viereinhalb Monate, kein Ziel aber die Suche nach einem Weg

Reisezeit: März - August 2007  |  von Tom Spitze

Myanmar...Willkommen in der Vergangenheit

Myanmar (auch bekannt als Burma)...
Da die Situation Myanmars nicht unbedingt einfach und auch nicht im allgemeinen Fokus der Weltöffentlichkeit steht, möchte ich vor meinem eigentlichen Reisebericht ein paar allgemeine Bemerkungen zu diesem Land loswerden.
Der skurrilste Fakt zu Anfang: Myanmar hat eine halbstündige Zeitverschiebung zu seinen Nachbarn Thailand und Indien.
Myanmar ist das größte Land Süd-Ost-Asiens und damit fast doppelt so groß wie Deutschland, es hat 52 Millionen Einwohner und ein Bruttosozialprodukt von 260 $. Damit gehört es zu den ärmsten Ländern der Welt, trotz alledem sieht man erstaunlich wenig Bettler. Das Hauptproblem dieses Landes ist jedoch seine Regierung, eine der letzten waschechten Militärdiktaturen der Erde.
Um die aktuelle Situation richtig einordnen zu können, folgt ein kleiner Abriss der jüngeren Geschichte Myanmars: Von 1887 war Burma ein Teil von British India, bis die Briten 1942 von den Japanern vertrieben wurden und das Land unter japanische Besatzung fiel. Nach dem Rausschmiss der Japaner wurde das Land am 4.1.1948 unabhängig. Ab 1962 übernimmt eine Militärregierung die Macht, selbige schlägt auch 1988 friedliche Demonstrationen gegen das System und Misswirtschaft blutig nieder, dabei werden über 3000 Demonstranten, in erster Linie Studenten, aber auch Mönche und Kinder, auf zum Teil bestialische Weise getötet. Angeführt wird die Freiheitsbewegung von Aung San Suu Kyi, der Tochter des Helds um den Unabhängigkeitskampfes gegen die Japaner Aung San, die für ihren gewaltlosen Kampf gegen die Diktatur 1991 den Friedensnobelpreis erhielt. In ihrem Größenwahn erlaubte das Regime 1990 freie Wahlen in denen es mit 82 Prozent vernichtend geschlagen wurde. Daraufhin wird die Anführerin der Opposition unter Hausarrest gestellt, in dem sie (bis auf ein paar Unterbrechungen) noch heute sitzt. Nachdem die Verhandlungen zwischen "Regierung" und Opposition 2003 komplett abreißen, beschließen die USA und Europa ein verschärftes Boykott gegen das Regime, in Folge dessen sich auch sämtliche internationale Banken aus dem Land zurückziehen. 2005 schließlich bittet der britische Premierminister Tony Blair (genau wie die Freiheitsbewegung) seine Landsleute öffentlich auf eine Reise nach Myanmar zu verzichten bis sich die Situation geändert hat.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf muss sich der Traveller entscheiden. Entweder er folgt den Boykottaufrufen und wartet bis sich das gegenwärtige System geändert hat (was wahrscheinlich nicht in allzu naher Zukunft passieren wird) oder er folgt seinem Reisedrang und unterstützt dabei zwangsläufig (vor allem finanziell) das herrschende Regime.
Bei mir überwog die Neugier auf dieses (touristisch noch relativ unerschlossene) Land, zumal man mit einigen Vorkehrungen den Zugriff der "Regierung" auf die Reisekasse erschweren kann, so sind zum Beispiel fast alle Fluggesellschaften staatlich, genau wie das Eisenbahn- und Fährnetz und einigen lokalen Hotels. Meidet oder reduziert man den Umgang mit diesen Einrichtungen und verlegt sich eher auf private Buslinien, Restaurants und Guesthouses, ist dem Boykottaufruf schon ein Stück weit genüge getan. Ein weitere Sache, die man für die Einheimischen tun kann, ist zuhören und den Menschen zeigen, dass man sie in der westlichen Welt nicht vergessen hat.

© Tom Spitze, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Süd-Ost-Asien... Freundliche Menschen, phantastische Landschaften, unvergleichliche Kulkturschätze und nicht zuletzt (hoffentlich) traumhaftes Wetter. Meine Erfahrungen mit all diesen Reiseprospekt-Ansagen, lassen sich jetzt mit einem einfachen *Klick* auf den folgenden Button live verfolgen.
Details:
Aufbruch: 27.03.2007
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 15.08.2007
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Tom Spitze berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.