Taiwan für ein halbes Jahr

Reisezeit: November 2009 - Mai 2010  |  von Michael Geiger

Kaohsiung und Tainan

Irgendwann wird es natürlich auch in Taipei langweilig und darum hab ich zusammen mit den anderen internationalen Studenten und unseren beiden "taiwanesischen Betreuungsstudenten, kurz Buddy" an meinem 3. Wochenende einen Ausflug nach Kaohsiung und nach Tainan unternommen. Die beidne Städte liegen im Süden der Insel und sind etwa 300 km von Taipei entfernt. Das hat den Vorteil, dass es im Gegensatz zum mittlerweile 22°C "kalten" Taipei dort noch locker 28°C hat. Am Freitagabend ging es mit einem Bus nach Kaohsiung. Die Fahrtdauer betrug 6 Stunden, was aber total egal ist, da wir mit einem absoluten Luxusbus unterwegs waren. Es war ein Doppeldeckerbus der mit nur 16 Luxussesseln "bestuhlt" war. Massagefunktion, elektronisch verstellbare Rückenlehne und Fußlehnen, jeder seinen eigenen Fernseher mit Playstation, eine Stewardess, Rundumversorgung.... Business Klasse im Flugzeug ist nix dagegen und das alles für nur 5€! Sollte jemand von euch mal in Taiwan unterwegs sein, dann kann ich "Aloha Bus" nur empfehlen.

HeHe

HeHe

Am Abend wurden wir dann von den Eltern von Winnie (Buddy) zum Essen eingeladen, die haben mal richtig aufgefahren, ich will nicht wissen, wie lange die Mutter in der Küche stand und taiwanesische Köstlichkeiten gekocht hat. Selbstverständlich für taiwanesische Gastfreundschaft war natürlich auch, dass wir bei Winnies Familie gewohnt haben, das heißt, dass sich die ganze Familie ausquartiert hat, damit wir in ihren Betten schlafen können. Wow, von denen kann man echt noch was lernen, was Gastfreundschaft angeht.

Kaohsiung bei Nacht

Kaohsiung bei Nacht

Essen über Essen

Essen über Essen

Tainan

Tainan

Das ist mal ein cooler Priester

Das ist mal ein cooler Priester

Samstag früh wurden wir natürlich zu einem typisch taiwanesischen Frühstück eingeladen. Gewöhnungsbedürftig, es gab Dumplings (vergleichbar mit Maultaschen-Asia-Style) und dazu Bohnenmilch (ohne Kommentar). Anschließend sind wir mit dem Zug nach Tainan gefahren. Tainan ist die viert größte Stadt von Taiwan, war bis 1885 Hauptstadt dieser Insel und ist bekannt für seine wunderschönen Tempel, Gässchen, historische Gebäude und vor allem für sein ausgezeichnetes Essen. Dort angekommen haben wir uns erstmal einen berühmten Konfuzius Tempel angeschaut. Da wir ja zwei einheimische Reiseführer hatten wurde uns alles was wir wissen wollten (und das ist bei mir immer sehr viel) erklärt. Interessant, was es hier alles für unterschiedliche Traditionen und Glaubensrichtungen gibt. Vor dem Tempel war ein riesiger Platz und da ich hier meistens Glück habe fand genau auf diesem Platz ein Wettstreit der örtlichen Restaurants statt, wer denn das beste in der Stadt ist. An allen Ständen gab es kleine Häppchen und man konnte auf Stimmzetteln abstimmen, wo es am besten war. Ha, das lass ich mir natürlich nicht Entgehen! Also erstmal alles durchprobiert, da waren ganz schön ominöse Sachen dabei aber zu größten Teil war alles sehr Lecker, so dass ich mir das Mittagessen mal sauber hab sparen können.

Fort Zeelandia

Fort Zeelandia

Danach ging es dann ein bisschen bummeln und mit dem Taxifahrer, den wir für den ganzen Tag gebucht hatten zu den verschiedensten Sehenswürdigkeiten. Ich machs mal kurz: Tempel, Tempel, Essen, Fort Zeelandia (hier haben die Holländer mal richtig eins auf die Mütze bekommen), Tempel, Essen, Salzberg aus Meersalz (nein nicht Obersalzberg), Tempel, Essen, Tempel, Kürbissirupsaft trinken(lokale Spezialität), Tempel, Tempel, Fort Providentia mit einem Konzert von einheimischen Musikern und zum Abschluss noch auf einen Nachtmarkt, wo uns dann unsere zwei Taiwanesen noch die abgefahrensten "Snacks" nähergebracht haben. Schon interessant was man so alles essen kann! Danach ging es dann wieder nach Kaohsiung zurück. Tainan ist echt faszinierend und das komplette Gegenteil von Taipei, hier ist noch alles schön alt, das es keinen Bauboom gab, die Leute sind alle gemütlich und nicht so hecktisch, die Stadt hat einfach noch Charakter und ist so richtig ursprünglich taiwanesisch. Ein riesen Vorteil war natürlich, dass uns der Taxifahrer da hingebracht hat, wo man sonst nicht hin kommt, immer wieder an Essensständen angehalten hat und für uns alle eine lokale Spezialität gekauft hat. Lustig war auch, dass an dem Tag, an dem wir da waren es eine ausgefallene Attraktion gab, und zwar mich! Blonde, junge, gutaussehende (hej, ich will keine dummen Kommentare hören ) Männer sieht man da wohl nicht so oft. Kinder haben mich mit großen Augen angestarrt, immer wieder sind ganz "zufällig" Fotos von mir gemacht worden, wenn ich nicht hingeschaut habe und die ganz "mutigen" haben mich gefragt, ob ich mich mit ihnen fotografieren lasse. Natürlich habe ich mich da gerne für "geopfert"

Geschlafen haben wir wieder bei Winnie und am Morgen ging es dann los zur Tour durch Kaohsiung. Kaohsiung ist mit 1,6 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Taiwans, hat einen riesigen Seehafen, von dem aus die ganzen netten Artikel, auf denen "Made in Taiwan" steht, verschickt werden. Hier haben, außerdem, der Eine oder Andere wird sich vielleicht noch daran erinnern, 2009 die World Games stattgefunden. Zuerst wollten wir Affen sehen, darum sind wir zu einem Berg gefahren, der ziemlich nahe am Stadtzentrum rumsteht und auf dem freilebende Affen leben. Wir haben da ein paar Erdnüsse für die Affen gekauft und sind los. Die haben es echt drauf, die Affen, die beiden Mädels sind zuerst Opfer von ihnen geworden und wurden "ausgeraubt". Das heißt, dass die Affen, sobald sie bemerkt haben, dass da jemand Futter dabei hat, das Oper umzingelt haben und immer frecher wurden, bis man ihnen das Futter gegeben hat, oder sie haben es einfach aus der Tasche gestohlen. War echt lustig! Ich wäre gerne noch bis zu Gipfel hoch, aber leider war es den anderen zu heiß, zu weit, zu steil... Ok, aber die Affen sind echt interessant, von einheimischen wurde mir dann noch erzählt, dass die Menschen, die in der Nähe des Berges wohnen immer wieder von den Affen ausgeraubt werden und ein Studentenwohnheim in der Nähe musste verbieten, dass die Studenten Essen im Wohnheim aufbewahren, da die Affen dort regelmäßig das Wohnheim belagert haben .

Nur nicht einschüchtern lassen! ( In der rechten Hand hab ich die begehrten Nüsse)

Nur nicht einschüchtern lassen! ( In der rechten Hand hab ich die begehrten Nüsse)

Anschließend sind wir zu einem See gefahren, in dem unzählige Tempel standen und haben uns ein paar von denen angeschaut. Manche sind echt so bunt und kitschig, dass ich mir manchmal ein bisschen wie in Disney Land vorgekommen bin.

Unsere "Reisegruppe" von links: Juan Carlos (Spanien); Ich (Allgäu); Joshua (USA); Maria (Spanien); Winnie (Taiwan); James (Taiwan)

Unsere "Reisegruppe" von links: Juan Carlos (Spanien); Ich (Allgäu); Joshua (USA); Maria (Spanien); Winnie (Taiwan); James (Taiwan)

Dann wurde es richtig interessant, wir sind nämlich mit einer Fähre nach ChinChinTao gefahren, einer länglichen Insel direkt vor dem Hafen. Dort war natürlich mal wieder ein riesiges Fest und es war die Hölle los, fast die ganze Insel war ein riesiger Markt. Wir haben uns dann Fahrräder gemietet um ein bisschen aus dem Trubel zu entfliehen und sind ein bisschen herumgefahren. Als es dann auf den Leuchtturm gehen sollte haben die anderen gleich am Fuß des Berges aufgegeben. Nur ich und Juan Carlos haben es uns nicht nehmen lassen und haben ein kleines Bergrennen veranstaltet. Die Chinesen haben ganz schön blöd geschaut, als plötzlich zwei Europäer mit winzig kleinen Leihfahrädern ohne Gangschaltung mit einem Affenzahn an ihnen vorbei den Berg hoch gehetzt sind. Hat mich irgendwie an L'Alpe D'Huez erinnert, Duell Deutschland gegen Spanien. Ich bin an seinem Hinterrad gehangen und hab mit einem fulminanten Schlussspurt diese Bergwertung für Deutschland entscheiden können! Von oben hatte man dann eine unglaubliche Aussicht über Kaohsiung, die Insel und den Pazifik. Da die anderen gelaufen sind haben wir diese Aussicht, dank unserer Bergfahrerqualitäten, ungefähr ne halbe Stunde länger genießen können. Direkt neben dem Leuchtturm sind auch noch die Überreste eines alten Forts, das glaube ich von den Portugiesen erbaut wurde, von Taiwanesen erobert und dann von den Japanern zuerst ausgebombt und dann ausgebaut wurde.

Lecker Tintenfisch!

Lecker Tintenfisch!

Nachdem bei der Abfahrt vom Berg meine Bremsen an ihre Grenzen gekommen waren, es aber Dank ausreichender Auslaufzone gut gegangen ist haben wir richtig lecker in einem Restaurant alles durchprobiert, was das Meer so zu bieten hat. Ja, und dann haben wir es uns nochmal genauer angeschaut, das Meer. Da es noch richtig schön warm war, war ich natürlich der erste, der wie ein kleines Kind in den Pazifik gerannt ist. Die anderen haben erst blöd geguggt, sind aber dann doch alle mit rein. Wow, wunderschön, Meer, Sonnenuntergang, schwarzer Sand, Palmen...... wunderschön da!

Aloha he

Aloha he

So solls sein

So solls sein

Leider mussten wir viel zu bald wieder weiter, da wir von Winnies Eltern in ein Tappanyaki-Restaurant eingeladen wurden. Nicht schlecht, was da so aufgefahren wurde und von unserem Koch in Windeseile auf der riesigen Kochplatte zubereitet wurde. Zum Abschluss des Tages haben wir uns noch die Innenstadt von Kaohsiung bei Nacht angeschaut und haben diese geschäftige aber schöne Stadt auf uns wirken lassen. An nächsten Tag sind wir dann mit dem HSR (High Speed Rail) in diesmal 1,5 Stunden wieder ins hecktische Taipei zurückgekehrt.

© Michael Geiger, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich verbringe ein halbes Jahr in Taipei, Taiwan um dort meine Diplomarbeit an der Tatung University zu schreiben. Hier habt Ihr die Möglichkeit zu erfahren, was ich alles so erlebt habe und wie es ist, in Taiwan zu leben.
Details:
Aufbruch: 04.11.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: Mai 2010
Reiseziele: Taiwan
China
Der Autor
 
Michael Geiger berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.