Buddha kichert leise

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von Norbert Wallner

Hong und Hat

Wir erleben Hanoi und Umgebung

Schweigend rollen wir Richtung Hanoi. Wir sind noch überwältigt von den Erlebnissen und uns ist nicht nach Reden. Elfi kann sowieso nicht, hat endgültig ihre Stimme verloren.
Plötzlich hält unser Fahrer. Was ist los? Er steigt aus und geht nach hinten. Kommt mit Halszuckerln für Elfi zurück. Haben dem Mann unrecht getan. Ja, er ist muffelig, griesgrämig, liegt aber offensichtlich wirklich an seinem Magenleiden. Die Leute in Vietnam dürften erstaunlich oft Magenleiden zu haben, so gesund scheint die asiatische Nahrung auch wieder nicht zu sein.
Die Straße ist besser als alle, die wir bisher hatten, unser Fahrer scheint endlich die richtigen Routen zu kennen, hält sich nicht immer an die vorgegebenen Wegweiser und ist zwei Stunden schneller in Hanoi als vorhergesagt.
The Ritz Hotel ist nicht leicht zu finden, aber nach der dritten Runde um den Hoan Kiem See sind wir doch da.

Wir schon, aber nicht unsere Zimmer. Dreimal hatte ich mir unsere Reservierung bestätigen lassen, als hätte ich es geahnt. Wir hätten nicht gesagt, wann wir kommen und deswegen hätte er die Zimmer vergeben. In schlimmer Vorausahnung hatte ich sogar noch Son aus Tram Tau anrufen lassen. Dem hatte er bereits gesagt: keine Reservierung. Ich zeigte dem Mann an der Rezeption die Bestätigung mit Uhrzeit, und verwies darauf, dass ich ja extra anrufen hab lassen, dass wir etwas später kämen. Tut mir Leid, guter Mann, wenn Du dein Gesicht verlieren musst, aber selber Schuld, musst Dir eben abgewöhnen, Gästen die Schuld zuzuschieben. Er hat zwei Hotels in der Gegend als Ersatz zur Auswahl, gleicher Standard, gleicher Preis, und er zahlt das Taxi. Wir wählen das Blue Sky. Das Taxi würde uns dann in der Früh abholen, Frühstück dann bei ihm. Na also. Ich hör auf zu motzen. Das andere Hotel ist sogar teurer, aber für uns ist der Preis zwanzig wie im Ritz, sie lassen sogar noch zwei Dollar nach, weil wir über Internet gebucht haben. Ja wenn sie meinen...
Ich schreibe noch schnell Hong ein SMS, dass wir uns nun morgen um neun doch im Ritz treffen. Hoffentlich klappt das. Sie schreibt zurück, dass sie Heimweh hat, ist erst gestern wieder von zu Hause nach Hanoi gekommen. Und mir fehlt Kers Fröhlichkeit. Wie man sich an so etwas gewöhnen kann!

19. Februar 2008: Hanoi

Verhexter Tag. Das Taxi zurück zum Ritz hatte uns pünktlich um acht Uhr morgens abgeholt, Frühstück, bereits um 08:20 Uhr das erste Zimmer frei. Fünfter Stock ohne Lift. Elfi und Renate richteten sich zurecht, während ich wieder hinunter ging, um auf Hong zu warten. Nichts, keine Hong um neun, keine Hong um viertelzehn. Offenbar fand sie das Hotel nicht, obwohl ich ihr nochmals per SMS versucht habe, zu erklären, wie sie das Hotel finden könnte, aber diesen Hinterhof zu finden schaffen nicht einmal die meisten Taxifahrer. Gerade als ich mich um 09:30 Uhr an den PC setze, um die Zeit mit E-Mails zu nutzen, sehe ich Hong draußen vorbei huschen. Ich sprinte hinaus und erwische sie gerade noch. Sie hatte mir mehrere SMS geschickt, die ich aber erst zu Mittag empfangen würde, und wollte gerade wieder zurück fahren. Irgendwas hat sie, ich merke es sofort. Es kann nicht das Nichtfinden des Hotels sein, es ist etwas anderes. Ich will klären, wann wir zur Parfum-Pagode fahren, sie hat zugesagt, mit uns mit zu kommen, und eigentlich wäre nur mehr der Tag zu klären. Morgen. Eine Freundin möchte auch gerne zur Parfum-Pagode mitkommen. Schön, gerne. Sie weiß aber noch nicht, ob sie Zeit haben wird. Nach einigem Hin und Her meint Hong, ok, sie fährt auf jeden Fall mit. Ich stehe auf und will die Tour an der Rezeption buchen, als Elfi und Renate gerade kommen. Nach dem Begrüßen und Bekanntmachen meint Hong, nein, tut ihr Leid, etwas Unvorhergesehenes ist dazwischen gekommen, sie kann leider doch morgen nicht mitkommen. Schade, buche also für uns drei. VIP-Tour, Unterschied: Seilbahn dabei und Better Meal. Aber weil ein buddhistischer Feiertag ist, kostet es noch einen Dollar mehr als am Plakat. Dieser Dollar ist mir auch egal, ok.

Hong hat nur bis elf Uhr Zeit, geht sich also gerade aus, dass wir gemeinsam ein Mal um den Hoan Kiem See marschieren und die Don Ngoc Son Pagode anschauen können.

Hong erzählt uns noch einmal die Geschichte der Riesenschildkröte, die in der Pagode präpariert zu sehen ist. Und die Sage mit dem Schwert.

Und jetzt müssen wir uns wieder trennen. Sehr viel kamen wir nicht zum Reden, hätte so viel zu besprechen gehabt mit ihr. Samstag werden wir Zeit haben, um neun Uhr wird sie uns wieder abholen. Good-bye, see you on Saturday.
Wir kaufen die Karten fürs Wasserpuppentheater heute Abend und machen uns auf die Besichtigungstour, die ich schon geplant habe.

Die Ba Da Pagode finden wir nicht sofort, die Kathedrale ist schon geschlossen, also weiter zur Ly Quoc Su-Pagode und vorbei am Viet-Duc-Hospital.

Neben dem Literaturtempel stolpern wir über eine unbekannte Pagode. Interessiert mich.

Da dürften nicht viele Touristen vorbei kommen. Die Wächterin dreht uns überall das Licht auf. Als ich etwas Geld in die Spendenbox werfe, boxt sie mich in den Arm und weist uns weiter in den nächsten Raum, wo sie uns auch das Licht aufdreht, und ja, wirklich schön!

Gönnerhaft lächelt uns die Frau zu. Ich verneige mich höflich.

Literaturtempel als älteste Universität in Indochina, Einsäulenpagode, Quan Thanh-Tempel mit großem Bronzebuddha, Westsee mit der Tran Quoc-Pagode, die als älteste von Hanoi gilt... wir klappern heute alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten der vietnamesischen Hauptstadt ab.

Ich bestehe darauf, in das Restaurant zu gehen, gegen das schon voriges Jahr Dung protestiert hat, weil er gemeint hat, es wäre so touristisch. Ich habe aber nichts dagegen, wenn mich fünf Bedienstete umschwirren, manchmal brauche ich so etwas. Es ist dann eigentlich auch kaum teurer als andere Lokale. Zurück dann mit einem Minitaxi, aber wir sind ja schmal und mager geworden.
Ein bisschen zeit zum Relaxen haben wir im Ritz, bevor die Vorstellung im Wasserpuppentheater beginnt. Ich freue mich schon darauf, wollte es unbedingt wieder sehen, nachdem es mir letztes Jahr so gut gefallen hat. Das Ritz ist sehr sauber und nett eingerichtet, schöner Ort zum Erholen. Nach der Vorstellung werden wir Hat treffen. Sie will als Au Pair nach Österreich kommen, Trang hat uns vermittelt. Hat hätte gerne in Österreich oder Deutschland weiter studiert, aber ihr Vater ist letztes Jahr gestorben und somit muss sie arbeiten. Sie hat mir schon sehr viel in E-Mails von ihrem Leben erzählt, und die letzten Tage haben wir einige Male telefoniert. Sie spricht sehr gut deutsch. Bin schon sehr neugierig auf sie und freue mich darauf.
Aber zuerst Wasserpuppentheater.
Unser Hotel liegt optimal am Hoan Kiem See, das heißt, nur wenige Minuten oben herum und wir sind beim Wasserpuppentheater. Wir sitzen in einer der vordersten Reihen, heuer ist die Temperatur angenehm. Letztes Jahr sind wir ja fast verschwitzt da drinnen. Es ist exakt dasselbe Programm, aber umso mehr kann ich es genießen, weil ich jetzt auf jedes Detail achten kann. Ich bereite Elfi darauf vor, dass ich beim nächsten Mal Vietnam das Wasserpuppentheater in Saigon sehen möchte.
Renate hat keine Lust, Hat zu treffen und geht nach dem Theater zurück ins Hotel, um sich zu erholen. Nach kurzem Warten kommt ein Mädchen mit breitem Lachen auf einer Honda angebraust. Das kann nur Hat sein, unser kleiner Wirbelwind. Sofort ergreift sie die Initiative, die geborene Managerin.

Kein Wunder, dass sie als Reiseleiterin gearbeitet hat. Vier Jahre hat sie Deutsch studiert, und sie spricht wirklich gut. Genau so. Ihr Englisch ist besser, meint sie, das muss also perfekt sein. Reiseleiterin konnte sie nicht weiter sein, Frauen haben es einfach zu schwer in Vietnam. Ja, ich kann mir vorstellen, wie die verarscht werden, mir ist es völlig klar, dass auch Vietnamesen es nicht leichter haben in ihrem Land als unsereins dort. Sie arbeitet jetzt halt im Büro der Agentur, aber sie ist dort nicht glücklich. Deswegen eben jetzt die Absicht, nach Österreich oder Deutschland zu kommen. Hat hat recht konkrete Vorstellungen. Jetzt ein bis zwei Jahre Ausland, dann zurück nach Vietnam, guter Job und mit neunundzwanzig heiraten. Warum mit neunundzwanzig? Das ist so Tradition und wird von einer Frau erwartet. Frauen, die nicht heiraten und Kinder kriegen, werden in der Gesellschaft nicht geachtet. Aber mit der Hochzeit ist das Leben vorbei, deswegen muss man vorher noch alles ausnutzen, schauen, dass man möglichst viel vom Leben mitbekommt. Genau so! Es ist überhaupt keine Frage, dass sie mit neunundzwanzig einen Mann findet. Ihre Mutter meint, es ist besser, wenn Hat in Hanoi bleibt, weil da die besseren Männer sind. Besser ist in Vietnam, wer mehr Geld verdient. Ja, im Prinzip hat sie ja Recht, wenn schon denn schon! Es gibt unter den Armen genau so viele ungute Leute wie unter den reichen, und liebe Menschen sind auch unter Wohlhabenden nicht seltener. Da wird sie wohl nicht so falsch liegen.
Hat beantwortet uns noch viele unserer Fragen. Wann Hunde gegessen werden und wann Katzen. Hunde bei zunehmendem Mond, Katzen bei abnehmendem. Oder war's umgekehrt?
Pagoden sind mit Buddha, Tempel ohne, dafür mit berühmten Persönlichkeiten, Geistern usw.
Geopfert werden Obst, Kekse, Süßigkeiten, echtes Geld, falsches Geld. Sehr beliebt ist es, mit einem Bündel Geld um Reichtum zu beten. Vielleicht sollte ich das auch versuchen, sei es nütze. Nein, Hat glaubt nicht daran. Man kann auch Papierfiguren opfern, Papierpferde, echte Zigaretten. Glauben kann man in Vietnam offensichtlich sehr weit fassen.
Viel zu rasch vergehen die eineinhalb Stunden im Café, das wir für unsere Unterhaltung gefunden haben.

Hat gehört zu den Menschen, bei denen nie der Gesprächsstoff ausgeht. Genau so.

20. Februar 2008: Parfum-Pagode

Pünktlich um halb neun hetzt eine junge Frau ins Ritz. Ob wir zu Parfum-Pagode wollen. Ja, wollen wir. Im Laufschritt zu einem Taxi. Spannend, mit dem Taxi zur Parfumpagode? Nein, wir steigen in einen Kleinbus um. Stopp in einer Touristenfalle. Wir kennen schon alles, aber Elfi findet immer etwas.
Als wir im Hafen ankommen, wo die Boote zur Parfum-Pagode abfahren, will der Reiseleiter von jedem einen US-Dollar Zufahrtsgebühr kassieren. Das war also der Dollar, den wir mehr gezahlt haben beim Buchen. Wir weigern uns, gemeinsam mit einem Deutschen und einem Amerikaner. Die Vietnamesen im Bus zahlen, wir steigen aus und gehen zu Fuß. Der Reiseleiter schäumt. Wir bleiben gelassen und marschieren mit Pokerface.

Im Hafen liegen hunderte Ruderboote aus Eisen, absolut genormt, alle rotbraun gestrichen. Unglaublich, wer so was verbrochen hat. Die meisten Boote, die wir fahren sehen, sind heillos überfüllt, teilweise mit mehr als dreißig Leuten, die Boote liegen meist bis zum obersten Rand im Wasser, vielleicht zwei, drei Zentimeter bis zum Kentern.

Unser Kleinbus wird sogar auf zwei Boote aufgeteilt, wir sitzen also gemütlich und sicher. Nach kurzem Stück machen wir halt, es gibt die erste Pagode zu besichtigen. Bereits hier sehr viele Pilger, die Pagode ist mit Spenden überfüllt, es überwiegen vor allem die falschen Geldscheine.

Vor der Pagode will ich mir ein Bier genehmigen, die Händlerin verlangt einen unverschämten Preis für die Dose. Ich biete die Hälfte, sie besteht auf ihrem Preis. Ich lache und sage ihr auf Deutsch, sie kann sich ihr Bier behalten und wende mich zum Gehen. Sie akzeptiert meinen Preis. OK, geht ja, die anderen Straßenhändler hauen sich ab vor Lachen, meine Bierverkäuferin schaut sauer, kann sich aber später auch nicht ein Lächeln verbeißen. Ich lass mir das Bier schmecken und wir können weiterfahren. Wunderschöne Fahrt, umgeben von hunderten Booten, teilweise mit singenden Pilgern.

Nach gut einer halben Stunde beschaulicher Bootsfahrt laufen wir im Zielhafen ein. Eine unglaubliche Anzahl von Pilger- und Essenstandeln erwartet uns.

Vor allem die geschlachteten Tiere, die hier zum Verkauf hängen, finden unser Interesse. Einiges Unbekannte ist darunter, vielfach erkennen wir aber auch unsere geliebten Haustiere. Es gibt einige wirklich sehenswerte Pagoden zu besichtigen, trotz der tausenden Pilger ein sinnliches Erlebnis.

Ein Stück weiter oben führt eine Gondelbahn weiter. Wir sind verblüfft, eine moderne Doppelmayer-Seilbahn anzutreffen. Es fahren kaum Leute damit, die Pilger müssen den mehrere Kilometer langen Weg auf den Berg hinauf zu Fuß gehen. Uns verzeiht Buddha und streicht uns nur einen halben Gutpunkt von unserem guten Karma.

Von der Bergstation führt eine lange Treppe zum eigentlichen Heiligtum hinab.

Die Parfumpagode ist das Mariazell von Vietnam. Jeder Vietnamese sollte hierher pilgern - und heute sind alle versammelt. Achtzig Millionen Menschen opfern heute jede Menge Müll, der in riesigen Blechtonnen wieder nach oben getragen wird. Na ja, vielleicht sind es nicht alle achtzig Millionen, aber trotzdem sehr viele. Und dann sehen wir den Eingang mit einem überdimensionalen Tropfstein.

Wirklich eine beeindruckende Szenerie. In der Grotte stehen Pilger und strecken die Hände aus, um einen Glückstropfen zu erheischen.

Die Spiritualität ist körperlich fühlbar.
Weniger dann später bei der Massenausspeisung in dem Restaurant am Fuße des Berges.

Trotzdem schmeckt es gut, Better Meal, Ihr wisst! Am besten mundet ein dunkles Fleisch, zartfasrig, etwas süßlich. Ich greife kräftig zu bis Renate mich und meine Kamera mit Bier segnet. Buddha unser, der du bist im Nirwana, geheiligt werde Dein Name, Reichtum komme, unser täglich Hundefleisch gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Vietnamesen. Amen. Recht geschieht mir, nur was kann meine Lumix dafür?
Die Bootsfahrt zurück ist beschaulich.

Als wir in den Bus einsteigen wollen, meint unser Reiseleiter, fürs Hinausfahren aus dem Hafen müssen wir 10.000 Dong zahlen. Wohl nach dem Motto, man wird wohl noch mal probieren dürfen. Wir würdigen ihn keines Blickes, drehen uns wortlos um und marschieren los. Nach kaum fünfzig Metern hält der Bus neben uns, der Reiseleiter öffnet die Tür und sagt okay. Als wir einsteigen, sagen die vietnamesischen Pilgerinnen super und applaudieren. Ich murmle auf Deutsch, gegen uns gewinnen die Vietnamesen ihren Krieg nicht, wir sind keine Amerikaner. Etwas betreten bin ich, als sich in Hanoi eine der Vietnamesinnen mit einem akzentfreiem "Auf Wiedersehen" verabschiedet.

21. Februar 2008: Halong-Bucht

Norbert, Elfi, Renate. Wahrscheinlich suchen sie unsere Visaformulare. Seit mehr als einer halben Stunde schon könnten wir auf unserer Dschunke sein, aber wir sitzen hier im Hafen und warten und warten. Lieber keine Witze machen, so schlecht kann ein Witz gar nicht sein, dass er hier nicht Realität werden könnte. Elfi heißt mich sicherheitshalber still. Wir sitzen in der Sonne, und so etwas hatten wir schon seit einer Woche frieren nicht mehr. Also geht es uns eh gut.
In der Früh sind wir pünktlich abgeholt worden, der Bus allerdings war eine Zumutung. Bei der Tür zog es kalt herein und es waren zusätzlich vier Sitze an individualreisende Vietnamesen verkauft worden. Das bedeutete also für einige Notsitze, ein Chinese oder Japaner beschwerte sich lautstark, was ihm aber auch nichts nutzte. Unterwegs übliche Touristenfalle mit Unmengen kitschiger Keramik. Aber der Kaffee war okay.
Endlich bekommen wir unsere Reisepässe zurück und wir dürfen auf die Dschunke.

Blitzsauberes Schiff, sehr geräumig, Riesenrestaurant mit ebenso großem Sonnendeck darüber, wo sich für jeden ein Liegestuhl findet. Die Zweibettkabinen sind sehr sauber, mit Klimaanlage, und es gibt Dusche/WC. Richtiger Luxus.
Auf Deck genießen wir im warmen Sonnenschein den Anblick der tausenden Kalksteininseln um uns, dazwischen hervorragendes Essen mit frischen Seefrüchten.

Bei einer Insel mit traumhaftem Sandstrand machen wir halt, aber zum Schwimmen ist es doch ein wenig zu frisch.

Zwei Unerschrockene lassen sich trotzdem nicht abhalten. Ich erklimme lieber den Berg, um von oben die faszinierende Inselwelt zu überblicken.

Den nächsten Stopp haben wir bei der Sung Sot-Grotte, einer Tropfsteinhöhle von überwältigender Schönheit.

Riesige Hallen mit grandiosen Tropfsteinformationen, ein echtes Weltwunder.

Die Franzosen benutzten diese Grotte als Versteck und Lager. Nach Abzug der Franzosen wurde die Grotte von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt.

Kaum zurück auf unserer Dschunke fragt uns der Reiseleiter, ob wir unsere Sachen schon fertig hätten zum Kajakfahren. Elfi und Renate sind verblüfft, wieder einmal der Beweis, dass sie mein Reiseprogramm nicht genau gelesen haben. Von unserer Dschunke sind wir die Einzigen, die sich trauen, die anderen machen lieber Publikum. Eine Stunde Zeit, das ist leider nicht viel, aber die Sonne schickt sich schon an, sich für heute zu verabschieden.

Zurück auf der Dschunke schmelzen wir mit der untergehenden Sonne dahin, bevor unser Schiff gemeinsam mit zirka dreißig anderen in derselben Bucht über Nacht vor Anker geht. Der Abend endet sehr früh, weil um zehn Uhr der Strom ausgeht und sich die Besatzung im Restaurant zum Schlafen legt.

23. Februar 2008: Hanoi

Ich schaue dem gemächlichen Treiben vor der Kathedrale zu. Hier ist das Leben ein wenig verlangsamt, einige junge Leute sitzen auf der Treppe und unterhalten sich, andere stehen in kleinen Gruppen herum und albern wie überall auf der Welt. Wären ich nicht im Zentrum einer asiatischen Millionenstadt würde ich fast sagen Vorstadtidylle. Ein wenig habe ich mich herausgewagt, den größten Teil des Vormittags sicherheitshalber im Zimmer des Indochina Hotels verbracht.

So gesehen ein Glück, dass Hong krank ist. Sie war in der Früh schon im Bus hier her, schrieb mir aber dann ein SMS, dass es ihr wieder schlecht wurde und sie umdrehen musste. War gestern schon krank, aber dachte, heute würde es vielleicht gehen. Tja, so wurden aus geplanten drei Tagen Zusammensein gerade mal eineinhalb Stunden. Verhext.
Gestern jedoch hatten wir noch einen wunderbaren Tag. Hatte den Wecker auf sechs Uhr morgens gestellt, trotzdem war jedoch kein Sonnenaufgang zu sehen, die Berge in der Bucht waren einfach zu hoch.

Egal, wir verbrachten wieder einen Sonnentag an Deck und genossen die Belohnung für gut drei Wochen Strapazen, die hinter uns lagen.

Zum Abschluss wurden wir noch zu einem wunderbar gelegenen Restaurant mit recht anständigem Essen gebracht. Bei dem Blick über die Halong-Bucht war das Essen jedoch sekundär.

Zurück in Hanoi mussten wir das Hotel wechseln, weil im Ritz in dieser Nacht nichts frei war. Also ins fünf Minuten entfernte Indochina, ein Dreisternhotel, das normal zwischen 25 und 65 Dollar kostet, aber wir bekamen den Ritzpreis von 20. Am Abend hatten wir noch Lust auf einen ausgiebigen Spaziergang. Konnten eine Begräbnisfeier beobachten, mit chinesischer Livemusik. Von diesen Begräbnissen hatten wir schon gehört.

Eine Gasse weiter wurden mitten auf der Straße Papierkleider in einer feierlichen Zeremonie verbrannt.

Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Renate musste aufs Klo, also hielten wir nach einem Lokal Ausschau. Nur welche Suppenküche auf der Straße hat schon ein Klo? Im letztbesten Lokal kehrten wir schließlich ein, und da wir ohnehin Hunger hatten, aßen wir auch gleich etwas. Die Preise hätten uns zu denken geben sollen. Das offene Bier kostete sensationelle 900 Dong, also 4 Eurocent. Das Essen schmeckte auch gut, aber um diesen Preis darf man halt keine europäische Hygiene erwarten, was ich jetzt wie schon die ganze Nacht büße. Deswegen habe ich heute Morgen Elfi und Renate allein zum Ethnologischen Museum geschickt. Ich kenne es eh vom Vorjahr.

Den Abend beschlossen wir nach einem Bummel über den Abendmarkt dann noch in Minh's Jazzclub. Gewohnt gut.

Und jetzt warte ich auf meine zwei Frauen, die das Ethnologische Museum offensichtlich sehr genau besichtigen.

Hong konnte mir nicht die Blumen zeigen. Auch nicht ihre Lieblingsplätze.
Endlich kommen Elfi und Renate und wir spazieren zum nahen Hoan Kiem-See, um im Café die Lage zu besprechen. Wir teilen unsere Dong auf, scheinen sich bis zur Abreise exakt auszugehen.

Das Hoa Lo-Gefängnis erreichen wir zu Fuß und versuchen uns, in die Lage der Gefangenen zu versetzen, was trotz der Puppen schwer möglich ist. Das Hoa Lo-Gefängnis war das Zentralgefängnis von Hanoi, wo die Franzosen ihre politischen Gefangenen unter extremen Qualen eingesperrt und zum Teil auch unter die Guillotine geschickt haben.

Im Gegensatz dazu die Fotos, wie super gut es die amerikanischen Gefangenen bei den Nordvietnamesen hatten. Tja.
Laut Hat ist in der Zitadelle heute ein Festival, also marschieren wir dorthin, finden nichts Derartiges und kehren stattdessen ins dortige Café ein.

Zeit, wieder zum Abendmarkt zu schauen, dort gibt es angeblich auch Musik. Wir finden alles dort außer Musik. Die Gehörlosen freuen sich über das Geschäft mit uns, hat sich also doch ausgezahlt.

Auf dem Weg zurück in die Altstadt stolpern wir über eine riesige katholische Kirche, die in keinem Stadtplan vermerkt ist. Wenigstens Kirchenmusik.
Und Hat treffen wir auch nicht mehr, scheint wohl länger zu arbeiten. Keine Hong, keine Hat. Packen für morgen. Einmal noch Geschenke verstauen. Wir vergewissern uns im Indochina Hotel nochmals wegen des Taxis zum Flughafen morgen Früh und Gute Nacht.

© Norbert Wallner, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Paten- und Erlebnisreise, die knapp 4 Wochen durch Vietnam und Laos geführt hat, teils abseits der Touristenströme. Im Zentrum des Interesses stand der Kontakt zu den Menschen und Völkern dieser Region.
Details:
Aufbruch: 31.01.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 26.02.2008
Reiseziele: Vietnam
Laos
Der Autor
 
Norbert Wallner berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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