Thailand im Herbst '05

Reisezeit: November / Dezember 2005  |  von Simon K.

End of Days :-(

Aaaaaaaargh...Kopfschmerzen

Das erstemal hatte mir Thailands Nationalbier mehr zugesetzt als zu erwarten war. Dabei waren es nicht wirklich viele, nur 3 oder 4 Fläschchen. Hmmm, man wird eben auch nicht jünger, trotz aller Bemühungen um den geschundenen Leib und die gebeutelte Seele.

Egal, Fasching.

Heute standen der Floating Market und China Town auf der von meiner Sekretärin erstellten Liste.
Selbstredend war es wieder megaschwül, sodaß die reichlich vorhandenen Schweißdrüsen bei verlassen des klimatisierten Zimmers sofort auf "Full Power" schalteten. Man konnte es nicht ändern, aber sich daran gewöhnen und musste es schlußendlich akzeptieren. Schwitzen rules!!!

Ok, mit Rucksack, Stadtplan, Kippen und Foto bewaffnet machte ich mich auf den Weg, um oben angesagte Sehenswürdigkeiten in erträglicher Zeit zu erreichen.

Als ich aus dem Hotel ins Licht trat, stolperte ich sogleich über eine Anschlagtafel eines kleinen Restaurants, welches mit unglaublich leckerem und natürlich superbilligem Frühstück warb.

Noch keine 10m waren fußläufig zurückgelegt, da saß ich auch schon wieder zu Tisch.
French Toast, Coffee, Pancake und Orange Juice plus scrambled egss, sollten doch eine mehr als sportliche Vorbereitung für den vor mir liegenden Auftrag sein...

Nach einer weiteren Tasse Kaffee machte ich mich dann auf den Weg, vorbei am Schneider, der mich wie jeden Tag davon überzeugen wollte, dass ich super dringend einen maßgeschneiderten Anzug bräuchte... Brauch ich nicht, aber woher sollte er das auch wissen. Freundlich links liegen lassend, stapfte ich noch schnell in den 7eleven, um ein paar Softdrinks für den Weg einzushoppen.
Da fiel mir ein, das gestriger TukTuk Fahrer ja ganz wild darauf war, mich heute zu sagenhaftsiegreichen-Schröderman-Preisen durch BKK zu führen. Ich hielt 300 Sekunden Ausschau, aber er war nicht auszumachen. Vermutlich weilte er auf einer Betriebsversammlung der "Vereinigung abgebrühter Tuk Tuk Fahrer" und hielt eine stramme Rede über Sinn und Unsinn angestrebter Abgaswerte zweitakt getriebener Gefährte zur Erhaltung des urbanen Gleichgewichts.
Vielleicht hatte er aber auch nur einen potenten Kunden gefunden und mich aus seinem Herzen verbannt.

Man weiß es nicht genau...

Also machte ich mich wie gewohnt zu Fuß auf den Weg durch die Stadt. Kreuz und quer, von West nach Südost und von oben nach unten... Ich war überall, so zumindest kam es mir und meinen Füßen vor.

Extremst ausdauernd

Extremst ausdauernd

Man könnte sich jetzt die Frage stellen, was denn der ambitionierte Hobbyfußgänger da alles so gesehen hätte, schließlich gab und gibt es laut National Geographic Society einiges zu entdecken.

Machen wir es kurz: Viel! nur die Floating Markets nicht

Was mir aber eindrücklich in Erinnerung blieb, war das chinesische Viertel...

Ich bin für gewöhnlich mit meinen 185cm+ hierzulande keine großartige Zirkusnummer, aber im Gewühl der Chinesen kam ich mir in etwa so vor.
Unglaublich viele kleine Chinesen, noch kleiner als die altbekannten Japaner, drängten sich durch die allerengsten Marktgässchen, die die Welt je gesehen hatte. Mir war bisher nicht im geringsten bewusst, wieviele Menschen man auf engstem Raum unterbringen konnte. Und das alles zwischen 312748 verschiedenen Ständen, die so ziemlich alles im Angebot hatten, was im Laufe von 2 Jahrtausenden erfunden und erdacht wurde.
Der letzte verkaufsoffene Samstag vor Weihnachten im KaDeWe muss ein laues Lüftchen dagegen sein... Prima, das ausgerechnet ich da mittendrin steckte. Nicht das sich da nur Massen an Leuten aneinander vorbeiquetschten, nein, es mussten sich natürlich auch noch diverse Rollerfahrer mit 5m langen Teppichrollen ihren Weg durch die Heerscharen von Menschen bahnen... Rücksicht war da eher erst auf Punkt 32F der Knigge Liste zu finden.
Den Menschen die unter Platzangst leiden, empfehle ich eben dieses Gedränge, um mit Ihrem Problem dauerhaft abzuschließen.

Ich wollte nur noch raus!!

Im Gewirr der Gassen und Menschen hatte ich mich inzwischen daran gewöhnt, meinen Geruchssinn ebenfalls als Orientierungshilfe zu nutzen. Ich habe noch nie aktiver gerochen, als in Bangkok. Überall riecht es. Mal gut, mal nich ganz so gut und ab und an auch mal richtig bescheiden.

Irgendwann hatte ich mich rausgekämpft und war fürs Erste sehr froh darüber. "Jetzt ne Lucky und dann sieht die Welt bestimmt schon wieder anders aus", dachte ich mir. So war es auch. Ich bekam wieder Luft und konnte den Himmel sehen, allerdings befand ich mich in einer äußerst zwielichtigen Gasse.

"Irgendwie suboptimal", hätte unser Ex-Kanzler wohl in dieser Situation gesagt.

Wer den Film "Bloodsport" mit Jean Claude van Damme gesehen hat, der könnte sich vielleicht eine Vorstellung davon machen, wo ich mich gerade befand.
Hier werden Menschen erschossen, anschließend auf der Strasse verbrannt und mit dem Auto überrollt. Und nur, weil sie vielleicht anstatt AC Mailand, Inter Mailand Fans sind. Gut, etwas übertrieben aber mir war klar, das ich hier besser nicht übernachten sollte.

Ich berief mich auf meine überlegenen Körpermaße, legte die Sonnenbrille an und spazierte noch aufrechter wie sonst, in Richtung belebte Hauptstrasse. Ein paar windige Gesellen beäugten mich zwar hier und da, ließen mich aber ohne Blutzoll passieren.

Nachdem ich der Schreckensherrschaft der dunklen Gassen Bangkoks entronnen, mir mehr als heiß war und ich auch keinen Nerv mehr hatte, noch weitere Eskapaden mitzumachen, entschloss ich mich, einen soeben von der Betriebsversammlung zurückgekehrten Tuk Tukler damit zu beauftragen, mich in Richtung Heimat zu verschiffen.

Der freute sich riesig, da wir uns nicht gerade in der Nähe meines gewünschten Zielortes befanden. Schnell waren wir uns über den Preis einig, der mir in diesem Moment aber sowas von Wurst war, sodaß mein Kontrahent leichtes Spiel mit mir hatte.

Wieder ging es kreuz und quer durch Bangkok, was auf dem Rücksitz dieses offenen Dreisitzers eine echte körperliche Herausforderung war. Den Abgasen schutzlos ausgeliefert wie ein Kleinkind den Teletubbies, erübrigte sich erneut die Frage, ob ich nicht vielleicht doch endlich mit dem Rauchen aufhören sollte. Ich sollte eher eine ABC-Schutzmaske beim lokalen Armyshop kaufen gehen...das würde Abhilfe schaffen, allerdings auch extrem mädchenhaft und albern aussehen.
Geschwärzt wie der selige Mohr, erreichte ich mehr oder minder wohlbehalten meine Behausung.

Nachdem ich seine Familie nun ausreichend saniert hatte, huschte ich erst einmal aufs Zimmer, um mir eine kleine Erfrischung zu gönnen. Zwar stank ich nicht gerade erbärmlich, fühlte mich aber so.

Da dies ja schon leider der letzte Tag war, war es an der Zeit, die restlichen Kröten noch an den Mann zu bringen.
Ich hatte im Vorfeld 500 Euro in Travellerschecks mitgenommen, in der Hoffnung, sie würden ausreichen.

Anfangs der Reise, so am 5. oder 6. Tag, hatte ich echte Zweifel, ob ich die Kohle überhaupt loswerden würde. Ich brauchte so gut wie nix, alles war extra günstig und ich hatte wirkliche Probleme rein rechnerisch auf 500 Öcken in 3 Wochen zu kommen...

Jetzt konnte ich mit Fug und Recht behaupten, das ich es trotz aller Widrigkeiten glänzend geschafft hatte, die harten Euros unters Volk zu bringen.

Ein paar waren noch über und diese wollte ich in Klamotten investieren, die es in der Khao San zu Hauf im Angebot gab. Ich schlenderte also behände wie Carl Lewis bei Olympia '84 in LA durch die Gassen und besorgte mir ein paar T-Shirts, etwaige Hosen, Mitbringsel für die Lieben zu Hause und noch weiteren SchnickSchnack, den eigentlich kein Mensch braucht... Tütenweise schleppte ich das Zeug aufs Zimmer und wanderte dann nach unten ins Ristorante um die Ecke, um noch etwas zu essen.

Im Diego Shirt meines Vertrauens bestellte ich aber keine italienischen Köstlichkeiten, sondern irgendetwas scharfes aus eigener Herstellung.
"Hmmm, ganz schön scharf dieses scharf" ! " Könnte ich noch etwas Brot dazu haben?!" "Schnell, wenns geht"

Baaah, ich bin einfach nicht der scharfe Typ, was mir diese Erfahrung wieder überdeutlich klarmachte.

In dem Moment traten zwei Österreicherinnen ins Etablissement ein, mit denen ich auf Ko Tao zum Tauchen war. Wir quatschten eine Weile über die gemachten Erfahrungen und stellten alle gemeinsam fest, das so ziemlich jeder Rucksacktouri tätowiert war und rauchte.
So gut wie keiner hatte einen blanken Körper. Und von Lungenkrebs aufgrund überhöhtem Nikotinmissbrauch wusste anscheinend auch keiner was.
Ich war also in allerbester Gesellschaft.

Die Mädels waren insgesamt ebenfalls für 10 Monate unterwegs und standen noch ziemlich am Anfang ihrer Reise. Thailand war Start und Ziel, zwischendrin wollten sie noch Laos, Vietnam, Kambodscha und Malaysia mitnehmen.

Ich mit meinen popeligen 3 Wochen, sah da ganz schön alt aus dagegen. Studenten haben einfach frech viel Zeit, im Gegensatz zu hart schuftenden Bergbauarbeitern wie mir.

Nachdem ich die Mädels verabschiedet hatte war es Zeit, auch meinem steten Begeliter, dem Singha, gebührend Lebewohl zu sagen. Ich bestellte also nochmal Zwei bis Fünf und klickte meine Fotos auf der Digicam durch, um ein letztes Mal richtig sentimental zu werden, das die Tour schon zu Ende war.

War schon schön, alles in Allem.

Erste Station Hua Hin

Erste Station Hua Hin

Blick vom Guesthouse in Hua Hin

Blick vom Guesthouse in Hua Hin

Zweite Station Ko Tao

Zweite Station Ko Tao

Jeden Abend auf Ko Tao

Jeden Abend auf Ko Tao

Tauchbasis Ko Tao mit Tauchhund

Tauchbasis Ko Tao mit Tauchhund

Irgendwie schöner als Augsburg

Irgendwie schöner als Augsburg

Dritte Station Ko Phangan

Dritte Station Ko Phangan

Vierte Station Ko Phi Phi

Vierte Station Ko Phi Phi

Yeah Baby, Phi Phi kicks ass !!

Yeah Baby, Phi Phi kicks ass !!

Fünfte Station Phuket

Fünfte Station Phuket

Start und Ziel Bangkok

Start und Ziel Bangkok

Liegender Buddha Wat Po

Liegender Buddha Wat Po

Downtown Bangkok

Downtown Bangkok

Natürlich hatte ich auf der Reise mit sehr vielen Menschen Kontakt. Den meisten und ereignisreichsten mit meinem Tauchbuddy Ellen aus London.

Sie hatte mich, auch als ich längst schon wieder in Lohn und Brot stand, immer per email auf dem Laufenden gehalten, wie Ihre Reise weiterverlaufen war, schließlich hatte sie noch gut 7 Monate vor sich.

Phi Phi Cruise zum Schnorcheln

Phi Phi Cruise zum Schnorcheln

Rumlungern auf Phi Phi im Restaurant unseres uneingeschränkten Vertrauens. Never Mind !!

Rumlungern auf Phi Phi im Restaurant unseres uneingeschränkten Vertrauens. Never Mind !!

Divemaster Ellen

Divemaster Ellen

So, nachdem ich nun meine Bilder ein paar mal durchgezappt hatte wurde es Zeit, das ich meinen Krempel zusammenpackte, da es am nächsten Morgen früh um 4 Uhr an den Flughafen gehen sollte.
Ich verabschiedete mich vom letzten Schluck Singha mit der Bitte, allen einen schönen Gruß auszurichten und kehrte zurück ins Zimmer mit Bad.

Zum Bersten gefüllt stand der Rucksack bereit und ich musste nur noch aufstehen, anschnallen und ab dafür.

Am nächsten Morgen holte mich wie üblich ein Minivan ab und fuhr mich und noch weitere 3-Wochen Urlauber zurück zum Flughafen, von wo aus mein Flug über Abu Dhabi nach Frankfurt gehen sollte. Schnell war eingecheckt und das Ticket samt Bordkarte im Sack.

Ich schlenderte nun noch ein wenig auf dem Airport rum, gönnte mir ein paar Becher Kaffee und bestieg dann den Flieger.

Natürlich übermannte mich der Schlaf ruckizucki und der erste Abschnitt der Heimreise war schneller vorbei als alle Axel Schulz Boxkämpfe jemals.

In Abu Dhabi mussten wir dann nochmal für ein paar Stunden raus und anschließend ging es weiter nach Francoforte. Gott sei dank hatte ich meinen Kapuzenpulli und die Turnschuhe dabei, ansonsten hätte ich mir bei Ankunft in Frankfurt wahrscheinlich einen deftigen Gefrierbrand zugezogen.

Natürlich war in Deutschland miserabelstes Wetter und als ich so am Zug in Richtung München stand, war klar, was ich als erstes zu Hause machen würde...

Baden und zwar heiß !!

Nach langer Fliegerei, Umsteigerei, übern Flughafen Lauferei, auf die Bahn Warterei und mit dem Taxi Heimkutschiererei kam ich müde aber wohlbehalten zu Hause an und fand es schön, auch wieder daheim zu sein.

So schön Urlaube auch immer sind, irgendwie freue ich mich jedesmal dann auch wieder zuhause anzukommen, in den eigenen Vier Mietwänden, mit dem eigenen sauber gewienerten Bad, dem immer leeren Kühlschrank und den stets nervigen Nachbarn.
Auch das hat was und lässt einem die Ruhe, neue Pläne für den nächsten Urlaub zu schmieden...

Danke für die Aufmerksamkeit und bis die Tage

Simon oder Peng

© Simon K., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3-wöchige Rucksacktour quer durchs Land des Lächelns
Details:
Aufbruch: 09.11.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.12.2005
Reiseziele: Thailand
Der Autor
 
Simon K. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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