Reisebericht nach Kabul Afghanistan November 2005

Reisezeit: November 2005  |  von Andreas Timmler

Rückflug / back in civilisation ...

:: Mittwoch, 9. November 2005

Heute geht es wieder nach Hause. Unser Wecker klingelte bereits um 05:00 Uhr, da wir schon um 07:00 zum Flughafen fahren würden. Nach dem Frühstück holten wir unsere Sachen aus unseren Zimmern, verluden dies in die bereitstehenden Autos und fuhren zum Flughafen. Dort wollten wir uns mit vier Kindern treffen, die wir mit zur medizinischen Behandlung nach Deutschland nehmen konnten.

Die Straße zum Flughafengebäude ist in mehrere Sicherheitszonen aufgeteilt. An der ersten Straßensperre werfen die Soldaten einen ersten Blick in die Autos, bei der zweiten Straßensperre müssen Einheimische aus dem Auto steigen und sich kontrollieren lassen. Bei der dritten Straßensperre müssen die Gepäckstücke durch ein Röntgengerät, um diese auf gefährliche Dinge zu prüfen. Wir in unserem Tross konnten alle Stellen ohne jegliche Prüfung passieren.

Wir trafen unsere Patienten mit ihren Eltern und begaben uns in das Flughafengebäude und checkten ein, was ebenfalls sehr problemlos verlief. Die Zeit bis zum Abflug verbrachten wir in der Wartehalle und hatten besonderen Spaß mit einem unserer Kinder. Der Junge hatte in seinem Rucksack ebenfalls mehrere Tüten mit Pistazien, die er eigentlich seiner zukünftigen Gastfamilie in Deutschland schenken sollte. In der Wartehalle fing der Junge an, eine Pistazie nach der anderen zu knacken, den Inhalt zu essen und die Schalen auf dem Fußboden zu verteilen. So konnten wir anhand der Spur, die er hinterließ, immer sehr leicht seinen aktuellen Aufenthaltsort feststellen. Pünktlich um 10:30 Uhr konnten wir in unsere Maschine einsteigen, unsere Plätze einnehmen und uns auf den Heimflug machen. Unser Pistazienjunge setzte seine Gewohnheit auch im Flugzeug fort, so dass bereits nach kurzer Zeit der ganze Boden mit Pistazienschalen übersäht war, sehr zum Unmut der Crew. Wir baten den Jungen, seine Essensreste doch in einer Tüte zu sammeln und das bisher angerichtete Chaos ein wenig zu beseitigen. Nach einem ruhigen, 6,5-stündigen Flug, landeten wir wohlbehalten am frühen Nachmittag wieder in Frankfurt. Welcome to Civilisation!!!

Wir sind sehr froh und dankbar, dass dieser nunmehr 14. Hilfseinsatz erfolgreich beendet werden konnte und wir alle gesund wieder zurück bei unseren Familien sind. Als Fazit können wir sagen, dass dieser Einsatz ein voller Erfolg war. Auch sind wir froh, mit so wenigen finanziellen Mitteln so vielen Kinder den Weg in eine gesunde Zukunft bahnen zu können. Ein weiteres Fazit unserer Reise ist jedoch auch, dass Afghanistan erst ganz am Anfang des Aufbruches steht und nach wie vor, dringend auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen ist. Besonders die Ärmsten der Armen, die Kinder, sind auf helfende Hände angewiesen. Wir können nicht mehr, als an alle Leser dieses Reiseberichtes zu appellieren, ihre Hilfe für diese Kinder zur Verfügung zu stellen, sei es durch aktive Mitarbeit zum Beispiel als Gastfamilie für eines der Kinder, sei es durch Unterstützung von medizinischem Fachpersonal oder nicht zuletzt durch finanzielle Unterstützung, ohne die die Arbeit unseres Vereins nicht möglich ist. Es wird noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis dieses Land in der Lage ist, aus eigener Kraft die nötige Hilfe für die Menschen bereitzustellen, immer vorausgesetzt, dass der Friedensprozess weiter voranschreitet.

:: Eine Woche später, Mitte November 2005

Die zwei vergangenen Wochen nach unserer Rückkehr aus Kabul waren sehr arbeitsintensiv. Wir haben die dringendsten Fälle der untersuchten Kinder verschiedenen Ärzten in verschiedenen Kliniken vorgestellt. Für 21 dieser Kinder können wir nun eine Behandlung in Deutschland ermöglichen, da die Ärzte einer kostenlosen Behandlung zugestimmt haben. Zurzeit sind wir noch auf der Suche nach den restlichen, noch fehlenden Gastfamilien, die bereit sind, eines der Kinder während ihres Aufenthaltes in Deutschland zu betreuen und ihnen in dieser Zeit ein zu Hause geben möchten. Aus Kabul haben wir die Nachricht erhalten, dass für 15 dieser 21 Kinder die Reisepässe bereits fertig sind. Leider sind die Blanko-Reisepässe in Kabul ausgegangen, so dass unser Mitarbeiter Sadeq nun in einer benachbarten Provinz versuchen wird, für die restlichen sechs Kinder dort Reisepässe zu bekommen. Die Visa für die 21 Kinder werden nun beantragt, so dass wir sie in ca. drei Wochen in Frankfurt erwarten. Für diese Kinder beginnt dann eine neue Zukunft in besserer Gesundheit. Für die vielen weiteren Kinder, die auf unseren Wartelisten stehen, versuchen wir in den nächsten Wochen ebenfalls Behandlungsmöglichkeiten aufzutun. Ohne die finanzielle Unterstützung von vielen Menschen, denen das Leid dieser Kinder nicht egal ist, wäre unsere Arbeit als Verein "Kinder brauchen uns" e. V. nicht möglich. Deswegen möchten wir uns im Namen dieser Kinder bei allen Spendern sehr herzlich bedanken.

Soeben erfahren wir durch die Medien, dass es in Kabul auf der Jalalabad-Road drei Anschläge gegeben hat, bei dem neben einem deutschen ISAF-Soldaten auch acht Zivilisten getötet worden seien. Auf dieser Straße waren wir bei unserem Aufenthalt in Kabul auch mehrfach unterwegs. Wieder einmal merken wir, dass die augenscheinliche Sicherheit, die wir erlebt haben, noch keine echte Sicherheit bieten kann...

Wuppertal, 16. November 2005

Alexander Bröss Andreas Timmler

Wenn Sie die Arbeit unseres Vereins unterstützen und damit den Not leidenden Kindern in Afghanistan helfen möchten, können Sie dies mit einer Spende auf unser Vereinskonto tun.

Unsere Bankverbindung lautet:
"Kinder brauchen uns" e. V.
Konto: 463074100
BLZ: 362 500 00
bei der Sparkasse Mülheim a. d. Ruhr

Bitte geben Sie im Verwendungszweck Ihre Adresse an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt ausstellen können.

Weitere Kontaktmöglichkeiten entnehmen Sie bitte unseren Internetseiten unter der Adresse http://www.kinder-brauchen-uns.de

Gerne können sie uns auch einen Brief senden:
"Kinder brauchen uns" e. V.
Herr Dr. h.c. Markus Dewender
Obere Saarlandstr. 3
45470 Mülheim a. d. Ruhr

© Andreas Timmler, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Erfahrungen aus Afghanistan anlässlich eines humanitären Hilfseinsatzes für kranke und verletzte Kinder
Details:
Aufbruch: 02.11.2005
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 09.11.2005
Reiseziele: Afghanistan
Der Autor
 
Andreas Timmler berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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