Freeride to Asia

Reisezeit: Juli 2007 - Oktober 2008  |  von Lucia Dettli / Berny Ackermann

Russland: 16.9.08: Ural - Volgaarea

Km 47'120

News von der Busfront

Nachdem wir vor 6 Tagen den Ural passierten und somit geographisch betrachtet back in Europe waren, querten wir vorgestern mit der Einfahrt in der Ukraine auch die politische Grenze zu Europa. Wir sind so zu sagen back home und uploaden aus Odesa (nordwestliche Ecke des Schwarzen Meeres). Mit anderen Worten haben wir das 16'000km lange Mammut-Road-Adventure Russland von Ost nach West zu erfahren irgendwie schon hinter uns...

..so zum allgemeinen Geographieverständnis...

..so zum allgemeinen Geographieverständnis...

Doch zuerst mussten wir von Kasachstan aus zum dritten Mal die Hürden der russischen Zollbehörde absolvieren:

Als Routiniers wollten wir uns früh morgens möglichst weit vorne in die normalerweise langen Kolonnen an der Grenze nach Russland stellen...was wir nicht wirklich fertig brachten, da der Weg von unserem Uebernachtungsplatz zurück auf die Strasse in folge massivem Regen für Superbus unpassierbar werden wollte...

...kasachischer Jeep im Bergeeinsatz...der Boden ist mit all dem Regen supersumpfig hier....da hilft kein 4WD mehr..

...kasachischer Jeep im Bergeeinsatz...der Boden ist mit all dem Regen supersumpfig hier....da hilft kein 4WD mehr..

An der Grenze schienen nach rekordverdächtigen 4 Stunden alle Stempel bereits richtig auf den Papieren verewigt zu sein, als irgend ein werter Beamter die lustige Idee hatte, man müsse unseren Bus jetzt noch scannen, denn sie hätten seit 2 Tagen einen niegelnagelneuen LKW-Scanner "made in Germany" an der Grenze stehen...(natürlich Grund genug)

...wir fühlten uns enorm geehrt, wurde Superbus zum ersten Mal in seinem Leben geröngt....dauerte ja nur 2 Stunden bis das Teil endlich funktionierte....anhand der Röntgenbilder erklärte der Beamte als erster der ganzen Reise, er wolle nun noch unsere Dachboxen durchsuchen (man kann ja so nem Röntgengerät nicht einfach trauen, speziell wenn’s aus Deutschland kommt)....

...wir fühlten uns enorm geehrt, wurde Superbus zum ersten Mal in seinem Leben geröngt....dauerte ja nur 2 Stunden bis das Teil endlich funktionierte....anhand der Röntgenbilder erklärte der Beamte als erster der ganzen Reise, er wolle nun noch unsere Dachboxen durchsuchen (man kann ja so nem Röntgengerät nicht einfach trauen, speziell wenn’s aus Deutschland kommt)....

Irgendwann waren wir dann back in Russia.

...dem Land der endlosen Felder und leider dicken Wolken...

...dem Land der endlosen Felder und leider dicken Wolken...

Ja jetzt mal ehrlich....momentan spielen die Wettergötter nicht in unserem Team...seit Juli 07 waren wir eigentlich temperaturtechnisch mit wenigen Bergabstechern immer im Kurzhosenbereich tätig (geil sowas schreiben zu können....smile) was uns ausserordentlich gut bekam....diese angenehme Langzeitphase hat nun seit unserem Fischerausflug in Astana nen herben dämpfer hinnehmen müssen...nebst dem kräftigen Regen hatten wir bereits Nächte unter Null...

...in diesen Momenten würde man die Heizung hemmungslos einschalten....aber eben....welche Heizung??

...in diesen Momenten würde man die Heizung hemmungslos einschalten....aber eben....welche Heizung??

Egal. Wir hatten ja eh nur ein 10 Tagesvisum für Russland und mussten sowieso Gas geben um die rund 4'000km auf den Tacho zu drehen.

Dementsprechend machten wir uns flott auf in Richtung Westen um bald mal zu lernen, dass man trotz guter Motorisierung insbesondere mit ausländischen Nummernschildern im Westen Russlands besser sachte mit dem Gaspedal umgeht....wir brachten das Kunststück fertig, innerhalb knapp 2 Kilometer zweimal von verschiedenen Polizeipatroullien aus dem Verkehr gezogen zu werden.....Das Spiel war jeweils das selbe:

Der Bulle zeigt dir seine Playmobil-Laserpistole und auf der steht irgendeine astronomisch hohe Zahl (die selbst Superbus innerhalb 2 Kilometer nicht erreichen kann)....logisch dass er diese bei uns gemessen hat, muss man ja als Hüter des Gesetztes gar nicht beweisen können....wir gaben uns am Anfang damit zufrieden die Situation mit viel Gelaber und "niet ruski-Sprüchen" sowie nem zugeschobenen 100 Rubelschein (4 CHF) beenden zu können. Die Polizisten fordern zu Begin bis zu 500 Euro!!!

Passten unseren Fahrstil den Regeln an und ignorierten vortan die winkenden Polizisten, welche zahlenmässig fast mit den Feldern mithalten können.

So fuhren wir besser, hatten einfach ab und zu nen Bullenwagen der die Verfolgung aufgenommen hatte, mit Blaulicht und Sirene im Rückspiegel, irgendwie noch ein cooles Gefühl...fast wie im TV.

Stoppten dann natürlich und Berny musste sich jeweils in den Wagen des Ordnungshüters oder besser gesagt Obolushüters setzten.

...mit ernster Miene und viel Schauspiel verneinten wir nach den 2 ersten Bussen jegliche Zahlungen und stellten mit Freude fest, dass es trotz aller Schauergeschichten unter den Overlandern auch ohne geht...die Bullen scheinen seit Putin’s Antikorruptionsanstrengungen am kürzeren Hebel zu sein...was manchmal einiges an Geduld, Argumentiererei und vor allem Humor benötigt. Es scheint uns fast, dass es nur darum geht irgendeine wilde Story zu erzählen (unsere Russlandquerung beeindruckte selbst den steifsten Polizisten). Für alle Nachfahrer, am besten klappt’s mit viel Witz, sobald die Bullen lachen, vergessen sie was sie eigentlich wollten..

...mit ernster Miene und viel Schauspiel verneinten wir nach den 2 ersten Bussen jegliche Zahlungen und stellten mit Freude fest, dass es trotz aller Schauergeschichten unter den Overlandern auch ohne geht...die Bullen scheinen seit Putin’s Antikorruptionsanstrengungen am kürzeren Hebel zu sein...was manchmal einiges an Geduld, Argumentiererei und vor allem Humor benötigt. Es scheint uns fast, dass es nur darum geht irgendeine wilde Story zu erzählen (unsere Russlandquerung beeindruckte selbst den steifsten Polizisten). Für alle Nachfahrer, am besten klappt’s mit viel Witz, sobald die Bullen lachen, vergessen sie was sie eigentlich wollten..

Weiter zog sich unser Roadmovie gen Samara, einer der vielen russischen Millionienstädte westlich des Urals.

...typisch russische Stadt, unschwer an jensten Fabriken zu erkennen....wir sind froh, dass wir nicht wissen, was hier alles für Gifte in die Umwelt gestossen werden...

...typisch russische Stadt, unschwer an jensten Fabriken zu erkennen....wir sind froh, dass wir nicht wissen, was hier alles für Gifte in die Umwelt gestossen werden...

Samara liegt an der Volga und bietet voll attraktiv (da könnten selbst die Zürcher mit der Lettenbadi noch was lernen) downton Sandstrände, welche laut Reiseführer nur so von Badenixen blenden...

...leider war wegen dem schlechten Wetter gar nix los...

...leider war wegen dem schlechten Wetter gar nix los...

Bei der schönen St. George Cathedral war dafür gerade Hochzeitshighseason...

Eindrücklicher Kontrast zwischen der ehemaligen Holzarchitektur und neusten Gebäuden der westlichen Brands....Russland ist in nem riesen Umbruch.

Wir staunen selbst wie erfolgreich wir ohne Stadtplan oder GPS-Daten und mit nach wie vor sehr geringem Verständnis für die kyrillischen Wegweiser unseren Weg durch die Riesenstädte meistern. Deshalb steuerten wir in Richtung Volgograd früher Stalingrad.

Auch wenn wir aus Russland nicht wirklich mit Topshots à la Mongolei aufwarten können, bringen ein paar Bilder unsere Eindrücke aus dem Riesenland wohl am besten auf den Monitor:

...tanken à la Ruski...oldschool und schön günstig...übrigens muss man in Russland immer zuerst Benzin kaufen und füllt dann entsprechend den Tank, weshalb man nie wirklich voll tanken kann....drückt irgendwie auch was über die Mentalität eines Landes aus...

...tanken à la Ruski...oldschool und schön günstig...übrigens muss man in Russland immer zuerst Benzin kaufen und füllt dann entsprechend den Tank, weshalb man nie wirklich voll tanken kann....drückt irgendwie auch was über die Mentalität eines Landes aus...

....eine der raren Ambulanzen... fahren so mit maximal 70 km/h....gut haben wir keinen Bedarf...die ulkigen UAZ-Büssleins werden übrigens wie die alten Ladas immer noch produziert....

....eine der raren Ambulanzen... fahren so mit maximal 70 km/h....gut haben wir keinen Bedarf...die ulkigen UAZ-Büssleins werden übrigens wie die alten Ladas immer noch produziert....

....Auslieferung von neuen Oldtimern.....frisch ab Werk....viva russia...

....Auslieferung von neuen Oldtimern.....frisch ab Werk....viva russia...

....die Strassen beanspruchen die Lenkung kaum...währenddem das Fahrwerk schon einiges mitmacht....der Rumpeleffekt reduziert sich je weiter wir gen Westen fahren und beeindruckt uns nach der Mongolei überhaupt nicht mehr....

....die Strassen beanspruchen die Lenkung kaum...währenddem das Fahrwerk schon einiges mitmacht....der Rumpeleffekt reduziert sich je weiter wir gen Westen fahren und beeindruckt uns nach der Mongolei überhaupt nicht mehr....

....wir querten auch ein russisches Oelfeld....die Pumpen sehen für uns nicht Oelwissende irgendwie romantisch oldschoolig aus...

....wir querten auch ein russisches Oelfeld....die Pumpen sehen für uns nicht Oelwissende irgendwie romantisch oldschoolig aus...

...in den Dörfern verkaufen Babuschkas alles mögliche aus dem Garten...

...in den Dörfern verkaufen Babuschkas alles mögliche aus dem Garten...

...was bei uns wohl eine Sammlerrarität wäre gibt’s hier en masse...

...was bei uns wohl eine Sammlerrarität wäre gibt’s hier en masse...

Die Millionenstadt Volgograd ist speziell aus dem 2. Weltkrieg bekannt, wurde hier doch die Schlacht mit dem grössten Blutzoll überhaupt ausgetragen und die Nazis zum ersten Mal gestoppt. Laut berichten starben 750'000 deutsche Soldaten, die Zahl russischer Opfer wurde offiziell nie bekannt gegeben, überstieg aber diejenige der Deutschen bei weitem!! Die Stadt war nach über 18 Monaten bitterster Gefechte total zerstört.

Wir besuchten die echt berührende, eindrücklich toll gestaltete Mamaev Kurgan Gedenkstädte:

...die 83 Meter hohe (ist echt riesig) Mutter Russland’s im Hintergrund...

...die 83 Meter hohe (ist echt riesig) Mutter Russland’s im Hintergrund...

...eine der vielen Skulpturen...im Hintergrund typische orthodoxe Kirche...

...eine der vielen Skulpturen...im Hintergrund typische orthodoxe Kirche...

Weiter cruisten wir der Volga entlang gen Westen....und staunten wie breit ein Fluss werden kann....

.....und wähnten uns mit all dem Regen irgendwie fast in Irland...waren zwar noch nie dort aber auf den Bildern sieht’s doch irgendwie etwa so aus...

.....und wähnten uns mit all dem Regen irgendwie fast in Irland...waren zwar noch nie dort aber auf den Bildern sieht’s doch irgendwie etwa so aus...

....enorm schade, dass die Russen anscheinend versuchen, den Indern in der Disziplin „Abfall im ganzen Land in grösstmöglichen Mengen zu verteilen“ den Weltmeistertitel streitig zu machen...

....enorm schade, dass die Russen anscheinend versuchen, den Indern in der Disziplin „Abfall im ganzen Land in grösstmöglichen Mengen zu verteilen“ den Weltmeistertitel streitig zu machen...

Unsere Transrusslandschleife war ein sehr eindrückliches und horizonterweiterndes Kapitel unseres Trips.

Leider ergaben sich wohl in Folge der Kommunikationsprobleme echt wenig spontane Bekanntschaften (abgesehen von einigen obligaten Vodkarunden..und den vielen Polizeistories) on the road.
Andererseits ist dazu wohl auch die russische Mentalität verantwortlich....es kommt in Russland schon vor, dass du mitten im kleinen abgelgenen Dorf deine Wasserkanister am Brunnen auffüllst und die Leute mit deinem nettesten "Strasvitsie" begrüsst worauf diese lieber wegschauen als irgendwas zu erwidern (haben wir bis anhin noch in keinem Land erlebt, in den anderen bereisten Ländern waren die Leute offener und uns Fremden gegenüber interessierter - es scheint als Leben die Russen irgendwie mit viel Angst).

Landschaftlich wiederholen sich Birkenwälder und Kornfelder in ner Endlosschlaufe, die man nach über 10'000km schon ausreichend gesehen hat.

Wir sind für Russland vieleicht nicht zuletzt auch wegen dem Wetter nie so richtig heiss geworden und freuen uns jetzt auf Osteuropa.

Dasvedanije und an dieser Stelle mal vielen Dank für die zahlreichen Gästebucheinträge auf unserem Blog - daran freuen wir uns immer ganz speziell!!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Aus Interesse für Natur, Kultur, Religion, Unplanbarem und vor allem unserer Selbst, sind wir mit unserem kleinen 4x4 Camper über den Iran, Pakistan und Indien nach Südostasien gereist. Weil wir noch nicht zurück wollen freuen wir uns jetzt riesig über den spontanen Versuch, quer durch Russland, die Mongolei und Kasachstan zurück nach Europa zu cruisen...hoppla hoffentlich hält das unser Bus aus.
Details:
Aufbruch: 15.07.2007
Dauer: 15 Monate
Heimkehr: 10.10.2008
Reiseziele: Schweiz
Kambodscha
Bulgarien
Griechenland
Türkei
Iran
Pakistan
Indien
Malaysia
Thailand
Laos
Japan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Kasachstan
Ukraine
Italien
Der Autor
 
Lucia Dettli / Berny Ackermann berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Lucia Dettli / sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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