Ein Traum wird wahr - einmal um die Welt...

Reisezeit: Juli 2005 - April 2006  |  von Jens Marion

Vietnam: Hue, die Kaiserstadt

Nachdem wir bei unseren letzten beiden Trips die Natur Vietnams bewundert haben, war diesmal Kultur angesagt.

Kaum aus dem Bus ausgestiegen, waren wir von mindestens 10 Vietnamesen umringt, die uns alle in ihr Hotel abschleppen wollten. Die haben natuerlich auch alle auf einmal auf uns eingeredet und an uns gezogen, so dass wir bei dem Laerm kein Wort mehr verstanden haben. Irgendwann ist Jens dann der Geduldsfaden gerissen und es gab einen Riesenbrueller "Stop!". Dann waren sie erstmal vor Schreck kurz ruhig dann gings der Reihe nach, einer nach dem anderen durfte dann seine Story loswerden - wie im Kindergarten. Wir haben uns dann einfach fuer ein Minihotel entschieden und da wir wohl die ersten waren haben wir auch ein recht schoenes Zimmer zu einem vernuenftigen Preis bekommen. Dann zwei Fahrraeder gemietet und los ging es auf Erkundungsreise. Das war ganz schoen anstrengend. Und zwar nicht, weil es bergauf gegangen waere, sondern weil man die ganze Zeit aufpassen musste nicht umgemaeht zu werden. Die Vietnamesen kennen da ja nix einfach hupen und fahren. Dummerweise ist man auf dem Fahrrad der Arsch, weil man am schwaechsten ist. Ueberraschenderweise haben wir es bis in die Zitadelle ohne grosse Unfaelle geschafft und haben dann auch gleich das erste Cafe angesteuert um den Fluessigkeitsverlust durch Angstschweiss wieder auszugleichen. Der Kaffee in Vietnam ist auch etwas gewoehnungsbeduerftig. Eigentlich ist es mehr so eine Art Espresso, der fuer jede Tasse einzeln aufgebrueht wird. Als richtiger Vietnamese schuettet man dann noch jede Menge Kondensmilch rein, natuerlich nur die von Baeren-Brand. Wobei Kondensmilch schon geschmeichelt ist, eigentlich ist das eine dickfluessige Masse, die pappsuess ist.

Da ist selbst Jens morgens wach. Naja nicht ganz aber ein bisschen wenigstens

Da ist selbst Jens morgens wach. Naja nicht ganz aber ein bisschen wenigstens

Vielleicht noch ein Wort zu unserem Hotel: man koennte meinen wir haetten kein eigenes Gehirn (vorsicht wir koennen euer Gelaechter bis hier hoeren). JEDES mal wenn wir an der Rezeption vorbei liefen kam der Satz: What you gonna do today? Wenn man dann geantwortet hat, dass man was anderes macht als einen bloeden Trip vom Hotel zu buchen (2US$ fuer einen Tagesausflug - das glaubt auch hier kein Mensch) hiess es: Maybe tomorrow? Dann bekam man einen Werbezettel in die Hand gedrueckt. Das nicht ein oder zweimal genug gewesen waeren, nein wir sind mindestens 15 Mal gefragt worden und hatten bald einen Stapel Werbezettel im Zimmer.

Am naechsten Tag war die Kaiserstadt angesagt. So eine Art vietnamesisches Remake der Verbotenen Stadt. In der groessten Mittagshitze haben wir uns dann ueber das Gelaende geschleppt. Irgendwie hatten wir uns bei der Groesse des Gelaendes etwas verschaetzt, es war riesig und es gab immer noch ein Gebaeude. Nach zwei Stunden hat Jens angefangen zu streiken, dummerweise musste er sich noch von mir eine halbe Stunde rumschleppen lassen, da er alleine den Ausgang nicht gefunden haette

so sieht ein richtiger Streik aus

so sieht ein richtiger Streik aus

Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wenn die Hitze in Kambodscha auch so ist kann der Besuch in Angkor Wat ganz schoen heftig werden. Sind ja nur 300 km2 an Besichtigungsflaeche.

Danach sind wir noch in der Zitadelle rumgeradelt, ein kleiner, von einer 7 Meter dicken Mauer eingezaeunter Stadtteil. Nein die Leute werden abends nicht weggesperrt, trotz Kommunismus Wir haben zur allgemeinen Belustigung beigetragen, wir waren die einzigen Touris die wir den ganzen Nachmittag gesehen haben. Wir sind beaeugt worden und viele Kinder haben mit dem Finger auf uns gezeigt und gekichert. Tja so isses eben. Wir haben dort an einer Strassenkueche gegessen, super lecker. Wir haben zusammen 15.000 Dong bezahlt (weniger als ein Dollar).

Angenervt durch unser Hotel und die Stadt haben wir die Weiterfahrt schon fuer uebermorgen gebucht und wollten uns noch am naechsten Tag eins der kaiserlichen Graeber anschaun, die stehen hier rum wie Sand am Meer. Wir machten uns also alleine (zum Unverstaendnis unseres Hotels) auf den Weg. So unkonzentriert kann man hier ja nicht rumfahren, als Radfahrer hat man ganz schlechte Karten. Also hatten wir beide den Blick stur geradeaus, als auf einmal von links eine Stimme kam. Hey where are you from? Da hatte sich ein aelterer Man angeschlichen und wich auch nicht mehr von unserer Seite, schliesslich wollte er ja mit uns reden. Als wir dann kurz anhalten mussten wos weitergeht ging die Fragerei los. Wo wollt ihr hin, wie lang seit ihr hier, in welchem Hotel wohnt ihr usw. Marion gab bereitwillig Auskunft, ich dagegen war immer noch skeptisch. Und als er uns dann anbot uns eine private Fuehrung zu machen war alles zu spaet bei mir. Aber sofort kam der Satz das er kein Geld will sondern nur eine Postkarte aus Deutschland. Na gut, was soll schon passieren er wird uns schon nicht ueberfallen. Dann fuhr er voraus und wir hatten einen super schoenen Nachmittag am Grab. Also nur mal so zur Erklaerung, die Kaiser von frueher haben schon zu ihren Lebzeiten an ihrem Grab gebaut. Und das nicht zu knapp, man kann nicht behaupten sie haetten gegeizt - man solls ja nach dem Tod auch noch schoen haben.
Wir wandelten in einem riesigen Garten mit einem See und Tempeln, man konnte das im ersten Moment nicht unbedingt als Grab erkennen.

wies nach dem Tod aussieht weiss niemand, aber man kann sich ja gut darauf vorbereiten

wies nach dem Tod aussieht weiss niemand, aber man kann sich ja gut darauf vorbereiten

Jedenfalls redeten wir hier nicht nur ueber diese historische Staette sondern auch ueber den Vietnamkrieg nicht nur der mit den Amerikanern, aber vor allem dem Krieg zwischen den Nord- und Suedvietnamesen. Es war alles sehr interessant, vor allem weil er alles hautnah mitbekommen hat. Aber die Haerte kommt ja noch, auf einmal fragt er uns wie denn nun die Wahlen in Deutschland ausgegangen sind. Da bin ich fast in den See gefallen. Er kannte die wichtigsten Politiker mit Parteizugehoerigkeit. Mich duerfe er nicht nach der grosspolitischen Lage in Vietnam befragen. Als wir gehen wollten hat er uns noch angeboten zu ihm nach Hause zu kommen um was zusammen zu essen. Als wir dort ankamen wurde uns wieder schlagartig bewusst wir arm seine Familie ist. Eine kleine Huette fuer ihn, seine Frau und fuenf Kinder. Trotzdem teilte er bereitwilig seine Fruechte und eine Suppe mit uns. Leider nahm dieser wundervolle Tag noch einen Abschied mit fadem Beigeschmack. Als er kurz in der Huette war kahm seine Frau zu uns und bettelte uns an, die Kinder muessen in die Schule (die muessen echt 40 $ Schulgeld bezahlen und das bei den Einkuenften) und das Essen ist knapp. Wir wollten die Familie gern unterstuetzen und ein bisschen Geld geben. Als sie dann aber das Geld bekommen hatte sagte sie das ist nicht genug. Wir waren sehr enttaeuscht, weil wir uns wieder wie ein paar wandelnde Dollarnoten gefuehlt haben, anstatt wie Gaeste. Er fuhr dann mit uns noch auf eine befestigte Strasse und zeigte uns den Weg in die Stadt. Er hat sich tausendmal entschuldigt, das seine Frau das gemacht hat. Wir waren ja nicht um das Geld boese sondern nur etwas enttaeuscht. Trotz allem war es ein sehr interessanter Tag. Aber es war Zeit morgen dieser Stadt good bye zu sagen.

© Jens Marion, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bisher sind wir ganz brav und zielstrebig durch unser Leben getingelt. Jetzt wagen wir den großen Schritt und wollen ein Jahr die Welt sehen. Unsere Route: Frankfurt - Bangkok - Auckland - Santiago de Chile - Buenos Aires - Frankfurt
Details:
Aufbruch: 12.07.2005
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 19.04.2006
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Halong Bay
Kambodscha
Phnom Pen
Neuseeland
Chile
Der Autor
 
Jens Marion berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Jens sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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