4 Monate als Backpacker durch China

Reisezeit: April - August 2012  |  von Anja & Wolfgang

Shanxi 21.7. bis 26.7.

Wieder so ein Bus(s)tag

21.07.2012
Tagesziel: Jixian Bus Km 325 + Km 130, 2 Std. Stadtbummel
Wetter: bedeckt bis Regen, >30°

Jixian, unser heutiges Tagesziel ist eine Kreisstadt, in der Nähe des Hukou (=Mund des Wasserkessels) Wasserfalls gelegen, dessen Besichtigung wir für Morgen geplant haben - und der Weg dahin ist mit Bussen gepflastert.

5:50, der Wecker klingelt,
7:05 der Bus, der uns in den nächsten 5 Stunden nach Linfen bringen soll, fährt ab.
7:45 die Grenze zur Provinz Shanxi wird überquert.
11:00 wir sind irgendwo auf dem Land in einem Busbahnhof angekommen und dürfen in einen rustikalen Bus umsteigen, der uns auf einer staubigen Neubaustrecke zum Busbahnhof nach Linfen bringt.
12:40 wir sitzen in einem neuen, schönen Bus.
13:00 endlich sind die letzten Fahrgäste eingesammelt und wir sind wieder unterwegs, um die letzten 130km zurückzulegen.
16:45 wir kommen in Jixian an und dank der Busbegleiterin finden wir auch sehr schnell unser Hotel für diese Nacht.
17:00 bis 19:30 wir lernen, dass es von hier zum Hukou Wasserfall weder einen direkten Linienbus noch einen Shuttlebus gibt, notgedrungen organisieren wir uns für Morgen einen Taxi-transfer. Anschliessend bummeln wir durch diese von der Welt bisher vergessene Kleinstadt, finden hier nichts was Wert wäre um auf einem Foto festgehalten zu werden und kehren nach einem schnellen Abendessen ins Hotel zurück.

Ho(s)tel: Luowei Hotel, Jixian

Zum Gelben Fluss, zum zweit-grössten Wasserfall Chinas

22.07.2012
Tagesziel: Hukou Wasserfall und Pingyao Taxi Km 90, Bus Km 135, Zug Km165, Taxi Km 5, 3 Std. Stadtbesichtigung Pingyao
Wetter: sonnig, <30°

Es ist Sonntag, die Sonne scheint und unser Taxifahrer steht pünktlich um 8h vor der Tür. Der Weg zum Hukou Wasserfall führt uns durch eine von tiefen Canyons durchzogene Berglandschaft,

in die sich der Gelbe Fluss (Huang He) und seine Nebenflüsse im Laufe der Zeit immer tiefer eingegraben haben.
Wir passieren das Eingangstor zur Scenic Area,

bezahlen unseren obligatorischen Eintritt (E=RMB 91) und stehen dann am Wasserfall,

der als zweit-grösster Chinas bezeichnet wird - nur der Huangguoshu Wasserfall in der Provinz Guizhou ist angeblich noch grösser.
Der Gelbe Fluss verengt sich hier von etwa 400m auf 50m und stürzt sich dann etwa 40m in die Tiefe. Man hat den Eindruck, das Wasser (eigentlich mehr eine dicke gelbe Brühe) wird aus einem grossen Wasserkessel ausgegossen,

daher auch der Name Hukou (=Mund des Wasserkessels).
Es schäumt, brodelt, tost,

Wasserfall-feeling eben. Genug gesehen, es geht zurück. Mit dem Taxi zum Hotel, dort holen wir unser Gepäck ab, fahren mit dem Stadtbus zum Busbahnhof und von dort mit einem Überlandbus auf bekannter Strecke quer durch das Kohlerevier

zum Busbahnhof von Linfen. Hier bewundern wir kurz Hua Men (=China Tor)

und fahren dann weiter mit dem Stadtbus zum Bahnhof. Während wir auf unseren Zug nach Pingyao warten reservieren wir uns telefonisch ein Zimmer und werden zu unserer grossen Überraschung dabei informiert, dass man uns am Bahnhof abholt - auch gut, schon wieder ein Problem weniger.
Und tatsächlich, in Pingyao am Bahnhof wartet bereits eine Fahrradrikscha mit unserem Namen auf uns, die uns zu unserem Hotel mitten in der fast verkehrsfreien Altstadt bringt.
Auf die Suche nach etwas Gutem zum Abendessen kommen wir schon mal am Stadtturm, dem höchsten Gebäude der Stadt vorbei,

und später bummeln wir unter dem Neumond noch eine Weile durch diese schön erhaltene Alte Stadt.

Ho(s)tel: Harmony Guesthouse, Pingyao

Ein Tag im Zug

24.07.2012
Tagesziel: Datong Taxi Km 5, Zug Km 465
Wetter: L. Regen bis bedeckt, <30

Eigentlich wollten wir heute zum Wandern nach Wutai Shan weiterziehen, aber die Wetterprognose für dort ist so schlecht, dass wir gestern Abend kurzerhand umplanen und und kurz vor Mitternacht mit einen Motorrad-Rikscha zum Bahnhof fahren um uns Fahrkarten nach Datong zu besorgen.
Der einzige Zug mit noch freien Sitzplätzen geht erst um 13:10, also können wir es heute morgen etwas ruhiger angehen lassen. Um 12:00 geht es mit dem Rikscha wieder zum Bahnhof und dann haben wir 8 Stunden Zugfahrt vor uns.
Um 21:20 kommen wir leicht gerädert in Datong an, suchen uns ein Hotel in Bahnhofsnähe und dann noch ein schnelles Abendessen, mit dem Messer geschabte Nudeln in Brühe, eine lokale Spezialität.

Ho(s)tel: Tong Ming Hotel

Bei den Grotten von Datong

25.07.2012
Tagesziel: Datong Bus Km 50, 8 Std. Grotten- und Stadtbesichtigung
Wetter: L. Regen bis sonnig, <30°

Schon im Hotel werden wir heute morgen von einem Taxifahrer 'erwartet' der uns unbedingt für RMB 280 zu den Yungang-Grotten von Datong und zu den hängenden Klöstern bei Hunyuan fahren möchte.
Da wir die Klöster aber erst morgen evtl. sogar zusammen mit einer Bergtour besuchen wollen, verzichten wir auf seine Dienste und machen uns auf dem Weg zum Bahnhof. Wir müssen noch etwa 10 weitere preisgleiche!!! Angebote ablehnen, bevor wir direkt vor dem Bahnhof in Bus Line 4 steigen (RMB 1) und mit ihm bis zu seiner Endstation fahren. Dort schnell die Strasse überquert und weiter mit Bus Linie 3 (RMB 1) bis zu dessen Endstation direkt vor dem Eingang zur Scenic Area der Yungang Grotten (E= RMB 150).

Diesem Elefanten-Säulenspalier entlang

kommt man zuerst zu einem grossen Tempel und erreicht dann die Yungang Grotten.

Hier wurden etwa 500 n.Chr. innerhalb von 60 Jahren 252 Felsgrotten geschaffen,von denen noch 40 Stück besichtigt werden können, die ganze aus dem Sandstein gehauene Tempel, Pagoden und riesige Buddhas beinhalten. Unserer Meinung nach sind die Yungang Grotten schöner als Longmen in Luoyang, Figuren hier sind wesentlich grösser und farbenprächtiger, nicht so geplündert und nicht so zerstört.
Lassen wir die Bilder für sich sprechen:

Das immer wiederkehrende '1000 Buddha Motiv', 
1000 kleine Buddhas, jeder in seiner eigenen Nische

Das immer wiederkehrende '1000 Buddha Motiv',
1000 kleine Buddhas, jeder in seiner eigenen Nische

Mit der selben Bus-Kombination geht es zurück in die Innenstadt, die eigentlich eine einzige grosse Baustelle ist.
Die komplette Innenstadt befindet sich entweder im Abriss,

oder im Wiederaufbau,

Strassenblockweise werden hier neue 'alte Häuser' aufgebaut, Strassen aufgerissen und Versorgungsleitungen neu verlegt. Die Schlamm- und Staubbelastung bedingt durch den lehmigen Untergrund hier ist erheblich.
Zusätzlich wird die Stadt mit einer neuen 'alten' Stadtmauer dekoriert,

von der erst kleine Teile fertiggestellt sind.

Wir haben den Eindruck, dass hier mittelfristig eine moderne Kopie von Pingyao entstehen soll.
Das einzig wirklich sehenswerte in dieser Stadt war für uns der 9 Drachen Paravent (E=RMB 10),

mit 40m Länge und 8m Höhe angeblich die grösste glasierte Wand Chinas, aber der schönste 9 Drachen Paravent steht unserer Meinung nach in Peking im Beihai Park.
Irgendwann haben wir genug von all dem Schmutz, spülen den Staub mit einem kalten Bier hinunter und gönnen uns dazu noch ein paar Lammspiesschen und einen grossen Teller von einer 'Salatbar'.

Ho(s)tel: Tong Ming Hotel

Hängende Klöster und versperrte Gipfel

26.07.2012
Tagesziel: Hängende Klöster und Heng Shan Bus Km 155, Taxi Km 30, 5 Std. Tempelbesichtigung, 350Hm
Wetter: Wolkenbruch bis sonnig, <30°

Auch heute Morgen gehen wir den penetranten Taxifahrern aus dem Weg, und fahren mit Bus Linie 15 zum Busbahnhof von Datong. Von dort aus dann weiter mit einem Überlandbus (RMB 30) bis kurz vor den Busbahnhof von Hunyuan und ab da mit einem kostenlosen Taxi - wir haben ja Bus-Fahrkarten bis zu den Hängenden Klöstern gekauft - bis zum Eingang der Scenic Area (E=RMB 130).
Achtung: Für die Rückfahrt (ca. 8km) von der Scenic Area zum Busbahnhof von Hunyuan wird i.A. RMB 40 pro Taxi verlangt.
Der Anblick der Hängenden Klöster ist schon beeindruckend,

in Nischen einer senkrechten Felswand wurden diese hölzernen Tempelhallen eingepasst,mit Stützpfeilern nach unten verstrebt

und durch schmale, 'luftige' Laufstege miteinander verbunden.

Die Tempel sind mit golden glasierten Ziegeln bedeckt

und auch innen mit meist hölzernen Buddhas reich geschmückt.

Achtung: Die Geländer an den Stegen sind meist nur kniehoch, also nicht unbedingt etwas für Leute mit Höhenangst.
Danke: Unseren Freunden Thomas und Rolf ein herzliches Danke, dass sie uns auf diese Klöster aufmerksam gemacht haben.
Etwa 5km entfernt von hier befindet sich der Eingang zur Scenic Area des Heng Shan (E= RMB 55, soll zum 1.8.2012 auf RMB 85 erhöht werden), des nördlichen der 5 heiligen Berge des Taoismus. Den weitere 7km entfernten Einstieg zum Berg am Parkplatz bei der Seilbahnstation zu erreichen ist jedoch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden.
Man kann mit einem Bus (RMB 85) die insgesamt 12km (einfacher Weg) von den Hängenden Klöstern zum
Parkplatz fahren, hat aber dann nur 2 Std Zeit für die Berg-Besichtigung (mit Seilbahn hoch und evtl. zu Fuss bergab), denn man muss mit dem selben Bus zurück zu den Klöstern und der Bus wartet nur 2 Stunden.
Man kann mit einem der zahlreichen Taxifahrer verhandeln, die hier auf Kundschaft warten.
Da die Sonne scheint und wir eigentlich zum Gipfel (2016m) aufsteigen wollen, vereinbarten wir folgendes Paket:
Fahrt zum Parkplatz, 'Eintritt für den Fahrer' und Parkgebühr, unbegrenzte Wartezeit und Rückfahrt zum Busbahnhof Hunyuan für insgesamt RMB 200.
Am Parkplatz bei der Seilbahnstation beginnen wir mit unserer Wanderung, wie immer auf gepflasterten Wegen, die uns in einem Rundkurs zu all den 17 Taoistischen Tempeln führt, die sich hier am Heng Shan befinden.

Alle Tempel sind mehr oder weniger an den Berghang gebaut oder in Felsgrotten versteckt

und innen wie immer reich dekoriert.

In 1880m wird dann unser Aufstieg abrupt beendet. Diese Stacheldraht gesicherte Tür versperrt uns den weiteren Weg,

der Weg zum Gipfel ist wegen Aufforstungsarbeiten gesperrt. Leicht enttäuscht steigen wir wieder ab, hätte dies doch die letzte Gipfelbesteigung auf unserer China Reise sein sollen. Wir schauen noch kurz in den grössten Tempel von Heng Shan direkt am Parkplatz,

bevor wir dann nach gut 3 Stunden zu unserem Taxi zurückkehren.
Bei der Abfahrt in Tal beginnt unser Taxifahrer zu telefonieren und erklärt uns dann, dass in ein paar Minuten unten an der Strasse, nahe dem Eingang zur Scenic Area ein Bus nach Datong vorbeikommt, der noch Platz für uns frei hätte. Auch gut, damit hat er seinen Teil der Vereinbarung erledigt, er muss uns nicht zum Busbahnhof fahren und wir bezahlen im Bus keine Zusatzgebühr, aber von alleine hätten wir diesen Bus 'mitten im Grünen' nicht gefunden.
Zurück in Datong bummeln wir noch ein bisschen durch das 'Bahnhofviertel' finden zufällig ein Strassenrestaurant das dunkles Tsing Tao Bier ausschenkt und so finden diese Tage in und um Datong noch ein absolut versöhnliches Ende.
Morgen geht es dann weiter in die Innere Mongolei.

Ho(s)tel: Tong Ming Hotel

Anmerkung zu Shanxi:

Die Entwicklung der letzten 15+ Jahre scheint an Shanxi nahezu spurlos vorübergegangen zu sein. Das Land besteht grossteils aus Lehm (über 3Mio leben hier immer noch in Lehmhöhlen) und Kohle, die überall ihre (Staub-) Spuren hinterlassen und die Vetternwirtschaft blüht wie eh und je.
Unserer Meinung nach steckt der (Individual-) Tourismus in Shanxi noch in den Kinderschuhen. Hier wird zwar versucht, bei den Eintrittspreisen in der Oberliga mitzuspielen, aber Infrastrukturmässig liegt hier noch vieles im Argen. Um ein touristisches Ziel zu erreichen muss man sich hier entweder in einer Reisegruppe verstecken, oder eine Beförderung mit stunden- / tageweise gemieteten Taxis aushandeln.
Wir waren nicht zum ersten Mal in dieser Provinz, wahrscheinlich aber zum letzten Mal, denn ob wir wegen Wutai Shan nochmal hierherkommen ist mehr als fraglich.

© Anja & Wolfgang, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diesmal ohne WoMo, dafür ca. 120 Tage lang mit Bahn, Bus und Rucksack von Ho(s)tel zu Ho(s)tel quer durch die Mitte Chinas. Wie immer freuen wir uns über alle virtuell Mitreisenden - und Gästebucheinträge sind natürlich herzlichst willkommen.
Details:
Aufbruch: 10.04.2012
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 10.08.2012
Reiseziele: Deutschland
Vereinigte Arabische Emirate
China
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.