Guatemala - Land des ewigen Frühlings

Reisezeit: April 2019  |  von Beatrice Feldbauer

Fahrt nach Tikal

Abschied vom Paradies, so schnell geht das. Unten am Ufer erwarten uns bereits die beiden blauen Boote. Unser Aufenthalt in der Karibik ist bereits wieder zu Ende. Wir fahren zurück auf dem süssen Fluss. Vorbei an den Silberreihern, die am Eingang des Flusses auf beiden Seiten des Ufers stehen um zu kontrollieren, wer in das Land fährt. Dieser Fluss war das Eingangstor zu Guatemala. Auf diesem Weg haben die spanischen Eroberer dieses Land entdeckt und erobert.

Wir sehen Pelikanen beim Fischen zu, wie sie elegant über das Wasser gleiten. Sehen den flatternden Kormoranen zu, wie sie sich tollkühn kopfvoran ins Wasser stürzen und bald sind wir wieder bei der engen Stelle mit den Kalkfelsen.
Wir machen noch einen kleinen Abstecher in den Rio Tatin, wo sich eine von einem Argentinier geführte Lodge befindet, sehen die einfachen Häuser der einheimischen Fischer und entdecken gar die mobile Praxis des Zahnarztes. ‚La clinica‘ nennt sie unser Bootsführer.

Jetzt noch über den See, wo Fischer ihre grossen runden Netze auswerfen und schon erreichen wir den Ort, fahren unter der Brücke durch und fahren in den Lago Izobal. Auch hier liegen ein paar luxuriöse Jachten, Segelboote und Motorboote. Wir fahren bis zum Fort San Felipe. Eine Miniaturburg, die einige im Land, von wo aus die Spanier die Bewegungen auf dem Wasser und den Handel kontrollierten.

Spieglein, Spieglein...

Spieglein, Spieglein...

Bruno

Bruno

René MM

René MM

Hans

Hans

Veronika

Veronika

Zurück im Ort Rio Dulce wartet unser Bus und schon bald sind wir wieder auf der Strasse. Auf der Hauptstrasse des Ortes, die natürlich völlig überlastet ist. Hier treffen sich Überlandverkehr und lokaler Austausch. Pickups, Tuctucs, Mofas, PWs und Kleinbusse machen sich den Platz und den Vortritt streitig und so dauert es einen Moment, bis wir draussen auf dem Land sind. Vor uns liegt heute eine sehr lange Strecke bis in den Peten, bis nach Tikal ins Tiefland. Schon haben wir das Gefühl, dass wir ganz gut vorankommen, da hält uns eine Polizeisperre auf. Ein Polizeiwagen quer über die ganze Strasse und ein paar Polizisten in schwarzen-gelben Uniformen.

Sofort ist MM René bei Ihnen, versucht herauszufinden, was los ist, wie lange die Sperrung dauert. Es kann 1-2 Stunden dauern, verkündet er. Da heisst, eigentlich wissen die Polizisten gar nichts über die Dauer. Nur, dass in dem Dorf ein Pferdeumzug stattfindet und dass es dauert...

Jetzt sind alle Kameras gezückt, wer im Dämmerschlaf gewesen ist, ist wieder wach und wir schwirren aus, versuchen die Bilder, die sich uns bieten, einzufangen. Und was für Bilder. Bei der Tankstelle, die wir eigentlich anpeilen wollten, sammeln sich gegen 100 Pferde mit Reiter. Auf einigen sitzen zwei Personen. Junge Paare, Männer mit ihren kleinen Söhnen, auf anderen sitzen kleine Prinzessinnen. Gestylt und geschminkt bis zu den künstlichen Wimpern, in langen Kleidern, manche gar mit Krönchen sitzen sie da. Wie man abgeklärt guckt, haben sie von den grossen Vorbildern abgeschaut, nur dass beim Lächeln die Milchzahnlücke zwischen den Lippen hervorblitzt haben sie noch nicht ganz im Griff. Andere sitzen etwas verschüchtert da, so als ob sie gar nicht wüssten, wie sie in diese Situation gekommen seien. Geführt werden die Pferde von den stolzen Vätern.

Pferd und Reiter sammeln sich, zwei Schönheitsköniginnen voraus, der ganze Tross hinterher. Und alles wird mit lauter Musik und noch lauteren Kommentaren aus einem Lautsprecher übertönt.

Und dann macht sich der Umzug auf den Weg. Entlang der wartenden Wagenkolonne aus der Gegenrichtung, unter Beobachtung aller gezückten Handys der Zuschauer, seien es Einheimische oder Touristen, bewegt sich der Umzug der Strasse entlang. Einige Pferde tänzeln, andere schreiten gemächlich voran, wieder andere zerren nervös am Zügel. Die Reiter strahlen unter ihrem breitrandigen Cowboyhut oder sind so sehr mit dem Pferd beschäftigt, dass sie den Zuschauern keine Beachtung schenken können.

Und dann sind sie vorbei, schon folgen die Autos, die lange gewartet hatten. Unser Bus ist inzwischen zur Tankstelle eingeschwenkt. Wir kaufen ein paar Snacks und Getränke und steigen wieder ein. Noch eine ganze Weile fahren wir im Schritt-Tempo bis der Umzug vor uns abschwenkt und wir wieder freie Fahrt haben.
Die Strasse zieht sich dahin. Zwischen Weiden, abgeholztem Dschungel, immer kleineren Siedlungen über Schwellen, bei denen auffälligerweise immer ein Kiosk steht. Was wohl eher da war, die Schwelle oder der Kiosk.

René nimmt die Bestellungen für das Mittagessen auf, weil wir voraussichtlich nicht viel Zeit haben werden beim vorgesehenen Mittagshalt und weil die in dem kleinen Lokal sonst mit einer grossen Gruppe etwas überfordert sind. Doch die Zeit bis zum Mittagessen geht noch lange. Wegen dem Umzug sind wir fast eine Stunde im Verzug. Es geht gegen halb drei, bis wir eintreffen. Der Bus fährt gleich bis zum Eingang. Ich meine das wörtlich. Ein Schritt aus dem Bus – und wir sind im Restaurant.

Wir sind jetzt ganz in der Nähe von Yaxha, einer kleinen Ausgrabungsstätte, die wir besuchen wollen. Nur noch ein paar Kilometer auf einer unbefestigten Strasse direkt in den Dschungel. Fadengerade führt sie hinein in den Wald, man kann den Verlauf über kleine Erhebungen sehr gut sehen bis weit nach vorn.

Antonio meistert die holpernde Fahrt bravourös, auch als wir nach dem Eingang noch eine kleine Steigung, die eher wie ein ausgewaschenes Bachbett wirkt und von Bus und Fahrer einiges abverlangt.

Beim eigentlichen Eingang steigen wir aus, und werden gleich von Familie Brüllaffe empfangen. Ganz ruhig sitzen sie in den Bäumen. Ganz oben der Chef. Die anderen kommen langsam nach unten, allerdings immer nur ein bis zwei aufs Mal. Unter dem Baum gibt es eine kleinen Vertiefung, wo sich wahrscheinlich Wasser sammelt. Ganz vorsichtig nähern sie sich dem Ort, lecken ein paar Tropfen und klettern auf den nächsten Baum. Faszinierend, diese tiefschwarzen Tiere zu beobachten. Sie lassen sich von uns überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, fühlen sich nicht bedränkt von unseren klickenden Kameras. Ich habe noch nie Brüllaffen so entspannt gesehen, meist kann man sie von weitem hören, oder sie hocken als schwarze Flecken in den Bäumen.

Nachdem alle Fotos geschossen, alle Videos gemacht, René und ich uns über das unerwartete Geschenk der Natur ausgetauscht haben, folgen wir dem Weg zur ersten Pyramide. Dabei begegnet uns noch ein kleinere Fuchs, der Richtung Ausgang strebt.

Wir kommen zum Ballspiel, der teilweise restauriert ist. Später erklärt René dass wir jetzt auf dem Hauptplatz stehen, dem Ort, der Vergleichbar ist mit dem Bahnhofplatz in Zürich. Hier wo der Haupteingang zur Stadt war, die immerhin gegen 30‘000 Bewohner hatte. Unten ist die Lagune, wo Waren angeliefert oder verschickt wurden, oben stehen Zollhäuschen, wo die Waren angemeldet oder, wer weiss, verzollt wurden. Alles was man über diese Vorgänge weiss, sind Spekulationen, Ansichten unserer westlichen Forscher.

Genaue Überlieferungen gibt es nicht. Aufgrund der Tatsache, dass die restaurierte Zollstation zwei gegenüberliegende Türen, also einen Durchgang hat und zum See zeigt, nimmt man an, dass es sich um eine administrative Abwicklung von Waren gehandelt haben muss. Ausserdem hat das Haus ein Steindach, was auf ein wichtiges Gebäude deutet. Weitere Gebäude sind noch immer unter den mit hohen Bäumen bewachsenen Hügeln versteckt. Forscher haben auch sie untersucht, aber in ihrem Zustang gelassen, denn unter der Erdschicht und den Bäumen, deren Wurzeln nicht tief greifen, sind die Gebäude besser gegen Witterung und Besucher geschützt.

Nebst den eindrücklichen Pyramiden und Tempeln gibt es aber auch allerlei interessantes aus der Botanik zu beobachten. Eigenartige Früchte, die über uns am Baum hangen, fantasievolle Formen der Lianen, eine leere Hülle einer Grille, die sich an der Besenpalme gehäutet hat, kleine dattelartige Früchte an einer Palme und Bäume voller Bromelien und langen Bartflechten.

nur noch die Hülle der Grille bleibt am Stamm der Palme kleben

nur noch die Hülle der Grille bleibt am Stamm der Palme kleben

Eine Würgefeige

Eine Würgefeige

Schlangenkaktus

Schlangenkaktus

Ruth

Ruth

Der letzte Besuch gilt der Pyramide mit Blick auf Lagune und Sonnenuntergang. Ich verzichte auf den anstrengenden Aufstieg, gehe zurück zum Bus und erkläre Antonio, dass ich ihm voraus gehen und versuchen möchte, ein Video zu machen, wie er mit dem schaukelnden Bus die holperige Strasse herunter fährt. Dass ich dabei auch zuerst wieder eine Steigung in Angriff nehmen muss, hatte ich nicht beachtet. Doch bald finde ich meinen Platz und warte auf den Bus. Inzwischen haben irgendwo Brüllaffen mit ihrem Geschrei angefangen, aus allen Richtungen ist ihr metallisches Brüllen zu hören. Dazu kommen andere Geräusche von Vögeln, von Insekten und in der einsetzenden Dämmerung gesellen sich auch ein paar Insekten oder Frösche dazu.

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Foto: Bruno

Als der Bus kommt, bin ich mit der Videokamera bereit. Mit der anderen Hand noch ein Foto zu schiessen, klappt leider nicht. Ich knipse noch ein Bild von der Strasse, aber das kann den abenteuerlichenn Strassebelag nicht richtig wiedergeben. Eindrücklich ist diese Strecke auf jeden Fall. Unglaublich, was Bus und Chauffeur hier aushalten müssen.

Antonio

Antonio

Es dauert noch fast zwei Stunden, bis wir an unserem Ziel ankommen und wir spenden unserem Chauffeur Antonio einen spontanen und verdienten Applaus.

Wir sind im Nationalpark Peten, in Tikal, der grössten Stadt der Mayakultur. Gerade noch rechtzeitig zum Nachtessen sind wir angekommen - René haut auch dafür schon während der Fahrt die Bestellungen aufgenommen und durchgegeben. Es gibt nur noch für kurze Zeit Strom im Hotel. Dann wird der Generator ausgeschalten. Als die Lichter ausgehen, findet man uns im Pool, wo plötzlich ein Poolmonster auftaucht. Wer die Schlacht gewonnen und wer für die leeren Flaschen am Morgen verantwortlich ist, wird nicht verraten. Getreu dem Motto: what happens in the jungle, stays in the jungle.

Fast hätte ich es vergessen zu erwähnen: Die Temperatur stieg heute fast auf 40 Grad.

Noch liegt der Pool ruhig da...

Noch liegt der Pool ruhig da...

Fladi und Listo

Die beiden haben den warmen Fahrtwind auf dem Fluss richtig genommen. Danach suchten sie einen ungestörten Platz im Bus und haben den Tag verschlafen.

Tote Steine sind eben nicht ihr Ding und 40 Grad im Schatten schon gar nicht.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Knapp drei Wochen werde ich auch dieses Jahr wieder mit ein paar Freunden durch Guatemala reisen. Farbige Märkte, fröhliche Menschen, Vulkane, Maya-Pyramiden im Dschungel zwei Ozeane und noch vieles mehr steht auf dem Programm. Reisen Sie mit uns ins Land des ewigen Frühlings.
Details:
Aufbruch: 04.04.2019
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.04.2019
Reiseziele: Guatemala
Honduras
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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