Iran - 2014

Reisezeit: April - Juni 2014  |  von Uschi Agboka

Türkei: Teil 3 - Güzelyurt / Beypazari

Abend- Gewitterstimmung in Güzelyurt

Abend- Gewitterstimmung in Güzelyurt

Tuz Gölu - ein riesiger Salzsee

Tuz Gölu - ein riesiger Salzsee

Beypazari - Stadt der Karotten

Beypazari - Stadt der Karotten

Güzelyurt / Beypazari

8. Juni 2014 45. Tag
Güzelyurt / Beypazari 5 ½ Std. / 364 km
Hotel Ipekyolu Konagi - 43,00 mit Frühstück

Wecker 7 Uhr. Wir wollen um 8 Uhr frühstücken, doch der Deutsche muss lange schlafen, das hat er uns gestern Abend gesagt. Für mich ein Unding. Doch der nette Türke ist aufgestanden und macht uns ein hervorragendes Frühstück, so dass wir um 9 Uhr fahren können. Der Besitzer hat sich nicht mehr blicken lassen. Auf uns hat er einen ungepflegten und faulen Eindruck gemacht. Außerdem trinkt er recht viel. Eines steht fest, wir werden dort nicht mehr übernachten.

Heute Morgen regnet es nicht und wir haben einen schönen Blick auf den Hasan Dagi, die Felsen, den Stausee und die Überreste der Yüksek Kilise - Hohe Kirche, die wie eine Burg ausschaut und weithin sichtbar ist. Der Hasan Dagi ist ein inaktiver Vulkan. Mit einer Höhe von 3.268 m ist der der zweithöchste Berg Zentralanatoliens.

Unsere Tour führt uns über Aksaray - schöne Stadt - vorbei am Tuz Gölu, einem riesigen Salzsee. Rechts der Autobahn sind Felder und hin und wieder Nomaden zu sehen, die ihre Schafherden durch die Felder treiben, was den Bauern wohl nicht gefallen dürfte.
Das Wetter ist bedeckt, nur hin und wieder lässt sich die Sonne blicken. Über dem Gebirge hängen dunkle Regenwolken.
Nach Sereflikochisar haben wir die 100.000 Meilen = 161.000 km erreicht, 11.30 Uhr. Gute Harley! Kurze Pause an einer Tankstelle. Wir trinken Tee und Traubensaft. Der nette Kellner macht extra für mich den Springbrunnen an, sehr freundliche Geste.

Auch heute, am Sonntag, beobachten wir, dass an allen öffentlichen Baustellen gearbeitet wird. Und gut angezogene Männer fahren ihre nicht so gut aussehenden Frauen und Töchter auf die Felder, pa-cken die Spaten aus und lassen die Frauen dann Schwerstarbeit verrichten, während sie sich im Teehaus unterhalten. Einfach schrecklich.

Was mir auch auffällt, fast doppelt so viele Frauen und Mädchen tragen wieder Kopftücher und laufen in langen, meist hässlichen Mänteln herum. Kein Wunder, dass die Männer sich den leichtbekleideten "Nataschas" zuwenden.

Auch in dieser Region finden sich viele schöne Häuser, umgeben von Blumengärten, Zäunen, Mauern. Daneben sind erbärmliche Unterkünfte zu sehen. Der Unterschied ist sehr krass.

Ein Auto hält kurz vor uns und wirft einige alte Reifen hinaus in die schöne Natur. Ein anderer Mann lädt sein altes Sofa ab. Unglaublich.

Die Strecke ab Ankara - die Stadt umfahren wir - führt durch oft grüne Berge. Wir überqueren zwei Pässe, einen Namenlosen und Aysanti Pass, 1.190 m. Hin und wieder erwischt uns ein kleiner Regen-schauer, doch es bleibt warm.

Um 14.30 Uhr erreichen wir Beypazari, nach 226 Meilen = 364 km. Der nette Herr in der Touristen-Information erklärt uns den Weg zum Hotel. Rolf fährt "türkisch" zum Hotel Ipekyolu Konagi, d. h., in die verkehrte Richtung, da dort Einbahnstraße ist. Das Hotel ist zwar viele Stufen hoch, aber sehr schön und sauber. Wir bekommen Plastiküberzieher über die Stiefel, so bleiben die Teppiche im Hotel und in den Zimmern sauber. Eine super Idee. Der Besitzer der Hotels, der unten einen Modeladen besitzt, erlaubt Rolf, das Motorrad direkt vor dem Hotel zu parken.

Abladen, Hochschleppen, Umziehen - dann laufen wir um 16 Uhr los, um den kleinen Ort zu erkunden. Heute am Sonntag sind hier viele türkische Touristen unterwegs. Die Frauen alle stark vermummt, vor 4 Jahren war das nicht so zu sehen.
Wir sind auf der Suche nach einem Laden, der Efes (Bier) verkauft, doch der gesamte Ort scheint "Bier-frei" zu sein. Doch es gibt 4 Restaurants mit Alkoholausschank.

Schön ist der neu angelegte Atatürk-Park. Auch hier sind viele schwarz gekleidete junge und alte Frauen zu sehen. Ich empfinde das irgendwie als beunruhigend. Wir machen uns auf, in den historischen Teil des Ortes. Sehr viele Schmuck- und Handwerksgeschäfte befinden sich in den kleinen engen Gas-sen. Und überall duftet es nach Süßigkeiten, natürlich machen wir Fotos von den Köstlichkeiten.

Um 17 Uhr verspüren wir Hunger und gehen zum Essen. Rolf hat eine Spezialität des Ortes, eine Art Eintopf mit Lamm, dazu Suppe, sehr gut und sehr lecker. Mein Lamm-Spieß mit Pommes ist nicht gut, das Fleisch entgegen der Speisekarte kein Filet, sondern fast nur Fett und Sehnen. Ich muss mich schütteln. Dazu 2 Wasser und ein Saft, Kosten 10,50 Euro.
Zwei halb verhungerte Katzen streichen um die Tische (wir sitzen draußen) und betteln nach Futter. Ein Mann will sie treten, doch ich schaue böse, fotografiere die Katze und gebe ihr mein ungenießbares Fleisch. Die Katzen tun nichts, wieso muss man sie da mit Füssen treten? Eine junge Frau, die mit ih-rem Sohn und Mann ebenfalls draußen an einem Tisch sitzt, dreht bald durch, als sie die Katzen sieht. Aber da ich zuschaue, trauen sie sich nicht, den Katzen etwas anzutun.
Der Spaziergang durch die Altstadt zurück gefällt uns gut. Rolf zieht Geld an einer Bank und wir gehen Tee trinken in einem Lokal, wo wir vorher Baklava gekauft haben. Wir verspeisen es zum Tee und er-halten von dem Chef des Lokals noch div. süße Teilchen zum Probieren geschenkt. Er ist begeistert, dass ich seine schönen Torten und Süßigkeiten fotografiere.
In einem Supermarkt erstehen wir noch Apfelsaft und wandern dann zurück zum Hotel. Kaum angekommen, geht ein Unwetter los. Es gießt in Strömen. Da haben wir aber Glück gehabt.

Beypazari, ca. 48.000 Einwohner, liegt in der Provinz Ankara.
Die Straße von Ankara nach Beypazarı führt durch eine kahle felsige Landschaft mit teilweise lebhaftem Farbenspiel des zutage tretenden Gesteins und phantastischen Erosionsformen. Das Gebiet des Ilce hat aber auch Anteil am waldreichen Pontischen Gebirge und weist mehre-re reizvolle Flusstäler auf.

In der Antike war Beypazari unter dem Namen "Lagania" bekannt und wurde zu Ehren des oströmischen Kaisers Anastasios I. (491 - 518) in Anastasiopolis umbenannt. In byzantinischer Zeit war der Ort Bischofssitz. Später fiel die Stadt an die Seldschuken, die hier einige Bauwerke hinterließen. Auch von der Herrschaft der Osmanen sind viele Bauwerke erhalten. In dieser Zeit war die Stadt ein Handelszentrum von wichti-ger Bedeutung. Dies beruhte auf der Lage an einem Ast der Seidenstraße, der nach Istanbul führte, zum anderen war Beypazari Handelslatz für Mohair, die Wolle der bekannten Angora-Ziegen. Im 18. Jh. ließen sich sogar vorübergehend europäische Händler in Beypazari nieder.

Beypazari bietet trotz einiger verheerender Brände in den vergangenen 150 Jahren noch heute das Bild einer osmanischen Stadt mit vielen erhaltenen und restaurierten Häusern im osmanischen Stil. Die Häuser haben in der Regel drei Stockwerke. Davon ist das Erdgeschoss mit Steinen gemauert, die oft vorkragenden Obergeschosse bestehen aus Fachwerk.
Von den historischen Moscheen wird die Errichtung der Sultan Alaaddin Camii auf die Jahre 1221 -1225 gelegt, doch gehört der Bau nach seinen architektonischen Merkmalen in das 15. - 16. Jh. Die Moschee hat eine große Holzdecke, die von hölzernen Säulen gestützt wird. Eine weitere alte Moschee ist die 1315 gestiftete Incili Camii mit ihrem Holzminarett, sie folgt der seldschukischen Tradition. Der Suluhan, eine Karawanserei aus dem Jahre 1683, wird noch restauriert.

In der Alaattin Sokak, deren anliegende Häuser bereits restauriert sind, werden an Ständen traditionelle Speisen und Erzeugnisse der Region angeboten.

Etwa 2/3 der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft beschäftigt. Die bedeutendste Anbaufrucht ist Weizen, daneben Gemüse, insbesondere Karotten. Auch Reis, Sonnenblumen und Hülsenfrüchte werden angebaut. Wichtig sind auch die Viehzucht - Geflügel, Rinder, Schafe - und die Imkerei. Von großer Bedeutung ist Mohair, die Wolle der hier gezüchteten Angora-Ziegen.

Ein weiteres Standbein ist die Industrie. Hier ist der Karosseriebau (Lastwagenaufbauten) bedeutend. Die wichtigsten Betriebe - in der ganzen Türkei bekannt - sind aber der Abfüllbetrieb für Mineralwasser und ein Molkereibetrieb.

Bei Beypazari liegt eines der weltweit größten Vorkommen von Trona. Mit dem Abbau wurde begonnen. Trona ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse "Carbonate und Nitrate".

Ein weiterer Erwerbszweig ist der steigende Tourismus, in dessen Gefolge auch das traditionelle Handwerk (Silberdrahtfiligranarbeiten, Kup-ferschmiede, Webereien) und die regionale Küche einen Aufschwung erleben. Der Tourismus in Beypazari beruht auf drei Grundlagen: Den Thermalquellen, den Naturschönheiten und dem historischen Flair der Stadt. Es gibt Almen in wald- und quellenreicher Umgebung mit der Möglichkeit für berittene Ausflüge und weitere Freizeitaktivitäten und reizvolle Flusstäler, die z. T. mit Picknickplätzen ausgestattet sind.

Bilder auf meiner Facebookseite, Uschi & Rolf - Türkei und www.harley-rolf.de

In den Gassen von Beypazari

In den Gassen von Beypazari

In dem historischen Hotel in Beypazari bekamen wir diese Überschuhe verpasst, um den Schmutz fern zu halten, super Idee.

In dem historischen Hotel in Beypazari bekamen wir diese Überschuhe verpasst, um den Schmutz fern zu halten, super Idee.

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Rolf in der Schule von Kyros, Darius und Xerxes hörte, entstand in ihm der Wunsch, einmal die Wirkungsstätten dieser großen Herrscher zu sehen. 2014 wurde dieser Traum Wirklichkeit und für uns beide wird diese Reise unvergesslich bleiben.
Details:
Aufbruch: 25.04.2014
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 15.06.2014
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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