Rocky Mountains USA / Kanada

Reisezeit: August / September 2008  |  von Anke Schlingemann

Rocky Mountains National Park

Montag, 25.08.2008 Rocky Mountain National Park

Natürlich sind wir auch heute wieder weit vor dem Sonnenaufgang wach. Am frühen Morgen ist es wolkenfrei. Als es hell wird, machen wir uns auf den Weg zum Rocky Mountain National Park. Hier kaufen wir uns für 80 $ erst einmal einen National Park Pass, der ein Jahr Zutritt zu allen US-Nationalpark gewährt.

Der Rocky Mountain National Park hat auf einer Fläche von 1075 qm 191 zerklüftete Gipfel zu bieten, davon 78 über 3.600 m hoch. Der höchste ist der Longs Peak mit 4.345 m. Wenige hundert Meter hinter dem Parkeingang biegen wir ab auf die Bear Lake Road und legen einen ersten Stopp am Sprague Lake ein, um selbigen zu umrunden. Die 1,6 km lange Wanderung ist grandios. Die Gipfel der umliegenden Berge, u.a. der 3.756 m hohe Flattop Mountain, spiegeln sich im unbeweglichen Wasser. Eine traumhaft schöne Kurze-Wanderung, auf der uns eine Wapiti-Hirsch-Kuh und zahlreiche kleine Squirrels (Eichhörnchen) begegnen.

Sprague Lake

Sprague Lake

Die 16 km lange Bear Lake Road fahren wir weiter bis zum Ende. Hier angekommen umrunden wir zunächst den idyllisch gelegenen Bear Lake, der noch teilweise im Schatten liegt. Im Hintergrund rahmen einige 3 - 4.000 m hohe Gipfel den See ein.

Ein sehr empfehlenswerte Wanderung führt zu den Emerald Lakes (7 Meilen hin- und zurück). Der Weg führt vorbei an den von Bergen eingerahmten glasklaren Nymph und Dream Lake, die sich wunderschön in die Landschaft einbetten. Ständig ändert sich der Blick auf die Bergsilhouetten. Vom Ufer des größeren Emerald Sees hat man einen sehr schönen Blick auf die Felsformationen, an denen teilweise Wasserfälle (mit derzeit nur wenig Wasser) herabfließen.

Emerald Lake

Emerald Lake

Nach dieser schönen Einstimmung fahren wir weiter in den Park zur Old Fall River Road. Die originale Passstraße ist eine geschotterte 19 km lange Einbahnstraße, die durch das Endovalley verläuft. In den 80er Jahren gab es ausgelöst durch einen Dammbruch des Lawn Lake eine Überschwemmung, die eine immer noch sichtbare Geröllwüste hinterlassen hat.

Kurvenreich steigt die Straße bergauf und schlängelt sich durch den Canyon. Rechts und links der Straße gibt es dichte Nadelwälder. Einige Wasserfälle und alte Gletschermoränen sind zu sehen. Später wird die Vegetation weniger und wir erreichen die Baumgrenze. Nun sind wir vom Gipfelpanorama umgeben. Vereinzelt sind noch Schneefelder zu sehen, auf denen wir Elche (allerdings in weiter Ferne) ausmachen können. Die Straße endet am Alpine Visitor Center, dem höchstgelegensten Punkt des Parks. Ein kurzer, steiler Weg führt zu einem Aussichtspunkt. Auf über 3.600 m Höhe hat man einen tollen Rundblick auf das Bergpanorama. Leider ist es inzwischen stark bewölkt. In der Ferne sind dunkle Gewitterwolken zu sehen, aus denen einzelne Blitze hervorstechen.

Über die 77 km lange Trail Ridge Road fahren wir quer durch den Park. Diese wurde 1932 entlang der Route eines alten Indianerpfades über die sogenannte Continental Divide - die von den Rocky Mountains gebildete Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik errichtet. Zudem ist es die höchste Pass-Straße der USA. Der Anblick auf die umliegenden Gipfel ist fantastisch. Zunächst fahren wir zurück bis zum Forest Canyon Aussichtspunkt, wo man einen guten Blick in die gleichnamige Schlucht hat.

Am Rock Cut legen wir den nächsten Stopp ein und machen einen kurzen Spaziergang zu den Hoodoos, eine Gruppe pilzförmig erodierter Gesteinstürmchen. Hoodoos haben wir auf unserer Grand Circle Tour zwar weitaus schönere Exemplare gesehen, aber ihre Lage inmitten einer felslosen Prärie macht sie schon zu etwas Besonderem.

Rock Cut - Hoodoos

Rock Cut - Hoodoos

Die dunklen Wolken sind inzwischen bereits über uns. Als wir zum Auto zurückkehren beginnt es bereits zu hageln. Kurz darauf erreicht die Straße ihren höchsten Punkt auf 3.713 m Höhe.

Nun geht es weiter in Richtung Grand Lake über den weniger spektakulären Milner Pass und das Kawuneeche Valley. Am Fuße dunkler Bergwälder liegen saftige grüne Wiesen. Hier liegt das Quellgebiet des Colorado. Kaum vorstellbar, dass aus diesen vielen kleinen mäandernden "Bächen" ein so starker Fluss werden kann, der nicht zuletzt den Gand Canyon ausgewaschen hat. Der Wasserstand ist hier so flach, dass man problemlos durchwaten kann.

Auf der Weiterfahrt wird besonders deutlich, dass die Nadelwälder von sogenannten Pine Beetles (Nadelkäfer) befallen sind. Große Teile der Wälder sind braun oder bereits abgestorben und grau. Der Befall betrifft Wälder von Kanada bis Mexiko. Nicht zuletzt sind die zu lauen Winter schuld daran, dass die Schädlinge überleben können. Ein weiteres unschönes Beispiel des Klimawandels.

Wir verlassen den Rocky Mountain National Park und fahren weiter nach Westen. Schon nach wenigen Meilen ändert sich die Landschaft. Bald fahren wir durch eine hügelige Prärielandschaft. Der Highway 40, der streckenweise wie mit dem Lineal gezogen aussieht, wirkt wie ein Fremdkörper und lässt sich meilenweit mit den Augen verfolgen. Abgesehen von einigen kleinen Orten gibt es kaum Besiedlung.

Da langsam die Müdigkeit wieder einsetzt, fahren wir nur bis nach Craig. Unverhofft haben wir Probleme ein Quartier zu finden. Nach den letzten Übernachtungen in einfachen Motels suchen wir eigentlich ein netteres Hotel. Das am Ortseingang ausgeschilderte Holiday Inn gibt es offensichtlich nicht mehr und auch sonst wenige Alternativen. Also doch wieder Motel! Zu unserer Verwundung haben die meisten Motels ein "No Vacancy"-Schild im Fenster. Einzig allein dem Zustand des Motels ist es zu verdanken, dass wir doch noch ein Zimmer bekommen. Doch die Müdigkeit siegt, da sind wir schon mal zu Kompromissen bereit. Craig ist eine heruntergekommene Kleinstadt, die nichts Besonderes zu bieten hat. Rechts und links der Straße findet man die üblichen Supermärkte und Fast Food Ketten. Aber heute Abend ist uns das egal.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Foto-Reisebericht von Anke Schlingemann & Detlef Hälker Rundreise durch die amerikanischen und kanadischen Rocky Mountains. Colorado, Utah, Wyoming, Montana, Alberta, British Colombia
Details:
Aufbruch: 23.08.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 12.09.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Kanada
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!