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Reisezeit: November 2012 - Februar 2015  |  von Alexandra M.

Neuseeland: Roadtrippin' North Island

10/03 bis 22/03/14

Nachdem ich unser Auto am Stadtrand Aucklands - nach einer nicht enden wollenden Busfahrt dorthin - abgeholt habe und anschließend meine Reisebegleitung, beginnt der Roadtrip wie immer mit dem obligatorischen Besuch beim Supermarkt - Grundnahrungsmittel, Toilettenpapier, Spülmittel usw. - das geht schnell mittlerweile; ist zur Routine geworden.

Tracey reist schon eine Weile, ich hoffentlich noch eine Weile. Beide wollen wir sparsam sein auf diesem Trip - selber kochen statt essen gehen, wild campen statt Campingplatz. Unser gemietetes Auto hat zwei schmale, dünne Matratzen im Kofferraum, einen Gaskocher und alles Weitere was wir zum Kochen benötigen.

Unser Luxusgefährt (und Schlafzimmer)

Unser Luxusgefährt (und Schlafzimmer)

Wir fahren die nächsten Tage zuerst Richtung Norden, das "Northland" der Nordinsel Neuseelands entlang. Unseren ersten Mini-Gipfel besteigen wir noch am ersten Tag, den Tokatoka peak, das Innere; den nicht erodierten Teil eines sonst verschwundenen Vulkans, der steil und fast unwirklich aus der ebenen Landschaft hervorragt und von dem aus man fantastische Aussicht auf den Wairoa River hat.

Auf dem Tokatoka peak

Auf dem Tokatoka peak

Wir schlafen in einer kleinen einsamen Parkbucht in der Nähe des Lake Taharoa, wo wir auf dem Boden ein schnelles Abendessen zubereiten - wir haben weder Stühle noch einen Tisch im Auto - und uns schnell in selbiges zurückziehen - ganz schön kalt hier nachts!

Lake Taharoa

Lake Taharoa

Der nächste Morgen begrüßt uns jedoch wieder mit Sonnenschein und wir nutzen den Tag um das Gebiet um den Lake Taharoa etwas näher zu erkunden, ein bisschen laufen zu gehen und anschließend sogar baden - in eiskaltem Wasser. Das eiskalte Seewasser wird anschließend mit eiskaltem Duschwasser abgespült - hier gibt es eine der berühmten Open-Air-Duschen und wer weiß schon, wo wir die nächste finden, die frei zur Verfügung steht.

Die nördliche Halbinsel der neuseeländischen Nordinsel ist besonders bekannt für ihre Karribäume - Karribäume, die dort seit Jahrhunderten stehen; ein alter Baumbestand, der aktuell jedoch gefährdet ist durch Abholzung, Klimaerwärmung und ortsfremden Pflanzensamen, die von Besuchern hierher getragen werden. Pflichtgemäß sprühen wir unsere Schuhsohlen mit den Pestiziden ein, die an jedem Eingangsweg in einen Wald hier bereitstehen. Auch bereit stehen meist Holzbohlenwege durch die Wälder um die Bäume zu schützen - löblich, da hierdurch die Baumwurzeln nicht (oder zumindest weniger) beschädigt werden als durch trampelnde Füße, aber uns geht das Wandervergnügen dadurch etwas verloren - zu glatt, zu organisiert hier.

Nach einem Tag voller Karribäume ziehen wir uns wieder in eine Parkbucht zurück, die wir nach langem Suchen finden, und auch hier: es ist nachts bitterkalt und wir liegen früh im Bett.

Karribaumwald

Karribaumwald

Campingleben

Campingleben

Am nächsten Tag weckt Tracey mich wieder viel zu früh für meine Begriffe, aber sie ist wie immer schon um diese eigentlich unmenschliche Zeit - die Sonne ist doch noch nicht mal richtig aufgegangen - gut gelaunt und voller Energie - so wird sie doch heute den Nordzipfel der Nordspitze der Nordinsel Neuseelands, das Cape Reinga, sehen. Na ja, vielleicht, denn die Mädels waren ja gestern nicht mehr tanken, haben gedacht "da kommt schon noch 'ne Tankstelle". Man sollte nicht meinen, man habe es hier mit reiseerfahrenen Personen zu tun, die sich vielleicht hätten denken können - in Neuseeland, wo viele Schafe, aber wenige Menschen leben, gibt es nicht an jeder Straßenecke Benzin, vor allem nicht am Nordzipfel der Nordspitze der Nordinsel. Und zum Zurückfahren zur letzten Tankstelle ist es schon längst zu spät - die Tankfüllung lässt dies nicht mehr zu.

Aber da ist ja diese Baustelle, diese Arbeiter, die schon am Arbeiten sind, obwohl die Sonne doch noch gar nicht richtig aufgegangen ist. Die geben gerne Auskunft, die zwei Mädels sind wahrscheinlich das Ereignis ihres Tages, die zwei naiven Anfängerinnen! Jaja, aber da ist noch eine Tankstelle, nicht weit mehr, aber die hat noch nicht auf (ich sagte doch immer - früh aufstehen lohnt nicht!) und außerdem kann man da nur mit Karte zahlen und zwar nur mit neuseeländischer. Na prima. Na gut, was bleibt uns übrig, wir fahren dorthin. Und warten erstmal, bis die Besitzer auftauchen, die Tageszeit ist mittlerweile nicht mehr ganz so unmenschlich. Aber da ist ja noch das Kartenproblem - wir haben ja nun keine neuseeländische Bankkarte, aber irgendwann wird doch ein Dummer aufstehen und hierher kommen, zum Tanken, und den zwei naiven Mädels erlauben dies mit seiner Karte auch zu tun, Bargeld haben sie ja immerhin dabei, um dann ausbezahlen zu können.

Der Dumme erscheint auch irgendwann, der Tank ist voll, die Mädels zufrieden. (Naja, fast, eine denkt immer noch, sie hätte mindestens zwei Stunden länger schlafen können und wäre immer noch genau so weit im Tagesplan wie jetzt.)

Aber auf zum Nordzipfel der Nordspitze der Nordinsel Neuseelands. Hier steht ein Leuchtturm, in grüner Landschaft, der Himmel ist bedeckt, es stürmt. Wanderwege führen von hier aus noch weiter Richtung Norden; sind aber Mehrtagestouren, kommen heute nicht in Frage. Also wieder zurück, noch vor der Tankstelle kommen wir an Sanddünen vorbei, die wollen wir besichtigen und besteigen natürlich auch. Plötzlich ist das grüne Neuseeland nicht mehr grün, ist sandig; überall nur noch Sandhügel und Sand, auch in den Augen, denn es stürmt auch hier. Aber - wow! Was für ein Ausblick, was für ein Gegensatz zu der saftig und hügeligen Landschaft, die man hier sonst zu sehen bekommt, nur unterbrochen von endlos groß erscheinenden Karriwäldern. Neuseeland ist toll!

Frühstück am nördlichsten Zipfel Neuseelands

Frühstück am nördlichsten Zipfel Neuseelands

Cape Reinga

Cape Reinga

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Sandduenen

Sandduenen

Aber wir fahren weiter, es gibt ja noch ein bisschen was zu entdecken auf dieser Nordspitze: Wir passieren den Ninety-mile Beach und den ein oder anderen stürmischen Aussichtspunkt, bevor wir uns wieder auf die Suche begeben nach einem Platz, an dem wir unser Auto über Nacht parken können. Das ist hier fast immer schwierig, fast immer ein Problem: Die guten Plätze sind mit "no overnight parking"-Schildern versehen, die ich ja schon in Australien hassen gelernt habe, und andere Plätze gibt es fast nicht; möchte man nicht direkt an der Straße parken.

Aber irgendwann haben wir auch heute Glück; wir finden eine Parkbucht; diesmal sogar mit Nachbarcampern. Und wieder gleicher Ablauf: Kochen und Essen auf dem Boden, und heute, da die letzte gefundene Dusche am Straßenrand schon wieder 'ne Weile her ist, noch eine berühmt-berüchtigte Flaschendusche hinter einem Hügel. Br, ist das kalt, jetzt aber schnell ins Auto, das nicht ganz gerade steht; ist einfach zu hügelig, dieses Neuseeland; der Kopf liegt tiefer als die Füße, im Traum rolle ich. Wünsch' mir noch einmal jemand weiterhin einen schönen Urlaub! - Also erholsam ist DAS hier nicht!

Ninety-mile Beach

Ninety-mile Beach

Irgendeiner der vielen Aussichtspunkte

Irgendeiner der vielen Aussichtspunkte

Aber wer will sich hier schon beklagen; den nächsten Tag starten wir mit einem Spaziergang zu den Haruru-Wasserfällen (ja, war nicht meine Wahl, ich und Wasserfälle, aber Tracey braucht heute Auslauf und eine Bergspitze war gerade nicht in Sicht) und verbringen den Rest des Tages in dem kleinen Städtchen Kawakawa, dessen Hauptattraktion (laut Reiseführer) die vom Künstler Hundertwasser gestalteten Toiletten und (laut uns) die fantastischen Burger und die unschlagbare 80er Jahre Einrichtung und Musik sowie in diesem Jahrzehnt stehengebliebene Besitzer des danebenliegendes Pubs sind.

An diesem Abend finden wir keine, aber wirklich keinen Platz, an dem wir parken können. Nach gefühlten Stunden des Herumirrens in der Dunkelheit stellen wir uns einfach direkt am Straßenrand, auf ein Privatgrundstück, das alles andere als eben ist und eine Toilette gibt es auch keine. Das wird nicht die ruhigste Nacht; wir rechnen damit, dass jeden Moment ein Farmer an die Scheiben klopft und uns wegscheucht.

Und da rennt sie mir davon, durch den Mangrovenwald

Und da rennt sie mir davon, durch den Mangrovenwald

...zum allseits gepriesenen Wasserfall

...zum allseits gepriesenen Wasserfall

Hundertwasser

Hundertwasser

Stellplatz

Stellplatz

Am nächsten Morgen ist jedoch sogar Traceys Laune nicht ganz so gut wie sonst. Aber wir stehen in der Nähe eines Marineschutzgebiets; dort soll schnorcheln super sein. Es ist bitterkalt, viel zu früh für meine Begriffe zudem, aber wir machen uns trotzdem dorthin auf. Nach einem Frühstück und einem kleinen Rundgang an der Küste sieht die Welt dann auch viel besser aus. Tracey kneift diesmal, aber ich will wenigstens einen kurzen Blick auf die Unterwasserwelt erhaschen. Also warmen Pullover aus, Schnorchelausrüstung an. Brrr, eiskalt das Wasser, viel gibt es hier auch nicht zu sehen; viel zu stürmisch, das Wasser viel zu aufgewirbelt, Sichtweite gleich Null. Aber ich habe es wenigstens probiert und nach dem kalten Meerwasser erscheint sogar das kalte Wasser der Außendusche hier "warm".

Wir fahren weiter; wieder nach Auckland zurück, wo wir einen kleinen Zwischenstop bei der Autovermietung machen. Eigentlich wollten wir für eine Woche zusammen reisen, aber wir verstehen uns so gut, dass wir die Automiete auf fast zwei Wochen verlängern wollen; da die Registrierung (neuseeländischer TÜV) unseres Luxusschlittens jedoch in diesem Zeitraum ausläuft, müssen wir kurz beim Autovermieter vorbei um die Plakette für die erneute Registrierung abzuholen.

Marine Reserve

Marine Reserve

Auf den "Umgehungs"straßen zurück nach Auckland

Auf den "Umgehungs"straßen zurück nach Auckland

Aber wir halten uns hier nur so lange wie möglich auf; unser nächstes Ziel sind die Waitomo Höhlen, die berühmt sind für die Tausenden darin an der Decke lebenden Glühwürmchen. Auf dem Weg dorthin machen wir in Hamilton Halt. Es ist Freitagabend, wir gehen in die Stadt, laufen ein bisschen herum, setzen uns in eine Bar und trinken etwas. Ein nettes Städtchen ist das hier, aber wir fühlen uns in unseren Reiseklamotten etwas deplaziert und uns zieht es wieder in die Natur. Die Nacht verbringen wir in der Nähe der Waitomo Höhlen.

Hier wollen wir eigentlich eine Runde "adventure caving" machen, aber am nächsten Morgen ist es so kalt, die Vorstellung vier Stunden in einer kalten Höhle rumzukriechen und -schwimmen so unerträglich, dass wir kneifen und nur die Standard-Höhlenbesichtigung buchen. Diese ist toll, die drei zum Waitomokomplex gehörenden Höhlen sind beeindruckend, so sind die Tropfsteinformationen und vor allem die Floßfahrt durch eine Passage, an deren Decke Tausende von Glühwürmchen leben, die heller und schöner leuchten als jeder Sternenhimmel. Trotzdem - uns passiert eine Gruppe "adventure caver" - diese scheinen wirklich Spaß zu haben und wir bereuen es etwas, gekniffen zu haben.

Kurzer Zwischenstop in Hamilton

Kurzer Zwischenstop in Hamilton

Waitomo Caves

Waitomo Caves

Meine Reisegefährtin, ein "solcher" Mensch

Und manchmal trifft man auf Reisen "solche" Menschen. "Solche" Menschen, die einen erinnern, warum man diese ganze Sache, diese ganze Reise, eigentlich macht, ebenso wie der erklommenen Berggipfel, die ertauchten Meeresgründe, einen die Anstrengungen einer Reise - die endlosen Stunden in Bussen, Zügen, Autos, Nächte in lauten und hellen Schlafsälen, das Kochen in Hostelküchen, in denen es nie einen Topf in der richtigen Größe gibt und noch die Reste des Vorkochers in der alten rostigen Pfanne kleben - vergessen lassen. "Solche" Menschen, die was zu erzählen haben, denen man was erzählen will, die einen inspirieren und mit denen selbst endlose Stunden im Auto zum Vergnügen werden.

Tracey ist ein "solcher" Mensch. Auch seit langer Zeit auf Reisen, den sicheren Job als Polizistin an den Nagel gehängt, schlägt sie sich mit den gleichen Fragen herum wie ich: Wo war ich, wo bin ich und wo will ich eigentlich hin? Wir finden auch gemeinsam keine Antworten, aber wir wissen zumindest beide: Jetzt gerade sind wir am richtigen Platz. Und wir genießen die Zeit; es ist so einfach mit ihr ,es passt einfach alles: Sie ist lieber Beifahrerin, ich fahre lieber, sie geht gerne wandern, ich auch, wir können über die gleichen Sachen lachen und schimpfen. Und: wir wollen beide nicht das essen, was sie kocht, also übernehme ich das besser. Dafür baut sie jeden Abend das Auto zum Bett um und puzzelt unser Gepäck auf die Vordersitze. Und irgendwann, vielleicht zwischen Kilometer 300 und 400, wer weiß das schon so genau, werden wir zu Freunden.

Am nächsten Tag wartet unser vermeintlich nächstes Abenteuer schon auf uns - der Tongariro Alpine Treck nahe der Stadt Taupo, angeblich die beeindruckendste Tageswanderung überhaupt. Leider verfolgt uns das schlechte Wetter; es regnet Bindfäden und ist kalt; der Treck die nächsten paar Tage geschlossen. Etwas frustriert fahren wir trotzdem nach Taupo und gehen eine Runde in den naheliegenden heißen Quellen baden, nachdem wir zuvor zwei Stunden im Regen hierher gewandert sind - Spaß macht das hier nicht wirklich. Aufheitern kann uns allerdings das in Taupo befindliche "Super Loo" - eine wildcamperfreundliche Einrichtung der Stadt mit sauberen Toiletten und noch viel wichtiger - HEIßEN Duschen! Hiervon machen wir ordentlich Gebrauch, bevor wir uns für die Nacht auf einen naheliegenden Rastplatz zurückziehen.

DIE Sehenswürdigkeit in Taupo: Die Huka-Fälle. Hier schießt das Wasser nur so den Berg herunter, schon beeindruckend...

DIE Sehenswürdigkeit in Taupo: Die Huka-Fälle. Hier schießt das Wasser nur so den Berg herunter, schon beeindruckend...

...finden auch die Passagiere unzähliger Touristenbusse

...finden auch die Passagiere unzähliger Touristenbusse

Heiße Quellen

Heiße Quellen

Auch der nächste Tag begrüßt uns mit Regen. Wir fahren trotzdem gen unserem nächsten Ziel; Rotorua, wo wir uns mit dem Pärchen treffen wollen, das ich in Samoa kennen gelernt habe. Zuvor machen wir jedoch Halt an dem Park "Orakei Korako" - hier wird besonders deutlich, welcher geothermischen Aktivität Neuseeland ausgesetzt ist - die Erde spuckt Rauch und Wasser, es blubbert allen Ortens. Und es stinkt nach Schwefel. Wir machen hier unseren Rundgang; haben auch das ganze Areal für uns alleine - kein Wunder, es regnet Bindfäden. Tracey, ganz Engländerin, fühlt sich wie zu Hause und ich fühle mich einfach - kalt. Trotzdem war ein Besuch beeindruckend.

In Rotorua erwartet uns Linda, eine Hälfte meiner samoanischen Reisebekanntschaft. Wir sitzen in der Fußgängerzone - viel ist heute hier nicht los - unter der Woche und bei strömendem Regen - und trinken ein paar Tassen Tee; Ihr Mann André, gebürtiger Deutscher, jedoch seit vielen Jahren in Neuseeland lebend, kommt bald hinzu. Wir gehen thailändisch essen, das kann nie ein Fehler sein und unterhalten uns - ich mag diese beiden; solche Begegnungen mit netten Menschen machen mein Reiseleben aus. Leider könne sie uns keine Unterkunft anbieten, sie leben gerade im Umzugschaos, aber Tracey und ich finden auch in dieser Nacht wieder ein Plätzchen.

Orakei Korako

Orakei Korako

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Regen, Regen, Regen

Regen, Regen, Regen

Mit Linda und André

Mit Linda und André

Am nächsten Tag laufe wir ein Stück um den Lake Rotorua. Und auch hier: Es faucht, raucht und stinkt, ist beeindruckend. Wir wundern uns nur etwas - gewöhnt man sich an den Geruch? Linda und André sagen, ja, tut man, aber manchmal kommt es in Wellen, dann riecht man es trotzdem. Aber wir begeben uns eh schnell weiter in geruchsneutralere Gebiete - wir wandern auf den Gipfel mit dem schier unaussprechbaren Namen Maungakakaramea - eine schweißtreibende Angelegenheit, aber, mal wieder, lohnend, wie könnte es anders sein...

Rotorua

Rotorua

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Aufstieg zum Maungakakaramea

Aufstieg zum Maungakakaramea

...und Ausblick

...und Ausblick

Am Abend finden wir den vermeintlich perfekten Schlafplatz: In dem kleinen Städtchen Tauranga, in einer ruhigen, aber nicht zu ruhigen Seitenstraße, mit Picknicktisch und Toilette direkt nebenan. Wir packen unsere Kochutensilien aus, bereiten und essen unser Abendessen, bauen das Auto schlafgerecht um. Um, kurz bevor wir in unsere Koje kriechen wollen, festzustellen, dass wir uns die Straße direkt hinter der Polizeistation ausgesucht haben. Etwas ratlos schauen wir uns an - wir sind müde, wollen eigentlich nur noch schlafen und nicht mehr herumfahren um nach einem geeigneteren Übernachtungsplatz zu schauen. Außerdem habe ich schon zwei Tassen (sic! Gläser haben wir ja nicht) Wein getrunken und nur ich bin als Fahrerin versichert. Wir wollen aber auch keine teure Strafe bezahlen, noch wollen wir mitten in der Nacht von an die Scheibe klopfenden Polizeibeamten geweckt werden. So beschließen wir den Damen und Herren mal einen Besuch auf ihrer Station abzustatten und zu fragen, ob wir denn eigentlich hier stehen dürfen; schließlich gibt es hier kein Verbotsschild.

Man ist von unserem Besuch leicht amüsiert; wohl kommen nicht alle Tage zwei Backpackerinnen in Schlafanzughose (Tracey. Ich habe mich natürlich noch schnell fein gemacht) vorbei und fragen, ob sie sozusagen auf dem Revier schlafen dürfen. Man gibt uns bereitwillig Auskunft: Hier auf der Nordinsel dürfe man überall auf öffentlichem Gebiet parken, so lange dort kein Verbotsschild stehe; die allgemeinen "free camp"-Verbote von denen wir gelesen haben, gelten nur für die Südinsel. Außerdem habe man sowieso besseres zu tun, als schlafende Urlauber zu wecken, selbst auf den Plätzen, auf denen über Nacht parken eigentlich verboten sei. Man ist im Weiteren über unsere Sicherheit besorgt, wir sollen nicht in einsamen Gebieten parken (haha, wenn die wüssten wo wir schon so überall standen) und wünscht uns gute Träume.

Und warum sind wir nochmal jeden Abend umhergefahren um einen möglichst abgelegenen Platz zu finden, an dem die Polizei garantiert nicht auftaucht? Wir uninformierten Anfängerinnen, wir. Hinter der Polizeistation ein jedes Städtchens hätte es sich bestimmt (be)ruhig(ter) geschlafen.

Tauranga

Tauranga

Am nächsten Morgen, frisch ausgeruht, fühlen wir uns bereit für die nächste Gipfelbesteigung, den Mount Maunganui. Es ist heiß heute und der Wanderweg gut besucht, zu gut besucht. Aber wir werden mit einem atemberaubenden Blick auf das Umland belohnt - auf der einen Seite, in Richtung Nationalpark, atemberaubende Landschaft, auf der anderen Seite, in Richtung Tauranga, auf atemberaubende Fabrikschlote und Industrieareal plus etliche unschöne Hotelklötze - liebe Neuseeländer, was habt Ihr Euch denn hierbei gedacht?!

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Aber wir haben sowieso schon unseren nächsten Gipfel vor Augen und machen uns auf nach Coromandel Island. Hier verbringen wir die Nacht am Eingang des Coromandel Forest Nationalparks und den nächsten Tag mit der Besteigung der Pinnacles - einer 26 Kilometer-Wanderung. Diese ist anstrengend; es ist heiß, es geht permanent bergauf und kurz vor dem Gipfel müssen unendlich erscheinende Treppenstufen überwunden und ein paar Felsen mittels Stiegen erklettert werden und zwar in der prallen Sonne, denn hier wachsen nur noch kleine Bäume. Aber diesen Gipfel haben wir dann auch für uns und die Aussicht - aber seht selbst...

Und nach der schweißtreibenden Wanderung: Eine der beliebten Kaltwasser-Außenduschen

Und nach der schweißtreibenden Wanderung: Eine der beliebten Kaltwasser-Außenduschen

Den nächsten Tag lassen wir erstmal entspannt anklingen: Wir besichtigen die touristischen Höhepnkte dieser Halbinsel. Leider sind wir dabei alles andere als alleine, aber kein Wunder: Coromandel Island gehört landschaftlich gesehen zum schönsten, was ich bislang auf der Nordinsel gesehen habe.

Besonders bekannt ist Coromandel Island jedoch für den "Hot water beach" - ein Strand, an dem man bei Ebbe Löcher graben kann, die sich mit heißem Grundwasser füllen. Allerdings geht dies nur an einem kleinen Strandabschnitt und an diesem trifft sich heute was und wer auf der Coromandel Island unterwegs ist. Eine geeignete Stelle zu finden ist auch nicht einfach - entweder das Wasser ist kalt oder brühend heiß. Aber Tracey und ich scheuen ja keine Mühen, irgendwann werden wir fündig und nach Zusammenschluss mit dem Graben unserer Nachbarn hat das Wasser die ideale Temperatur und da sitzen wir nun, zu viert in diesem Wasserloch am Strand und schwitzen. Und obwohl hier viel zu viel los ist - es ist ein Riesenspaß - wer die Gelegenheit hat - nicht entgehen lassen.

Küstenlandschaft Coromandel Island

Küstenlandschaft Coromandel Island

Cathedral Cove

Cathedral Cove

Hot water beach

Hot water beach

Aber irgendwann kommt die Flut; das heiße Badevergnügen ist vorbei und wir ziehen weiter, oder vielmehr: wieder zurück, denn Tracey möchte noch in den Shakespear Nationalpark im Norden von Auckland, für den uns auf unserem Ausflug auf der "Northland" die Zeit gefehlt hat. Heute bin ich dankbar für die sechsspurigen "Umgehungs"Straßen Aucklands, diesen Nadelöhrs, durch das wir nun ein weiteres Mal müssen.

Wir schlafen ein letztes Mal in unserer Karre - diese war zwar zuverlässig, jedoch weder angenehm zu fahren und eigentlich viel zu klein um darin bequem schlafen zu können (aber man bekommt eben was man bezahlt) und begeben uns ein letztes Mal auf eine kleine Wanderung. Von hier sieht man die Skyline Aucklands und man sieht auch noch einmal wie schön es hier ist.

Aber leider ist dieser Roadtrip damit auch vorbei und vorbei ist auch die gemeinsam Zeit mit Tracey, die die perfekte und angenehmste Reisebegleitung war, die ich mir hätte wünschen können. Ich fahre sie zu ihrem couchsurfer nach Auckland, fahre das Auto zur Autovermietung zurück und danach mit dem Bus in die Stadt - der Platz neben mir bleibt frei. Komisch. Wann war nochmal die letzte Dusche? Ein Hostelbett im Achterzimmer und eine warme Dusche können sich so gut anfühlen, auch das lerne ich an diesem Tag.

Aber das Vergnügen wähnt nur kurz: Am nächsten Morgen fahre ich bereits zum Flughafen: Ich habe beschlossen - ich kann, will (und muss!) dieses Land nicht verlassen, ohne wenigstens noch ein bisschen von der Südinsel gesehen zu haben. Im nächsten Kapitel also: Berge, Strand und Freifall.

Bis dahin: Eure Alex

© Alexandra M., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Plan: Diesmal keine halben Sachen machen; wenn schon, dann richtig. Also: Job ist weg, Wohnung fürs erste auch, Abschiedstränchen sind gekullert und jetzt gehts los: 365 Tage oder länger, Australien und mehr.
Details:
Aufbruch: 01.11.2012
Dauer: 28 Monate
Heimkehr: 28.02.2015
Reiseziele: Singapur
Malaysia
Australien
Samoa
Vanuatu
Neuseeland
Der Autor
 
Alexandra M. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.