Nicht ganz 1000 und eine Nacht in Zentralasien

Reisezeit: August 2006  |  von Florian Lehner

Chiwa - restaurierte Oasenstadt in der Wueste

Chiwa, das war das Ziel unseres ersten Stopps.
Nach der Ankunft und Akklimatisierung in Taschkent beschlossen wir mit unserer russischsprachigen Reisegenossin Johanna das "Pferd von hinten aufzuzäumen", d.h. zuerst eine lange Tour bis zum exponiertesten Punkt zu machen, um dann Stück für Stück dem Ausgangspunkt wieder näher zu kommen.
Wir waehlten dafür die unter Sicherheits- und Bequemlichkeitsaspekten beste Lösung: den Zug. Eine 21 stündige kurzweilige Zugfahrt durch die Wüste Kirikilum führte uns vom modernen Taschkenter Bahnhof nach Urgentsch.


Nach einem stärkenden Mahl ging es mit dem Bus weiter nach Chiwa, doch soweit kamen wir nicht...


ein Mann sprach uns an und lud uns in sein Haus ein. Wir sprangen mit ihm aus dem Bus, hielten ein Auto an, dass uns in sein Dorf brachte. Erstaunte Gesichter der Dorfbewohner, neugierige Blicke der Kinder und eine große Gastfreundschaft der Familie erwartete uns. Sofort wurden unzählig viele Scheiben "arbuz" (Wassermelonen) aufgetischt, Tee gereicht und unsere Begleiterin in ein Gespräch verwickelt. Auf Nachfrage begleitete uns der Gastgeber uns auf einer kleinen Fototour durch sein Dorf. Besonders interessant die Brotöfen, in denen die flachen Brote feucht gegen die Innenwand geworfen werden, um dort lecker gar gebacken zu werden. Am Abend wurden wir dann zu einem tollen PLOW (Reispfanne) eingeladen, Tee und Wodka durften nicht fehlen...
Geschlafen haben wir dann bei der Hitze der Nacht im klimatisierten Raum des Nachbarn.
Am nächsten Tag fuhr uns der Gastgeber mit seiner Frau nach Chiwa, um uns dort abzuliefern und die kranke Tochter in der Klinik zu besuchen.


Die Klinik machte einen eher rustikalen Eindruck, die Stadt dagegen gefiel uns von Anfang an. Sowjetische Archäologen hatten sie wieder aufgebaut und dabei insb. die Stadtmauer geschlossen und die schönen Medressen und Minarette mit kunstvoller Ornamentik und Dächern ausgestattet.
Im sehr freundlichen MEROS GUESTHOUSE fanden wir nicht nur eine ausgezeichnete Unterkunft, sondern einen zuvorkommenden Gastgeber vor.
Innerhalb der Altstadt fuehlt man sich wohl am ehesten in Usbekistan in 1001 Nacht versetzt: geschlossene Stadt mit Toren, alte Festung, Medressen, Minarette und Basare. Natürlich ist der Fortschritt und der Kommunismus an der lokalen Bevölkerung nicht spurlos vorbei gegangen. Schildern Reisende vor 100 Jahren noch ein Stadtbild mit Märchenerzählern, Kamelen und verschleierten Personen, sind die Menschen hier "westlich" gekleidet. Nur die männliche Kopfbedeckung weist noch auf die Vergangenheit hin. Man fühlt sich wie in einer lebendigen Museumsstadt.


Johanna traf bei ihrem abendlichen Fotoshooting auf einer Mauer einen alten Mann, mit der sie sich zurückversetzt fühlte in vergangene Zeiten. Als sie von der Mauer abstieg, träumte sie, dass der Mann auf einem "fliegenden Teppich" davonschweben könnte, doch er winkte tatsächlich freundlich zu ihr runter. Unten hätte sie auf Florian treffen können, der sich derweil aktiv an einer Gitarren und Handtrommel-Session im Basar beteiligte, wo der Verkäufer mit Freunden zur "Ladendienstzeit" fröhlich auf seinem Instrumentenrepertoire spielte. Nach dem Abend ging es nachts auf das Dach der Unterkunft, wo der Gastgeber Teppich und ein Tischchen aufgestellt hatte. Fast alle Gäste des Hauses entschieden sich dafür mit dem Schlafsack auf dem Dach zu übernachten und den wunderschoenen Sternenhimmel ueber der Wüste zu genießen und dann sanft in den Traum zu entschweben...

© Florian Lehner, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Jahr nach unserer Weltreise geht es nun nach Zentralasien. Nicole besuchte mit ihrer Freundin Kirgisien und Tadschikistan; gemeinsam bereisen wir im August 2006 nun Usbekistan, bekannt durch die orientalischen Staedte und die alte Seidenstrasse...
Details:
Aufbruch: 05.08.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.08.2006
Reiseziele: Usbekistan
Der Autor
 
Florian Lehner berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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