Auf nach Ägypten ... und dann?

Reisezeit: Juni - September 2013  |  von Manfred L.

Lonely Homeless Traveler again: Ein Tag in Siam Reap

Im "Haupttempel" von Angkor Wat - also für mich sieht es eher nach dem Indoor-Pool eines Luxushotels aus

Im "Haupttempel" von Angkor Wat - also für mich sieht es eher nach dem Indoor-Pool eines Luxushotels aus

2. August 2013
Nach einer guten Nacht bin ich voller Tatendrang. Zum Frühstück gibt es gebutterten Toast und zwei Spiegeleier. Danach erkundige ich mich nach den Ausflugsmöglichkeiten und buche die dann auch für drei Tage. Der erste Tag die "kleine Tour", den zweiten Tag der Logik folgend die "große Tour" und am dritten Tag den Ausflug in ein bestimmtes Gebiet etwas weiter entfernt. Alles in allem 52,-$ mit Rabat zahle ich 50,-$, dazu kommt das offizielle Ticket am Eingang zur historischen Stätte mit 40,-$ für drei Tage.

Der Fahrer ist ein ganz netter und bereits 9:45 Uhr abfahrbereit. Die Tuk Tuk sind Mopeds mit Personenanhänger. Der Verleih von Mopeds an Touristen ist in Cambodia verboten - gewiss, ist es ja auch in Laos - aber in Siem Reap wird dieses Verbot durchgesetzt und es sind etliche Polizisten der Touristenpolizei auf den Straßen und entlang der Zufahrten zum alten Angkor.

Alles in Allem sind wir fast 6 Stunden unterwegs ... und ich bin überwältigt von der Erhabenheit und Schönheit dieser Stätten. Inmitten des Dschungels erheben sich die Monumente der vergangenen Epoche und die ganze Gegend ist voll von behauenen Steinen, teilweise schon sortiert und nummeriert von den Archäologen, meist aber überwuchert, vermoost und teilweise begraben im Humus.
Während sich im Europa die Kreuzritter und etliches Volk von Kreuzfahrern zusammen rottete um dem Aufruf des Papstes zur "Bekehrung" der Muselmanen und zur Eroberung Jerusalems zu folgen, blühte hier eine Metropole mit einer Einwohnerschaft von einer Million Menschen - so man den Zahlen in den Reiseführern Glauben schenkt. Ein Student, der sich Taschengeld als Ruinenerklärer verdienen möchte, will mich Glauben machen, dass der Tempel vor dem ich gerade angekommen bin vor 10.000 Jahren erbaut wurde. Nun, Geschichte ist bestimmt nicht sein Spezialfach. Ich selbst neige ja auch zu Übertreibungen, wobei Zahlen immer konkret sind und gar nicht geeignet für solche Spielchen - schon gar nicht Jahreszahlen.

Obwohl den Touristen die Ruinen stets als Tempel verkauft werden, bin ich überzeugt, dass etliche Gebäude auch für andere Zwecke gebaut wurden. Sicherlich sind darunter auch Paläste der Herrscher, Villen der Oberschicht, Hotels und Spielcasinos gewesen. Warum sollte die Gesellschaft vor 1000 Jahren so verschieden gewesen sein von der heutigen? ... same same - but different.

Inmitten der riesigen Areals auch eine Maxi-Fressbude für die hungerigen Besucher und auch mein Taxiguide will mich dort absetzen. Mein Hunger hält sich aber in Grenzen, ich fülle nur den Flüssigkeitspegel auf, denn bei dieser schwülen Hitze schwitze ich erbärmlich.
Die Preise sind gepfeffert - das dreifache dessen, was ich in der Stadt gesehen habe.
Unangenehm sind auch die Mengen von Verkaufsständen und deren aufdringliche Verkäufer, dazu Massen von bettelnden Kindern. Ein Dollar ist das Ziel des Bettelns.

Mit dem Bezahlen habe auch ich so meine Schwierigkeiten. Gestern auf dem Weg zum Hotel habe ich eine Cola mit einer 50-Baht-Note bezahlt und 1.500 Rei Rückgeld erhalten. Heute Morgen hatte ich mir 2 Schachten Zigaretten der Marke Winston gekauft, mit einem 10-Dollar-Schein bezahlt und 8 Dollar sowie 2.000 Rei zurück bekommen. Eine elende Umrechnerei!

Nicht ganz ungefährlich, die Kraxelei auf den Ruinen. Steile Steintreppen mit sehr schmalen Stufen führen hinauf und hinunter, das Trittmaß für unsere Gewohnheiten ungewöhnlich. Sicherheit besteht aus Warnhinweisen: " be careful climbing this stairs" ... "mind your haed" ... "dangerous area" aber keine Absperrungen behindern die Erkundungswütigen und so sehe ich Touristen an den ungewöhnlichsten Orten oben in den verfallenen Bauwerken.

Ich bin vorsichtig; Einen Beinbruch in diesem fremden Land ist das Allerletzte, was ich mir antun möchte.

Neben den allgegenwärtigen Chinesen und Koreanern, die brav hinter einem orangen oder hellblauem Wimpel hinterher traben, höre ich heute ungewöhnlich viele Leute französisch reden.
Ich bin froh, jetzt hier zu sein ... wenn jetzt schon so viel Andrang herrscht, wie muss es da erst in der Hauptsaison sein!?

Auf dem Rückweg bringt mich mein Fahrer nach Absprache in einen Laden mit Waren gehobener Handwerkskunst und ich schaue mir Kunststickerei auf Seide an und auch Statuetten aus Bronze mit vermutlich chemisch fabrizierter Patina, die fortgeschrittenes Alter vortäuschen soll.
Er hatte mir erzählt, das er nur der Fahrer, nicht aber der Besitzer der Motorrikshaw sei und ich verstehe, das ihm an seinem Zubrot zu seinen 25 $ Monatslohn sehr gelegen ist, das er als Provision von dem Laden erhält.
Nach dem, was ich bisher auf meinen Reisen bisher gesehen habe, kommt das Angebot des Ladens eher bescheiden daher. Da habe ich in Bangkok und in etlichen indischen Städten ganz andere Dinge bewundern dürfen.

Was mich verwundert ist, dass er mich zum Abend in seine Wohnung einlädt und mir auch ein Abendessen zu kochen verspricht. Ich zögere und nehme dann doch die Einladung an. Meine Wertsachen liegen wohlverwahrt im Hotelsafe und das bisschen Bargeld, das ich bei mir habe, ist das Risiko wert.
Auf der Fahrt entschuldigt er sich, das sein Zimmer so klein sei. Als wir dort ankommen säugt seine Frau gerade das 7 Monate alte Baby-Mädchen, sein Sohn ist 5 Jahre alt, sieht aber eher aus wie ein Dreijähriger. Er bereitet ein schmackhaftes Essen aus dem Gemüse, das wir unterwegs gekauft haben, mit etwas Fleisch darin, dazu gekochten Reis.
Ich verabschiede mich und gebe dem Jungen 10 $ in die Hand, mit dem Vater verabrede ich unsere morgige Tour ab 8:30 Uhr. Der denkt er tut mir was Gutes und fährt mich in die Pub-Street, von wo aus ich unmöglich den Weg in mein Hotel finden werde. Nachdem ich fast 2 Stunden vergeblich gesucht habe, lasse ich mich von einem Moped-Taxi für 2 $ zu meinem Hotel fahren. Wer in die Beschreibung im Internet 2 Minuten als Entfernung zu Fuß reingeschrieben hat, soll mir das mal vormachen!
Das Zimmer wurde aber in meiner Abwesenheit gereinigt und ich habe jetzt auch frische Handtücher bekommen.

Der Baustil ungewohnt ... aber mir gelällt das, was ich sehe.

Der Baustil ungewohnt ... aber mir gelällt das, was ich sehe.

© Manfred L., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach Ägypten zum Baden und Freunde treffen, dann Flucht aus Kairo nach Bangkok und ein paar Tage auf eine Insel, nach Cambodia und Laos mit 3 Tagen Luxus-Verspätung zurück.
Details:
Aufbruch: 20.06.2013
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 11.09.2013
Reiseziele: Ägypten
Thailand
Kambodscha
Laos
Der Autor
 
Manfred L. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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