Mit der TransSib von Peking nach Moskau

Reisezeit: Juli / August 2018  |  von Herbert S.

Die transmongolische Eisenbahn

chinesisches Geld haben wir keines gebraucht - man kann eh praktisch alles mit Dollar und Euro bezahlen

chinesisches Geld haben wir keines gebraucht - man kann eh praktisch alles mit Dollar und Euro bezahlen

Wang hat uns gesagt, dass in Peking die Bahnsteige im Hauptbahnhof erst betreten werden dürfen, wenn der Zug eingefahren ist und man eine gültige Fahrkarte besitzt. Er spricht von KungFu-Andrang. Um dies zu vermeiden, gibt es eine spezielle Agentur, die mit einer Art großer Golfcarts Personen und Gepäck durch einen Seiteneingang zum Zug bringt. Das alles kostet Zeit und Geld, daher ist ca. 90 min vor Abfahrt des Zuges Checkouttime im Hotel.

Alle sind pünktlich um 6.00 Uhr (0.00 Uhr MEZ) zur Stelle, nur der Busfahrer hat verschlafen und mußte geweckt. Wang hat aus dem Hotel für jeden Lunchpaket mitgebracht. Die Fahrt zum Hauptbahnhof geht schnell, aber da man nicht vorfahren kann, muß unser Bus einmal um den Bahnhof herumfahren und uns trotzdem an einer Halteverbotszone aussteigen lassen. Etwas chaotisch quetschen wir uns zwischen parkplatzsuchenden Autos bis zur Agentur, wo unser Gepäck durchleuchtet wird, allerdings niemand am Bildschirm sitzt.

Pekings (neuer) Hauptbahnhof

Pekings (neuer) Hauptbahnhof

Foto vom frühen Morgen

Foto vom frühen Morgen

Gepäckagentur

Gepäckagentur

Wir besteigen besagtes Golfcart und warten, irgendwann geht es dann auf den völlig leeren Bahnhof, auf dem recht unterschiedliche Züge stehen – darunter ein ICE-ähnlicher und ein völlig verdreckter.

Auf dem Bahnsteig wird dann wieder gewartet bis unser Zug einfährt. Wagennummer 17 erscheint zuerst – wir haben 4! Aber wir werden ja bis dahin gefahren. Die Wagen unseres Zugteils sehen bedeutend besser aus und sind auch beschriftet mit Bejing – Ulaanbatar.

Die Transmongolische Eisenbahn ist eine Eisenbahnstrecke, die von Ulan-Ude in Russland über Ulaanbaatar in der Mongolei nach Jining in China führt. Sie stellt eine Abzweigung der Transsibirischen Eisenbahn und die kürzeste Eisenbahnverbindung zwischen Moskau und Peking dar.
Näheres zur Transmongolischen Eisenbahn finden Sie [verweis=Die Transmongolische Eisenbahn ist eine Eisenbahnstrecke, die von Ulan-Ude in Russland über Ulaanbaatar in der Mongolei nach Jining in China führt. Sie stellt eine Abzweigung der Transsibirischen Eisenbahn und die kürzeste Eisenbahnverbindung zwischen Moskau und Peking dar. ]hier.[/verweis]

Vor den Waggons stehen mit blauem Kostüm ausgestattete Damen, die noch niemanden einlassen. Wir haben Wagen vier, Abteil III – dieses gibt es zwar, aber die anderen genannten Abteile für unsere Mitreisenden sind zT. bereits besetzt. In unserm Abteil sind sämtliche Thermoskannen gebunkert, die erst ausgeladen werden müssen, bevor wir den Sitz herunterlassen können. Als endlich alles gekramt ist, will ich noch einmal von außen ein Foto machen, aber. man lässt mich schon nicht mehr heraus, da die Abfahrtszeit erreicht ist. 7.30 Uhr (OZ).

Da wir mit unserer Kaffee-Thermoskanne autark sind, beginnen wir mit dem Frühstück aus dem Lunchpaket während der Zug durch Vororte mit überwiegend Plattenbauten unterschiedlicher Jahrgänge bummelt.

Nach einer knappen Stunde erreichen wir die nördlich von Peking liegenden Berge, die wir gestern mit interessanterer Kulisse der chinesischen Mauer gesehen haben.

Danach geht es durch ein langgestrecktes Tal mit beidseitiger Bahnstrecke bis zu einem riesigen Stausee. (133-0129) Der Blick wird immer wieder durch lange Tunnels unterbrochen.

Dahinter befinden wir uns auf einer Hochebene, die intensiv landwirtschaftlich genutzt wird.
9.45 Uhr Sha Cheng – eine recht große Stadt mit vielen Hochhäusern. Die Hochgeschwindigkkeitsstrecke, die wir gestern bereits auf der Rückfahrt von der chinesischen Mauer gesehen haben, ist hier ebenfalls schon im Bau.

Erster Stop ist um 10.40 Uhr (OZ) in Shalingzixi; aussteigen kann man nicht, denn die Türen bleiben verschlossen.

Gegen 12.40 Uhr brechen wir auf zum Speisewagen, bis dahin sind wir ca. 150 km quasi entlang der Mauer nach Südwesten gefahren. Der Gang zum Speisewagen ist 8 Waggons lang und dauert etwa 10 min. nach und nach werden 7 Speisen aufgetragen, wobei sich vieles ähnelt (2 x Zwiebel, 2x Gurken, Omelett, eine Art Rindfleischsuppe und wir haben es Grasstengel genannt) Jeder bekommt ein Schälchen Reis, und dann kann es losgehen, das Wasser kommt später – daher ordern wir zunächst mal ein Bier, diesmal ist es Budweiser (15 Yuan). Der Speisewagen ist nicht wirklich gemütlich und daher heben wir bald die Tafel auf.

Hinter Datong dreht der Zug nach Nordwesten in die innere Mongolei ab. Um 15.27 Uhr (OZ) hält er in Jingin Dong, einem menschenleeren hochmodernen Bahnhof mit immerhin 5 Bahnsteigen.

Einige wenige Passagiere steigen aus und um 15.42 geht’s weiter. Über eine baumlose Hochebene mit weit verstreuten kleinen Dörfern und wenigen Schafherden geht es weiter mit einem Zweiminuten-Stop um 18.03 in Zhu Ri He bis zur Abendessenszeit um 18.30 Uhr. In der Mongolei ist Juli/August Regenzeit, es scheint auch geregnet zu haben, da immer wieder kleine Tümpel in der Steppe zu sehen sind, obwohl Boden einen trockenen Eindruck macht. Unsere Wetterapp sagt auch für heute in Ulanbataar Regen voraus; für morgen zu unserer Ankunft soll es aber schön sein.

Bahnhof Zhu Ri He

Bahnhof Zhu Ri He

Beim Abendessen spendiert Ulrike die Flasche Schnaps, die sie gestern beim Pekingentenessen in Aufbewahrung genommen hat. Sie findet breiten Anklang und wird geleert.

Für den Grenzübergang und den Umbau auf eine andere Spurweite sollen wir entweder bei geschlossener Toilette im Waggon bleiben oder draußen warten. Zurück im Waggon 4/3 überlegt Ulrike immer noch, ob sie innen bleiben soll, da für da. 4-5 Stunden die Toilette gesperrt ist. Etwas früher als nach
Plan erreichen wir dann Erlian, die Grenzstation zur Mongolei. (20.10 OZ)

Hier werden zunächst unsere Pässe eingesammelt und danach fährt der Zug in eine lange Halle, in der die Umrüstung auf die andere Spurweite stattfindet.
Für technisch Interessierte eine Bilderfolge im Unterkapitel.

Obwohl der Zug eigentlich um 0.00 Uhr abfahrbereit ist, warten wir noch auf unsere Pässe und die Erfüllung des Fahrplans. Schließlich steht dort, dass wir erst um 0.59 Uhr abfahren. Zum Schlafen werden wir wohl nicht kommen, denn um 1.25 Uhr ist die mongolische Grenzstation Zamin Uud mit erneuter Wartezeit im Plan.

Mongolische Grenzstation Zamin Ude

Mongolische Grenzstation Zamin Ude

Die Abfahrt von dort ist für 2.40 Uhr geplant. Wir füllen wieder ein Formular aus, das keines Blickes gewürdigt, aber abgestempelt wird. Während meine Frau Ulrike sich schon seit geraumer Zeit in horizontaler Lage befindet, wusele ich noch rum, begebe mich aber mit der pünktlichen Abfahrt ebenfalls in die Koje. Justament dann fängt die schlimmste Rappelstrecke an. Mit den ersten Dämmerungserscheinungen dämmert es mir auch und so trinke ich gegen 5.15 Uhr (OZ) meinen ersten Kaffee und staune über eine grüne Wüste Gobi – eben oder höchstens leicht gewellt steht nur ab und zu ein winziges Gebäude und ein einsames Kamel zieht des Weges.

Plötzlich taucht ein Industriekomplex auf – wird da Gas abgefackelt? Ein Weg kreuzt die Bahnstrecke, aber er führt ins Nichts. Nur Rauchschwaden der Diesellok ziehen am Fenster vorbei.

6.15 Sanshand - verschlafen
9.00 Uhr Frühstück in neuem mongolischen Speisewagen der viel ‚eleganter‘ ist als der chinesische, sogar eine Tischdecke gibt es. Es kommt zwar alles nacheinander, aber es kommt, Wasser, Kaffee, Omelett, Brot mit einer Miniportion Margarine und Marmelade. Dafür ist das Omelett kunstvoll mit einer dreigeteilten Gurkenscheibe garniert.

10.13-10.30 mongolischer Ort Cyr mit Bahnhof, Bahnsteigverkäuferinnen, 16 Waggons, Lok - wir steigen aus und laufen in der kühlen Luft über den Bahnsteig, aufgereiht stehen die Waggonstewardessen an den Eingängen der 16 Wagen und achten darauf, dass alle wieder pünktlich einsteigen.

Bahnhof Cyr

Bahnhof Cyr

Aber auch Waggons und Lok werden kontrolliert und 'gewartet'.

Dann folgen ca. 4 Stunden Fahrt bis zu unserem heutigen Ziel.

Rauchschwaden der Dieselloks ziehen am Fenster vorbei

Rauchschwaden der Dieselloks ziehen am Fenster vorbei

esrte Jurten tauchen auf - mal mobil

esrte Jurten tauchen auf - mal mobil

mal fester an Ort und Zeit gebunden

mal fester an Ort und Zeit gebunden

ab und zu ein Bahnhof ohne Umland

ab und zu ein Bahnhof ohne Umland

Da die Fenster doppelverglast sind, lassen sich kaum Fotos entlang des Zuges schießen. Selbst bei Kurvenfahrten sind sie unscharf und verzerrt.

buddhistischer Friedhof

buddhistischer Friedhof

Annäherung an die Hauptstadt Ulaanbaatar

Annäherung an die Hauptstadt Ulaanbaatar

auffallend sind die bunten Dächer

auffallend sind die bunten Dächer

Bauboom und Dauerbaustelle

Bauboom und Dauerbaustelle

Schließlich erreichen Ulaanbaatar pünktlich gemäß Fahrplan um 14.25 Uhr

geschäftsmäßige Gepäckträger kümmern sich um unsere Koffer

geschäftsmäßige Gepäckträger kümmern sich um unsere Koffer

Derweil verlassen wir den Bahnsteiog und werden mit dem Bus zum Hotel gebracht.

© Herbert S., 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eigentlich schwärmen alle, die die Reise schon gemacht haben, davon. Nun wollen wir es auch erleben. Ich habe das Live-Protokoll mit wenigen Bildern inzwischen zu Hause mit weiteren Berichten und vielen Bildern aus drei Kameras ergänzt..
Details:
Aufbruch: 25.07.2018
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 10.08.2018
Reiseziele: China
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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