Mekong

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Beatrice Feldbauer

Cool

Um acht Uhr werde ich abgeholt. Ich fahre zum Mount Popa. Das ist ein Kloster, das ich schon vor meiner Abreise im Internet entdeckt und mir vorgenommen hatte, dahin zu fahren. Sofern es irgendwie auf der Strecke liegen würde, denn da ich mir keine konkrete Route vorgestellt und nur vage Vorstellungen von Myanmar hatte, wusste ich nicht, ob das überhaupt möglich sein würde.

Ausserdem hatte ich ganz in der Nähe das Popa Mountain Resort entdeckt. Ein Viersternhotel, das wie mir schien, ausserhalb meines Budgets lag. Und trotzdem war es in irgendwo in meinem Hirn sitzen geblieben. Tatsächlich sind die Preise aber im Moment so tief, dass ich es gestern für zwei Tage buchte. Es ist damit nicht einmal das teuerste meiner Reise, bestimmt aber das exklusivste.

Wir fahren bei zwei Hotels vor und holen drei weitere Passagiere ab. Und dann verlässt der Chauffeur die Hauptstrasse und kommt in ein Quartier, in dem lauter kleine Häuser hinter Mauern oder Bambuszäunen liegen. Hier hält er an und bittet uns, auszusteigen.

It’s my home, hier bin ich zu Hause, wir wechseln das Auto.

Mich hat es schon gewundert, dass für die Fahrt nach Popa Mountain ein PW vorgefahren ist, doch jetzt holt unser Chauffeur seinen Van unter einem Strohdach und stellt den PW unter.

Während wir bereits wieder sitzen, entdecke ich im Schatten hinter einer Mauer einen Büffel, der offensichtlich eine Mühle dreht.

Was ist das, kann man das sehen? Frage ich, aber der Chaffeur murmelt etwas von später und meine Mitfahrer scheint das nicht zu interessieren. Ich würde am liebsten noch einmal hinaus gehen, um zu sehen, was da gemahlen wird.

Wir fahren los, der Chauffeur telefoniert und kurz darauf hält ein Auto am Strassenrand. Eine junge Frau steigt aus und steigt zu uns ein. Das war eine perfekte Organisation. Bestimmt hatte unser Fahrer mit dem Fahrer des PWs telefoniert und den genauen Zeitpunkt und Ort fürs umsteinen ausgemacht.

Dann verlassen wir die Betonpiste von Bagan und fahren über Land auf schmalen staubigen Strassen mit Schlaglöchern und Bodenwellen.

Schon bald halten wir wieder an. Es ist eine Verkaufsstelle von Produkten aus der süssen kleinen Kokosnuss. Das also hat er mit ‚später‘ gemeint. Nebst dem Verkauf gibt es auch eine Vorführung, wie die Produkte hergestellt werden. Dazu gehört auch die Kuh, die geduldig im Kreise läuft und so die geschälten Kokosnüsse oder die Blüten auspresst. Wir sind nicht die einzigen Besucher, auch zwei andere Minibusse haben bereits angehalten.

Der ausgepresste Saft wird über dem Feuer eingedickt und zu Zeltli oder Gebäck weiter verarbeitet. Oder zusammen mit Wasser und Reis in grossen Töpfen hinter dem Haus fermentiert. Danach destilliert und so entsteht ein starker Schnaps, den wir alle probieren dürfen. Es gibt ihn pur oder mit Honig vermischt.

Ich habe schon oft diese Nester der Webervögel in den Bäumen hängen sehen, aber noch nie eines aus der Nähe betrachten können.  Ein Kunstwerk.

Ich habe schon oft diese Nester der Webervögel in den Bäumen hängen sehen, aber noch nie eines aus der Nähe betrachten können. Ein Kunstwerk.

Fermentation

Fermentation

Schnapsbrennerei

Schnapsbrennerei

Kokosmakrönchen

Kokosmakrönchen

Das ganze Angebot dieser kleinen Farm

Das ganze Angebot dieser kleinen Farm

Das könnt Ihr nur hier kaufen, erklärt der Mann, der uns einen kleinen Schluck zum Probieren gibt, auf den Märkten könnt ihr diesen Schnaps nicht kaufen.

An kleinen Tischchen kann man die Produkte der Farm versuchen: süsser Mais, Erdnüsse, Teesalat und Sesamsaat. Schön präsentiert.

Wir fahren weiter und kommen noch an ein paar anderen Verkaufsständen vorbei. Vielleicht kann man den Schnaps nicht an den Märkten kaufen, aber an den anderen Verkaufsstellen bestimmt. Die Präsentationen sind sehr schön gemacht und so werden doch immer wieder ein paar Sachen verkauft.

Nach zwei Stunden kommen wir in Mount Popa an. Unser Chauffeur lässt meine Mitfahrer beim Markt aussteigen und fährt mich hinauf zum Resort. Auf dem Weg hält er an und versucht mir ein Angebot für die Rückfahrt zu machen. Das ist aber so hoch, das ich ablehne, ich will mich im Hotel erkundigen.

Genau das aber wollte er offensichtlich verhindern, er versucht es noch einmal, als wir beim Hotel angekommen sind. Er hilft mir, meinen Rucksack zur Rezeption zu bringen und als ich mich bei der Concierge erkundige, was die Fahrt zurück nach Bagan mit einem Transport kosten würde, ist das genau der halbe Preis vom Angebot meines Fahrers.

Ja, meint er, das habe ich ja gesagt. Weil ich noch nicht zugesagt habe, gibt er mir seine Karte und meint, ich soll ihn anrufen. Ich nicke, aber ich weiss, dass ich ihn nicht anrufen werde. Ich verstehe ja nicht einmal, was er mir die ganze Zeit sagen will, wie soll ich da telefonieren. Er sagt es schon wieder, übermorgen, One pear.

Will er ein Bier dazu? was meint er genau? Übermorgen ist in Ordnung, aber um welche Zeit? frage ich, denn der Preis scheint mir jetzt angemessen. One pear ist seine Antwort und jetzt verstehe ich endlich, was er schon die ganze Zeit sagen wollte. One pm, um ein Uhr mittags. Sein Mund ist noch voller Betelnuss, kurz vor Ankunft hat er sich zwei neue Päcklein hinter die Backen geklemmt.

Ich bin angekommen, auf dem Mount Popa, inmitten des Dschungels steht dieses Resort auf gut eintausend Metern Höhe. Bis hinunter zum Ort fährt man eine Viertelstunde. Die Bungalows liegen verstreut im Wald und sind über gut unterhaltene Wege und Treppen zu erreichen. Sie sind auf hohen Stelzen am Hang gebaut, je vier Zimmer pro Bungalow.

Mein Heim für zwei Tage

Mein Heim für zwei Tage

Mein Zimmer ist ein Traum. Fast schon ein kleines Appartement mit zwei Himmelbetten und Aussicht über den Dschungel. Der Wald ist erfüllt vom Zirpen der Zikaden. Wellenartig steigt der Geräuschpegel an und ab. Ich bin begeistert. Vielleicht kann ich vom Balkon den einen oder anderen Vogel beobachten. Und was mir vor allem gefällt ist die Luft. Es ist nicht mehr so heiss, wie es die ganzen Tage war. Hier oben rauscht ein Wind durch die Zweige vor meinem Balkon, die Luft ist angenehm frisch.

Leider erfahre ich schon bei der Ankunft dass es nur in der Lobby Internet gibt. Nach den vielen vergeblichen Versuchen mit dem WiFi in Bagan habe ich jetzt keine Lust, meine Zeit in der Lobby zu verbringen und so melde ich bei den Lesern meines Bloggs kurzerhand für zwei Tage ab.

Und dann gehe ich hinaus zum Aussichtspunkt, vorbei am luftig-vornehmen Restaurant. Und da steht es, direkt vor mir in ein paar hundert Metern Entfernung erhebt sich dieser Felssporn mit dem Kloster darauf. Das ist das Bild, die Aussicht, die ich gesucht hatte.

Genau dahin wollte ich. Ich setze mich auf eine Bank und geniesse jetzt einfach die Aussicht. So wie andere um mich herum auch. Da werden Kameras aufgebaut, private Shootings gemacht, gelächelt, geflirtet und sich in die richtige Pose gesetzt. Jeder will eine Foto mit dem glänzenden Kloster im Hintergrund. Und es zeigt sich, dass nicht nur Frauen sehr eitel sind, wenn es darum geht, gut auf einer Foto auszusehen, Männer sind es genauso.

Es sind nicht nur Ausländer, es sind auch etliche Einheimische, die hier zu einem Fotoshooting gekommen sind. Allerdings sind es nicht sehr viele Leute, die sich im Moment auf der Aussichtspunkt tummeln, dafür ist der Ort wohl zu exklusiv und nur schwer erreichbar.

Ich bummle durch die Anlage, suche Blumen und entdecke den Spa. Das ist es was ich brauche. Seit dem Mähdrescher in Sapa habe ich mich nicht mehr getraut, unter die Hände einer Masseurin zu liegen, aber hier ist der richtige Ort, die richtige Stimmung. Natürlich ist es hier viel teurer, als in einem der Dörfer oder Städte, dafür ist hier die Atmosphäre stimmiger.

Ich mache ein paar Züge im Pool und entdecke zum ersten Mal seit langem wieder, dass ein Pool richtig erfrischend, ja sogar kühl sein kann. Hier auf dieser Höhe kann er sich nicht so aufheizen wie unten in der Ebene.

leider die einzig blühende Orchidee, die ich gefunden habe.

leider die einzig blühende Orchidee, die ich gefunden habe.

Und dann geniesse ich mein Zimmer, die Aussicht über die Büsche ins Tal, entdecke in weiter Ferne einen kleinen See und höre den Zikaden zu.

Vom Kloster ertönt ein Lautsprecher. Schon seit ich angekommen bin, scheint ein Vorbeter seine Verse vorzulesen. Irgendwann wechselt die Stimme, es ist also keine Tonkonserve, die da abgespielt wird, sondern ein Mann, der in gleichbleibendem Tonfall der ganzen Umgebung seine Gebete kundtut.

Beim Nachtessen frage ich den Kellner, ob das immer so sei. Er weiss zuerst gar nicht, was ich meine, zu sehr hat er sich wohl bereits daran gewöhnt. Doch dann meint er, das sei nur diese Woche so, das würde rund um die Uhr gehen.

Natürlich haben sich zum Sonnenuntergang noch einmal ein paar Leute versammelt. Ob es sich allerdings lohnt für diesen die ganz grosse Kamera mit Stativ und riesigen Objektiven aufzubauen, wie das ein englischer Tourist gerade macht, wage ich zu bezweifeln. Tatsächlich färbt sich der Himmel nur gerade um die untergehende Sonne herum etwas rot und dann verschwindet sie einmal mehr hinter dicken Wolken und lässt uns mit unseren ganzen Vorbereitungen zurück.

Egal, ich habe während des Nachtessens das Kloster vor mir.

Bevor ich zurück ins Zimmer gehe, frage ich an der Rezeption, ob es einen Shuttleservice hinunter zum Aufgang der Treppe gibt. Nein, meint sie, wir können ihnen aber einen privaten Chauffeur organisieren. Der kostet 25 Dollar. Das scheint mir jetzt doch etwas hoch, ich werde es mir überlegen. Natürlich würde der Chauffeur dann unten auf mich warten, bis ich zurück komme und mich dann zurück ins Resort fahren.

Inzwischen ist es dunkel. Die Zikaden sind ruhig geworden, nur noch vom Kloster ertönt der Vorbeter, doch der aufziehende Nebel scheint seine Stimme in Watte zu verpacken und von meinem Zimmer aus, wo es keinen Ausblick auf das Kloster gibt, ist er nur noch als weit entfernte Geräuschkulisse zu hören.

Es ist richtig kühl geworden, ich schalte die Klimaanlage aus und öffne die Schiebetüre zum Balkon. Nicht einmal Moskitos gibt es hier, ich kann also getrost noch eine Weile lesen und schlafe irgendwann, lang vor Mitternacht ein.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für etwas Neues. Für eine neue, mir völlig unbekannte Weltgegend. Spontan, ohne Planung, nur mit einer Idee: den Mekong sehen. Abflug am 16. Juni nach Bangkok. Ab dann wird es spannend. Freue mich, wenn auch diesmal wieder Freunde, Kunden und Bekannte virtuell mitreisen. Man kann den Reisebericht übrigens auch abonnieren, dann erhält man immer ein Mail, wenn ich etwas neues geschrieben habe.
Details:
Aufbruch: 16.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 21.09.2017
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Myanmar
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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