Reise durch Aserbaidschan

Reisezeit: Juni 2015  |  von Daniel S.

Baku - Quba - Shahdag

Quba –Shahdagh-Xinaliq

Shahdagh – der Berg des Königs- wenn man es wörtlich übersetzt. Die gut asphaltierte Straße windet sich durch die steile Graslandschaft des nordaserbaidschanischen Kaukasus. Ab und an passieren wir kleine Laubwälder, die links und rechts der Straße den hungrigen und stadtmüden Wochenendtouristen in den unzähligen Kebaprestaurants Schatten spenden. Das plätschern der eiskalten Gebirgsbäche ist auch von der Straße aus zu vernehmen. Ein besonderes Gefühl der Gemütlichkeit beschwingt mich, als ich in einem der Cafes einen Chai zu mir nehme. Diese besondere Art der Gemütlichkeit und Entspannung kenne ich besonders aus den zentralasiatischen Ländern und auch dem Iran. Das Grün um einen herum wirkt im Kontrast zur öden, staubigen und trockenen Alltagsrealität der meisten Menschen wie ein Garten Eden, ein Zufluchtsort und Refugium für Balsamsuchende, die sich dem Moment hingeben und die Gedanken weit schweifen lassen möchten. Den wohlschmeckenden Chai auf der Zunge, den Blick Richtung Wald und Berge gerichtet und das Bachrauschen in den Ohren schwelge ich in Gedanken über meine Reisen durch Tajikestan, Uzbekestan und andere Länder der Region. Ich sehe die Landschaften an mir vorbeiziehen, die hohen Berge, fühle den Wind der mir ins Gesicht bläßt als mich wie aus dem nichts ein lautes hupen zurück in die aserbaidschanische Bergwelt holt. Ein ungeduldiger LKW Fahrer hatte die Geduld verloren als eine Schafherde beim Queren über die Straße zu lange brauchte. Die Fahrt geht weiter in die Berge, vorbei an Schafherden und Blumenwiesen immer weiter hoch ins Gebirge. Shahdagh selbst ist ein Tourismusort für reiche Aserbaidschanis, die sich in luxuriöser Atmosphäre und im Prunk der mehreren Sternehotels und Restaurants ein ausgiebiges Skiwochenende in Aserbaidschans nördlichster Ecke gönnen wollen. Das Skigebiet wurde erst vor kurzer Zeit erschlossen und glänzt mit guten Schneebedingungen, hervorragenden Unterkünften und fantastischen Aussichten in die Bergwelt Richtung Russland.

Für die Nacht jedoch beschließe ich weiterzureisen in eine der abgeschiedensten Bergregionen Aserbaidschans – in das kleine Dorf Xinaliq. Die Straße wird mit fortschreitender Entfernung schlechter und die Landschaft wird rauher und wilder. Der alte Opel ächzt die in den Fels gemeiselten steilen Kurven hinauf und die Bremsen quietschen bei der Abfahrt in die steilen Schluchten. Der Ausblick wird weiter und spektakulärer je weiter wir in die tiefe abgeschiedene Bergwelt eindringen. Es gibt kaum noch Dörfer entlang der Strecke und wir haben die letzte kleine Ansiedlung längst hinter uns gelassen als wir nach einer steilen Kurve in die baumlose Hochebene gelange, die den Blick in die hohen Kaukasusgipfel mit ihren steilen grasbewachsenen Hängen und furchigen Steilseiten freigibt. Noch einige steile Serpentinen liegen vor uns ehe wir nach ca. 3 h Fahrt den Ort am Ende der nun ungeteerten Straße erreichen – Xinaliq. Das Auto hält an, ich nehme meinen Rucksack und stehe vor den sich treppenartig auftürmenden in den Hang gebauten Steinhäusern die von unten wie eine steile Felswand anmuten, die sich gegen Himmel reckt. Der kleine Laden am Taxipunkt ist von außen vergittert und führt die nötigsten Lebensmittel – Vodka und Kekse stechen mir ins Auge. Ich beschließe die steinige Straße in den Ort hochzulaufen, vorbei an Hühnern und Eseln, die die im Ort wachsenden Gräser fressen. Als ich auf eine Gruppe älterer Herren stoße, deute ich mit meiner Hand und meinem Kopf, daß ich eine Übernachtungsmöglichkeit suche. Mein Ersuchen wird verstanden und die Herren zeigen weiter nach oben und bemerken dabei „Panjreh“, was auch auf persisch Fenster bedeutet, womit ich das Haus mit den weißen Fensterbalken leicht ausfindig mache. Ich laufe weiter den steilen Pfad hinauf und stehe nun vor der Türe des besagten Hauses.

© Daniel S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Aserbaidschan, dasLand, zwischen Rußland und der islamischen Republik Iran gelegen, geprägt vom Sozialismus der Sovjetunion und der subtilen persischen Kultur der vergangenen Jahrhunderte. Meine Reise soll mich von Baku aus in den Norden nach Xinaliq bringen und über das persisch geprägte Lahic weiter dem Weg der einstig osmanischen Karavanen nach Shaki folgen. Eine Reise durch die Geschichte des Handels, der Völker und der Ideologien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2015
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 15.06.2015
Reiseziele: Aserbaidschan
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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