Buddha kichert leise

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von Norbert Wallner

Mexay

Ein Novize lernt Englisch

Die Idylle lässt sich kaum überbieten. Wir sitzen hier in einem Gastgarten an einem kleinen See mit noch kleinerer Insel, auf der uns drei Musiker unter einer stimmungsvoll beleuchteter Palme auf die hoffentlich bald folgenden laotischen Tänze vorbereiten.

Luang Prabang

Luang Prabang

Gestern Abend suchten wir hier in Luang Prabang vergeblich nach diesem Restaurant, das im Loose-Reiseführer eingezeichnet ist. Erst heute sah ich, dass ich der falschen Nummerierung auf dem Plan gefolgt bin. Deshalb kamen wir in den Genuss, den Abendmarkt der H'Mong ausgiebig zu erforschen. Dumm und dämlich hätten wir uns kaufen können, aber wir müssen ja alles noch einige Wochen in unseren Rucksäcken herumschleppen, die bisher erst teilweise von den hunderten Geschenken entlastet wurden. Traumhaft schöne Tücher.
Luang Prabang gehört zu den schönsten Städten, die ich bisher gesehen habe, absolut jederzeit eine Reise Wert. Schon am Abend als wir nach einer ganztägigen Busreise hier angekommen sind, haben wir den grandiosen Sonnenuntergang am Mekong genossen, bei angenehm lauer Luft.
Aber von Anfang an:
Nach unserer Massage in Vientiane gingen wir natürlich doch nicht gleich schlafen, da wir noch Durst hatten. Viele Lokale gibt's nicht um die Villa Sisavad herum, also haben wir uns in einem Straßenrestaurant niedergelassen, das bis auf einen Tisch leer war. Dort allerdings saß eine lustige laotische Gesellschaft, sodass wir dachten, ganz falsch könnten wir dort nicht sein. Und richtig, Hunger hatten wir nach den Naschereien am Markt ohnehin keinen, also brauchten wir nur Getränke. Und die waren okay und auch recht günstig.
Kaum hatten wir uns gesetzt, stellte uns ein Laote vom Nebentisch einen Teller Gurken hin und erzählte uns, dass er in Russland studiert hatte. Er schien froh zu sein, wieder einmal mit einigen Langnasen reden zu können. Überlaufen von Westtouristen dürfte Vientiane nicht gerade sein.
Nun denn, nach dieser Einkehr fielen wir aber dann wirklich ins Bett.
Gestern im Morgengrauen war unser angeheuerter Tuk-Tuk Fahrer pünktlich zur Stelle und brachte uns zum nördlichen Busbahnhof. Das mit sieben Uhr Früh für den VIP-Bus stellte sich als falsch heraus, es fuhr erst um acht Uhr einer, aber es war trotzdem gut, dass wir eine Stunde zu früh waren, weil wir sonst vielleicht keine Tickets mehr bekommen hätten.

Am Busbahnhof in Vientiane

Am Busbahnhof in Vientiane

Neun Stunden reine Fahrzeit durch eine grandiose Berglandschaft. Wir waren froh, den VIP-Bus genommen zu haben, bequeme Sitze, angenehm ruhiger Fahrer. Einzig die Musikvideos waren eine Herausforderung. Ein Meer von Blut und Tränen, neun Stunden lang mussten die Mädchen dahinschmachten. Ich versuchte mich auf die Landschaft zu konzentrieren und auf die Häuser, die knapp zwischen Straße und Abgrund auf Stelzen dahinschwebten. Ich fürchte, die Kindersterblichkeit muss hoch sein hier. Gehen die Kids vorne beim Haus hinaus, werden sie von den zentimeternahe dahinbrausenden Bussen und LKWs platt gemacht, versuchen sie es hinter dem Haus, geht's hunderte Meter senkrecht in den Abgrund. Zumindest wilde Tiere verirren sich dort wahrscheinlich nicht hin.

Im VIP-Bus nach Luang Prabang

Im VIP-Bus nach Luang Prabang

Unterwegs zwischen Vientiane und Luang Prabang

Unterwegs zwischen Vientiane und Luang Prabang

Mittagspause

Mittagspause

In Luang Prabang fuhren wir mit einem Sammel-Tuk-Tuk zu unserem Vanvisa Guesthouse, einem wunderschönen alten Holz- und Ziegelhaus. Renate hat zwar ein großes Balkonzimmer nach vorne hinaus, dafür jedoch ein WC am Gang mit Aus- und Einsicht, unser Zimmer ist dagegen sehr gemütlich, wenn auch klein.

Im Vanvisa Guesthouse

Im Vanvisa Guesthouse

Und dann der Sonnenuntergang am Mekong! Eine Viertelstunde orange-rotes Farbenspiel über dem Fluss.

Luang Prabang: Sonnenuntergang am Mekong

Luang Prabang: Sonnenuntergang am Mekong

Der heutige Morgen begann mit dem Gang der Bettelmönche bei Sonnenaufgang. Wir waren natürlich sicherheitshalber viel zu früh, aber man muss es eben gesehen haben.

Luang Prabang: Gang der Bettelmönche

Luang Prabang: Gang der Bettelmönche

Danach in eine der beiden Bäckereien, die fast nur von Europäern frequentiert werden. Alles fast wie daheim, auch die Preise.
Der Übermut ließ uns in eine Reiseagentur stolpern, wo wir ein Langboot für horrible 250 Dollar nach Muang Khoua charterten, was allerdings den Vorteil hat, dass wir Halt machen können, wo wir wollen.
Den restlichen Tag widmeten wir uns den Klöstern von Luang Prabang, Vat Hoxieng, den goldenen Ho Phra Bang, dann mehr als sechshundert Stufen auf den Phousi hinauf, einige Klöster, wunderbarer Blick über Stadt und Umgebung. Gold so weit das Auge reicht, Buddhas Fußabdruck soll hier sein, wir fanden gleich mehrere. Muss riesige, goldene Latschen gehabt haben, der Gute. Handtellergroße Schmetterlinge lassen sich durch sein leises Kichern nicht stören. Tagelang könnte man hier herumstreifen, man würde immer wieder neue Details entdecken.

Vat Hoxieng

Vat Hoxieng

Vat Hoxieng

Vat Hoxieng

Ho Phra Bang

Ho Phra Bang

Ho Phra Bang

Ho Phra Bang

Blick vom Phousi auf den Mekong

Blick vom Phousi auf den Mekong

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Auf dem Phousi in Luang Prabang

Vat Pa Houak, That Chomsi, Vat Tham Phousi, und dann hinunter zum Vat Pa Ke, wo die Novizenschule gerade aus hatte und wir uns unter die Jungmönchsmeute mischten. An der Uferpromenade des Nam Khan bediente uns dann die schönste aller Laotinnen. Dass sie mein Fotomodell wurde, verwirrte sie so sehr, dass sie nach meinem Bier vergaß, die Fruchtcocktails für Elfi und Renate zu mixen. Daher konnte ich die Hübsche länger anschauen, und ICH hatte ja mein Bier - war also eindeutig MEIN Tag heute...

Es war sengend heiß geworden inzwischen, sodass Elfi und Renate keine Lust hatten, 20.000 Kip in die Besichtigung des Vat Xieng Thang zu investieren. Dadurch kann ich in den Genuss, es zwei Mal anschauen zu können. Ich lernte drinnen den Novizen Mexay kennen, einen siebzehnjährigen Burschen, der mich auf sein Zimmer bat, um mir seine Kamera anzuschauen, weil der Blitz nicht funktionierte. Also kamen wir ins Gespräch. Er versuchte, die Batterien für seine Kamera aufzuladen, nur waren das keine wiederaufladbaren. Hatte ja noch Glück, dass ihm die Batterien nicht um die Ohren flogen.

Luang Prabang: Vat Xieng Thang

Luang Prabang: Vat Xieng Thang

Luang Prabang: Vat Xieng Thang

Luang Prabang: Vat Xieng Thang

Mexay

Mexay

Mexay lud mich ein, dem Abendgebet um 18 Uhr zuzuhören. Dieses stammt aus Bali, es sind die Regeln für die Novizen. Klang nicht schlecht, sagte also zu. Woher er so gut Englisch konnte. Er besucht einen Englisch-Kurs. Im Kloster kann er zwar die Studienberechtigung erlangen, gibt aber keinen Fremdsprachenunterricht. Den muss er selbst bezahlen. Er will Englisch- und Laotisch-Lehrer werden und in sein Dorf im Norden zurückkehren.
Ich gab ihm also Geld für Batterien und Geld für die nächsten zwei Monate Englischkurs. Das Geld für die Batterien gab er mir wieder zurück, ob ich ihm die nicht besorgen könnte, er kann das Kloster heute nicht verlassen und er hätte sie schon gern, und ich komme ja eh zum Gebet am Abend. Stimmt.

Luang Prabang: Vat Xieng Thang

Luang Prabang: Vat Xieng Thang

Und nachdem wir noch die Schwedin Birgitta in unserem Guesthouse kennen gelernt hatten, die hier an einem Kinderbuchprojekt mitarbeitet, kehrte ich daher dann eben mit Elfi und Renate zurück ins Kloster. Der Singsang war wirklich beeindruckend, Mexays Kamera brachte ich trotzdem nicht in Gang. Buddha scheint dafür nicht zuständig zu sein. Der lächelt nur. Und immer lächelt Buddha mit weisem Gesicht, zuständig oder nicht zuständig. Kaum kehrt man ihm den Rücken, vernimmt man sein Kichern.
Ich werde mir überlegen, ob wir Mexay sponsern werden, oder ihm zumindest einen Sponsor suchen. Aus dem Burschen könnte wirklich was werden, Buddha hin, Buddha her. Ja, und nun waren wir hierher gehatscht, und ich denke, es lohnt den Weg. Das Essen ist zwar nur Durchschnitt hier, und die Tänzerinnen lassen auf sich warten, das tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Hinter den Palmen sehen wir, wie sich die Tänzerinnen ankleiden, das werden anmutige Tänze. Und richtig, so wie ich es aus exotischen Kulturfilmen kenne. Sehr exotisch, aber ein klein wenig fad. Wäre völlig uninteressant, wenn die Mädchen nicht so hübsch anzusehen wären. Aber das sind sie. Und wieder stört die französische Gruppe, wir können nicht einmal sagen warum. Sie sind nicht laut, nicht ungut, aber sie sind eben da. Sie würden natürlich genau so stören, wenn sie aus Buxtehude, Kentucky oder Wien wären. Es ist ein sehr lauer, romantischer Abend. Trotz Franzosen. Und wir sind echt schon ganz gespannt auf unsere zweitägige Flussreise. Und ein bisschen aufgeregt, was uns da erwarten wird. Genießen wir also diesen Abend, diese Nacht...

© Norbert Wallner, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Paten- und Erlebnisreise, die knapp 4 Wochen durch Vietnam und Laos geführt hat, teils abseits der Touristenströme. Im Zentrum des Interesses stand der Kontakt zu den Menschen und Völkern dieser Region.
Details:
Aufbruch: 31.01.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 26.02.2008
Reiseziele: Vietnam
Laos
Der Autor
 
Norbert Wallner berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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