STAUNEN IN DER STEPPE

Reisezeit: Juli 2011  |  von Christina L.

Berg Aulie im Ulytau Gebirge

Um noch tiefer in die Welt der Ahnen einzutauchen, ist das Ulytau Gebirge ein Muss für jeden, der auf den Spuren von Nomaden und Schamanen unterwegs ist. Der wahrscheinlich magischste und sagenhafteste Ort in Zentralkasachstan ist der Berg "Aulie". Für nomadische Turkvölker und Khane Zentralasiens war dieser Berg ein Ort besonderer Energie und Heilkraft. Der Weg zum höchsten Punkt führt an einer Bergquelle vorbei. Hier kann man seinen Vorrat an frischem und kühlem Quellwasser für den steilen und etwas abenteuerlichen Aufstieg auffüllen. Man sagt, das Wasser habe heilende Kräfte und viele Heilkünstler nutzen es, um damit Kranke zu behandeln. Seine Wirkung soll sogar über die Grenzen Kasachstans hinaus bekannt sein. Heilige und rituelle Orte sind meist an Quellen oder Brunnen zu finden. Sie sind oft der Schauplatz religiöser Praktiken und Riten. Quellwasser symbolisiert Reinigung und Erneuerung, steht aber auch für Heilung, Verwandlung und Erlösung. Quellgöttinnen bescheren Leben und Fruchtbarkeit. Gleichzeitig sind Brunnen und Quellen auch Orte der Begegnung und sozialen Austausches. Selbst wenn man nicht an die heilende Wirkung des Wassers glaubt - gesund und erfrischend ist das kühle Quellwasser allemal.
Der Aufstieg ist anstrengend, aber auch befreiend auf seine Art und Wiese. Man hat Zeit nachzudenken und die besondere Aura dieser Gegend zu spüren. Auf dem Gipfel angekommen, hat man eine wunderschöne Aussicht und kann die Größe des Gebirges, sei diese physischer oder spiritueller Natur, auf sich wirken lassen. Oben findet man eine Grotte und viele alte Gräber aus verschiedenen Jahrhunderten, in denen bedeutende Heilkünstler und Schamanen aus der Gegend begraben sind. Man glaubt, der Berg sei der Wohnort vieler Götter und Ahnengeiser und dies verleihe ihm seine außergewöhnliche Energie. Hier oben hat der Mensch Zeit, sich mit der Natur auseinander zu setzten und mit ihr Eins zu werden.
Den Zusatz "Aulie" findet man in vielen Bezeichnungen berühmter religiöser Orte und Stätten in Kasachstan. Plätzen, die so genannt werden, wird meist eine besondere kosmische Energie und heilende Kraft zugesprochen. Sie sind früher wichtige Orte des Kultes und der Riten für Nomadenvölker gewesen und sind es oft auch heute noch. Menschen und Menschengruppen kommen immer noch auf diesen Berg und vollziehen hier ihre religiösen Bräuche und Rituale - jeder hat hier seine eigenen Gesetze. Sie kommen hierher, um an diesem heiligen Ort der Ahnen neue Hoffnung zu schöpfen und Hilfe von den Göttern zu bekommen. Unter Muslimen ist es üblich, sich eine ruhige Minute zu nehmen und zu beten, bevor man den Aufstieg wagt. Für den, der glaubt, sagen sie, ist der Weg, den heiligen Mutter-Berg zu besteigen, auch nicht anstrengend.
Im Ort Ulytau selbst gibt es seit 2010 ein neues Gasthaus, das im Sommer von Gruppen gemietet werden kann. Daneben gibt es die typische Banja und eine traditionelle Jurte, in der man laue Sommernächte bei einem kasachischen Mahl verbringen kann. Seit zwei Jahren wird in Ulytau ein Projekt zum Thema Tourismus initiiert, im Rahmen dessen Sehenswürdigkeiten und Museen restauriert werden.

© Christina L., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ulytau liegt im Herzen der endlosen Steppen von Kasachstan und ist sowohl landschaftlich als auch historisch eine spannende und sagenumwobene Gegend.
Details:
Aufbruch: 11.07.2011
Dauer: 3 Tage
Heimkehr: 13.07.2011
Reiseziele: Kasachstan
Der Autor
 
Christina L. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.