Woanders iss auch schoen!

Reisezeit: März - Mai 2009  |  von Christina Nerlich - Bronowicki

China: Genuss und Stress in Kunming (28.4.-2.5.)

Am 28.4 um 10:00 kam ich also am Bahnhof von Kunming an. Nachdem das vierte Taxi mich endlich mitnehmen wollte (ich weiss nicht, WAS das Problem war, ich hatte sogar die chin., Adresse des Hostels...), wurde ich dorthin gefahren und dann hab ich erstmal das Hostel genossen. Es hat schoene, helle Raeume (bin in einem Gemeinschaftsraum untergekommen) und eine superschoene riesige Sonnenterasse mit Blick auf den Trubel auf der Strasse. Hier konnte ich dann herrlich ein bisschen herumhaengen und spaeter bin ich in die Stadt gegangen, das Hostel lag direkt bei der Innenstadt.

Sofort spuerte ich die entspannte, fast schon mediterrane Atmosphaere Kunmings. Die Menschen waren sehr freundlich, auch wenn ich kein Chinesisch spreche, so laechelten sie (meist) und machten einen entspannten Eindruck. Man kann dem entnehmen, dass dies in den anderen Staedten oft nicht der Fall war. Es ist wohl aehnlich wie bei uns: je groesser und anonymer die Staedte, desto weniger herzlich sind die Menschen.

Aussicht vom Balkon des Hostels

Aussicht vom Balkon des Hostels

Als ich so durch die Stadt schlenderte, sah ich ploetzlich Masseure mitten in der Fussgaengerzone. Ich setzte mich also bei einer Frau hin und genoss eine Kopf- und Nackenmassage. (Ich glaube, die Einhemischen haben mich ganz schoen verwundert angesehen, aber ich hatte ja die Augen genussvoll geschlossen ). Die Frau sprach erstaunlich gutes Englisch und es sie erzaehlte mir, dass all diese Masseure blind bzw. stark sehbehindert sind. Es waren ca. 15 von ihnen, und sie sind alle auf eine spezielle Schule gegangen, wo sie drei Jahre lang gelernt haben. Dies wird vom Staat bezahlt. Ich war sehr beeindruckt. Es war voellig normal, dass die Leute sich dort hin setzten, ein bisschen ueber das taegliche Leben quatschten und sich dabei massieren liessen. Die blinden Masseure schienen recht zufrieden zu sein und ein Teil in dieser Stadt, integriert wie wir es nennen. Sie behalten alles Geld, was die Leute zahlen. Ich habe sofort an meine Oma gedacht, und dass es schoen waere, wenn auch sie so etwas erlebt haette und sich haette massieren lassen. Omchen, da habe ich besonders an Dich gedacht

Die Masseurin (nennt man das so???) hat uebrigens Englisch durch das Radio gelernt, hat sie mir erzaehlt. Also das fand ich doch sehr erstaunlich!

Mitten in der Stadt ne Massage, that's China

Mitten in der Stadt ne Massage, that's China

Ein paar der Masseure bei der Arbeit (oder sie warten darauf)

Ein paar der Masseure bei der Arbeit (oder sie warten darauf)

Es ist schon jetzt nicht mehr viel uebrig von der alten Stadt, aber der letzte Rest wird nun auch noch "weggemacht"

Es ist schon jetzt nicht mehr viel uebrig von der alten Stadt, aber der letzte Rest wird nun auch noch "weggemacht"

Ich traf am zweiten Tag eine Amerikaerin namens Heidi, die spaetabends in meinem Zimmer (was ich bin dahin allein bewohnte) eintraf. Das war das groesste denkbare Glueck, was ich haben konnte, denn erstens war sie sehr nett, und zweitens spricht sie Chinesisch und kennt sich in Kuning aus, weil sie im letzten Jahr auch schon fuer vier monate hier gewesen ist. Sie ist Biologin und erforscht das Leben einer speziellen Affenart, die nur hier in Yunnan (die Provinz) vorkommt. Dies ist ein ziemlich kompliziertes Unterfangen, da die chinesischen Behoerden fuer alles eine Genehmigung benoetigen (z.B. dafuer, das Baummoos zu sammeln) und der chinesische Professor, der mit dem amerikanischen befreundet ist, auch nicht so richtig den Plan hat. Also haengt sie nun ein bisschen in der Luft, denn eigentlich moechte sie,wie auch im letzten Jahr, wieder in den Bergen in einem Dorf mit denMenschen dort leben, aber erst einmal muessen die Genehmigungen her und ausserdem sagt der Professor, seine Studenten koennten doch das Moos sammeln. Ach ja, es ist ein hartes Leben als promovierende Biologin in China Aber sie liebt China und moechte wohl auch hier her ziehen.

Auf dem Markt

Auf dem Markt

Zwischendrin machen die Kinder ihre Hausaufgaben

Zwischendrin machen die Kinder ihre Hausaufgaben

Markthalle mit Fleischeinlagen

Markthalle mit Fleischeinlagen

An meinem zweiten Tag nahm Heidi mich also mit durch die Stadt. Wir besuchten den schoenen Stadtpark mit See, hoerten dort den live-Musikern zu, tranken einen leckeren speziellen Tee, gingen in die sogenannte Auslaender-Strasse, wo es einen Buchladen mit englischen Buechern gab (herrlich!), genossen einen sogenannten Bubble0Tea (das ist kalter suesser Milchtee mit versch. kuenstlichem Aroma und lustigen kleinen Gelatinebaellchen drin, also richtig schoen PERVERS LECKER ,hatten eine wahnsinnig gute Kopf-, Nacken- und Fussmassage (zweieinhalb Stunden, die Masseurin war supergut und hat genau gefuehlt, wo ich was "habe"), kauften leckeren Honig (gut fuer meine Verdauung) und Bluetenpollen mit der Hilfe der Masseurin, hatten abends ein leckeres Essen am See. Als es dort dunkel wurde, ging das chinesische Nachtleben los... Also ich sage Euch, das ist so schoen! Die Menschen versammeln sich dort lockers, sie musizieren dort, singen und spielen Instrumente, und sie tanzen zusammen, oder sie sitzen einfach "herum" und verbringen die Zeit miteinander. Gros, klein, alt, jung, reich und arm, alle passen in den Park Es ist wirklich so schoen und faszinierend. Die CHinesen sind auch in dieser Hinsicht gar nicht schuechtern uoder beschaemt, in der Oeffentlichkeit zu singen und zu tanzen. Fuer sie scheint es das natuerlichste der Welt zu sein (was es ja auch IST)!

Nach der Massage, die wirklich unglaublich guuuuuut war...Die Masserin sah aus wie eine Fee (vielleicht war sie eine)

Nach der Massage, die wirklich unglaublich guuuuuut war...Die Masserin sah aus wie eine Fee (vielleicht war sie eine)

Shops und Menschen ueberall

Shops und Menschen ueberall

Im Park

Im Park

Heidi kommt uebrigens eigentlich aus Muenchen, bis ihre Eltern nach Florida gingen, als sie fuenf war. Heute ist sie eine "echte" Amerikanerin (wir sprachen auch nur Englisch) und lebt noerdlich von Chicago, wobei sie dort nur ihre Wohnung hat und eigentlich kein richtiges Zuhause hat, wie sie sagt. Sie war seit 1999 auch zwei JAhre in Polen und lehrte dort Englisch, nun will sie nach China umziehen, ja die Amerikaner sind wirklich ein offenes und flexibles Voelkchen (einige von ihnen).

Wir geniessen mal wieder Gaumenfreuden...(ich glaube ich habe schon 5 kilo plus...)

Wir geniessen mal wieder Gaumenfreuden...(ich glaube ich habe schon 5 kilo plus...)

In Kunming habe ich mich eigentlich zu erholen versucht. Das hat aber nicht so gut geklappt, weil das Hostel sehr laut war (es war auch eine Art Disco ab 21Uhr) und mein Zimmer lag an der Strasse mit vielen Bars. Weil es in China ja bakanntlich selten leise ist, war es hier also auch der normale Geraeuschpegel, aber es kam erschwerend hinzu, dass am 01.05. auch die Chinesen ihren Feiertag haben, also erstaunlicherweise genau wie wir den Tag der Arbeit feiern, und da war drei Tage DAUERPARTY! Auf den Strassen kam man nur im Schneckentempo voran, weil sich Unmengen von Menschen ebenfalls durch dieselben schoben oder einfach nur draussen waren, dort sassen, herumliefen, andere Menschen beobachten, zusammensein. So schoen wie das auch ist, fuer die Nerven eines normal strukturierten Mitteleuropaers ist es wahrlich kein Zueckerschlecken!

Ich konnte leider fast alle Naechte lang sehr schlecht schlafen und wollte China nach der vierten Nacht umgehend verlassen. Ich hatte es satt, einfach nie und nirgendwo meine Ruhe haben zu koennen. Ich buchte sogar schon einen Flug nach Thailand, den ich dann aber nach 2 Stunden wieder storniert habe... Und zweimal ein Busticket in die Berge, die ich auch jeweils wieder stornierte. Die Angestellten in dem Hostel kannten mich schon und ich glaube, sie dachten ich bin ganz schoen verrueckt. Ich durfte dann auch (vielleicht aus Mitleid) das Internet frei benutzen. Ja, das ist vielleicht der Krankenbonus Nach diesem Chaos sah ich ein: zweieinhalb Wochen in Chinas grossen Staedten sind genug! Ich muss nun endlich meinen Weg in die Berge gehen und kann CHina nicht einfach als zu laut und hektisch abstempeln, wenn ich nicht alles probiert habe...

Und das war auch das beste, was ich tun konnte! Am 03.05. fuhr mein Bus los, und ich war nur froh, hoffentlich endlich ein wenig Ruhe und wunderschoene Natur um mich haben zu koennen.

Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen Menschen

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© Christina Nerlich - Bronowicki, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
01.03.09: Frankfurt - Bangalore 09.04.09: Mumbai - Peking 23.05.09: Guangzhou (China) - Frankfurt "Folge dem Traum, der dich ins Weite führt, folge dem Lichtspiel der Sonne, folge dem Klang ferner Lieder, bis du ans Tor gelangst: WILLKOMMEN in der Welt." (aus Kirgisien) Und ihr, liebe Leser, kommt alle mit :-) Ich freue mich ueber all Eure Beitraege im Gaestebuch oder emails.
Details:
Aufbruch: 01.03.2009
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 23.05.2009
Reiseziele: Indien
Gokarna
China
Der Autor
 
Christina Nerlich - Bronowicki berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.