In 360 Tagen um die Welt

Reisezeit: August 2006 - Juli 2007  |  von Markus Steininger

Kambodscha: Phnom Penh

11.-20.5.2007 mit Unterbrechung
Die Fahrt nach Kambodscha war sowohl beeindruckend als auch anstrengend. An der Grenze mussten wir voll beladen mit unserem Gepaeck ueber ein schmales Brett vom Boot, dann die steile und glitschige Uferboeschung hinaufkriechen, warten bis die vietnamesischen Zoellner ihre Mittagspause beendet hatten und schliesslich verdutzt unsere Rucksaecke in ein Roentgengeraet schieben. Danach hiess es auf ein anderes Boot warten und nach 10 minuetiger Fahrt wieder runter um den Stempel der kambodschanischen Zoellner zu holen. Nach weiteren 3 Stunden auf einem unbequemen Holzboot hiess es umsteigen in einen Kleinbus. Obwohl die Organisatoren genau wussten wieviele Personen nach Phnom Penh zu transportieren waren, gab es schlicht um 3 Plaetze zu wenig. Also ging es erst einmal mit einigen stehenden Passagieren los. Nur das war nicht so einfach, war doch der gesamte Gang mit unseren Gepaecksstuecken voll! Nach einer knappen Stunde kam ein Minibus nach und es konnten 6 Personen umsteigen. Schliesslich waren wir nach 14 Stunden Fahrt um 21 Uhr ziemlich geschafft und dreckig im King Hotel (13,- USD inkl. AC) in Phnom Penh.

An der vietnamesisch-kambodschanischen Grenzen mit allem Hab und Gut.

An der vietnamesisch-kambodschanischen Grenzen mit allem Hab und Gut.

Bereits die ersten Eindruecke vom Boot aus lassen den deutlich niedrigeren Lebensstandard in Kambodscha erkennen.

Bereits die ersten Eindruecke vom Boot aus lassen den deutlich niedrigeren Lebensstandard in Kambodscha erkennen.

Phnom Penh ist von allen Haupstaedten, die wir in Suedostasien besuchten, die ruhigste. Man merkt deutlich, dass die wirtschaftliche Entwicklung Kambodschas hinter jener Thailands und auch Vietnams deutlich hinterher hinkt. Der Verkehr haelt sich in ertraeglichen Grenzen und wird nur in den spaeten Nachmittagsstunden unangenehm dicht. Auch der erste Eindruck der Menschen ist sehr positiv. Die Kambotschaner erscheinen freundlich ohne aufdringlich zu sein. Klar will jeder mit den Touristen Geld verdienen, aber wir haben hier keinerlei Agressivitaet gespuert.

Das Zentrum Phnom Penhs erstreckt sich zwischen Fluss, Wat Phnom und Koenigspalast. Der Wat Phnom ist eines der wichtigsten religioesen Zentren der Stadt. Auf einem Huegel erhebt sich eine maechtige Stupa und der angschlossene Tempel. Rund herum halten sich viele Bettler mit teilweise fuerchterlichen Verstuemmelungen auf.

Die grosse Stupa von Wat Phnom.

Die grosse Stupa von Wat Phnom.

Am Fuss des Tempels befreien die Menschen sich gegenseitig von kleinen Tierchen, bieten Essen zum Verkauf an und ...

Am Fuss des Tempels befreien die Menschen sich gegenseitig von kleinen Tierchen, bieten Essen zum Verkauf an und ...

... falten kunstvoll Lotusblueten. Diese kaufen Glaeubige um sie im Tempel zu opfern.

... falten kunstvoll Lotusblueten. Diese kaufen Glaeubige um sie im Tempel zu opfern.

Im Zentrum der Stadt stehen heute noch einige Prachtbauten aus der franzoesischen Kolonialzeit, die in den letzten Jahren schoen restauriert wurden. Abseits davon in den kleineren Gassen bietet sich jedoch dem Besucher ein ganz anderes Bild.

Das frisch renovierte Hauptpostamt.

Das frisch renovierte Hauptpostamt.

In der Gasse unmittelbar daneben sieht die Welt ganz anders aus!

In der Gasse unmittelbar daneben sieht die Welt ganz anders aus!

In Kambodscha sind die Menschen deutlich aermer als in den Nachbarstaaten Thailand und Vietnam. Das drueckt sich auch in der Wahl und in der Belagsdichte der Fahrzeuge aus:

Alteisentransporter.

Alteisentransporter.

Am Weg heim vom Markt.

Am Weg heim vom Markt.

Sammeltaxi.

Sammeltaxi.

Die juengere Geschichte Kambodschas kann man im Genozid Museum auf erschuetternde Weise erfahren. In der Zweiten Haelfte der 1970er hatte Pol Pot an der Spitze der Roten Khmer geschaetzte 20 000 wirkliche oder vermeintliche Intellektuelle im ganzen Land nach und nach verhaften lassen. Manchmal genuegte es schon Brillentraeger zu sein. Sie alle wurden nach Toul Sleng geschafft, wo man die armen Teufeln verhoerte und schrecklicher Folter unterzog.

Die ehemalige Schule wurde mit Stacheldraht bis in den dritten Stock verhuellt um den Haeftlingen den Sprung in den Selbstmord zu verwehren!

Die ehemalige Schule wurde mit Stacheldraht bis in den dritten Stock verhuellt um den Haeftlingen den Sprung in den Selbstmord zu verwehren!

Die Klassenzimmer wurden zu Folterkammern.

Die Klassenzimmer wurden zu Folterkammern.

Doch damit nicht genug! Praktisch alle landeten letztlich einige Kilometer ausserhalb Phnom Penhs in Choeung Ek. Dieser Ort wurde unter dem treffenden Namen Killing Fields bekannt. Hier wurden die Gefangenen mit grausamsten Methoden ermordet und letztlich in dutzenden Massengraebern verscharrt. Heute sind unzaehlige Schaedel in einer neu errichteten Pagode zum Gedenken aufgeschichtet.

Die meisten der Massengraeber wurden inzwischen geoffnet.

Die meisten der Massengraeber wurden inzwischen geoffnet.

Um Munition zu sparen wurden die Opfer mit Bambustaeben erschlagen, erstochen oder sonstwie ermordet.

Um Munition zu sparen wurden die Opfer mit Bambustaeben erschlagen, erstochen oder sonstwie ermordet.

Waehrend der Herrschaft der Roten Khmer sind in Kambodscha ca. 2 Millionen Menschen verschwunden. Pol Pot wollte das Land nach den Ideen seines Vorbildes Mao Tse Dung in einen reinen Bauernstaat verwandeln. Ueber jahre war Phnom Penh menschenleer. Die Einwohner wurden entweder getoetet oder aufs Land zum bestellen der Felder zwangsverfrachtet!

Viel erfreulicher war unser Besuch im Light House Orphanage, einer Organisation, die sich um Waisenkinder kuemmert. Die 42 Buben und Maedchen im Alter von 2 bis 17 Jahren haben hier ein menschenwuerdiges Zuhause, gehen in die Schule und werden zeitweilig von Freiwilligen Touristen in English unterrichtet. Sie freuten sich sehr ueber unsere mitgebrachten Kekse und waren ganz begierig mit uns zu spielen. Da das Projekt sich ausschliesslich aus Spenden finanziert haben wir zum Lebensunterhalt fuer die kommenden Wochen beigetragen. Es waere toll, wenn moeglichst viele Leser dieser Zeilen bei ihrem Besuch in der Stadt Mr. Lee und seine Kids besuchen und unterstuetzen wuerden. Jeder Tuk-Tuk-Fahrer kennt das Light House (Au Andong Village, Prek Pra, Meanchey, Phnom Penh)!

Markus beim Volleyball mit ueberraschend geschickten Kindern im Volksschulalter.

Markus beim Volleyball mit ueberraschend geschickten Kindern im Volksschulalter.

Die Dosen mit Keksen fanden rasch Abnehmer.

Die Dosen mit Keksen fanden rasch Abnehmer.

Wir hatten in der Hoffnung auf Sonnenschein taktiert und uns den Besuch von Koenigspalast und Silberpagode fuer den letzten Tag aufgehoben. Unser Mut zum Risiko wurde belohnt und wir verbrachten dort schoene Stunden.

Der Palast steht in einer weitlaeufigen Parkanlage. Das Wohnhaus kann aus verstaendlichen Gruenden nicht besichtigt werden, wohl aber die gewaltige Kroenungshalle. Die Ausstattung ist praechtig, ueberall glaenzt es golden und silbrig!

Der Koenigspalst in Phnom Penh ...

Der Koenigspalst in Phnom Penh ...

... erinnert uebereaschend stark ...

... erinnert uebereaschend stark ...

... an den Koenigspalast in Bangkok.

... an den Koenigspalast in Bangkok.

An den Palast angeschlossen ist Phnom Penhs groesstes Heiligtum: die Silberpagode. Im Zentrum wird ein etwa 40 cm grosser Buddha aus Smaragd verehrt. Die davor befindliche lebensgrosse Buddhastatue aus 90 kg Gold und ueber 1 800 Edelsteinen ist eigentlich viel imposanter.

Der Fussboden der Silberpagode wurde mit Fliesen aus selbigem Edelmetall gestaltet.

Der Fussboden der Silberpagode wurde mit Fliesen aus selbigem Edelmetall gestaltet.

Moenche schuetzen sich vor der tropischen Sonne!

Moenche schuetzen sich vor der tropischen Sonne!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Rucksack Richtung Westen: Südamerika (Argentinien, Bolivien, Peru, Chile), Neuseeland, Australien, SO-Asien (Thailand, Vietnam, Kambodscha, Malaysia, Myanmar)
Details:
Aufbruch: 02.08.2006
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 11.07.2007
Reiseziele: Argentinien
San Pedro De Atacama
Arequipa
Colca Canyon
Bolivien
Neuseeland
Australien
Thailand
Vietnam
Kambodscha
Malaysia
Der Autor
 
Markus Steininger berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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