Asien von Indien bis Indonesien

Reisezeit: Januar - Mai 2009  |  von Alfred Helmlinger

Vietnam: Hue

27.03.2009

Nach einer gut 13-stuendigen Fahrt mit dem Nachtzug von Hanoi nach Hue kamen wir wohlbehalten, aber nicht ganz ausgeschlafen am Zielort an. Auf der Fahrt hatten wir einen vietnamesischen Reisefuehrer mit im Abteil, der mit einer 32-koepfigen franzoesischen Reisegruppe unterwegs war (ich habe ihn fuer mich mal der Einfachheit halber Alois getauft)

"Aloisius"

"Aloisius"

Reisanbau, soweit das Auge reicht

Reisanbau, soweit das Auge reicht

Familiengraeber direkt an der Strecke

Familiengraeber direkt an der Strecke

Aloisius hatte unsere Nachtruhe etwas durch seine Schnarcherei durchbrochen, so dass die Zugfahrt nicht das hundertprozentige Vergnuegen war. Zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, das Aloisius krankheitshalber etwas schwaechelte. In Hue angekommen, begaben wir uns natuerlich direkt zum Cafe On Thu Wheels, dass mein Asienvorreiter Ralf W. mir waermstens ans Herz gelegt hatte. Dort gab es ein richtig gutes Fruehstueck, nachdem es im Zug nur ein warmes Sueppchen im Angebot hatte.

Zu unserem Glueck haben wir direkt gegenueber noch ein gutes Hotel gefunden, dass erst ein gutes Jahr alt ist. Das Ganze zu einem vernuenftigen Preis und sogar ein Internet-PC im Zimmer ist inclusive. Ist aber ein alter Kasten mit total langsamen Leitungen...aber besser wie nix.

Zum "Cafe On Thu Wheels" sollte ich vielleicht auch noch ein paar Worte verlieren. Das Cafe wird von Thu, einer geschaeftstuechtigen und netten Vietnamesin (und Mama von zwei netten Jungs) und ihrem Maenne Minh in einer kleinen Nebenstasse betrieben und bietet auch individuelle Touren fuer interessierte Touristen an. Diese koennen nach Wunsch zusammengestellt werden und werden dann auf "Thu (two) Wheels" durchgefuehrt. Soll heissen, einer/mehrere der 10 Brueder von Thu faehrt/fahren mit einem oder mehreren kleineren Moped(s) und der Touri sitzt hinten drauf. So hat man die Moeglichkeit, auch mal Dinge zu sehen, die einem normalen Pauschi im Touri-Bus vielleicht verborgen bleiben. Die Reise kann auch jederzeit und nach Belieben ohne Ruecksicht auf Andere geaendert oder unterbrochen werden. Und das Ganze zu verneunftigen Preisen. Kann ich nur waermstens weiter empfehlen.

Cafe On Thu Wheels

Cafe On Thu Wheels

Thu' s Grandma mit der Fluppe

Thu' s Grandma mit der Fluppe

Nach einer ausgiebigen Dusche wurde der Mittag mit einem Stadtbummel und allgemeinem Relaxen verbracht.

28.03.2009

Wieder mal hiess es frueh aufstehen, um auf grosse Tour zu gehen. Zunaechst wurde Helmi und Konsorten mal ordentlich behelmt, damit nix passiert. Und schon konnten die Thu Wheels flitzen.

Als erstes ging die Flitzerei an die sogenannte "Japanese Bridge", die in einem Aussenbezirk von Hue zwei Dorfteile verbindet. Diese Bruecke ist eine Holzkonstruktion aus dem Jahr 1776 und ist auch heute noch ohne groessere Blessuren oder Einschraenkungen voll funktionsfaehig. Die sehr schoen gestaltete Bruecke beinhaltet in der Mitte einen Altar und auf den Brueckenraendern finden Ruhesuchende auch zu einem Schlaefchen im Schatten Platz.

Die "Japanese Bridge"

Die "Japanese Bridge"

Die Omi erklaerte uns die einzelnen Schritte der Reisgewinnung

Die Omi erklaerte uns die einzelnen Schritte der Reisgewinnung

Hier hilft auch kein Bleaching mehr

Hier hilft auch kein Bleaching mehr

Mit dieser Maschine werden die Reispflanzen aus dem Boden gezogen

Mit dieser Maschine werden die Reispflanzen aus dem Boden gezogen

Unsere Ueberlandflitzer...hier mit Barbara

Unsere Ueberlandflitzer...hier mit Barbara

Auf der anderen Seite der Bruecke betraten wir dann ein Gebaeude, in dem diverse Utensilien und Geraetschaften Platz fanden, die mit der Produktion und der Verarbeitung von Reis zu tun haben. Eine etwa 75 bis 80 jahre alte, gut gekleidete und fast zahnlose Omi mit einem netten Grinsen im Gesicht erklaerte uns dann mit enormem koerperlichen Einsatz und mit Schwung und Elan die einzelnen Arbeitsschritte der Reisproduktion. Nach einer guten halben Stunde verabschiedeten wir uns wieder von ihr und als wir noch ein kleines Reisstrohkoerbchen kauften, fand die Ueberschwenglichkeit fast kein Ende.

Ueber kleinere Nebenstraesschen suchten wir als naechstes den malerisch gelegenen "Hon-Chen-Tempel" auf, in dem Moenche ihrer taeglichen Arbeit nachgehen. Zu den Moenchen in Vietnam muss ich ein ppar Worte verlieren. Anders als in dem uebrigen Asien, in dem man Moench "auf Zeit" ist, ist bei den vietnamesischen Moenchen die Entscheidung fuers Leben getroffen. Sozusagen wie in einer guten Ehe: "Mitgegangen - mitgefangen", also "Lebenslaenglich".

In dem Tempel konnte ich die Moenche bei den Gebeten und der taeglichen Arbeit beobachten und auch ein paar Worte mit Ihnen wechseln. War ganz interessant.

Ein Detail des Tempels

Ein Detail des Tempels

Die Bluete eines Frangipanibaumes

Die Bluete eines Frangipanibaumes

Detail eines Mandarinenbaeumchens im Kloster

Detail eines Mandarinenbaeumchens im Kloster

Der Moench im Gebet ...

Der Moench im Gebet ...

Detail des Klosters

Detail des Klosters

Das Gelaende war voller wunderschoener Frangipanibaeume, mal mit, mal ohne Blueten

Das Gelaende war voller wunderschoener Frangipanibaeume, mal mit, mal ohne Blueten

Ueber den sogenannten Bunker Hill, einen Aussichtspunkt hoch ueber der Stadt, der aus dem Krieg mit den Franzosen stammt, ging es weiter. Von dort aus hat man eine grandiose Aussicht ueber die Stadt und den unten vorbeifliessenden Parfuemfluss.

Blick vom Bunker Hill auf den Parfuemfluss

Blick vom Bunker Hill auf den Parfuemfluss

Die Landschaft rund um Hue

Die Landschaft rund um Hue

Aufgrund der mittlerweile vorherrschenden Temperaturen von gut 35 Grad verzogen wir uns jedoch von dort sehr schnell wieder und fuhren zu einem der sogenannten Kaisergraeber weiter.

Im Gegensatz zu frueheren vietnamesischen Dynastien, die ihre Koenige im sogenannten Ahnendorf bestatteten, errichteten sich die Nguyen selbst praechtige kaiserliche Grabmaehler und waehlen hierfuer die bewaldete und huegelige Landschaft im Sueden von Hue aus.

So ging es als naechstes zum Grab von Tu Duc, der der Monarch mit der laengsten Regierungszeit der Nguyen-Dynastie war. Er herrschte immerhin 35 Jahre. Allerdings war er ein sehr schwacher Herrscher. In dieser Zeit haette Vietnam einen Kaiser gebraucht, der das Land gegen die Bedrohung der Unabhaengigkeit durch den Westen verteidigt.

Er jedoch zog es vor, sich in den von ihm selbst geschaffenen maerchenhaften Garten zuruckzuziehen und sich zu verschanzen, um dort 4000 Gedichte zu schreiben und zu philosophieren. Immerhin fand er jedoch noch Zeit, sich mit seinen 104 Frauen und unzaehligen Konkubinen zu beschaeftigen. Trotz der Vielweiberei blieb er aber kinderlos...vielleicht haett ihm einer zeigen sollen, wie ES geht ...

Der Eingang zu Kaiser Tu Ducs Grab

Der Eingang zu Kaiser Tu Ducs Grab

Schoene Details der Grabstaette

Schoene Details der Grabstaette

Ein Teil der Grabstaette

Ein Teil der Grabstaette

Nachdem die Hitze hier nun sich bei gut 40 Grad einpendelte, haben wir uns dann schattensuchender Weise auch recht zuegig wieder verduennisiert und liesen uns zum letzten Ziel unserer Reise chauffieren, der "Thie-Mu-Pagode".

Auf der Fahrt dorthin wurde aus einem der Mopedchen ein "One-Wheel", nachdem wir einen Platten gefahren hatten. So ging es halt ein kurzes Stueck zu dritt auf dem Gefaehrt weiter. Die Thien-Mu-Pagode ist jetzt mal anders als die Duftpagode eine richtige Pagode und liegt hoch ueber dem Nordufer des Parfuemflusses.

Die Thien-Mu-Pagode

Die Thien-Mu-Pagode

Die Einsaeulenpagode im Innenbereich

Die Einsaeulenpagode im Innenbereich

Seerosen im Pahodenteich

Seerosen im Pahodenteich

Die Pagode, die auch Linh Mu ("Pagode der himmlischen Frau") genannt wird, hat zwei Legenden zu ihrer Entstehungsgeschichte. Als Fuerst Nguyen Hoang im Jahre 1601 seine Herrschaft von Hanoi aus in den Sueden ausdehnen wollte, kam er am Ufer des Parfuemflusses an und traf dort eine aeltere Frau. Diese trug ihm auf, mit einem Raeucherstaebchen in der Hand so lange am Fluss entlang zu laufen, bis dieses zu brennen aufgehoert hatte. An dieser Stelle sollte der Fuerst dann die Stadt errichten. Der Fuerst betrachtete dies dann als Botschaft der Goetter und lies der Frau zu Ehren spaeter an der Stelle am Ufer die Pagode bauen.

Nach der Rueckkehr gab es nur noch einen relaxten Nachmittag.

29.03.2009

Am hellen Sonntagmorgen besuchten wir nach einem fruehen Fruehstueck (darum heisst es ja auch so, sonst waers ja ein Spaetstueck....) die sogenanne DMZ.

DMZ steht fuer DeMilitarized Zone. Gemaess den Bestimmungen des Genfer Abkommes von 1954 wurde Vietnam entlang des siebzehnten Breitengrades durch eine vorlaeufige Demarkationslinie aufgeteilt und zwar in Sued- und Nordvietnam.

Die Linie verlief am Ben-Hai-Fluss und sollte auf beiden Seiten durch ein 5 km breites Niemandsland abgeriegelt werden. Die Kommunisten und ihre Sympathisanten sollten sich in Nordvietnam sammeln, waehrend die Nichtkommunisten und die oppositionellen Kraefte in Suedvietnam sich beheimaten sollten.

Diese Grenze war aber ueber den Ho-Chi-Minh-Pfad in den Bergen und auf der Meerseite relativ einfach zu umgehen. In der Zeit ab 1965 wurden hier dann amerikanische Streitkraefte stationiert und die USA versuchten, dem chinesischen und sowjetischen Kommunismus, der sich hier natuerlich breit machte, Einhalt zu gebieten. Heraus kam der Vietnamkrieg von 1965 bis 1972, in dem etwa drei Millionen (entsprach damals etwa 10 Prozent der Bevoelkerung) Vietnamesen umkamen. Auch auf amerikanischer Seite gab es hohe Verluste.

Trotz eines immensen Mitteleinsatzes in Hoehe von 50 Millionen Dollar pro Tag holte sich hier die USA nicht nur eine "blutige Nase"... und wenn mann dann die Folgen hierzulande sieht, fragt man sich...warum das alles ????

In der DMZ haben wir uns die Ortschaft Dong Ha angeschaut, die direkt an der Grenzzone lag und dem Erdboden gleichgemacht war, bevor wir ueber verschiedene Stationen zu dem Tunnelsystem von Vinh Moc fuhren. Hier hatten die Vietnamesen Tunnel bis in 25 m Tiefe gegraben und sich dort bei den Angriffen verschanzt.

Bei der Besichtigung sollte man nicht klaustrophobisch veranlagt sein. Ausgewachsene Mitteleuropaer tun sich aufgrund der Groesse und Breite in dem System etwas schwer. Letztendlich war ich auch wieder froh, aus dem Tunnelsystem wieder draussen gewesen zu sein. Dennoch gab es zu denken, warum die Menschheit immer wieder wegen diverser Gruende mit Gewalt aufeinander losgeht.

Morgen Abend werden wir nach Saigon weiterfliegen, da sich aufgrund verschiedener Transportwidrigkeiten unsere Etappenziele nicht so verwirklichen lassen wie vorgesehen. Nach einem kuerzeren Aufenthalt in Saigon und im Mekong-Delta wird es nach Thailand weitergehen.

Einer der unzaehligen Soldatenfriedhoefe der Vietnamesen

Einer der unzaehligen Soldatenfriedhoefe der Vietnamesen

Der Uebergang am Ben-Hai-Fluss

Der Uebergang am Ben-Hai-Fluss

Die Tunnelanlage von Vinh Moc

Die Tunnelanlage von Vinh Moc

Die Vernichtungswaffen, die ueber das Land hineingehagelt sind

Die Vernichtungswaffen, die ueber das Land hineingehagelt sind

In dieser Riesenwohnung musste eine Familie Platz haben

In dieser Riesenwohnung musste eine Familie Platz haben

In diesem "Riesenraum" fand Schulunterricht statt oder er fungierte als Meetingpoint

In diesem "Riesenraum" fand Schulunterricht statt oder er fungierte als Meetingpoint

Du bist hier : Startseite Asien Vietnam Hue
Die Reise
 
Worum geht's?:
4 Monate raus aus dem Job und "back to the roots" ... von Indien bis Indonesien - eine Reise durch 10 asiatische Länder. 120 Tage voller Spannung. 120 Tage kennenlernen fremder Kulturen. 120 Tage Planung und Leben von einem Tag auf den nächsten. 120 Tage relaxen und geniessen. Einfach schön.
Details:
Aufbruch: 16.01.2009
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 15.05.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Kambodscha
Laos
Vietnam
Malaysia
Brunei Darussalam
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Alfred Helmlinger berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors