Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Rasht-Masuleh-Tehera

Rasht ist voll von Menschen gewesen. Alles was zwei und mehr Beine hat pilgert in den Neuen Tagen (No Rouz), wie die Iraner ihr Neujahr nennen in den Shomal (Norden). Es war die Hoelle los, fuer Kemptener: Fischerstrasse vor Weihnachten - fuer alle anderen: es war ein ganz schoenes Gedraenge !
Nachdem mich ein netter Iraner am Vorabend noch in Internet begleitet, ein Eis und Getraenk gekauft hat bin ich dann im Hotel recht bald eingeschlafen und hab am Morgen (nach 4 Tagen ohne Dusche) aufgrund des Mangels an heissen Wassers beschlossen einen 5. Tag draufzusetzen. Ich schau aus wie in Indien (verdreckt, aber gluecklich).
Die Fahrt in das schoenste Dorf des Irans (so zumindest mein Reisefuehrer) war wieder recht interessant: zuerst Taxi, dann Taxi und dann nochmals ein Taxi ... letztendlich bin ich bei leichtem Regen in Masuleh angekommen wo ich mich im Fluss der Massen von Iranern aufmachte eine Unterkunft zu finden. Nachdem ich durch den Ort schlenderte, beschloss ich nicht ins Hotel zu gehen sondern einfach jemanden zu fragen ob ich bei ihm uebernachten kann. Gesagt getan habe ich einen Iraner angesprochen, der vor seinem Haus stand, ob ich bei ihm fuer ein bis zwei Naechte wohnen koennte. Er bejahte und wir einigten uns auf Rund 6 Euro die Nacht. Mein Zimmer ist in einen traditionellen Haus, es hat kein Bett und keine Moebel, nur einen dicken Perser am Boden und ich bekam eine Decke und eine Unterlage sowie ein Kopfkissen.
Aufgrund der schlechten Wetterlage machte mir der Phototrip den ich anschliessend anging nicht soviel Freude, aber ein netter Iraner bat mich in sein Haus und ich konnte bei ihm ZDF gucken. Er hat mich dann gefragt ob ich von seinem Opium probieren moechte, ich habe dankend abgelehnt und hab die Moeglichkeit wahrgenommen ein Photo von dem grossen Stueck Opium zu machen. Er hat alleine konsumiert und war sehr freundlich zu mir.

Im laufe des Tage lernte ich eine nette Familie aus Teheran kennen, mit der ich dann den Tag und die Nacht verbrachte und erst am spaeten Abend ging ich ins Bett.
Der naechste Morgen war herrlich. Keine Wolke am Himmel und es war fruehlinghaft warm: ich beschloss in die Berge zu gehen. Die Berge aehneln sehr start den uns vetrauten Allgaeuer Alpen und ich lernte ein paar Jungs kennen, mit denen ich dann grillte und Schischa rauchte. Es erinnerte mich ein wenig an die Tage meiner Kindheit als ich mit meinen Eltern in die Berge ging: Mein Vater voran, meine Mutter hinterher und hinten sehr haeufig meine Schwester und ich, die oft pausieren wollten und quaengelten. Das staendige Mustafa, Mustafa ... blablbabla Mustafa, Mustafa begleitete mich bis an die Stelle wo wir endlich rasteten.
Es waren sehr nette Iraner die ich kennenlernte und das Picknick am Bach war ein tolles Erlebnis.
Am Abend gings zurueck ins Tal wo ich den Abend wieder spielend und lachend, sowie essend und tanzend mit der netten Teheraner Familie verbrachte. Sie luden mich in ihre Wohnung nach Teheran ein von wo aus ich jetzt schreibe.
Die Fahrt am folgenden Tag nach Teheran war begleitet von netten Menschen, die mir Taxi, Essen etc. bezahlten und die sich immer bemuehten dass ich die Orte fand und erreichte die ich finden und erreichen wollte.
Nun bin ich bei der modernen iranischen Familie zu Hause, es wird kein Kopftuch getragen im Haus, die Leute sind gebildet und weltoffen, alles arabische wird gemieden, das Persische wird emporgehoben und Khomeni sollte nicht Ayatollah (Gesandter Gottes) tituliert werden, da ein solcher Mensch niemals gottgesandt sein kann. Die gebildeten Iraner sind enttaeuscht von der Politik, kritisieren die Fuehrung und die Revolution und sehnen sich nach der Zeit des Schahs. 99 % aller Iraner die ich gesprochen habe (man bedenke allerdings ich bin im Westen und spreche mit denen, die meine Sprache koennen) denken wie diese Familie, ich denke aber, dass es irgendwo einen Bruch gibt, wohl im Grenzgebiet zu Afghanistan und Pakistan.
Interessant ist auch zu beobachten, dass die geistlichen Fuehrer des Landes ausserhalb Quoms selten zu sehen sind (ich spreche von den Orten die ich besuchte), ihre Sympathiewerte sind dort nicht sehr hoch.
Eben hatte ich leckeres Essen zusammen mit der Familie (in ihrer sehr modernen Wohnung).
Generell ist mein Eindruck vom Iran, dass es sich um ein entwickeltes, modernes an den Westen orientiertes Land ist. Die unterschiede zu Europa sehe ich in der Religion und Kultur, nich aber anderswo. Verkehr ist recht geordnet, wenn auch teilweise viel, es ist ziemlich sauber und es funktioniert viel nach Plan.
Ich werde wohl noch 2 Naechte hier blieben und dann weiter in den Sueden reisen.

In Masuleh im Norden des Iran

In Masuleh im Norden des Iran

Masuleh

Masuleh

Meine Gastfamilie in Masuleh

Meine Gastfamilie in Masuleh

Meine Gastfamilie in Teheran

Meine Gastfamilie in Teheran

Gastfamilie in Esfahan

Gastfamilie in Esfahan

In Esfahan, wunderschoene Landschaft

In Esfahan, wunderschoene Landschaft

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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