Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Singapur

Freitag 4. April 2014
Der Fug mit Quantas ist echt gut, es gibt leckeres Essen und zwei, drei Dosen Bier für jeden. Wirklich schade, dass das unser letzter Flug vor dem Heimflug nach Berlin ist, den wir nicht mit in einer Billigairline bestreiten.
Der Flughafen Singapur fällt besonders wegen der langen Zeit auf, die wir nach der Landung über das schier endlose Rollfeld fahren, ist ansonsten aber nicht so extrem geschäftig. Ich meine, inzwischen waren wir ja schon auf einigen der weltgrößten Flughäfen, aber durch die Aufteilung in mehrere überdimensionierte Terminals ist letztlich kaum ein Airport so geschäftig und wuselig wie Berlin Tegel. Mit der Einreise klappt dann auch alles sehr reibungslos. Wir müssen nicht mal eine Zollerklärung ausfüllen und das Gepäck wird auch nur in Stichproben, der wir dieses Mal entkommen, geröntgt.
Ein U-Bahn (hier MRT genannt) -Zubringer bringt uns dann vom Flughafen zur übernächsten Station, von wo aus wir direkt bis zu unserem Hotel durchfahren können. Wenn man so aus dem Fenster schaut, sieht Singapur aus, als würde es bis zum Horizont nur aus riesigen Wohnhäusern durchsetzt von gelegentlichen Sportplätzen und vielen Bäumen bestehen. Auch wenn alles bebaut ist, muss man allerdings wirklich sagen, es sieht trotzdem sehr grün aus und es gibt kaum eine Straße, die nicht mit Bäumen oder zumindest Sträuchern bepflanzt ist. Außerdem scheint April auch die Blütenzeit zu sein und so leuchten die Baumkronen unter uns (die U-Bahn fährt inzwischen oberirdisch) nicht nur satt grün, sondern im Meer der Blüten auch noch orange, gelb bis hin zu einzelnen Rot- und Blautönen. Wirklich schön.

Als wir dann in "Kallang" die klimatisierte Bahn verlassen, trifft uns ziemlich der Schlag, weil es dermaßen heiß und schwül ist, dass einem der Schweiß schon nur beim Atmen den Rücken runterläuft.
Zum Glück ist das Hostel "City Backpackers Kallang" keine hundert Meter von der Station entfernt. Ist jetzt nicht so der Hammer, unser Zimmer und das Gemeinschaftsbad, aber das war uns ja klar. Immerhin haben wir eine Klimaanlage.
Nach dem Sachenabstellen, was in dem winzigen Zimmer mit Doppelstockbett einfacher gesagt, als getan ist, geht es gleich wieder los zum Einkaufen. Naja, mit der Wegbeschreibung von dem netten Asiaten stellt sich das Unterfangen dann doch etwas schwieriger heraus, als anfangs angenommen, aber so lernen wir in der Dreiviertelstunde, die wir durch die Gegend irren, wenigstens gleich unser Viertel kennen. Wie gesagt, die Stadtbezirke außerhalb des Zentrums sind vergleichbar mit den riesigen Plattenbausiedlungen in Marzahn. Es gibt kaum Häuser unter 15 Stockwerken und ist man erst einmal in so einen Gebäudekomplex hineingeraten, braucht es ein bisschen, bis man wieder hinaus zur Hauptstraße kommt. Wenn man sich so die ganzen mit Kleidung bestückten Stangen anguckt, die hier überall zum Wäschetrocknen aus den Fenstern ragen, scheinen die Wohnungen auch nicht gerade sonderlich groß zu sein.
Schweißdurchnässt geht es dann zur nächsten Restaurantecke, wo sich mehrere kleine Küchen einen gemeinsamen Sitzbereich teilen. Für uns gibt es eine Tom Yam Nudelsuppe für 3 Singapurdollar, was bei einem Wechselkurs von 0,60ct=1 Singapurdollar gerade mal 1,80€ sind. Dazu muss man wissen, dass es sich bei den Nudelsuppen hier nicht nur um eine heiße Brühe, sondern große Portionen mit Nudeln, Ei, Gemüse, Sprotten und weiß ich nicht was noch alles handelt. Chili ist natürlich auch ordentlich dran. Eine heiße, scharfe Suppe, genau das richtige bei diesem Wetter. Aber im Ernst, wir haben uns nicht ohne Grund sieben Monate lang auf das asiatische Essen gefreut, es schmeckt wirklich gut. Der schärfebedingte zusätzliche Schweiß auf Nase und Oberlippe, fällt bei unseren durchnässten T-Shirts dann auch kaum noch ins Gewicht.
Danach finden wir dann auch endlich den größeren Supermarkt, der doch nicht "Febreze" heißt, wie es uns der Typ im Hostel in asiatischem Englisch erzählt hat, sondern "Fair Price". Na gut, macht für uns jetzt an sich auch keinen Unterschied. Die Preise sind wirklich ganz okay und zum Teil nur unwesentlich teurer als in Deutschland.
An sich ziemlich ungünstig, dass wir jetzt nur zwei Morgen haben, an denen wir ausschlafen können, bevor es am dritten Tag schon weiter nach Indonesien geht, wohin wir den australischen Dutyfree-Wodka nur ungern mitnehmen würden. Allein die Vorstellung, dass so eine Flasche im Rucksack platzt, weil die Gepäckleute am Flughafen mal wieder etwas rauer zugange waren, ist ein Alptraum. So gibt es also ein paar Kinofilme auf dem Laptop und Wodkacola dazu. Nach zehn Tagen ohne einen einzigen Tropfen Alkohol haben wir uns das ja auch irgendwie verdient. Abgesehen davon, war es ja nicht unsere Schuld, dass wir soviel australisches Restgeld hatten, das ausgegeben werden musste.

Samstag 5. April 2014
Na gut, mit dem Tag heute ist dann leider nicht so viel anzufangen, was aber weniger am Alkohol liegt, als vielmehr an dem Dauerregen, der vom Morgengrauen bis in die Abenddämmerung anhält. Da hätten wir also ohnehin nichts draußen machen können und drinnen gibt es in Singapur, glaube ich, nicht wirklich viel zu machen, außer eben im Hostelzimmer zu bleiben und sich die Zeit im Internet zu vertreiben. Immerhin zum Nudelsuppeessen geht es dann zwei, drei Mal nach draußen. Hätten wir wirklich nie erwartet, dass Singapur zumindest in den Randbezirken kulinarisch mit einem so super Preis-Leistungs-Verhältnis glänzen kann. Danach geht es dann noch mal in den Supermarkt, Wasser und neue Cola kaufen und eine Dose Litschi, weil frisches Obst zu teuer und auch die Auswahl nicht so spektakulär ist. Und zum Apfelessen müssen wir nun wirklich nicht nach Singapur kommen.
Nach einem an sich ganz leckeren Sojamilchgetränk schnürt sich bei mir dann wegen meiner Allergie mal wieder der Hals zu, aber gut, inzwischen kenne ich es ja und weiß, dass es nichts Ernstes ist. Irgendwann habe ich es dann vielleicht auch mal begriffen, dass ich auf Sojamilchprodukte verzichten sollte.
Der Abend verläuft dann recht ähnlich, wie der gestrige...

Sonntag 6. April 2014
Wenigstens den letzten Tag wollen wir nutzen, Singapur ein wenig zu erkunden und das Wetter ist uns auch gesonnener als gestern. Die MRT-Linie vor unserer Haustür führt auch genau bis ins Stadtzentrum, wo es dann tatsächlich recht sauber ist. Wobei wir ganz ehrlich sagen müssen, so krass, wie es alle immer beschreiben, ist Singapur in Bezug auf die Sauberkeit nun wirklich nicht. Klar, es gibt weniger schwarze Kaugummiflecken auf dem Boden als in Berlin, aber das ist auch ein schlechter Vergleichswert und gerade in den Wohnvierteln liegen auch überall Zigarettenstummel und Plastikmüllreste rum. Wofür der Mensch selbst natürlich nichts kann, was aber auch nicht gerade für ein Sauberkeitsfeeling sorgt, sind die abertausenden Blütenblätter und normale Blätter, die überall auf den Bordsteinen und Straßen liegen. Naja, so ist das eben mit der Natur.
Vielleicht würden die krassen Strafen von 300€ für in der MRT essen und trinken, oder 3.000€ für das Mitnehmen hochentzündlicher Produkte, sowie 300€ für das illegale benutzen einer Steckdose auf dem Bahnsteig (und das sind noch die billigsten Versionen der Strafen!) auch wirklich abschrecken, wenn es ab und zu mal einen Polizisten oder Mitarbeiter des Ordnungsamtes geben würde, der das Ganze kontrolliert. Wir haben aber seit unserer Ankunft noch nicht einen einzigen gesehen und so ist vermutlich sogar in Berlin die Wahrscheinlichkeit höher, 30 mal 10€ fürs Rauchen aufm Bahnsteig blechen zu müssen, als hier einmal 300€.
Von den Strafen abgesehen ist Singapur aber wirklich günstiger als erwartet, zumindest, wenn man sparsam sein will und nicht in einem 5-Sterne Hotel eincheckt. Ich meine, selbst die weiteste MRT-Strecke kostet hier mit 1,5€ kaum mehr als die Hälfe eines BVG-Tickets. Was diese Stadt also teuer macht, können eigentlich nur noch die Mieten sein und die vielen Porsche, BMW und Mercedes, die man sich auch hier gerne als Statussymbol gönnt, um mal so richtig schön mit schnellen 80km/h auf der überfüllten Stadtautobahn langbrettern zu können.
Da heute Sonntag ist, ist hier im Bankenviertel, wo wir die MRT verlassen, entsprechend wenig los. Aber Hochhäusergucken kann man schließlich auch ohne umherwuselnde Angestellte. Wirklich fußgängerfreundlich ist die Gegend zwar nicht, weil das Überqueren der Straßen nur an bestimmten, zum Teil schwer zu erreichenden Stellen möglich ist, aber irgendwann kommen wir schließlich doch noch zum Ufer der Marina Bay, wo aus dem Maul einer Löwenschrimp-Fusion zur Begeisterung der Menschenmassen Wasser ins Meer spritzt. Sensationell.

Von hier aus hat man dann auch einen schönen Blick auf das relativ neue "Marina Bay Sands" Hotel und Casino, das aussieht, als würde ein riesiges Schiff auf drei Hochhaustürmen thronen. Laut Wikipedia handelt es sich dabei mit Bau- inklusive Grundstückskosten von über 4,5 Mrd. € um die teuerste alleinstehende Casinoanlage der Welt. Wie gesagt, optisch ein absoluter Wahnsinn. Mit der Skyline des Bankenviertels hinter uns verhält es sich dann ähnlich wie damals in Manhattan, dass selbst zweihundert Meter hohe Wolkenkratzer sich im Hochhausdschungel einfach verlieren und wir jedes Gefühl für Größe verlieren.
Und obwohl Singapur ziemlich westlich wirkt, sieht man eigentlich kaum mal irgendwelche Nichtasiaten, weder Touristen, noch Ortsansässige. Selbst in Panamacity gab es mehr. Dass wir nun aber so besonders sind, dass zwei Asiatinnen ein Foto mit uns machen wollen, überrascht uns dann schon ein wenig. Und kaum sind die beiden fertig, müssen wir schon mit der nächsten Gruppe vorm Riesenschrimp posieren.

Ich glaube, insgesamt dürfen wir vier- oder fünfmal als Fotomotiv herhalten, bevor wir das Bankenviertel etwas irritiert in Richtung Chinatown verlassen. Dass Chinatown nicht so spektakulär anders ist, liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass ohnehin 75% der Einwohner in Singapur Chinesen sind. An sich ist es aber ganz witzig, wie Werbung, Durchsagen und dergleichen immer auf Englisch sind, während die wenigsten Leute englisch miteinander sprechen. In der MRT sind die Warnhinweise dafür sogar viersprachig auf Englisch, Chinesisch, Malaysisch und Indisch/Tamil.
Einen Großteil der direkten Innenstadt haben wir dann auch schon wieder abgelaufen und so suchen wir uns auf dem Weg nach Norden die nächste MRT-Station, von wo aus es zurück nach Kallang geht. Das Ticketsystem ist hier an sich ganz gut gemacht, weil man das Ticket einfach beim Betreten und Verlassen des Bahnhofes über den Scanner zieht, damit sich das Drehkreuz öffnet. Allerdings ist die Fehlerquote zumindest bei Einfahrten-Scheinen recht hoch. Nachdem ich vorgestern schon zum Schalter musste, trifft es diesmal Marc, der nicht vom Drehkreuz durchgelassen wird. Die Karte wird also von einer Mitarbeiterin neu codiert und schon kann auch er passieren, bevor es als letzte Tageshandlung zu unserem Nudelsuppenstammlokal geht.
An sich hätte es schon noch ein paar Sehenswürdigkeiten gegeben, die wir nun verpasst haben, aber wir haben beschlossen, einfach noch mal herzukommen, wenn wir Indonesien verlassen und so fallen wir mit einem nicht ganz so schlechten Gewissen früh ins Bett, bevor es morgenfrüh wieder weiter geht, nach Jakarta.

Chinatown

Chinatown

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.