Syria - For Heaven's Sake

Reisezeit: Mai / Juni 2010  |  von Sarah Paulus

Von Palmyra nach Dair az-Zur

Tag 5
26.05.2010, Mittwoch, 200km

Unser lieber Hamed macht den Shuttle zur Busstation. Natürlich nicht, ohne erneut zu akquirieren. Er würde noch die eine oder andere Tour empfehlen. Nö. Da gäbe es noch dies. Nein. Wenn man aber das noch gesehen habe. Leider nicht. Wir müssen weiter. Pünktlich um 10:00 Uhr fahren wir los. Hamed steht am Straßenrand und schaut dem Bus traurig nach. Unsere Blicke verlieren sich. Staub wirbelt auf und der Bus biegt, ein letztes Mal hupend, um die Ecke. In reichlich zwei Stunden bringt er seine Fracht nach Dair az-Zur, der heißesten Region Syriens. Im Osten, am Euphrat, für 150 SYP.

Rastplatz

Rastplatz

Der Bus hält an der Busstation. Wir steigen mit Anette und Franco aus, einem deutschen-spanischen Pärchen, das wir gerade kennengelernt haben. Niemand kümmert sich um uns vier. So schauen wir uns suchend um und finden ein Taxi ganz in der Nähe, um gemeinsam in die Innenstadt zu fahren.

Als wir beinahe drinsitzen, ruft uns ein bestimmt gestikulierender Polizeibeamter zurück. Kontrolle! Ach ja doch. Klar. Die Pässe. Wir werden in ein Rondell mit einem offenen Innenbereich und dem Charme einer Badeanstalt abgeführt. Die Mittagshitze drückt von oben. Die Sonne strahlt so gleißend, dass es in den Augen sticht. Die Hitze flirt. Kein Lüftchen. Rolf summt mir das Lied vom Tod.

Vom Innenbereich können die Beamten, vielleicht auch wir, mehrere Räume erreichen: Diverse amtliche Büros, ein Klo, den Schlafbereich. Wir alle werden in ein Büro gebeten - wohl das des Polizeivorstehers. Ein Klimaschock. Draußen gefühlte 400 Grad. Drinnen Eiszeit. Die Klimaanlage bläst, als gäbs kein Morgen. Von der Wand lächelt Bashar gütig herab. Wir sind beeindruckt.

Drinnen sitzt ein weiteres Pärchen. Es friert ängstlich und kommt aus Mexiko. Passkontrolle. Unsere Namen müssen in ein großes offizielles Buch eingetragen werden. In Arabisch. Mir fällt auf, dass der große Führer an der Wand auch ein Buch vor sich hat. 'First name and family name, please.' Der Mexikaner beginnt. Die vielen Vornamen bringen den Vollstrecker sichtlich in Bedrängnis. Der Befragte wiederholt, erreicht aber nur noch größere Verwirrung. Ich könnte das auch nicht auf Arabisch schreiben. Nun noch die Vornamen von Mutti und Vati. Nur die Vornamen? Ja, nur die. Äh? Das Ganze dauert eine halbe Stunde. Dann dürfen wir, leicht unterkühlt, das Revier verlassen.

Für 50 SYP bringt uns ein Taxi zum Hotel Ziad. Es ist relativ neu, sehr sauber aber geschmacklos. Die wirklich großen Zimmer kosten EUR 35 pro Nacht. Gesamtnote: Mittelfeld.

Dair az-Zur

Dair az-Zur

Um es ganz klar festzuhalten: Dair az-Zur ist keine Stadt, die normalen touristischen Ansprüchen genügt. Wir sehen die gesamte Zeit unseres Aufenthalts hier nur die Ausländer, mit denen wir auch amtlich erfasst wurden. 'So, what the hell are you doing here?', fragen uns verwirrt die Einheimischen.

Tja, wir sind nach Dair az-Zur gereist, weil es ein sagenhaft geiles Gefühl ist, den Euphrat zu besuchen. Um über die französische Brücke zu flanieren und den großen Zeh mit heiligem Wasser zu benetzen. Um irgendwo unbemerkt 'Wir waren hier!' in den Baum zu ritzen.

Brücke

Brücke

Springer I

Springer I

Springer II

Springer II

© Sarah Paulus, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reiche Historie, arme Diktatur, liebevolle Menschen und niedlicher Spätsowjetismus.
Details:
Aufbruch: 22.05.2010
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 01.06.2010
Reiseziele: Syrien
Der Autor
 
Sarah Paulus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.