In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Neues Seeland: Vom Apfelpacker zum Wilderer

Wie ich zum Reinhold Messner Neuseelands wurde...

Nachdem ich der einen systematisch aussaugenden (seelisch, koeperlich und geistig auf Dauer einfach zu anstrengend fuer mein seichtes Gemuet, hab mir sogar mal einen Fingernagel abgebrochen!) Apfelindustrie endgueltig den Ruecken gekehrt habe musste ich erstmal raus und ein paar Tage zu mir selbst finden

Also ging es einfach mal planlos mit weniger als wenig Gepaeck auf eine 3-taegige Wanderung von Westen nach Osten durch den Abel Tasman National Park im Nord-Osten der Suedinsel Neuseelands, was ja bekanntlich suedlich des Aequators und noerdlich des Suedpols liegt, nicht wahr? (ja da kann man schon mal durcheinander kommen mit den ganzen Himmelsrichtungen, hier ist eben alles andersrum als man es so kennt). Das Einzig vorrausschauende, was ich fuer die Wanderung gemacht hatte, war fuer jeweils eine Uebernachtung eine kleine Holzhuette zu buchen und mir einen Schlafsack von hilfreichen Backpackern zu leihen fuer den Trip, aber nachdem der kleine Rucksack mit dem Schlafsack bereits aus allen Naehten geplatzt ist, musste ich eben an anderen Dingen sparen, wie zum Beispiel einer Taschenlampe oder Besteck. Klingt nicht weiter wichtig, aber wenn man dann abends nach 8 Stunden wandern voellig kaputt im Halbdunkeln in die Huette kommt, in der es keinen Strom gibt, sondern nur einen Holzofen und ein paar Matrazen, dann wird es schon zur Kunst, ohne nennenswerte Beleuchtung seine baked beans aus einer Konservendose (ohne Aufreiss-Dingens natuerlich, waer ja sonst auch zu einfach fuer den angehenden Reinhold Messner) zu schluerfen, nachdem man diese qualvolle 30 Minuten auf den Holzofen gestellt hat und sie danach immer noch lauwarm nur so halbwegs geniessbar waren. Aber ich hatte ja noch ein paar leckere, nass-feucht-labbrige Muesliriegel, die als Dessert den Hauptgang fast uebertroffen haben. Wie die Muesliriegel nass werden konnten fragt man sich vielleicht? Tja, das kam so, dass es in nicht unerheblichen Mengen geregnet hat tagsueber, so dass die aus Gepaeckgruenden auf eine Ausfuehrung Klamotten reduzierte Garnitur ziemlich feucht war abends und man leider aus Sicherheitsgruenden nichts ueber den Holzofen haengen durfte. Das widerum fuehrte dazu, dass man morgens in richtig schoen klamme Socken und ekligere Schuhe geschluepft ist, aber was tut man nicht alles, um den ersten Schritt zum Reinhold abzuschliessen...

da fuehlt man sich doch direkt zuhause und koennte sich n heimelichen Abend machen, wenn man denn Dosenoeffner, Gaskocher, Besteck und Wechselklamotten eingepackt haette

da fuehlt man sich doch direkt zuhause und koennte sich n heimelichen Abend machen, wenn man denn Dosenoeffner, Gaskocher, Besteck und Wechselklamotten eingepackt haette

Nicht, dass da ein falsche Eindruck entsteht: Es gab auch sehr schoene Momente auf diesem Kurztrip, z.B. sehr interessante Bucht-Ueberquerungen, die man so abpassen musste, dass einen die Flut nicht erwischt. So gitb es also ein Zeitfenster zwischen 12 und 2 Uhr, in dem man einmal quer ueber die Sandebene laufen muss, die ein paar Minuten vorher noch von Booten befahren wurde. Das macht hier teilweise einen Hoehenunterschied von 4m aus! Und vorrausschauend, planugssicher und clever wie ich nun mal seit Ewigkeiten bin (ich hoffe, man hoert die Ironie an dieser Stelle raus), hab ich mir bei dieser Ueberquerung natuerlich auch feuchte Flossen geholt, weil die Kack-Ebbe hier ganz miese Tagesform hatte und nicht ganz abgeflossen ist, so dass man trotzdem durch eiskalte kleine Stroeme waten musste.

Das gute an dieser feuchten Jahreszeit ist, dass niemand hier wandern geht, der nicht ganz richtig im Kopf ist und deshalb hat man die Natur weitestgehend fuer sich und die kann was hier oben, besonders wenn der Nebel aufzieht und man schon befuerchtet, dass gleich riesige schwarze "Nazgul" vom Himmel schiessen und einem den einen Ring entreissen wollen...

Das gute an dieser feuchten Jahreszeit ist, dass niemand hier wandern geht, der nicht ganz richtig im Kopf ist und deshalb hat man die Natur weitestgehend fuer sich und die kann was hier oben, besonders wenn der Nebel aufzieht und man schon befuerchtet, dass gleich riesige schwarze "Nazgul" vom Himmel schiessen und einem den einen Ring entreissen wollen...

Jack Wolfskins letzter grosser Auftritt (kleiner Wortwitz am Rande)

Tja, meine Jack Wolfskin-Wanderschuhe haben hier leider den Geist aufgegeben, obwohl man anerkennen muss, dass sie wirklich aufopferungsvoll gekaempft haben und bis zum Schluss Wind und Wetter (aber leider nicht mehr der Feuchtigkeit von unten) getrozt haben. Aber wie man weiss, hat alles ein Ende und deshalb hab ich sie nochmal richtig durch den Dreck gezogen

Ende im Gelaende (im wahrsten Sinne des Wortes)

Ende im Gelaende (im wahrsten Sinne des Wortes)

Der kleine Rochen hier hat das mit den Gezeiten hier auch unterschaetzt, was mir Warnung genug war, die Ebene schnell zu ueberqueren...

Der kleine Rochen hier hat das mit den Gezeiten hier auch unterschaetzt, was mir Warnung genug war, die Ebene schnell zu ueberqueren...

© Marius Schebaum, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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