Im 2CV-Sahara Nachbau über die Anden

Reisezeit: November 2005  |  von Joachim Schäffer

Durch den Chaco nach Bolivien

Immerhin kamen wir am nächsten Tag wieder auf eine asphaltierte Strasse, in Richtung Concepción, wo Walter dann in Asunción anrief und einen neuen Kühlerventilator nach Filadelfia bestellte.
Auf dem Weg dorthin, man konnte nach einer Weile feststellen das man in "zivilisierte Gegenden" kam, gab es sogar, Fahrbahnbegrenzungen und Mittelstreifen, fiel dann 35Km vor Filadelfia das zweite Mal der Auspuff ab - war also nix mit 10 Jahre Garantie aus Brasilien......
Der dortige Besitzer einer Werkstatt, den Walter von früher kannte, war dann mit der Garantie vorsichtiger aber eben auch realistischer: "Ich gebe Euch keine 10 Jahre Garantie aber länger als der letzte Auspuff wird der mit Sicherheit halten!" und Recht hat er behalten, der zweite Versuch hielt wesentlich länger.
Überhaupt war der Besuch in Filadelfia ein sehr schöner, es gab im Hotel für umgerechnet 8 US$, ein Zimmer mit Klima Anlage, sonst bin ich kein Fan von so etwas aber es war so sakrisch heiß, das die Klimaanlage bis zum späten Abend lief. Am nächsten Morgen war das Paket mit dem Lüfterrad da, ohne "ordentliche" Post!!!! Diese Dienste übernehmen in Paraguay die lokalen Busagenturen. Nach dem Einbau am Mittag ging es wieder los n Richtung Bolivien - nächste Übernachtung bei der Witwe des dort sehr bekannten "Mogadischu-Alex", einer schillernden Gestalt die sich im Chaco zur Ruhe gesetzt hat und selbst im höheren Alter immer noch einen Ausbildungsvertrag mit afrikanischen Staaten hatte, zur Pilotenausbildung!
Die erste Hälfte der Fahrt ging über Asphalt und entsprechend zügig, erst nach der Abfertigung an der Grenzstation, 150Km vor der Grenze fing wieder die Piste an. Und was für eine Piste! ich weiß nicht genau aber unser Schnitt lag bei ca. 30 Stundenkilometer und zum Glück war der Weg trocken. Interessant: Den ursprünglichen Pfad musste Alex auf eigene Kosten Anlegen - schließlich wollte er ja dort leben.. Nachmittags gegen 18.00 kamen wir an das Tor der Estancia Eleonora, mit verschlossenem Tor!!! Und die Vorstellung, eine Nacht direkt im Chaco und an der Piste fand ich auch nicht sooo prickelnd, deswegen schlug ich Walter vor:" Ich schlüpfe durch das Tor laufe zur Hacienda und schaue nach, wie es aussieht mit der Übernachtungsmöglichkeit." Walter grinste nur:" Bis zum Haupthaus sind es runde 4 Km, was machst Du wenn niemand da ist?" Die Vorstellung, im Notfall und bei noch runden 35°Celsius, gute 8Km umsonst zu laufen, fand ich dann auch nicht so arg verlockend, trotz einer nicht ganz schlechten 10.000m Bestzeit .

So beschlossen wir weiterzufahren und an einer geeigneten Stelle zu übernachten. Jedoch leichter gesagt als getan. Wir wollten weder neben irgendwelchen Pfützen noch direkt auf oder an der Piste schlafen. Nach einer ganzen Weile, runden 35Km, einer guten Stunde fanden wir eine Stelle, eine Abzweigung, an der links und rechts der Piste der Chaco ein wenig zur Seite wich, außerdem war die Stelle einen guten Meter höher als die Piste, das hatte 2 Vorteile: 1. Der Boden war ziemlich trocken und 2. Fahrzeuge die im dunklen auf der Piste fuhren, konnten ihren Weg nicht so gut "durch unseren" Lagerplatz wählen. Hätte ich nur an diesen schönen Grund gedacht....., immerhin der Abend mit Lagerfeuer, Brot, Thunfisch, Corned Beef und Bier war sehr sehr schön! Ich weiß nicht über was wir alles geplaudert haben - aber es war ging mit Sicherheit über "Gott und die Welt" wie es so schön heißt. Irgendwann wurden wir aber stiller und beschlossen ins Bett zu gehen: Walter in seine Ente, er passte auf die Beifahrerseite wie Maßgeschneidert! und ich in mein Zelt.
Dann gegen 2.00 Uhr war ich plötzlich hellwach:: Der Scheinwerfer eines Autos huschte, blitzschnell, durchs Zelt und ich bekam ebenso schnell einen Mordschreck!!! "Schiet, nix wie raus sonst bist Du platt", ging mir durch den Kopf. Aus dem Schlafsack war ich sehr schnell aber den verdammten Reißverschluss des Zelts bekam ich nicht auf und das Herz schlug mir, ungelogen, bis zum Hals. Ich hatte schon das Messer gezogen um einfach einen zweiten "Ausgang" zu schaffen, da bekam ich den Reißverschluss auf und konnte gerade noch die Rücklichter des LKW erkennen der gerade an unserem Schlafplatz vorbei fuhr!!! Und da ist mir auch wieder eingefallen, wir schliefen ja abseits der Piste und rund einen Meter höher.....
Aber denke einer mal daran wenn er so aus dem Schlaf gerissen wird.......
Immerhin verlief der Rest der Nacht erholsam, so das wir nach einem Frühstück, bestehend aus Brot, Thunfisch und Corned Beef und Kaffee, das man es auch vom Abendessen unterscheiden kann, in Ruhe weiterfahren konnte. Und da fing der Staub und die "wilde" Piste erst an.

Obwohl ich vom Rentenalter noch deutlich entfernt bin, sahen meine Hände und die Unterarme ungefähr so aus als wäre ich für viel Geld auf "alt" geschminkt worden!!! Aber irgendwann hatten wir dann die Grenze zu Bolivien überquert und man merkte recht schnell, das Paraguay und Bolivien noch nicht lange herzliche Freunde sein können: Im ersten Dorf, wo auch die Zoll und Passformalitäten erledigt wurden, lag wohl ein ganzes Regiment, das ein sehr lustiges "Wahrzeichen" hatte einen merkwürdig geformten Flaschenbaum..... fahrt selber hin und schaut ihn euch an....

Weiter ging die Fahrt nach Villa Montes und dort sind wir gleich auf ein Bier eingeladen worden weil die Jungs dort so begeistert von der Ente waren!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im 2CV Sahara Nachbau (Allrad) Offroad durch Paraguay und dann über Bolivien nach Chile. Überquerung der Anden im 2CV.
Details:
Aufbruch: 04.11.2005
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 30.11.2005
Reiseziele: Paraguay
Brasilien
Bolivien
Argentinien
Chile
Der Autor
 
Joachim Schäffer berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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