Bilderbuch Indochina

Reisezeit: November 2016  |  von Herbert S.

Saigon oder HCMC?: ausgeschlafen in die Stadt

Da man für eine 15tägige Reise nach Vietnam seit einigen Wochen kein Visum mehr benötigt, geht die Passkontrolle recht schnell, jedoch wird meine Frau Ulrike zurückgeschickt, da sie mit mir zusammen abgefertigt werden wollte. Dafür muß der Beamte dann für sie die Flugtickets von mir noch einmal begutachten. (Kontrolle ob wir auch nach 15 Tagen Vietnam verlassen – dabei reisen wir danach im Prinzip noch einmal ein – wenn auch nur als Transitpassagiere.) Unsere Trolleys sind wegen der Priority auch ganz schnell da und wir können nach ihrer Durchleuchtung ohne weitere Formalitäten den Flughafen von Saigon verlassen. Zahlreiche ATM – allerdings keine der Commonwealthbank (angeblich gebührenfrei) stehen draußen zur Verfügung. Die Citibank läßt inzwischen auch Abhebungen bis 8 Mill. Dong zu, nimmt aber Zusatzgebühren. Draußen wartet dann schon unser Mr. Hung, der uns mit einem großen SUV durch die Rushhour zum Hotel Liberty Central Riverside bringt. Er zeigt mir eine Stelle, an der ich eine vietnamesische Prepaid-Simkarte kaufen kann – 120000 VND mit 50000 VND Guthaben. Im Hotel werden die Pässe eingescannt und dann eine Kaution verlangt, die ich allerdings nicht mit der Mastercard machen will, da Ab- und anschließende Rückbuchung bereits einmal zur Sperrung der Karte geführt haben. Stattdessen ist man mit 50$ einverstanden. Auf dem Zimmer schmeißen wir uns direkt aus den verschwitzten Klamotten und stellen wegen eines defekten Duschschlauchs zunächst das Badezimmer unter Wasser. Nach dem Duschen fühlen wir uns fit genug für einen ersten Stadtbummel.

unser Hotel LIberty Central Riverside - liegt strategisch günstig

unser Hotel LIberty Central Riverside - liegt strategisch günstig

Das Zimmermädchen ruft schnell noch einen Handwerker, dem wir das defekte Teil zeigen können und dann verlassen wir das Hotel und prüfen direkt einmal, ob man ohne Zwischenfall über die Straße kommt. Der Hinweis von Mr. Hung ‚Hand hochheben’ und einfach gehen scheint zu funktionieren, denn Zebrastreifen scheinen auch hier nur Zierrat für die Straßen zu sein. Rege ich mich schon bei uns auf, wenn ein Radfahrer über den Bürgersteig fährt, muß ich hier gewaltige Zugeständnisse machen, denn im Laufe unseres Stadtrundganges muß ich lernen, dass auch Motorroller über den Bürgersteig Autos überholen können. Leider kann man nicht direkt an den Saigonfluß heran, da die Bootsanlegestellen alle abgesperrt sind.
Wir folgen einem Rundgang-Vorschlag aus einem im Zimmer ausgelegten Cityführer, der genau neben unserem Hotel am Majestic-Hotel beginnt und ohne Stops etwa 3 Stunden dauern soll.
Über die Nguyen Hue laufen wir vom Saigon-Fluß weg in Richtung Stadt. Besonders beeindruckend ist das neue? Wahrzeichen Saigons der Bitexco-Financial Tower mit seiner ultramoderne Form und einem Hubschrauberlandeplatz on top.

Bitexco-Tower

Bitexco-Tower

Über die überbreite Straße geht es direkt auf die alte Cityhall zu. Doch zurück zur Cityhall – auf dem Platz vor der Cityhall befindet sich eine sehr gepflegte Grünanlage die umrandet ist von meinen Lieblingsbäumen – Frangipani - und dann ein zwei moderne Einkaufszentren – Vincom-Center und UnionSquare- , in denen sich die ‚Weltmarken’ ein Stelldichein geben. Aber eingekauft wird anscheinend nicht, denn in den Malls herrscht gähnende Leere. (nach Aussage unseres Führers erfahren wir später, dass hier wohl Geld gewaschen wird.) Architektonisch haben sie jedoch einiges zu bieten.

Wir drehen aber kurz ab, und wollen einen Blick in das Saigon-Opernhaus werfen. Doch dort sind Bühnenarbeiter hektisch zugange und verhindern eine Besichtigung von Innen.

Es liegt bereits im alten französischen Viertel Saigons, in dem man auch noch einige alte hochherrschaftliche Kolonialbauten entdecken kann.

Für die nahegelegene Kathedrale sind wir inzwischen mit 12.00 Uhr local Time zu spät, um ins Innere zu gelangen, denn ‚sie macht von 11 - 14 Uhr Pause’.

Dafür ist gegenüber in dem alten Postamt, das von Eiffel erbaut noch voll funktionstüchtig ist und entsprechend genutzt wird, der Teufel los. Es scheinen sich hier alle Touristen zu treffen, um die Einheimischen bei ihren postalischen Geschäften zu ‚stören’.

Neben der Kathedrale liegt der kleine aber gepflegte 30-4-Park, der an die Wiedervereinigung Vietnams im Jahre 1975 erinnern soll. Meine Frau Ulrike klagt derweil über ‚Geschlauchtsein’ – immerhin ist es für uns ja eigentlich erst 6. Uhr morgens und so erholsam ist der Flugschlaf auch nicht. Außerdem schafft sie die Hitze und Luftfeuchtigkeit nicht so wie ich. Also suchen wir ein nahegelegenes Restaurant aus, nachdem wir eine kurze Pause auf einer Bank eingelegt haben und ordern Sprudelwasser und grünen Tee. Ulrike ist bald selig im Herrn entschlafen und macht ein kleines Nickerchen, während ich Leute auf der Straße beobachte.

Besonders interessant ist die aufgereihte Motorroller-Phalanx vor dem Restaurant . Alles ‚parkt’ sozusagen im Restaurant und ein älterer Herr ordnet die Roller bei Verlassen und Ankommen – so hat alles seine Ordnung. Zu den Rechnungen kommt immer noch die Steuer von 10% hinzu und meist auch noch Bedienung (häufig 5%) – so kommen natürlich hochinteressante Beträge heraus. Aus 75000 VND (vietnamesische Dong) werden dann 86625 – Münzen gibt aber keine – schließlich sind 1000 VND ja gerade mal 5€Cents. So habe ich dann nach meinen ersten Ausgaben auf einmal eine Fülle von unterschiedlichen Scheinen – beim abheben erhielt ich ja gerade mal 6 Scheine à 500000 VND und nicht wie in Usbekistan ein Bündel von 5cm Dicke.
Gestärkt und gar nicht mehr geschafft setzen wir unseren Rundgang fort und werden am Park, in dem der Wiedervereinigungspalast liegt jäh gestoppt. Wir wußten zwar, dass der Palast 30000 Eintritt kostet, aber dass dies bereits für den Park gilt war uns neu.

Da er allerdings auf unserem morgigen Programm als Besichtigung steht, lassen wir daher auch den Park links liegen und wandern südlich und dann westlich um den Park herum bis wir zur Thu Khoa Huan kommen, in deren Mitte ein sehr interessanter Komplex steht: der Saigon Streetfoodmarket.

Hier ist wieder einiges los, und im Inneren ist die Luft vom Grillqualm geschwängert; aber es gibt auch Exotisches wie helle Austern (6 Stck – 150000 VND – inzwischen meist als 150K beschriftet – eine sinnvolle Neuerung einfach drei Nullen wegzulassen, denn offenbar gibt es eh keine kleineren als 1000 VND-Scheine. Leider haben wir noch keinen Hunger und verkneifen uns solche Leckereien.

Am Ende der Strasse beginnt dann der riesige Komplex des Ben Than Market, in dem speziell in den Regionen der T-Shirts bereits recht aggressiv geworben wird. (Antatschen ist an der Tagesordnung und ein Hinweis ‚don’t touch me please’ führt nur manchmal zu einer Entschuldigung) Zur Zeit scheint besonders viel Nike-Fake auf dem Markt zu sein. Außerdem fällt mir auf, dass der Kaffee enorm teuer ist – 100g kosten zwischen 50 und 100K! Neu für uns und eigentlich sehr schön sind die auf der Straße angebotenen Faltpostkarten mit Torten, Segelbooten, Kathedrale und anderen Motiven – (3 Stück – 2$). Beim Verlassen des Marktes habe ich etwas die Orientierung verloren, finde sie anhand des markanten Towers jedoch sofort wieder.

Durch die Le Loi geht es weiter zum Saigon Square, an dem eine weitere Mall zum Besuch einlädt, um der Hitze ein Schnippchen zu schlagen. Sie ist weitgehend japanisch ausgerichtet und hat im obersten Stock eine sehr schöne Foodetage mit exklusiven Restaurants. Im Erdgeschoß gibt es sogar eine kleine Eisbahn (sinnvoll bei 32 Grad!). Auch hier verlassen wir die Mall wieder an einem anderen Ausgang und müssen uns erst einmal wieder orientieren.

kunstvolle Faltkarten

kunstvolle Faltkarten

Dabei fällt mir ein quadratischer bunter Komplex auf – ein Hindutempel (in der Ton That Thiep).

Auf dem Rückweg zum Hotel beschließen wir noch die Suche nach einem Restaurant für heute Abend zu tätigen, finden auch noch eine Moschee, zu der sich meine Frau Ulrike nicht bereit erklärt schmuddelige Umhänge umzulegen, um sie zu betreten.

Was wir bei uns überhaupt nicht kennen sind Parkhäuser für Motorroller! Sinnvoll in der Regenzeit?!

Motorroller-Parkhaus

Motorroller-Parkhaus

Es folgt eine Stunde Ruhe auf dem Hotelzimmer, ein kühles Bier danach in der happy hour im Bistro und dann zur in Dong Du auf Restaurantbesuch. Nun scheinen inzwischen alle Motorroller unterwegs zu sein, es ist ein unvorstellbares Gewusel.

Unsere Wahl fällt auf das Geylang Lor 9, und zwar da es hier Frosch gibt – in den Nachbarlokalen sitzen zahlreiche Touristen, hier ist niemand (außer uns) europäisch. Meine Frau ißt frittierte Frösche mit ebenfalls frittierten Knoblauchscheibchen und ist begeistert, ich wähle Nudeln mit Beef und PakChoi, dazu gibt es wieder Tigerbier draught. Ich bekleckere mein erst nachmittags frisch angezogenes Hemd, und prompt ist es nach unserer Rückkehr im Hotel schon wieder gewaschen, während ich noch bis ca. 22 Uhr Ortszeit das Bordbuch für die beiden letzten Tage schreibe.

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir wollten keine vorgefertigte Reise, aber aufgrund unseres Alters auch nicht als backpacker vor Ort alles organisieren müssen. Nach längerer Suche fand ich eine Adresse in Hanoi, die ein individuelles Programm nach unseren´Vorstellungen zu 'stricken' in der Lage war.
Details:
Aufbruch: 07.11.2016
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 27.11.2016
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Laos
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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