In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Panama: Bester Kaffee von Welt

Wie ich zum Kaffee Trinker wurde...

Man kann mich dieser Tage des Oefteren in Boquete mit einem dieser beruehmten Kaffee-Becher mit Plastik-Deckel zum Mitnehmen beobachten und Kenner meiner Eins werden sih fragen: "Wie ist das moeglich? Der Kahle Milchbubi mit Kaffee? Mag der doch gar nicht!"
Aber erst hier in Panamas Kaffee Hochburg mitten im Dschungel auf 1300 m, wo der beste Kaffee der Welt (die haben tatsaechlich eine Verleihung dafuer erschaffen, heutzutage wird auch alles praemiert, in Zukunft wahrscheinlich auch der schoenste Stuhlgang der Welt...) der Jahre 2001, 2004, 2005 und 2010 waechst, gepflueckt wird, getrocknet wird, sortiert un geroestet wird, bin ich zumindest temporaer zum Kaffee-Liebhaber geworden. Bin halt ein Feinschmecker, dass muss an meiner elitaeren, den Billig-ALDI-Kaffee-verabscheuenden Erziehung liegen.

Ne ueberzeugt hat mich eine organisierte Tour mit Carlos, unserem Guide, der jahrelang selbst Kaffee-Frucht-Pfluecker war und uns deshalb dreieinhalb Stunden lang jeden einzelnen Prozess vom Baum pflanzen bis zur fertigen Kaffee-Bohne detailiert erklaeren konnte und was fuer ein Prozess das ist: Der Quatsch dauert 5 Jahre und am Ende kommt ein kleines schwarzesDing raus, das eher aussieht wie Hasenkuettel und dafuer zahlen irgendwelche bescheurten Feinschmecker wie Jack Nicholson in "Bucket List" dann bis zu 379 $ pro Kilo und das ungeroestet! Wenn man diesen Edel-Kaffee auh noch geroestet, also kaffee-maschinen-fertig haben will, kann man locker nochmal 500 $ drauf packen!

Das Irre ist, dass die indigenen Arbeiter vergleichsweise einn Hungerlohn verdienen beim herstellen des "vollendet veredelten Spitzenkaffees": 0.92 $ die Stunde und 7,60 $ am Tag! Dafuer koennen sie auf den meisten Farmen dann auch alle Fruechte essen, die so kreuz und quer durch die Kaffee-Baeume wachsen, also hauptsaeclich Orangen un Bananen, deren Baeume widerum den noetigen Schatten fuer die kleinen Kaffee-Baeume spenden, aha, wieder was gelernt!
Wuesstet ihr Fertig-Kaffee-Kaeufer denn wie so eine Kaffee-Frucht aussieht? Also, diejenigen, die nicht denken, dass das Paket fertig am Baum haengt irgendwo in Italien natuerlich
Und die Arbeiter duerfen fuer die Saison (3-4 Monate) umsonst in so kleinen Huetten uebernachten. Aber ist ok, denn der Job im Feld ist hart genug, wenn man bedenkt, dass dort ueberall auch Tarantulas und giftige Schlangen wohnen, die allerdings ein wenig touristen-scheu waren vorgestern.

Da isse! kann man sogar direkt lutschen, schmckt ziemlich suess un klebrig, da denkt man an alles andere als Kaffee...

Da isse! kann man sogar direkt lutschen, schmckt ziemlich suess un klebrig, da denkt man an alles andere als Kaffee...

Sieht eigentlih ganz huebsch aus so n Kaffee-Bluete. Wie kann man da nur au die Idee kommen, den Fruechte-Inhalt zu verbrennen?

Sieht eigentlih ganz huebsch aus so n Kaffee-Bluete. Wie kann man da nur au die Idee kommen, den Fruechte-Inhalt zu verbrennen?

Wie der Kaffee zufaellig entdeckt wurde...

Gut, diese Geschichten sind wahrscheinlich halb Maerchen halb Wahrheit, aber fand die Erklaerung der Kaffee-Entdeckung ganz cool:

Stellt euch so n paar hungrige, gelangweilte und von der Sonne, die ihnen den ganzen Tag auf die Plaete geschienen hat, n bisschen vermatschte arabische Kameltreiber vor. Die kommen abends an ein paar Buesche, brechen die Zweige ab und machen sich erstmal ein lecker Feuer. Stell mir das dann so vor, dass einer von denen im naechsten busch pissen gegangen ist und mit der freien Hand (Araber haben damals einhaendig gepinkelt weiss man ja, andere Kultur halt) hat er beim Pinkeln so ne Frucht abgeknibbelt und sich in den Mund gesteckt. Als er fertig mit Pinkeln war, hatte der die rote Schale dann abgelutscht und den suessen Kern geschmeckt. Ganz lecker eigentlich, aber so nach ner Minute hats ihm nicht mehr geschmeckt und er hat ganz cool (wollte vor seinen Kumpels nich zeigen, dass ihm das eigentlich zu suess war) den Kern ins brennende Feuer gespuckt. Nach ner Weile hat dann einer seinen Kumpel gefragt, ob er einen in den Wind gesetzt haette, was der hoch und heilig verneint hat. Die Jungs am Feuer haben dann irgendwann gemerkt, dass der Geruch vom Feuer kam und es hat ne Weile gedauert, bis sie gemerkt haben, dass das von der einen abgelutschten Bohne ausgeht.
Tja, so sind die Araber drauf gekommen, diese kleinen suessen Kerne zu roesten und und weils in Arabien echt der Renner war, wollten sie nicht, dass irgendein kommerzgeiler Fremder sich was davon mitnimmt: Deshalb haben Sie die Bohnen abgekocht, so dass man sie nicht wieder neu pflanzen konnte (der Teil ist echt war und di Bohne ist halt gleichzeitig der Samen, clever von der Pflanze wa?). Aber so ein dahergereister kleiner, hutzeliger (gut, dass mi dem klein ist wieder meiner Vostellung geschuldet, aber der Rest ist echt wahr!) Inder mit verschmitztem Grinsen hat illgalerweise 7 ungekochte Bohnen mitgehen lassen und am Zoll noch rotzfrech angekreuzt, er haette kein Essen un nix zu verzollen. In Indien hat er die dann gepflanzt und zack, keine 5 Jahre spaeter, hatte Indien dann auch Kaffee und der Zollbamte in Arabien wurde gefeuert!
Im Laufe der Jahre kam der Kaffee dann auh nach Suedamerika und di Spanischen Eroberer haben ihn dann nach Europa gebracht, hat also fast eine Weltreise gemacht der Kaffee und nicht mal was bezahlt der Fuchs!

25 Stunden wetter-abhaengiges Trocknen und hin und herfegen, bis dann per Hand un maschinelol sortiert und verpackt werden kann...

25 Stunden wetter-abhaengiges Trocknen und hin und herfegen, bis dann per Hand un maschinelol sortiert und verpackt werden kann...

Wie der Kaffee in Starbucks-Tassen kommt...

Wenn der Kaffee dann ungeroestet nach Europa geschifft wird, werfen die Italiener die gruenen Bohnen dann nochmal eben 20 Minuten ins Feuer und behaupten steif und fest, das Roesten waere das Allerwichtigste beim Kaffee! Und deshalb denke viele Europaer eben auch, dass der meiste und beste Kaffee in Italien und bei Starbucks (mi Sahne, Zucker, Milch, Vanille-Pulver, Schoko-Pulver, Zimt und ein ganz bisschen Fair-Trade-Kaffee) produziert wird. Aber tatsaechlich wird der beste Kaffee in Indonesien und Panama produziert und die Starbucks-Nationen Deutschland, Frankreich und USA sind weltweit die groessten Abnehmer.
Die eifrigsten Trinker sind allerdings alle 4 skandinavischen Laender (im Schnitt 6 Tassen am Tag pro Person!), aber das goennt man denen ja auch, schliesslich muss man sich ja wach un bei Laune halten, wenns staendig dunkel und kalt ist

In Boquete wird die Kaffee-Produktion aber immer geringer, weil die Land-Preise sowas von in die Hoehe geschossen sind in den letzten Jahren (dank der vielen Touristen, die sich hier in den kuehlen panamaischen Bergen eine Residenz goennen wollen, so ein paar 70 jaehrige Hollaender haben sich sogar ein ganzes Schloss bauen lassen), dass es sich mittlerweile eher lohnt sein Land an irgendeinen Gringo zu verkaufen, anstatt sich jedes Jahr wieder mi dem Kaffe abzumuehen...

Wer Lust hat, mal ein Taesschen dieses deluxen Kaffees zu probieren, muss in Stuttgart das "Cafe Ruiz" suchen, wo der Enkel des alten Jose, der das Ganze gegruendet hat, eine Filiale eroeffnet hat...

Gestern habe ich dann wieder per pedes das Land erkundschaftet mit zwei sehr netten, kommunikativen und nicht eingebildeten Amerikanern (es gibt sie wirklich!), mit denen ich am Tag vorher die Kaffee-Tour gemacht habe. Wir sind den ganzen Tag auf der Suche nach Quetzal-Voegeln (diese kleinen, sehr schnellen und seltenen Voegel) durch dichten Dschungel gepirscht und mussten teilweise durch den Fluss warten! Echtes Naturerlebnis also, aber vor allem sehr interessante Gespraeche ueber unsere unterschiedlichen Lebens in Nebraska und Deutschland. Sie sind wahrscheinlich so "open-minded", weil sie schon viel gereist sind und 2 Jahre lang als Englisch-Lehrer in Japan gelebt haben.
Jedenfals haben wir uns so gut verstanden, dass ich mit den beiden morgen nach "Bocas del Toro",dem absoluten Insel-Karibik-Traum, fahre und dort mit den beiden Weihnachten feiere, an diesem fuer das Christentum und mich kleinen Heiden so wichtigen Tag...

Ne, das waer wirklich toll, dann Gesellschaft zu haben und wuerde meine Alleine-Reise-Erfahrungen auf jeden Fall zum positiven wenden...

Von der Wanderung lasse ich einfach mal die Bilder sprechen, manchmal ist weniger schliesslih mehr, vor allm wenn man so ununtebrochen Scheisse labert wie ich

das mit den suessen putzigen Haustieren haben die hier irgendwie anders interpretiert

das mit den suessen putzigen Haustieren haben die hier irgendwie anders interpretiert

soooooooo grosse Blaetter gibts hier!

soooooooo grosse Blaetter gibts hier!

und sooooo hohe Baeume!

und sooooo hohe Baeume!

und soooo nette Leute!

und soooo nette Leute!

und soooo leckere gebratene Bananen!

und soooo leckere gebratene Bananen!

© Marius Schebaum, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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