Cuba und Suedamerika

Reisezeit: Juni 2008 - März 2009  |  von Olli Schäfer

Bolivien: La Paz und El Alto

Hallo Ihr Lieben, sorry fuer die lange Sendepause. Ich habe den La Paz-Bericht leider nicht mehr vor Verlassen der Stadt fertig bekommen und war dann drei Wochen fern der Zivilisation. Ausserdem widerfuhr mir Unbill in Form von Parasiten in meinem Magen und in der Stadt. Nun aber der Reihe nach:

Zuerst einmal die Aufloesung des Bilderraetsels "Sternenhimmel" aus dem Kapitel Copacabana. Es handelt sich nicht um den Himmel sondern um die Erde. Auf den Huegel Cavalario fuehrt ein Kreuzweg hinauf, oben befinden sich weitere Kreuze und Pilger vollziehen dort diverse Kulte unter anderem das Abbrennen von Kerzen. Von deren russgeschwaerzten Wachs auf dem Steinboden stammt der dunkle Hintergrund. Die hellen Flecken sind ,Konfetti, Kronkorken und anderem Muell (unter anderem eine Klopapierrolle).

La Paz hat seinen eigenen Charakter und ist noch nicht zu einer dieser gesichtslosen Weltstaedte mit Shopping-Malls und Glitzerfassaden verkommen. Oberhalb des alten Stadtzentrums ist die Stadt ein einziger grosser Markt. Die Strassen sind von Verkaufsstaenden gesaeumt waehrend es fuer den Verkehr kaum ein Durchkommen gibt. Ein Gewusel in allen Bereichen. Polizistinnen stolzieren in High Heels umher und Indigenas mit Melone verkaufen alles Vorstellbare. Die toten Embryo und Baby-Lamas auf dem Hexenmarkt sind ein makaberer Anblick und was dort betrieben wird faellt in die Rubrik schwarze Kulte. Polizisten sind genauso haeufig anzutreffen wie in Peru aber sie sind weniger bewaffnet und versuchen meist den Verkehr zu regeln. Manchmal faellt es schwer einen Zusammenhang von den Gestiken und dem Getriller der Polizisten zum Geschehen auf der Strasse festzustellen. Legendaer sind die bis auf Augenschlitze verhuellten Schuhputzer, die wie potentielle Bankraeuber aussehen.

Gauner hat es auch einige, so versuchte ein falscher Polizist mich in eine Falle zu locken (ich liess ihn aber einfach stehen) und ein Paerchen versuchte mittels Trickdiebstahl meinen Rucksack zu klauen, aber ich habe gerade noch rechtzeitig aufgepasst. Auch die Paceñas (Frauen von La Paz) haben es faustdick hinter den Ohren. Ein Vorbenutzerin des Computers im Internetcafe hat in Google folgende Suchbegriffe eingegeben: como engañar a mi esposo (Wie betruege ich meinen Ehemann, 229000 Treffer).

Seitdem ich in Puno in Peru war, hatte ich mit Giardiasis zu kaempfen. Zwischendurch war es zwar immer wieder mal ein Tag OK, aber die laestigen Biester sind nicht mehr weggegangen. So suchte ich einen Arzt auf. Die Einrichtung war erstaunlich professionell und hatte westlichen Standard. Tabletten haben schlieslich alle Parasiten in meinem Magen vernichtet. Andere Parasiten habe mehr Spuren hinterlassen.

Zur Weiterreise musste ich nach El Alto, das mit fliessendem Uebergang direkt oberhalb von La Paz auf dem Altiplano liegt. El Alto allein ist schon fase eine Millionenstadt und doch keine Stadt sondern ein Konglomerat von halbfertigen Ziegelsteinhauesern entlang staubiger holpriger Strassen. Nur wenige Hauptstrassen sind asphaltiert und mitten im Stadtzentrum macht sich eine schnurgerade endlos lange Avenida breit. Pech nur, dass es sich dabei um die Start- und Landebahn des Flughafens von La Paz handelt. Das raue Klima in mehr als 4000 Metern Hoehe mit eisiger Kaelte nachts und erbarmungslos brennender Sonne tagsueber tragen ebenfalls zur Unwirtlichkeit bei. Ein Ort, wo viele stranden aber keiner freiwillig. Und nicht Wenige fuehren nichts Gutes im Schilde. Genau dort sollte mein Bus in die Region Apolobamba abfahren und das zu nachtschlafener Zeit um sechs Uhr morgens. Mit einem oeffentlichen Minibus gelangte ich in die Hoehle des Loewen, wo ich in einen anderen Minibus umsteigen musste. Dabei passierte es: Unvorsichtigerweise hatte ich meinen kleinen Rucksack neben mich auf dem Sitz gelegt. Ein Mann am Fenster schien die Uhrzeit wissen zu wollen und weg war mein kleiner Rucksack. Aergerlich wegen der persoenlichen Dinge wie Tagebuch, meiner Fotos in der Kamera (zum Glueck nicht viele, aber dieses und das naechste Kapitel bleiben deshalb fotolos) und der Musik auf meinem MP3-Player. Deshalb die Bitte, dass mir jeder zwei oder drei Lieder per E-Mail schickt, so dass ich meinen neuen Player damit laden kann.

Schwer zu sagen, was deprimierender war: der Verlust meines Rucksackes oder dass das Kassettenradio in dem Minibus dazu Geronimo's Cadillac von Modern Talking dudelte.

© Olli Schäfer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
on the road...
Details:
Aufbruch: 16.06.2008
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 24.03.2009
Reiseziele: Kuba
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Olli Schäfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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