Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Türkei: Teil 3 - Uchisar (Kappadokien)

Kappadokien - Cavusin Kirche - UNESCO Weltkulturerbe

Kappadokien - Cavusin Kirche - UNESCO Weltkulturerbe

Es gibt viele wilde, z. T. halb verhungerte Hunde in der Türkei. Leider können wir sie nicht mitnehmen.

Es gibt viele wilde, z. T. halb verhungerte Hunde in der Türkei. Leider können wir sie nicht mitnehmen.

Uchisar (Kappadokien)

6. Juni 2014 43. Tag
Uchisar 7 Std. / 40 km
Hotel Kandil - 59,50 Euro mit Frühstück

Um 8 Uhr frühstücken wir. Das Frühstück im Hotel lässt keinen Wunsch offen.

Um 9 Uhr fahren wir nach Cavusin, 5 km nördlich von Göreme. Das bäuerlich geprägte Örtchen bietet den Anblick einer großen eingestürzten Felswand. Mit dem Felssturz verlor der Ort seine größte Attraktion, die berühmte Täuferkirche. Die vermutlich älteste Kirche der Region wurde auf das 5. Jh. datiert. Es gibt einige verbliebenen Fresken im Fels, die man heute noch sehen kann. Etwas weiter, Richtung Avanos, liegt die Cavusin Güvercinlik Kilisesi - Taubenschlagkirche. Hier ist der Kirchenvorraum eingestürzt. Über eine Eisentreppe gelangt man direkt ins Kircheninnere, ein Tonnengewölbe, welches im 10. und 11. Jh. vollständig ausgemalt wurde. Wir machen einige Bilder von außen, streng bewacht von einem wilden Hund.

Es geht weiter, ins Pasabagi-Tal und nach Zelve.

Das Pasabagi-Tal beherbergt die höchsten und imposantesten Feenkamine Kappadokiens. Als Feenkamine werden die Erdpyramiden in Kappadokien bezeichnet. Diese turmähnlichen Tuffsteinformationen, überwiegend mit einem aufliegenden und schützenden Deckstein versehen, können eine Höhe von 30 m und mehr aufweisen und erinnern optisch an Spargelstangen oder an Phallussymbole.

Umgeben von Weingärten stehen die Riesen teils zu Zwillingen und Drillingen zusammengewachsen in der Landschaft. Einige von ihnen wurden schon vor Jahrhunderten ausgehöhlt und fanden Verwendung als Mönchszellen, Kapellen, Grabkammern oder mehrstöckige Wohnungen. Selbst die Polizei hat sich hier in einem Tuffsteinkegel einquartiert.

Wir machen einen Spaziergang durch das schöne Tal. Einige Reisegruppen sind auch schon unterwegs, u. a. einige Italiener, die Großeinkäufe bei den Souvenir-Händlern tätigen. Ich erstehe ein buntes Kleid. Dromedare warten auf Reiterkundschaft. Einige wilde Hunde und Katzen sind unterwegs, auf der Suche nach Futter. Die Kletterkünste einer Katze an einem Felsen faszinieren mich besonders.

Gegen 11.30 Uhr kommen wir nach Zelve, UNESCO-Weltkulturerbe. Dort sind viele Koreaner unterwegs, die schreien rücksichtslos laut auf weite Entfernung, blockieren die Wege, Stufen und Eingänge. Unglaublich, was man so erlebt. Rolf kommt mir bei der Besichtigung "abhanden". Ich warte am Aus-gang auf ihn. Ein netter Türke, der früher in Tübingen lebte, leistet mir Gesellschaft und erzählt mir von seiner Rückkehr in die Türkei, wo er jetzt als Busfahrer arbeitet. Nachdem Rolf wieder aufgetaucht ist, machen wir eine kurze Trinkpause, ehe wir weiterfahren.

Zelve
In dem hier rötlichen Tuffstein wohnten Römer, Byzantiner, Seldschuken, Osmanen, Griechen, Türken. Das Dorf wurde erst 1953 aufgegeben, nachdem die Felsen reihenweise einstürzten. Das Gelände ähnelt dem Göreme Open Air Museum. Die Felskirchen sind weniger kunstvoll ausgemalt, dafür erheblich größer und landschaftlich reizvoller.
Es gibt drei durchlöcherte Täler, die zu den ältesten besiedelten Gebieten Kappadokiens zählen. Die Wände der Täler sind komplett mit Höh-len durchzogen. Fast alle Räume sind durch Gänge und Stollen verbunden. Die Begehung ist nicht einfach. Bei den äußeren Zugängen handelt es sich um steile Treppen oder nur um Griffschalen, die in senkrechte Wände geschlagen sind. Die inneren Verbindungen sind enge Gänge, die teilweise senkrecht durch den Felsen gehen und nur über Tritt- und Griffmulden zu besteigen sind.

Mehrere Tausend Jahre lebten hier Menschen. Man kann Felsenwohnungen erklettern, ein halbverfallenes Kloster aufsuchen, alte Mühlen erkunden und eine Felsenmoschee mit einem Mini-Minarett besichtigen. Von den Kirchen ist die Taubenkirchen - Üzümlü Kilise am besten erhalten (8./9. Jh.). Abenteuerlich ist der über 100 m lange Tunnel, der zwei Täler miteinander verbindet. Man sollte eine Taschenlampe dabei haben. Ein Felsblock ist 2002 eingestürzt, dort, wo sich die Geyikli Kilise (Kirche mit dem Hirsch) befindet. Seither sind Teile des Geländes für Besucher gesperrt.

Der nächste Halt ist das Devrent-Tal. Auch hier scheint sich die Natur künstlerisch betätigt zu haben. Es sieht aus wie in einem Wildpark versteinerter Ungetüme. Die Darstellungen sind verblüffend. Zu sehen sind ein neugieriger Seelöwe, ein Hase, ein Kamel und andere Tiere. Von einigen Feenkaminen ist der Basalthut bereits abgebrochen, andere halten gerade noch die Balance. Der aberwitzige Skulpturengarten wird von vielen Touristen besucht, zumal er keinen Eintritt kostet.

Der Himmel sieht schon wieder bedrohlich aus, doch wir fahren weiter, nach Urgüp. Der Ort liegt am Fuß eines markanten, hoch aufragenden Felsen. Malerische Steinhäuser aus der Zeit vor dem Bevölkerungsaustausch erinnern hier an die griechische Vergangenheit des Ortes. Auch die Tradition der Weinkelterei wurde hier von den Griechen übernommen.
Der Stadtfelsen - Temenni - Hügel der Wünsche - ist über unzählige Stufen erreichbar. Doch Rolf glaubt, dass wir auch hinauf fahren können. Gesagt getan, doch die Straße wird schmaler und schmaler und endet schließlich nach einer Weinkellerei an einer Schranke mit Wachmann, der uns misstrau-isch beäugt. Hier fängt eine Wohnanlage der besser Betuchten an. Wir machen ein paar Bilder, denn man hat von hier eine herrliche Aussicht.

Der Himmel sieht immer bedrohlicher aus. Darum fahren wir zurück nach Uchisar. Wir unternehmen dort im Zentrum einen kleinen Bummel. Ich schaue in jedes Geschäft hinein und erstehe eine Puppe für unsere Hexenwand Zuhause.

Ein Teppichhändler gibt uns den Tipp, im Restaurant Mustafa zu essen. Es sei dort gut und günstig. Das Lokal liegt ziemlich zentral in der Mitte des Ortes. Wir haben Salat, Auberginengemüse, Kartoffeln, Wasser, 12,50 Euro. Das Lokal können wir nicht empfehlen. Der Wirt ist unfreundlich, verweigert uns das Öl für den Salat. Außerdem ist das Essen überteuert für türkische Verhältnisse.
Wir sehen ein Brautpaar, welches zum nahen Burgfelsen wandert. Wahrscheinlich, um dort Bilder zu machen. Rolf fotografiert natürlich auch. Inzwischen regnet es und wir sind froh, auf der Terrasse unter dem Dach zu sitzen.

Rolf unterhält sich mit dem Besitzer einer nahen Kellerwerkstatt, der sich beklagt, dass ihm die Chinaware das ganze Geschäft kaputt macht. Die Leute wollen alles nur billig, billig. Wir besichtigen die schönen Ausstellungsstücke und erstehen zwei Weinkelche für Zuhause. Sie werden gut verpackt, so dass sie auf der noch vor uns liegenden langen Fahrt nicht kaputt gehen können.
Der Besitzer spricht sehr gut Deutsch, seine Eltern leben bei Stuttgart, wo er aufgewachsen ist. In dieser Werkstatt werden alle Stücke noch von Hand hergestellt, kein Stück gleicht dem anderen. Ich bedaure sehr, dass unser Platz für Mitbringsel begrenzt ist. Rolf ist froh darüber, denn das schützt sein Portemonnaie!

Nach 16 Uhr fahren wir zurück ins Hotel, wo wir Siesta machen bis 20 Uhr, auf unserer Terrasse. Mal scheint die Sonne, dann wieder regnet es, ein richtiges Aprilwetter. Es ist saukalt, ich wickle mich in zwei Wolldecken ein. Da uns das Essen heute Mittag gereicht hat, gibt es nur Salzstangen, gute Haselnüsse, Butterkekse, Traubensaft und Rotwein zum Abendessen.

Die Hotelbesitzerin ist super nett und das Zimmer sehr schön, aber ohne Heizung ist es dort nicht auszuhalten. Ein Heizlüfter müsste her, da die Heizung nicht an ist. Wir wollten eigentlich 3 Tage bleiben, aber da sie uns keinen günstigeren Preis für 3 Tage machen wollten, fahren wir morgen weiter, eigene Dummheit. Wir wollen uns die Ihlara-Schlucht ansehen, bei Güzelyurt. Rolf hat schon ein Hotelzimmer dort vorgebucht.

Wir sind heute nur 25 Meilen = 40 km gefahren, haben aber doch sehr viel Schönes gesehen.

Bilder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Türkei und www.harley-rolf.de

Burgfelsen von Uchisar

Burgfelsen von Uchisar

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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