen und auch die älteren Kinder den Kies mit ca. 5 cm Größe her, versorgen die Tiere und bestellen die Felder. Ganz nebenbei muß auch noch gewaschen und gekocht werden. Ähnlich wie in Europa nach dem Krieg. Auf dem Rückweg besuchen wir noch eine von Wasserkraft angetriebene Mühle, in der gerade Hirse gemahlen wird. Am Abend darf ich in der Küche unseres Guesthouses beim Herstellen von Momos mithelfen.

An vielen Stellen entstehen neue Häuser,

An vielen Stellen entstehen neue Häuser,

während einige Menschen immer noch in Provisorien leben.

während einige Menschen immer noch in Provisorien leben.

Heute ist der Weg besonders abwechslungsreich.

Heute ist der Weg besonders abwechslungsreich.

Durch dieses Tal sind wir aufgestiegen.

Durch dieses Tal sind wir aufgestiegen.

Tatopani ( heisses Wasser )

Tatopani ( heisses Wasser )

Über Kapurgon nach Tatopani

Nach einer Nacht auf sehr harter Matratze steigen wir langsam abwärts. Unser Weg führt uns auf und ab durch Terrassenfelder mit Weizen, Gerste und Hirse. Die Kartoffel wächst zusammen mit Bohnen, der Mais zusammen mit Erbsen. Die Hirse ist reif und wird gerade geerntet. In den kleinen Ortschaften unterwegs gibt's immer wieder schöne Begegnungen mit den Menschen. Da eine Hängebrücke seit dem Erdbeben zerstört ist, müssen wir abenteuerlich, über Steine hüpfend einen kleinen Fluss überqueren. Die Sonne brennt den ganzen Tag sehr stark und macht das Laufen anstrengend. Um 2 Uhr am Nachmittag kommen wir schon in Kapurgon, unserem heutigen Tagesziel, an. Ein kleines Dorf ohne Shop und Guesthouse. Tina hat wegen zuviel Sonne und zuwenig trinken Kopfweh und verschwindet erst mal an einen Schattenplatz zum Mittagsschlaf. Angelo läuft mit Rahul noch ins Nachbardorf um ein paar Lebensmittel für's Abendessen einzukaufen. Ich laufe ein bisschen durchs Dorf und bin bald von Menschen umringt, die sich von mir fotografieren lassen wollen um dann die Fotos im Kameradisplay anzuschauen. Es gibt hier kaum Spiegel, der eigene Anblick ist etwas Besonderes. Auch hier treffe ich wieder Menschen, die noch kaum einen Touristen zu Gesicht bekommen haben. Ein ganz besonderer Nachmittag. Später kommt Angelo vom Einkaufen zurück und hat zwei Flaschen Everst-Bier für den Abend mitgebracht. Rahul kommt erst später, er hat noch einen befreundeten Guide mit Träger getroffen die mit zwei Gästen unterwegs sind. Nach dem Abendessen ( Dhal Bat ) genießen wir unser Bier.
26.3
Unsere nepalesischen Begleiter haben sich gestern Abend noch mit ihren Freunden getroffen und sind heute erst früh ins Bett gekommen. So starten wir heute ein bisschen langsamer. Unterwegs überholen wir die andere Gruppe. Dave, ein 63 jähriger Australier, macht mit seine Schwager aus Taiwan einen ähnlichen Trekk. Allerdings sind die beiden nur mit einem kleinen Tagesrucksack unterwegs. Den Rest trägt ihr Träger.

Nach einer 3,5 stündigen Wanderung durch steile Hänge über schwierige Erdrutschpassagen erreichen wir über dem Zusammenfluss von Akhu Khola und Tatopani Khola ein kleines, alleinstehendes Haus, in dem ein Onkel von Rahul wohnt.
Hier bekommen wir einen Tee und machen eine Brotzeitpause mit Angelos letztem Peccorino und italienischen Brot. Etwas später erreicht auch die nächste Gruppe diesen Platz und für sie wird Dhal Bat gekocht. Ein Gewitter mit starker Regenschauer zieht auf und jeder sucht sich ein trockenes Plätzchen. Als sich das Wetter etwas beruhigt hat brechen wir bei leichtem Nieselregen in Richtung Tatopani auf. Wir erfahren, dass die andere Gruppe ebenfalls dort übernachten wird. Unsere beiden Begleiter verzichten auf ihr Zelt, leihen es den beiden anderen und wollen mit den Begleitern der anderen Gruppe in einem nahegelegenen Stall schlafen. Das bedeutet für uns eine Verbesserung des Speiseplans, da in der anderen Gruppe besser gekocht wird. Nach ca einer weiteren Stunde erreichen wir Tatopani: ein kleiner Lagerplatz unter einer Hängebrücke, mit drei angelegten Wasserbecken, welche von einer warmen Quelle gespeist werden. Trotz des Nieselregens machen wir uns sofort " badefertig " und genießen ein langes Bad in 40 Grad warmen Wasser direkt neben einem kalten Gebirgsfluss, der zur Abkühlung einlädt. Der Regen hat inzwischen aufgehört, die andere Gruppe ist ebenfalls angekommen und unsere Zelte stehen bereits. Am Abend genießen wir dann reichhaltiges Dhal Bat mit Brennesselsuppe.

Das bischen Regen macht doch nichts.

Das bischen Regen macht doch nichts.

Alte Hängebrücke bei Tatopani.

Alte Hängebrücke bei Tatopani.

Eine alte Bäuerin in Chalisegaon

Eine alte Bäuerin in Chalisegaon

Diese beiden haben Mamas Lippenstift in die Hände bekommen.

Diese beiden haben Mamas Lippenstift in die Hände bekommen.

Ein typisches Bauernhaus

Ein typisches Bauernhaus

Die Bohnen für unser Dhal werden gemahlen.

Die Bohnen für unser Dhal werden gemahlen.

Begrüßung in Sertung.

Begrüßung in Sertung.

Tatopani - Sertung

Schon vor dem Frühstück liegen wir im heissen Wasser und lassen es uns gut gehen. Zum Frühstück gibt's dann sogar frisch aufgebrühten Bohnenkaffee von Dave. Welch ein Genuss! Dann trennen sich unsere Wege wieder und wir steigen ab zum Fluss Akhu Khola und überqueren diesen über eine Hängebrücke mit Blick auf ein tolles Wildwasser. Dann führt der Weg durch Terrassenfelder steil bergauf. Unterwegs bieten Kinder uns selbstgefangenen Fisch zum Kauf an den wir aber, da es doch mehr Fischlein als Fische sind, dann doch nicht nehmen. Der Weg wechselt zwischen Wald und Feldern ab und wir kommen gegen Mittag in die kleine Ortschaft Chalisegaon, wo wir eine längere Mittagspause machen. Eine Cousine von Rahul versorgt uns in ihrem Haus mit Dhal Bat. Auch hier haben wir schöne Begegnungen mit den Dorfbewohnern.
Mit gut gefülltem Bauch schaffen wir dann am Nachmittag den restlichen Weg nach Sertung. Zwischendurch erlauben uns die Wolken immer mal einen Blick auf den Ganesh Himal. Schon auf dem Weg nach Sertung werden Rahul und Ramsandra Lama, der ebenfalls aus Sertung stammt, immer wieder von den Menschen auf den Feldern herzlich gegrüßt. Rahul war seit 1,5 Jahren nicht mehr in seinem Dorf. Überall gibt es Vettern, Cousinen, Onkel und Tanten. Nachdem wir Sertung erreicht haben, Bezügen wir in einem Homestay ein einfaches Quartier. Die Betten sind leider nur 170 cm lang aber für 1€ die Nacht kann man nicht wählerisch sein. Aus zwei Koffern und zwei Decken der Familie wird eine Verlängerung gebaut und alles ist wunderbar. Mit Rahul machen wir dann einen Rundgang durchs Dorf, werden zum Tee eingeladen und lernen viele nette Menschen kennen. Am Abend sind wir bei Rahul's Großmutter zum Essen eingeladen. Seine Eltern wohnen im Nachbardorf und werden auch dazukommen. Seine Mutter bringt ein Chicken zum Abendessen mit, verkündet Rahul uns. Um 7 Uhr gehen wir dann zu einem kleinen Steinhaus, welches notdürftig nach dem Erdbeben repariert wurde, und werden von Rahul's Großmutter und seiner jüngsten Schwester begrüßt. Die Großmutter ist bereits 82 Jahre alt und wird von der Schwester versorgt. Etwas später kommt kommt dann noch Rahul's große Schwester mit Mann und Baby, bei ihnen waren wir heute bereits zum Tee. Um die Zeit zu vertreiben bekommen wir erst mal Pellkartoffeln mit Chilipaste. Irgendwann kommen dann auch noch Rahul's Eltern und eine Tante, die auch schon fast 80 Jahre alt ist. Aus dem Tragekorb der Mutter kommt uns ein empörtes Gackern entgegen. Das Chicken ist angekommen und ist dann nach einer weiteren Stunde zusammen mit Dhal Bat auf dem Teller. Das Abendessen und die ganze Begegnung fühlt sich an wie in einem Film. Für beide Seiten. Wir fühlen uns zurück ins Mittelalter versetzt, was die anderen denken kann ich nicht sagen, es wird aber viel über uns getuschelt und gelacht.

28.3
Heute ist ein Pausentag eingeplant und wir frühstücken erst um 8 Uhr. Anschließend ist eine kleine Wanderung ohne Gepäck durch die nähere Umgebung geplant. Wir laufen über die Hügel, welche rund um das Dorf liegen. Wir besuchen Bestattungsplätze, kleine Tempel und Gebetsplätze die auf den Hügeln liegen. Wir besuchen auch die Ruinen zweier budhustischer Klöster, welche durch das Erdbeben völlig zerstört wurden. Erstaunlicher Weise wird hier, im Gegensatz zu Kathmandu, nicht am Wiederaufbau gearbeitet. Der einzige Mönch, den wir hier noch antreffen ist ein alter Mann, der sich mit Korbflechten seinen Lebensunterhalt verdient. In den kleinen Ort Sertung stehen zwei neue christliche Kirchen. Immer mehr junge Menschen schließen sich hier dem christlichen Glauben an. Liegt es vielleicht daran dass die Kirchen den Kindern ihrer Gemeinde eine kostenlose Schulausbildung in Kathmandu anbieten? Ein Schelm,wer Böses denkt!
Nach den obligatorischen Dhal Bat genießen wir den faulen Nachmittag mit Schreiben, Lesen und Wäsche waschen. Am späten Nachmittag ziehen schwarze Wolken auf und die Temperatur kühlt merklich ab. Mal sehen was die Nacht bringt.
29.3.
Tatsächlich hat es die halbe Nacht gewittert und gestürmt, dass wir Sorge um das Dach unseres Hauses hatten. An Schlaf war bis weit nach Mitternacht nicht zu denken.
In der Früh ist es dann kalt, die Luft klar und wir haben eine tolle Sicht auf den Ganesh Himal, aber auch auf tief verschneite Hänge bis unter 3000 m. Angesichts des vielen Neuschnees beschließen wir schweren Herzens unsere geplante Route abzuändern. Wir müssten heute bis auf 3700m aufsteigen, dort oben Zelten und dann morgen über einen 4200m hohen Pass steigen, dann wieder auf ca. 3300 m zelten. Das scheint uns, aber auch unserem Guide keine gute Idee. Jetzt gleich absteigen und die Tour abbrechen wollen wir aber auch nicht. So verlängern wir unseren Aufenthalt in Sertung um eine weiter Nacht und machen eine Tageswanderung mit leichtem Gepäck nach Hindung. Über Chalisegaon steigen wir wieder ab zum Akhu Khola, überqueren den Fluss und laufen ein Stück in Richtung Tatopani. Nach einer kurzen Zeit bieten wir vom bekannten Weg ab und steigen über einen steilen, sehr ausgesetzten Pfad bergauf. An einer Wegbiegung inmitten von Getreidefeldern bekommen wir noch einmal einen atemberaubenden Blick auf die tief verschneiten Himalaya Riesen. Nach einer kurzen Mittagspause erreichen wir dann das Dörfchen Hindung. Ein kleines, armes Dorf wo noch an allen Ecken die Menschen am Wiederaufbau arbeiten. Wir treffen auch hier wieder sehr nette Menschen und werden zum Tee eingeladen. Man zeigt uns ein gerade entstehenden Bauwerk, dass ein Hotel werden soll und wir können ihnen zeigen, dass für uns Touristen Türen und Betten etwas größer geplant werden müssen. Es gibt viel Gelächter. Aufziehende schwarze Wolken treiben uns zum Aufbruch und Rahul kennt einen "Short-Cut" zurück. Das erste Stück geht im bekannten auf und ab durch die Felder, dann steigen wir über einen sehr schmalen Pfad in eine sehr steile Grasflanke ein. Der Weg ist teilweise mit hohem Gras bewachsen, was das Ganze nicht leichter macht. Stolpern oder ausrutschen darf hier niemand. Hier und da queren wir einen kleinen Bambuswald dann gibt es wieder Erdrutsche zu passieren und etwa 400 m unter uns rauscht die Tatopani Khola. Bis auf ein paar wenige Regentropfen bleiben wir zum Glück trocken. Auf diesem Weg hätte ich nicht im Regen laufen wollen! Nach einer Weile kommen wir in etwas leichteres, aber immer noch steiles Gelände und ein große Spannung fällt von uns ab. Wir können unterwegs sogar einen kurzen Blick auf eine Herde Makaken werfen, die sich, von uns aufgestöbert, eiligst davon macht. Um drei Uhr erreichen wir eine Hängebrücke über den Akhu Khola und machen noch einmal eine kurze Pause. Mit schwarzen Gewitterwolken und Donnergrollen im Rücken schaffen wir die 480 Höhenmeter bis Sertung dann tatsächlich in 1 Std 15 min. Kurz nach unserem Eintreffen im Guesthouse fängt dann auch ein heftiges Gewitter an.

30.3. Sertung - Eingang
Die Nacht war stürmisch und das Gewitter hat frischen Neuschnee noch weiter herunter gebracht. Zum Glück mussten wir letzte Nacht nicht knapp unter 4000m im Zelt übernachten! Unsere Entscheidung eine andere Route zu laufen war richtig. In Sertung werden wir sehr herzlich von den Menschen verabschiedet. Jeder bekommt einen Katak umgehängt und wir werden mit Segenssprüchen und einer Flasche Rakschi auf den Weg geschickt. Die Berge leuchten zum Abschied noch einmal besonders schön in der Morgensonne. Vorbei an Tschörten , Tempeln und durch leuchtende Getreidefelder steigen wir bergab. Ständig begegnen uns schwerbeladene Menschen, die Baumaterial und Lebensmittel in die Dörfer bringen. Wann die wohl schon aufgebrochen sind? In der Ortschaft Boran machen wir eine kurze Teepause. Ab hier begegnen uns immer wieder Maultierkarawanen mit Sand und Baumaterial und wir müssen den Tieren immer schnell aus dem Weg gehen, denn sie laufen mit ihren Lasten stur weiter. In der Ortschaft Kalmrang, wo ein Rastplatz für die Mulikarawanen ist, machen auch wir unsere Mittagspause und bekommen unser obligatorisches Dhal Bat. Es ist eine Freude, dem Treiben hier zuzusehen. Tiere werden be- und entladen, getränkt und wälzen sich vor Vergnügen im Staub. Aber auch die schwer beladenen Menschen machen hier ihre Pause und Baustahlmatten und Wellblechplatten wechseln hier die Besitzer und werden aufgerollt von den Menschen weitertransportiert. Solch sperrige Gegenstände können nur von Menschen getragen werden da diese an Engstellen seitwärts gehen können.
Der weitere Weg ist leider keine Freude mehr, da wir immer wieder durch die Baustelle einer neuen Strasse laufen müssen. Am späten Nachmittag erreichen wir dann Singang, eine kleine Ortschaft, von der aus wir morgen früh mit einem Jeep nach Kathmandu fahren können. Wir steigen im "Everest Hotel", einer kleinen Bretterbude mit offenen Seitenwänden, ab. Bei uns Zuhause wäre jeder Schafstall solider gebaut. Die Übernachtung ist kostenlos, dafür müssen wir hier aber zu Abend essen, was sich als großer Glücksfall entpuppt. Der Besitzer hat früher einmal in Indien und in Malaysia als Koch bearbeitet und hat sich hier jetzt selbstständig gemacht. Nach all dem Dhal Bat der letzten Tage gibt es hier wunderbar abgeschmeckte indische Gerichte. Ein kulinarisches Highlight zum Abschluss!
31.3. Singang - Kathmandu
Die Nacht war unglaublich stürmisch und durch die offene Seiten pfiff kalter Wind. So sind wir froh als um 6:30 Uhr nach einer Tasse heissen Tees der Jeep mit 16 Personen besetzt losfährt. Über abenteuerliche Strassen, nur im ersten Gang untersetzt, quält sich das Auto bergauf bergab nach Dhading Besi. Die Landschaft ist atemberaubend schön, die Tiefblicke und die enge Strasse lässt uns aber oft die Schönheit vergessen. In Dhading Besi steigen wir dann in einen Minibus um der uns in einer ebenfalls besonderen Weise nach Kathmandu bringt. Der Fahrer kann zwar nicht Auto fahren aber besonders gut hupen. Müde aber ganz erfüllt von den wunderbaren Eindrücken der letzten Tage kommen wir am Nachmittag dann in Kathmandu an.

Sertung

Sertung

Zum Tee bei Rahul's Familie

Zum Tee bei Rahul's Familie

Unsere kleine Truppe.

Unsere kleine Truppe.

Das ganze Dorf verlegt die neue Wasserleitung in Hindung.

Das ganze Dorf verlegt die neue Wasserleitung in Hindung.

Ein alter Bauer mir seiner Wasserpfeife.

Ein alter Bauer mir seiner Wasserpfeife.

92 Jahre alte Hände.

92 Jahre alte Hände.

Abschiedsmorgen in Sertung.

Abschiedsmorgen in Sertung.

Ein kalter Morgen.

Ein kalter Morgen.

Schweres arbeiten macht durstig.

Schweres arbeiten macht durstig.

Der hier trägt mehr als die Vierbeiner.

Der hier trägt mehr als die Vierbeiner.

Die Frauen tragen Baustahl.

Die Frauen tragen Baustahl.

Hier werden Balken gesägt.

Hier werden Balken gesägt.

Das Everest Hotel - links die Küche, rechts der Schlafraum.

Das Everest Hotel - links die Küche, rechts der Schlafraum.

Auf nach Kathmandu.

Auf nach Kathmandu.

© Helmut V., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Frau Martina und ich fahren mit der Transsib nach Peking und von dort weiter nach Vietnam,Laos und Kamboscha. Wie es dann weiter geht wird sich zeigen.
Details:
Aufbruch: 24.08.2017
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: Juni 2018
Reiseziele: Ungarn
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Vietnam
Laos
Kambodscha
Thailand
Indien
Nepal
Der Autor
 
Helmut V. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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