on the road......

Reisezeit: September - November 2006  |  von helli l

Vinh long - Mekong, die Schnecke Vietnams

03.11.2006

Um 05:30 torkelte ich schlaftrunken aus dem Bett. Die Nacht in dem etwas schaebigen Zimmer hab ich ziemlich gut ueberstanden. An der Rezeption fragte ich nochmals nach wann der Bus nach Vinh long abfahren wird, doch wiedermal stand mir ein grinsendes Gesicht gegenueber, welches nicht den blassesten Schimmer hatte wovon ich redete. Seit ich im Mekong Delta bin hab ich es mir angewoehnt kleine Zeichnungen anzufertigen, in der Hoffnung dass die Menschen mich dann besser verstehen. Nach langem hin und her hat er mich anscheinend verstanden und ein Auto brachte mich zum Busbahnhof. Dort bekam ich ein Ticket in die Hand gedrueckt auf dem nicht zu ersehen war wohin die Reise geht. Ich hab trotzdem nochmal nachgefragt, die Dame telefonierte und gab mir schliesslich den Hoerer. Meine Illusion eine englische Stimme zu hoeren wurde durch die lautlose Stille am anderen Ende des Apparats zerstoert. Ok, dann halt nicht. Da ich den Namen des Ortes mehr als 20 tausend mal gesagt und aufgeschrieben habe, duerfte ja wohl nichts schiefgehen.

Auch dieser Bus war wieder vollgestopft mit Leben und interessanten Menschen. Wie am Vortag sprangen die fliegenden Haendler auch dieses mal bei jeder Gelegenheit in den Bus und die Palette der angebotenen Waren schien unendlich zu sein. Waehrend wir ein kurzes Stueck mit einer Faehre zurueckgelegt haben, wurde mir klar das der Fahrer mir irgend etwas mitteilen wollte, was? konnte ich leider nicht verstehen. Aus der Menschenmasse ertoente aufeinmal ein "May i can help you" Ein netter Vietnamese, der seit 25 Jahren in Kanada lebt, bot mir seine Hilfe an. Wie sich herausstellte sass ich im Bus nach Ho chi min city und wuerde am Weg dorthin abseits von Vinh long aus dem bus befoerdert werden. Danke fuer die Neuigkeit, so war ich zumindest darauf vorbereitet. Uebrigends hab ich den vollen Fahrtpreis fuer Ho chi min gezahlt, d.h. das nae mal lieber wieder auf eingene Faust, denn aufgrund der Sprachbarrieren kann man in so manche Falle tappen.

Jenseits des Flusses waren die Strassen mit riesigen Schlagloechern versehen und so verwandelte sich der Bus in ein jahrmarktaehnliches Fahrtgeschaeft. Geschuettelt, nicht geruehrt war ich dann fast in Vin long. Die 7 km bis ins Zentrum erforderten wiedermal Verhandlungsgeschick, da die bereitstehenden Honda om's voellig ueberteuert auftraten. Von den anfaenglichen 15 Dollar war ich nicht sehr beeindruckt, schliesslich konnte ich den Preis auf 2 Dollar, gerechtfertigter Preis laut netten Kanadier, druecken.

Die kleinen Stolpersteine die das Mekong Delta bisher fuer mich bereit hielt gestalten meine Reise zusehends aufregender und mein Nervenkostuem ist mittlerweilen so dick wie Elefantenhaut.

Im ersten Moment gefiel mir diese mittelgrosse Stadt eigentlich nicht sehr. Sie schien sich von den anderen Staedten im Mekong nicht wirklich zu unterscheiden. Der Schein truegt meist und man neigt allzu oft dazu etwas Unbekanntes, ohne sich naeher damit zu beschaeftigen, zu verurteilen.

Mein Hotel sollte das Van Tram Guest house sein. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, da meine bisherigen Absteigen im Mekong eigentlich eher schaebig waren, doch irgendwann wird die Suche einfach zu muehsam und man gibt sich mit dem geringsten Uebel zufrieden. Im Verlauf meiner Reise hab ich so manches Rattenloch zu Gesicht bekommen und oftmals bin ich wirklich ueber meinen Schatten gesprungen. Unglaublich wie sehr man seine Ansprueche herunter schrauben kann, wobei wir Europaer natuerlich in einen ungeschaetzten Luxus leben.

Diesmal hat ich wirklich Glueck, denn dieses Hotel bot mir ein Zimmer, welches das bisher schoenste ueberhaupt war. Ein passabler Preis und die guenstige Lage waren dann nur noch die Draufgabe.

toller Ausblick auf den Fluss

toller Ausblick auf den Fluss

Einige Zeit spaeter befand ich mich mit einem geliehenen Fahrrad bereits auf der Faehre auf die benachbarte Insel An Binh. Die Faehre war bis auf den letzten Quatratmillimeter ausgefuellt und ich fand mich in einem Gewirr von Menschen, Fahr- und Motorraedern wieder. Von Touristen keine Spur.

Gleich beim Verlassen der Fahere stolpert man ueber die alte Tien Chau Pagode, die einen wunderschoenen und botanisch vielseitigen Garten beherrbergt. Die freundlichen Bewohner der Pagode haben stets ein Laecheln im Gesicht und helfen gerne die aggressiven Hunde zu verscheuchen, die einem hinter jeder Ecke auflauern koennen. Die Tee schluerfenden Moenche hab ich leider nicht finden koennen und das Innere der Pagode war gerade von Bauarbeiten verschandelt.

Die Vertreterin der Mekong Travel agency (Fahrradverleih), die uebrigends eine sehr interessante Lebensgeschichte hat, gab mir noch eine kleine Karte, damit ich nicht verloren gehen kann. Die zielstrebige Frau war das einzige Maedchen von insgesamt 10 Kindern und ihre arme laendliche Herkunft machte eine gute Schulbildung eigentlich unmoeglich. Doch mit jeder Menge harter Arbeit und Engagement kann man sehr viel erreichen, respect eine wahre Powerfrau.

Ich radelte einfach drauf los und schon nach einigen Metern konnte ich die einzigartige Schoenheit des Mekong Deltas, live und in Farbe geniessen. Ueppiges Gruen und ein vielverzweigtes Netz aus grossen und kleinen Fluessen, Nebenarmen, sowie feinsten Kanaelen durchziehen die vielseitige und unendlich wirkende Landschaft. Prachtvolle Obstgaerten und Plantagen verschiedenster Art schmiegen sich an den fruchtbaren Boden dieses zauberhaften Ortes.

Gelaende der Tien Chau Pagode

Gelaende der Tien Chau Pagode

Von der Hauptstrasse fuehrten immer wieder kleinste Wege zu den vielen Siedlungen und die Moeglichkeiten schienen unendlich zu sein. Immer wieder stiess ich auf neue Entdeckungen und so versprach der Tag ein Erlebnis der besonderen Art zu werden. Zu bestaunen gab es auch die ein oder andere verrueckte brueckenaehnliche Konstruktion, aufgrund der vielen Wasserwege unverzichtbar, bei dessen Anblick man an der Benuetzbarkeit durchaus zu zweifeln beginnt.

almighty Mekong

almighty Mekong

ohne Worte

ohne Worte

Die einfachen Lebensbedingungen, meistens sind die mit Palmenblaettern gespickten Huetten sehr beengt, ist ueberaus beeindruckend. Alles hier ist einen Tick langsamer, als in unserer hektischen und kurzlebigen europaeischen Welt, und auch die Menschen strahlen ein hohes Mass an Ruhe und Gelassenheit aus. Mittlerweilen bin ich voellig dem besonderen Charme von Vietnam erlegen und lass mich immer wieder gerne von diesem farbenfrohen und vielfaeltigen Strudel mitreissen.

mein Weg durch An Binh

mein Weg durch An Binh

Das Mekong Delta ist die Heimat der wahrscheinlichst freundlichsten Menschen, die mir bisher begegnet sind. Laechelnde Gesichter, Begruessungsrufe aus allen Himmelsrichtungen und ueberschwengliches Haendeschuetteln bilden ein Meer der Freundlichkeit, das ich bisher nicht immer erleben durfte.

Es kann einem durchaus passieren, das ein Mopedfahrer einige Zeit neben einem her faehrt, einfach nur um ein bisschen zu plaudern oder man wird zu einer Partie Snooker in eine Bambushuette herangewinkt.

Das ganze Strampeln macht bei der sengenden Hitze recht durstig und so ist es auf alle Faelle zu empfehlen bei einen der vielen Gasthuetten eine Pause einzulegen. Ein kuehles Getraenk oder einfach nur ein bisschen in einer Haengematte, gibt es wie Sand am Meer, doesen ist einfach wunderbar. Bei einer derartigen Verschnaufpause sass ich dann prompt mit der Wirtsfamilie an einem Tisch. Unvermittelt wurden mir saemtliche Fruechte der Region zum Probieren angeboten, fuer die die netten Gastgeber jedoch kein Geld entgegennehmen wollten. Aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten hab ich mir seit einiger Zeit einen kleinen Worschatz, aus dem Reisefuehrer, angeeignet. Doch wie viele male zuvor war mein miserables Vietnamesisch fuer niemanden verstaendlich. Zu meiner Verteidigung ist zu sagen, dass diese Sprache nicht schwieriger sein koennte. Die Aussprache ist das eine und die Mehrfachbedeutung vieler Woerter, unterschiedlich je nach Betonung, das Andere. So kann das Wort ba, je nach Hoehe oder Tiefe, entweder alte Frau oder giftiges Essen bedeuten. Missverstaendnisse und Fettnaepfen sind da natuerlich vorprogrammiert. Obwohl wir eigentlich nicht wirklich miteinander kommunizieren konnten bin ich trotzdem eine ganze Weile dort geblieben um mich der langsamen hiesigen Lebensart hinzugeben.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich ist es soweit...ich kann die Ketten des Alltags sprengen und mich auf eine wundersame Reise begeben. Meine Ziele stehen fest, doch bin ich mir sicher dass sich der eine oder andere spontane Abstecher ergeben wird. Abseits der Touristenpfade, wenn moeglich, mache ich mich auf um mehr als nur an der Oberflaeche zu kratzen. Ich will tiefer gehen und Land und Leute und die Lebensart entdecken und erleben. Ein wager Plan: Osterreich-Thailand-Vietnam-Oesterreich-Indien
Details:
Aufbruch: 30.09.2006
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 30.11.2006
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Kambodscha
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.