Der Wahn geht los

Reisezeit: September 2010 - April 2011  |  von kathrin schmeling

Auckland via Sydney

Da bin ich nun in Auckland und hab noch gar nicht erzaehlt, wie meine letzten drei Wochen in Sydney gelaufen sind. Aber das kommt davon wenn man bei Freunden ist und in der Kueche rumhaengt und die Zeit versabbelt. Und ploetzlich ist es Zeit in den Flieger zu huepfen und man wundert sich ueber das Tempo der Zeit.
Vielleicht fange ich mal an.
Es war merkuerdig, wieder in Sydney zu sein. Ich kam frisch aus dem Outback zurueck und hatte gerade Natur pur genossen, um dann in dieser riesigen Grossstadt zu stehen. Und es kostete mich einige Tage Eingewoehnungszeit. Danach vergingen die Tage irgendwas zwischen langsam und schnell, mit Straenden entdecken und baden gehen, mal ins Kino gehen, in die Kneipen gucken, kochen und rumlaufen und alles anschauen - was man eben so macht. Ich ergatterte Weihnachtsgeschenke und entdeckte Paddiongton und Manley. Morgens fruehstuckte ich in meinem Lieblingscafe bei Annette oder Christopher, jenach dem ob ich Lust auf Bananenbrot oder Rosinentoast hatte. Weihnachten kam und wir ueberstimmten Ash und hielten uns an unsere deutsche Weihnachtstradition und rissen die Paeckchen am 24. auf, weil wir keiine Lust hatten bis zum boxingday (der 26.12. am Morgen) zu warten. Am ersten Weihnachtstag picknickten wir im Park vor dem Botanischen Garten mit Blick auf die Opera bei 26 Grad. So ein Weihnachten hatte ich noch nie gehabt. Ab dem 2. Weihnachtstag wirkte Sydney wieder "entweihnachtet", die Leute setzten ihre merkwuerdigen Huete wieder ab und die Weihnachtsmaenner verschwanden aus den Schaufenstern. Denn hier verkleiden sich die meisten Menschen zu Weihnachten, egal ob jung oder alt. Als Engel oder Weihnachtsmann, mit Tannenbaumohrringen, wippenden Schneemaennern auf dem Kopf und besonders gerne mit Weihnachtsmuetzen. Diese Muetzen gibt es in blinkend, als Drahtschnecke, in winzig oder riesig, sprich in allen Weihnachtsvariationen. "The silly season" sagen die Leute in Sydney zur Weihnachtszeit und ich habe eine Idee bekommen, warum sie es so nennen.

Zu Silvester hatten Suelf und Ash ein paar Leute eingeladen und wir machten Sushi und besorgten Bier. Eine nette Party! Um 21.00 und 24.00 stiegen wir aufs Dach, um das Kinderfeuerwerk und das grosse Feuerwerk anzuschauen. Ganz einmalig! Vom Dach aus schaut man genau auf die Habourbridge, wo das Feuerwerk abgebrannt wird. Es ist nicht wie bei uns, dass jeder vor sich hinboellert, denn die Buschbrandgefahr ist viel zu gross. Deswegen werden gar keine Boeller verkauft. Aber dafuer gibt es eben ein allgemeines an der Habourbridge. Ich hab schon viele Raketenvariationen gesehen, doch ich muss sagen, dass ich diese wirklich besonders fand. Vielleicht weil der Rauch der Raketen ueber das Wasser schwebte und vielleicht, weil die Bruecke in dieser Beleuchtung wie ein riesiger feuerspuckender Mund aussah. Es war eben ganz besonders!
An meinem letzten Tag fuhren Suelf und ich in die blue Mountains, die blauen Berge! Weil es dort so viel Eukaliptus gibt und der verdampfende Oelfilm in der Luft liegt, schimmern diese Berge blau. Wir nahmen den Zug von der Centralstation aus und fuhren in ein kleines Bergdorf. Dann stiegen wir in einen Touristenbus und fuhren so lange, bis wir im Gruenen standen und gngen spazieren. The three sisters (die drei Schwestern) sind eine Bergformation, die wirklich huebsch ist und die waren unser Ziel. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einen riesigen Wasserfall vorbei, sehr beeindruckend! Die Blue Mountains sind riesig, man kann wirklich lange in ihnen wandern. Dabei ist es eher ein Krachseln und Steigen, denn die Wege fuehren hinauf und herunter. Tiefe Abgruende bieten spektakulaere Aussichten und

die Natur ist atemberaubend schoen.
Am Abend bereiteten mir Kelly und Shaun ein "Farwell", ein Abschiedsfest. Kelly und Shaun sind Freunde von Suelf und Ash und ich lernte sie an Silvester kennen. Wir wurden von den beiden bekocht mit Spanischen Huehnchen und viel Wein. Anschliessen beschlossen wir noch mehr Abschied zu feiern, aber bei Suelf und Ash weiterzumachen. Als ich gegen vier ins Bett wankte, wusste ich, dass ich in drei Stunden wieder aufstehen muss. Das klappte aber nicht, denn ich erwachte, als der Shuttelbus zum Flughafen schon laengst weg war. Ich packte geschwind meine Sachen und ergatterte ein Taxi.
Weil ich so schoen schrecklich unorganisiert bin, reichte die Zeit noch gut, denn ich wusste nur, dass ich gegen 9 am Flughafen sein musste, aber nicht, dass es 9.45 war und ich so noch eine dreiviertel Stunde gewonnen hatte. So stieg ich muede und noch betrunken in den Flieger.
In Auckland nahm mich Roger, der Vater von Ash (73 jahre) in Empfang. Wir beschnupperten uns ein wenig, brachten meine Sachen zu ihm nach Hause und gingen essen. Dabei stelten wir fest, das wir uns sympatisch sind. Er fuhr mich durch Auckland und zeigte mir alles, den Fischmarkt, verschiedene Viertel, die Innenstadt, das Haus seiner Mutter, die verschiedenen Straende.
Auckland kommt mir vor wie eine riesiges Dorf. In keinem Laden wird die uebliche Duedelmusik gespielt, nicht mal im Supermarkt. Der Geraeuschpegel ist wesentlich niedriger, als in Deutschland oder in den andern Laendern, die ich kenne. Die Menschen auf der Strasse rennen nicht und hetzen durch die Gegend, sondern bummeln durch die Stadt. Man wartet aufeinander, auch wenn es laenger dauert. Entweder haben die Autos gruen und fahren ueber die Kreuzung, oder auf beiden Seiten ist fuer die Fussgaenger gruen und kein Auto faehrt. Es ist schon fast unheimlich wie langsam eine Grossstadt sein kann. Es gibt 10 Vulkane in Auckland, alle erheben sich schwungvoll, gruen bewachsen aus dem Boden. Natuerlich findet man Schafe auf ihnen. Es klingt merkwuerdig, doch das Gras hier leuchtet viel intensiver und die Luft ist unglaublich rein. Noch nie habe ich so gute Luft geatmet! Vielleicht liegt es daran, dass es hier so wenig Menschen gibt. Ich glaub in ganz Neuseeland gibt es 4,4 Millionen Einwohner. Wenn man bedenkt, dass es in Sydney alleine schon 5 Millionen gibt... Weniger Mensch = weniger Dreck und Gestank.

Ich verliess Roger nach zwi Tagen und stieg in den Bus nach Tauranga, eine Stadt an der Westkueste. mal wieder bin ich in einem Backpacker gelandet, doch auch hier gibt es nur 20 Betten und es wirkt fast familiaer, jeder quatscht mit jedem, die meisten arbeiten auf den Kiwiplantagen und stehen morgens frueh auf. So bin ich schnell hier reingerutscht, obwohl ich erst einen Tag hier bin. Vom Backpacker aus kann ich das Meer sehen, es leuchtet quitschblau hinter einem Huegel hervor.
Neuseeland wirkt wie eine aufgeschlagene Decke auf mich, Huegel wohin man blickt, alle mit Gras bewachsen, es ist ein bisschen wie in Tirol, etwas flacher vielleicht und weniger steinig. Ueberall Schafe und Kuehe. Die halten das Gras kurz und vielleicht leuchtet es deshalb so intensiv. Ich bin hier fuenf Stunden mit dem Bus hergefahren und habe vielleicht 300 fahrende Autos gesehen, es gibt also kaum Verkehr. Dabei soll die Nordinsel viel staerker befahren sein, als die Suedinsel. Wahrscheinlich freut man sich dort, wenn man mal jemanden trifft, doch das muss ich erst noch heraus finden.

Machts gut, ich muss jetzt mal raus,
kaddy

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Noch drei Tage und dann geht es los. Nach Bali. Sechs Wochen habe ich dort Zeit, dann geht es weiter nach Australien, Neuseeland und Thailand. Mit fliegenden Händen packe ich meine Wohnung zusammen, telefoniere, suche, organisiere parallel zu allem. Bali. Als ich vor ein paar Tagen im Buchladen einen Reiseführer über Bali durchblätterte, bin ich fast umgefallen, weil es so schön ist. Unfassbar, dass ich bald in dieser Schönheit stehen soll.
Details:
Aufbruch: 22.09.2010
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 08.04.2011
Reiseziele: Indonesien
Australien
Neuseeland
Thailand
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
kathrin schmeling berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.