Träume leben!

Reisezeit: September 2003 - November 2004  |  von Yvonne Schulze-Schoettler

Ort der Ruhe: LAKE TOBA - April 2004

Montag; 08.03.2004 - Siantar/Sumatra/ Indonesien

Danau Toba (Lake Toba)

Der Kratersee ist mit 450m der Tiefste seiner Art in der Welt. Er hat eine Laenge von 91km und uebertrifft mit seiner Gesamtflaeche Belgien. In der Mitte des Sees befindet sich die Insel Samosir und soll so gross wie Singapur sein. Auf dieser wohnen wir bereits ueber sechs Wochen im Oertchen Tuk Tuk. Die Landschaft laesst sich mit Eindruecken aus Norditalien, Oesterreich oder der Schweiz vergleichen, jedoch entspricht die Pflanzenvielfalt eher dem subtropischen Klima und bietet eine traumhafte, immergruene Vegetation.

Durch seine einzigartige Lage von 900m ueber dem Meeresspiegel, dem fast taeglichen Regen sowie den Naehrstoffen aus dem Vulkangestein wachsen um den See einige Pflanzen, die angeblich nur hier auf Sumatra zu finden sind. Zum Beispiel soll es auf dieser Insel die groesste Blume der Welt, mit ueber einem 1m Durchmesser, geben. Wenn sie aufblueht, soll sie sehr haesslich sein, und dazu noch einen uebel riechenden Verwesungsgeruch verbreiten, um Insekten und kleinere Tiere anzulocken, welche wiederum fuer die Bestaeubung sorgen sollen.

Von anderen Reisenden hoerten wir, dass im Januar eine riesige Python eingefangen wurde. Dorfbewohner haetten sich gewundert, wo das liebe Vieh abgeblieben waere und seien dem nachgegangen. So fand der Suchtrupp eine Schlange mit der Laenge von 15 Metern und einem Durchmesser von 80cm. Diese Groesse muss erst einmal unentdeckt erreicht werden und das nur Haustiere verschwunden seien sollen, ist kaum vorstellbar.

Vielleicht ist es auch nur Sumatra-Latein dem wir nicht weiter nachgehen koennen. Jedoch feststehen soll, dass die Schlange jetzt im Zoo von Jakarta zu besichtigen ist.

Das Volk der Batak.

Die Batak waren bis vor 150 Jahren von der restlichen Zivilisation voellig unberuehrt geblieben. Vor mehr als drei- bis viertausend Jahren sollen sie aus den Bergregionen Suedchinas ausgewandert sein und liessen sich vorerst an den Kuesten Sumatras nieder. Als Bergvolk bevorzugten sie bald die Vulkanregionen um den Kratersee Toba und siedelten somit ins Landesinnere.

Durch ihren suedchinesischen Ursprung waren sie bereits mit der Viehzucht und dem Ackerbau vertraut. Sie bewirtschafteten nutzbare Flaechen und legten Reisfelder bis in hoechste Bergregionen an.

An der Nordspitze des Sees sind in der Ferne zwei (noch einer aktiv) Vulkane (2300m und 2400m hoch) zu sehen. Das Gebiet der Batak erstreckt sich darueber hinaus und ist weitlaeufig um den See gelegen. Bis heute haelt das Volk daran fest, dass es sechs grosse Staemme, die sich noch immer im Sprachgebrauch, eigenen Ritualen und Zeremonien unterscheiden, gibt. Anfeindungen zwischen den Staemmen gab es sehr selten, da alter Tradition zur Folge meist nur zwischen den Staemmen geheiratet werden konnte. Daran wird heute noch fest gehalten. Woechentlich sind Hochzeiten auf der Strasse zu sehen, bei denen 900 Gaeste keine Seltenheit sind. Besonders wichtig fuer die Batak ist, dass der oder die Auserwaehlte nicht den gleichen Familiennamen traegt, wodurch eine Hochzeit nich moeglich waere. Zur Familie zaehlen alle bis zum X...ten Grad. Ist aber der/die auserwaehlte ein Cousin oder Cousine mit einem anderen Familiennamen, steht einer Vermaehlung nix im Wege.

Die Batak sind ihres kriegerischen Rufes zur Folge bis Ende des 19. Jahrhunderts voellig ohne fremden Einfluss geblieben und erlebten die hollaendische, britische und japanische Kolonialzeit Sumatras so ziemlich unberuehrt. Hinzu kam die unbegehbaren Urwaelder dieser Region. Jedoch bekannt als Menschenfleisch bevorzugende Wilden, blieben selbst die restlichen Einwohner Sumatras den Batak fern. Bis heute noch werden grausige Geschichten ueber die Kannibalen berichtet. Der Koenig waere immer sehr schnell beim Verurteilen gewesen und die Koepfe purzelten nur so vor sich hin.Tatsache ist, dass Eindringlinge verspeist wurden und die Batak eine Sklavenhaltergesellschaft fuehrten. Man koenne fast sagen, dass jeder Versuch die Batak zu beehren bzw. zu einer anderen Religion zu bekehren, im Kochtopf endete.

Erst in der zweiten Haelfte des 19. Jh. soll es einem holl. Sprachwissenschaftler gelungen sein mit den Batak Kontakt aufzunehmen. Er lernte die Sprache und uebersetzte die Bibel in Batak (so wird auch die Sprache genannt). Einige Jahre spaeter soll angeblich ein Deutscher aus Wupperthal erste Bekehrungserfolge erzielt haben. Das fuehrte letztlich dazu, dass heutzutage fast alle Batak Katholiken und Protestanten sind. Mit dem Volk der Nias (einer Insel in West Sumatra) sind sie die einzigen Christen Indonesiens und stehen einer Zahl von ueber 200 Mio. Moslems im Lande gegenueber.

Angaben ueber Probleme zwischen den Christen und den Moslems sind eher widerspruechlich, zu ungenau und duerften eh bei der insgesamt problematischen Lage Indonesiens zweitrangig sein.

Dafuer bekannt und auch uns mehrfach aufgefallen ist, dass die Batak musikalisch und kuenstlerisch sehr begabt sind. Den ganzen Tag hoeren wir sie singen und dabei geben sie ALLES. Sie sind auch sehr humorvoll, Lachen viel, sind meistens freundlich und pflegen noch viele ihrer alten Traditionen. Auffaellig ist weiterhin, dass es viele Ehen zwischen Batak und westlichen Auslaendern gibt. Allein in unserem kleinen Ort Tuk Tuk haben sich einige Frauen aus Deutschland, Holland und der Schweiz mit ihrem Batak Maennern eine gemeinsame Zukunft aufgebaut. Wir haben auch schon viele Maenner mit ihren Batak Ehefrauen kennen gelernt. Erst vor vier Wochen hat ein Paar nochmals nach alter Batak Tradition geheiratet, obwohl sie schon seit zwei Jahren in Deutschland vermaehlt sind.

Was uns persoenlich nicht gefaellt, ist der staendige Versuch der sogenannten 'Lokal Boys' uns kennenlernen, sprich Heiraten, zu wollen. Das nervt!

Mehr unter: www.traeume.leben.ms.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Seit 10 Monaten bereise ich mit meiner Frau einen Teil der Welt. Unsere Reise führte von Berlin, über London, Peking, quer durch China, Thailand und Malaysia. Wir besuchten das indonesische Sumatra und Westaustralien. Unter anderem um unsere vom deutschen Mief verstaubten Sinne zu weiten, wollen wir die Welt sehen.
Details:
Aufbruch: 15.09.2003
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: November 2004
Reiseziele: China
Thailand
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Yvonne Schulze-Schoettler berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.