Per Anhalter von Indonesien über Mongolei und Afghanistan nach Deutschland

Reisezeit: Dezember 2006 - Juli 2009  |  von Piotr Nogal

Wer hat an der Uhr gedreht?

Ich dachte mir nichts dabei, als ich um Mitternacht mehr als eine Stunde auf den Bus gewartet habe, der mich zum Flughafen bringen sollte. Aber aus einer Stunde wurden zwei und aus zwei wurden, genau..vier. Es wurde spät, so spät dass auch in Bangkok die Lichter ausgingen und ich mich in einen MC-Donald reingehockt und mal wieder Eis geschlemmt habe. Geplant hatte ich am Flughafen zu übernachten um mir eine Übernachtung zu sparen und ein weiteres Erlebnis erlebt zu haben. Daraus wurde nichts. Nach Informationen von Passanten, sollte der Bus früh Morgens die Haltestelle anfahren und noch rechtzeitig für mein "Check-In" des Fluges nach Myanmar/Burma ankommen. Ich wartete wieder und es kam nichts. Mehrere Taxis blieben stehen und boten mir ihren Dienst an. Als mir aber keine andere Wahl mehr zur Verfügung stand, gab ich nach und feilschte erstmal einen für mich gerade noch ertragbaren Preis für die Taxifahrt aus. Während der Fahrt hatter der Fahrer nichts anderes im Kopf, als mich in die "Sexstraße" zu bringen. Nach mehreren "Nein, danke!" gab er immernoch nicht auf..darauf hin schloß ich meine Augen und holte meinen Schlaf eben im Taxi nach. Bei Ankunft, murmelte er noch etwas von "Bumbum, fuckfuck" aber ich drückte ihm nur das Geld in die Hand und machte mich Richtung Eingangshalle des laut Infos der Thailänder, teuersten und größten Flughafen der Welt. Anyway, vom Flug nach Myanmar weiß ich kein bisschen, denn sobald ich Platz eingenommen hatte, war ich im Tiefschlaf. : )
Empfangen wurde ich in Yangon, Hauptstadt des Landes, mit einem heißem Klima, dass ich noch nie erlebt hatte. Bereits früh Morgens brannte die Sonne auf die Erde herab. Die ersten Eindrücke machte ich mir auf den Straßen, wie immer. Schon bald war mir klar, hier gefällt es mir! An JEDER Ecke kleine Stände mit Chai (Schwarzer Tee mit Milch und Zucker) bzw. Kaffee und Essen verschiedenster Sorten, herumsitzende Leute, alte Autos und ich fühlte mich einfach dazugehörend. Ein super Lebensgefühl!

Lange hielt es mich aber nicht in der Hauptstadt, denn die Zeit in Myanmar ist kostbar. Bereits am für den nächsten Tag organisierte ich mir einen lokalen Transport in den Norden. Leider aber nicht wie auf den Philippinen, dass es dort kühler ist, kam ich nach einer zwölfeinhalb stündigen Busfahrt in Mandalay an. Die Menschen hier, wohl mit einem Lächeln zur Welt gekommen! Vom Busbahnhof erreichte ich ein ersuchtes Hotel und vor dort aus bewegte ich mich in den nächsten Tagen nur mit einem gemietetem Fahrrad. Nach dem Frühstück des nächsten Tages, packte ich meine Sachen und radelte südlich die grünen Straßen entlang. Als ich eine "Kolonne" mit geschmücktem Autos stehen sah, war ich daran sehr interessant und kam der Familie näher. Erster Augenkontakt mit einem älteren Herrn und er weiste mir den Weg auf die Ladefläche des Pick-Up´s. Ich war also mittendrin. Mittendrin in einer feierlichen Zeremonie begleitet von einem Kameramann, der das gesamte Geschehen festhielt, ging von einem Tempel zum anderen bis alle Verwandten und Mitfeiernden in einem Raum am Boden Platz gefunden hatten und gemeinsam aßen. Eine Einladung für den kommenden Tag bekam ich am Schluss auch noch bevor man mich zu meinem Fahrrad fuhr, dass ich in einen Laden gestellt hatte.
Für mich galt nun, mein eigentliches Ziel, eine lange Brücke auf Holzpfosten elf Kilometer entfernt zu erreichen. Mit guter Geschwindigkeit war diese Distanz schnell erreicht und ich fand einen erholsamen Ort wieder, an dem ich ueber fünf Stunden verbrachte und nichts anderes als sitzen und den Menschen zuschauen tat. Besonders beim Sonnenuntergang entpuppte sich dieser Platz als sehr schön. Auf Anfrage eines Familienvaters, der mit seinem Boot und Kindern losfahren wollte, ob ich mitfahren könnte, willigte er ohne Überlegung ein und so überquerte ich den See am Wasserweg. Dabei konnte ich schöne Aufnahmen von den Menschen auf der Brücke machen, die wahrscheinlich in ihre Häuser gingen. Als die Sonne schließlich untergangen ist und mein gemietetes Fahrrad kein Licht angebaut hatte, versuchte ich meinen Weg nach den Autolichtern und anderen Fahrenden zu finden. Hat auch super geklappt! Während der Fahrt zurück blieb ich für mein Abendessen stehen und konnte gleich mal ein weiteres Erlebnis "mitnehmen". Die Einwohner Myanmars sind richtige Fussball-Freunde und kennen jeden Fußballer der deutschen Mannschaft. An diesem Abend spielten in Europa zwei berühmte Clubs und vor Ort wurde fleißig am Fernsehen angeschaut. Ich schätze es waren bis zu ein Hundert Leute, die auf kleinem Raum Platz fanden um mitzufiebern. Selbst Mönche waren anwesend und als es dann schließlich im Kasten gerappelt hat, wurde die Menge mit einem lauten Gebrüll lebendig. Ich setzte meine Fahrt im Dunklen fort und genoss am Ziel einen frischen Yoghurt und danach noch ein Eis. Am nächsten Tag steigerte ich mich und fuhr eine weitere Strecke per Rad. Genau wie am Vortag, wurde ich auch an diesem Tag wurde ich auf der Straße angehalten und gebeten am gemeinsamen Essen teilzunehmen. Natürlich sagte ich da nicht nein. Jede Menge Reis und Gemüse gab es und als Dessert Eis. Ach, ich fühlte mich einfach wohl in dieser Gemeinschaft. Alle so herzhaft! Aber auch dieser Aufenthalt hatte ein Ende und so radelte ich weiter die holprige Hauptstraße weiter bis ich endlich in Sagaing ankam und viele Tempel bestaunen konnte. Aber nicht von außen, nein, diesmal besonders schön von innen. Bei einer kurzen Rast mit einer wunderschönen Aussicht auf das Land, konnte ich Erinnerungsfotos mit Mönchen machen, die an diesem heiligen Platz Urlaub machten.

Bergab ging es dann recht flot, denn ein Rad ohne Bremse, lässt sich nur langsam bzw. sehr schwer stoppen. Unten heil angekommen legte ich die gleiche Distanz zurück wie ich in gegengesetzter Richtung kam. Es folgte ein Abendessen in einem Straßenrestaurant, dass nur Abends existiert und nur von Kindern geführt wird. Alles erfolgte sehr schnell, von der Bestellung bis hin zur Servierung. Dazu kommt noch, dass das Essen vom Feinsten und super lecker war. Ach wie vermisse ich dieses Land!
Aber gut, am Dach eines Pick Up erreichte ich einen Tag darauf Pyin U lwin, dass kühles Klima versprach und es auch hielt. Zusammen mit einer Irländerin fand ich ein preislich angenehmes Gästehaus und bereits kurze Zeit darauf, war ich in einem weiteren Pick Up, dass mich zu einem atemberaubenden Wasserfall fuhr. Nein, nicht direkt, ich wanderte noch ungefähr 40 Minuten bergab bis ich Ort des Geschehens war. Für die Einheimischen, ein Platz, der gerne zum Picknicken benutzt wird aber auch einfach als kühle Erfrischung. Bis zum Sonnenuntergang blieb ich einfach an einem Stein sitzen und schaute den anderen Besuchern zu. Nach dieser entspannden Zeit in der kühlen Region fuhr ich per Bus durch immerwieder wechselhafte Landschaft. Besonders gefiel mir aber die Fahrt durch die Berge, dabei konnte ich eine überdimensionale Brücke erkennen, auf der ich Tage später mit einem Zug auf ihr die Schlucht überquerte. In Hsipaw angekommen, unternahm ich viel mit dem Fahrrad, denn nur so konnte ich hinkommen wo ich will und dazu noch recht zügig. Von einem Dorf zum anderen radelte ich und jedes mal wurde ich mit einem Lächeln empfangen und abundzu auch mit Tee, Kaffee oder Wassermelone. So war es kein Wunder, wenn ich für wenige Kilometer lange brauchte, denn ich machte überall halt, wo Leute saßen und mich zusich gewunken haben. Ich kann es nur immerwieder sagen, so eine Kultur habe ich noch nie besucht.

Auf der Zugfahrt zurück nach Mandalay, kaufte ich mir mit Absicht kein Ticket, dass die Touristen von den Einheimischen trennt, sondern holte mir eins, wo ich als Einwohner reiste und richtig mittdendrin im Geschehen war. Nur so konnte ich sehen und erleben wie die Burmesen von A nach B reisen. Vollgepackt mit Säcken, Taschen, Fächern, Essenstöpfen und Wasserflaschen wird in den Zug gestiegen und erstmal alles verstaut. Bevor der Zug wegfährt herscht im Waggon Chaos ohne Ende. Jeder möchte irgendetwas. Der eine möchte an das Ende des Abteils, der andere seinen Zwiebelsack unter den Sitz stopfen, durch das Fenster steigt einer ein oder aus, vor dem Zug versuchen Frauen ihr Essen an die Passagiere zu verkaufen und vieles mehr.. Muß man erlebt und gesehen haben!! Nach langem hin und her im Abteil, legt sich mit der Zeit alles und der Zug kann losfahren. Es wird geraucht, gespuckt, gegessen, gesungen und viel auf mich geschaut. Nach zwölfeinhalb Stunden Zugfahrt auf einem Holzbrett, mehreren Ausstiegen durch das Fenster und Erzählungen mit den Händen kam ich wieder in Mandalay an und genoß erstmal einen Yoghurt. Nach paar Tagen nahm ich ein sogenanntes "Slow Boat", das hauptsächlich die Einheimischen benutzen um Flußabwärts Richtung Bagan zu kommen. Bepackt wie die Leute im Zug. Säcke über Säcke und viele Taschen und gesessen wird auf dem Holzboden. Immerwieder wurde am Ufer gehalten und Frauen kamen ans Boot um ihr gekochtes zu verkaufen. Jeweils an diesen Haltestellen, wurde aus der Ruhe eine hektische Angelegenheit. Aber auch sehr lustig. Dreizehn Stunden verbrachte ich am Fluss, bis ich Bagan, berühmt für die vielen Tempel, erreichte. Auch diesmal benutzte ich das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Nach einer Tagestour über Stock und Stein kam ich mal wieder in die dunkle Zeit und fuhr ohne Licht Bestzeiten, und als es anfing zu Regnen konnte ich selbst Motoräder überholen. Genug vom Fahrradfahren hatte ich dann für die nächsten Tage und beschloss mal wieder per Pick Up zuerst zu Mt.Popa zu fahren. Ein Berg, auf dem ein Tempel gebaut wurde. Danach erstmal per Pferdetaxi zu einem anderen Pick Up. Anscheinend mochte mich das Pferd nicht, denn als ich zustieg fing es an mit den Hinterbeinen gegen den Wagen zu schlagen. Mir gefiel das ganz und gar nicht, denn zwischen Pferd und Wagen hängt noch eine Plane, die den Kot aufsammelt. Nicht nur einmal wurde ich von dem gesammelten getroffen. Zum Glück war alles trocken!

Wenige Kilometer standen nur vor mir, die ich im Pick Up zu verbringen hatte, diesmal aber nicht am Dach sondern ausnahmweise im Sitzraum. Auf der kaputten Straße musste ich nach langem Kämpfen mit mir selbst, meine Schuhe als Sitzpolster benutzen, um die wenigen Kilometer aber trotzdem eine drei stündige Fahrt, durchzustehen. Erleichtert war ich als ich ankam. Doch als ich erfahren habe, dass ich noch nicht in dem Ort bin, wo ich hin möchte und ein weiteres Pick Up zu nehmen habe, bevorzugte ich schließlich wieder das Dach. Am Dack kann man sich nämlich freier bewegen und drehen wie man mag. So verbrachte ich den Sonnenuntergang auf dem Dach eines Pick Up´s mit singenden Männern neben und vor mir.
Geschafft vom vielen Reisen auf ungemütliche Art, wünschte ich mir nur noch einen Platz des Erholens. Im Zimmer des Gästehauses fand ich nach Geräuschen unter ein Tüte einen Skorpion, der mich zum Überlegen brachte, woher er wohl kam. Nachdem er von selbst das Zimmer unter der Tür verlies, legte ich mich verdient hin.
Sehr Früh am morgen, freute ich mich schon auf die bevorstehende Zugfahrt, denn ich wusste es geht zuerst durch die Berge und anschließend auf die Berge. So kam es auch. Am Ende, ein sehr kühles Klima und die Leute in Mützen und dicken Jacken fand ich wieder. Ich wanderte Tage darauf in der Gegend herum und machte mir ein Bild von oben von noch höher gelegenen Bergen. Am dritten Tag kam ich am Inle Lake und konnte bei einer Seetour viele viele tolle Aufnahmen machen, und den Leuten bei ihrer täglichen Arbeit zu sehen. Sie leben hier auf dem See und von dem See. Nicht nur allein der Fischfang wird am Tisch serviert. Gemüse und Reis wird von nebenan "gepflückt". Auf einem sogenannten "Floating Vegetables Farm", übersetzt: "Überfluteter Gemüsehof", wurden zu meiner Zeit Tomaten gepflanzt. Es werden schmale Wege mit Erde aufgeschüttet, bis sich die Wurzeln dort halten können und die Pflanze wachsen kann. Auf einem Markt, auch am See, nahm ich wohl etwas nicht hygienisches zu mir, denn für die nächsten Tage, konnte ich mein Zimmer nicht verlassen. So verstrich ich auch meine bereits im voraus gebuchte Busfahrt nach Yangon also in den Süden und fuhr nur nach Kalaw in die Berge, wo ich mir selbst einen Gefallen machten wollte um bei "Heilung" nicht noch zusätzlich Schwitzen zu müssen. Ruhige Tage vergingen und ich regenerierte mich sehr gut, so gut, dass ich meine Fahrt in den Süden antreten konnte. Nur ungern habe ich diesen feinen Platz verlassen. Um mich herum hatte ich stets super nette Leute und das Klima als Bonus (tagsüber 23 Grad). Während der Busfahrt, entschied ich mich in Bago auszusteigen, um mir in den letzten Tagen meines Myanmar Aufenthalts eine liegen Budda Figur anzuschauen, die größer ist, als die berühmte Wat Po in Bangkok. Nachmittags nahm ich dann den Zug und holte meinen Schlaf, den ich im Bus nicht gehabt habe, im Bistroabteil am Tisch nach.

Zu Abschied von Myanmar, genoss ich die letzten Stunden noch so richtig. Das konnte ich nur, wenn ich mit den Einheimischen bei Chai oder Kaffee zusammen in vielen Straßen "Cafe´s" saß. Abends natürlich Yoghurt und Eis und viele viele andere leckereien der Burmesen!
In der Zeit, in der ich mal nicht beim Essen oder Trinken war, organisierte ich mir für den Folgetag ein Taxi, dass mich zum Flughafen mich bringen sollte. Wie abgemacht, ging es pünktlich vom Gästehaus weg. Auf der Fahrt aber, fragte mich der Fahrer ob ich noch etwas Essen möchte, ich sage ich habe bereits im Gästehaus, er meinte, er aber noch nicht, ob es mir etwas ausmacht. Ich antwortete, solange ich den Flieger nicht verpasse, kannst du gerne zum Essen fahren. Es verlief dann so, dass er mich auf ein Essen eingeladen hat, er aber kein Geld dabei hatte, ich sowieso keins mehr, da ich alles am Vortag umgetauscht habe und er zwischenzeitlich nach Hause gefahren ist um eines zu holen. Mit der Sorge, dass ich das Check In nicht mehr erwische, beruhigte er mich mit "Keine Sorge". Sehr verspätet kam ich also am Flughafen an und hatte wohl Glück, denn ich konnte in Ruhe einchecken und anschließend das Flugzeug nach Bangkok betreten. Bereits im Flieger, vermisste ich das Land, dass mich niemals aus dem Lächeln brachte und ich mich so gut fühlte wie noch nie zuvor im Ausland.

Fotos auf meiner website www.noxot.de

© Piotr Nogal, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Per Anhalter auf dem Land- und Wasserweg von Indonesien über Mongolei und Afghanistan nach Deutschland..
Details:
Aufbruch: 30.12.2006
Dauer: 31 Monate
Heimkehr: 27.07.2009
Reiseziele: Indonesien
Malaysia
Philippinen
Thailand
Myanmar
Laos
Kambodscha
Vietnam
China
Der Autor
 
Piotr Nogal berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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